Regionalliga Nordrhein
Refrath kann feiern: Klassenerhalt ist klar
HSG holt mit 26:24 gegen Dinslaken entscheidende Punkte. Für die HSG Siebengebirge lebt die Hoffnung nach 32:26 in Essen weiter. Haan gewinnt gegen Gelpe/Strombach hoch mit 37:28.

Das muss einfach raus! Für Trainer Kelvin Tacke und seine Refrather brachte der Sonntagabend nach dem eigenen Sieg über Dinslaken noch mehr Grund zur Freude. Die HSG hat mit dem Abstiegskampf nichts mehr zu tun. (Foto: Thomas Schmidt)

Wohl dem, der jetzt in der Regionalliga mindestens 23 Punkte auf dem Konto hat. Er kann Anfang Mai auf jeden Fall beruhigter in die Fortsetzung der Meisterschaft nach der ziemlich langen Unterbrechung über die Oster-Schulferien gehen. Diese Marke bringt schließlich absolute Sicherheit und das Zittern um den Klassenerhalt in dieser Saison ist vorbei: Den herbeigekrampften 26:24-Erfolg der HSG Refrath/Hand gegen den MTV Rheinwacht Dinslaken wertete das zusätzlich auf – was Trainer Kelvin Tacke und sein Team am frühen Sonntagabend in dieser Form zunächst nicht wissen konnten, weil dieser 24. Spieltag da noch nicht komplett durch war. Das holten kurz darauf aber die ebenfalls um den Klassenerhalt kämpfenden TuSEM Essen II und HSG Siebengebirge nach – und die Gäste halfen durch ihr 32:26 im Ruhrgebiet nicht nur sich selbst, sondern auch den Refrathern. Die gute Nachricht für die HSG: Jene 23:21 Punkte auf Rang fünf genügen nun definitiv für einen Platz in der Regionalliga 2025/2026. Das gilt selbst für den Fall, dass insgesamt drei Teams aus der 3. Liga runterkommen und dort für einen stark erhöhten Abstieg sorgen. In der Gruppe Nord-West steht der VfL Gummersbach II als Absteiger fest, in der Gruppe Süd-West wird es mindestens einen aus dem Trio Bergische Panther, TV Korschenbroich und TV Aldekerk treffen. Damit hätte die Regionalliga dann vier Absteiger, worauf die im Oktober 2024 zurückgezogene HG Remscheid anzurechnen ist, sodass „nur“ drei bleiben. Erwischt es zwei aus diesem Trio, gibt es entsprechend einen Absteiger mehr in die Regionalliga – demnach also vier, was aktuell zuträfe. Der extreme Fall, dass sowohl Panther als auch der TVK und der TVA runter müssen, ist mathematisch inzwischen ausgeschlossen.

Folgende Dinge sind geklärt: Ganz unten stehen der MTV Rheinwacht Dinslaken (Zwölfter/13:31) und der Bergische HC II (4:40) als Absteiger fest. Davor müssen TuSEM II (Elfter/18:26) und Siebengebirge (Zehnter/19:27) trotz des Sieges in Essen am meisten zittern. Vielleicht ein Handicap für die HSG: Sie tritt am 4. Mai beim HC Gelpe/Strombach an, ist jedoch am 10. Mai zum Abschluss spielfrei und muss zusehen, was die anderen noch unternehmen. Essen spielt am 4. Mai in Refrath sowie am 10. Mai gegen Gelpe/Strombach – und muss in der Endabrechnung auf jeden Fall vor Siebengebirge landen, weil der bei Punktgleichheit entscheidende direkte Vergleich für die HSG spricht (36:27, 32:26). Noch nicht endgültig am rettenden Ufer sind vier Klubs mit jeweils 22 Punkten: Gelpe/Strombach (Sechster/22:22), BTB Aachen (Siebter/22:22), Unitas Haan (Achter/22:24) und OSC Rheinhausen (Neunter/20:22). Rheinhausen würde sein Konto jetzt ausgleichen, falls es am kommenden Samstag das Nachholspiel gegen den Dritten HC Weiden (28:14) für sich entscheidet. Ganz leer ausgehen darf der OSC in Weiden, am 4. Mai beim TSV Bayer Dormagen II (Vierter/24:20) sowie am 10. Mai im Rückrunden-Duell mit Weiden eher nicht. Dazu sind Siebengebirge und Essen nicht weit genug weg.

 

Unitas Haan – HC Gelpe/Strombach 37:28 (16:12). Ob es an der ebenso ungewohnten wie ungeliebten Anwurfzeit an einem Sonntagmorgen um 11.15 Uhr lag, über die die Gummersbacher diesmal stolperten? Von Frische war jedenfalls insgesamt wenig zu spüren – und der nach dem frühen 0:1 (1.) durch Top-Torjäger Julian Mayer verworfene Siebenmeter (2.) war schon ein ungutes Zeichen. Das Team von HC-Trainer Markus Murfuni erwischte insgesamt einen schlechten Start und kam nach dem 0:3 (3.) nur schleppend auf Touren – 2:6 (8.), 4:9 (15.). Erst der nächste ungenutzte Mayer-Siebenmeter kurz darauf (16.) schien dann eine Art Weckruf zu sein und der HC konnte in seiner besten Phase sowohl zum 10:11 (24.) als auch zum 11:12 (25.) verkürzen, ehe sich die Platte beim Stande von 13:11 (26.) für die Unitas plötzlich zu leeren begann: Gelpes Kai Lüsebrink saß hier bereits für zwei Minuten draußen (24.) und nun erwischte es zuerst noch die Haaner Etienne Mensger (26.) und Phillip Rath (26.), im Anschluss folgte ihnen knapp 60 Sekunden darauf Florian Panske (27.) bei den Gästen, die dennoch weiter ein personeller Plus hatten – und daraus nichts zu machen wussten. Passend zur Partie: Als beide Seiten wieder ihre Sollstärke erreicht hatten, lagen die Haaner nach den Unterzahl-Toren von Raphael Korbmacher (28.) und Jan Micus (29.) auf einmal mit 15:11 vorne – was für die Hausherren ebenso eine sehr anständige Basis für den Rest der Partie war wie das 16:12 (30.) am Ende der ersten Hälfte.

Gelpe/Strombach hielt sich bis zum 16:18 (36.) im Spiel, verlor jedoch nach dem 18:21 (38.) im Eiltempo den Anschluss – durch fünf Gegentore in Folge, die der Unitas ein komfortables 26:18-Polster (44.) sowie übers 30:22 (51.) und 32:24 (55.) einen letztlich ungefährdeten Sieg brachten. Das Ziel der Unitas, die nach der Meisterschafts-Unterbrechung (Oster-Schulferien) am Wochenende 17./18. Mai zusätzlich spielfrei ist, liegt nun auf der Hand: Sie kann sich am 10. Mai aus eigener Kraft durch einen Erfolg über den TSV Bayer Dormagen II (Vierter/24:20) einen Platz am rettenden Ufer sichern. Gelpe/Strombach, das am 4. Mai die HSG Siebengebirge erwartet und zum Abschluss am 10. Mai bei TuSEM Essen II antritt, braucht für den Endspurt auf jeden Fall noch einmal eine Steigerung – erstaunlicherweise nicht zuletzt vom Siebenmeter-Strich. Hier sah später der in diesem Punkt ebenfalls über sein Team staunende HC-Trainer Markus Murfuni eine Ursache fürs hohe Ergebnis. „Da lagen wir als beste Truppe bisher bei fast 98 Prozent“, sagte Murfuni, „heute haben wir mal von acht Siebenmetern sechs versemmelt und dann wird es natürlich schwierig, ein Spiel zu gewinnen.“ Sein Vertrauen in die Mannschaft hat er trotzdem nicht verloren: „Wir waren heute nicht in der Lage, dagegenzuhalten, uns fehlte der eine oder andere Kopf im Spiel. Haan war die bessere Mannschaft und hat verdient gewonnen. Ich glaube trotzdem fest daran, dass wir es schaffen. Wir müssen die Pause nutzen, um alles in die richtige Richtung zu lenken und unsere Schäfchen sicher ins Trockene zu bringen.“

Unitas Haan: Seher, Joest –  Schulz (3), Mensger (2), Richartz (3), F. Korbmacher (4), Micus (6), R. Korbmacher (11/6), D’Avoine (2), Rath (4), Völker (2), Austrup.

HC Gelpe/Strombach: Ahmed Elnoamany, Vatter – Dräger, Maier (5), Altjohann (3), Viebahn (5), Heinzerling (6), Meinhardt, Lüsebrink (2/2), Panske, Mayer (3), Walch (2), Rostalski (2).

 

HSG Refrath/Hand – MTV Rheinwacht Dinslaken 26:24 (13:12). Die Partie hatte zum Teil nur begrenzt mit Regionalliga-Handball zu tun, aber das kümmerte die Refrather hinterher kam. „Wir atmen kräftig durch, das war das ekalhafte Spiel, das ich erwartet habe, und der nächste Charaktertest, den wir am Ende bestanden haben“, stellte Trainer Kelvin Tacke erleichtert fest. Übers 3:1 (5.) und 6:4 (12.) schienen die Hausherren zunächst alles im Griff zu haben, doch Dinslaken dachte nicht daran, in der Halle Steinbreche irgendeine Art von Geschenken zu verteilen und ging vielmehr mit dem 9:8 (21.) selbst in Führung. Anschließend schaffte die HSG die Wende zum 13:11 (28.), ehe sie auch im zweiten Durchgang einen Rückstand drehte – 13:14 (32.), 18:16 (39.). Das Problem aus der Sicht der Hausherren: Sie bekamen praktisch nie so etwas wie Ruhe in ihre Aktionen und mussten deshalb selbst nach dem 20:17 (44.) praktisch bis zum Schluss bangen.

Der MTV, dem im verletzten Philipp Tuda einer der wichtigsten Schlüsselspieler fehlte, glich mit dem 21:21 (50.) und 22:22 (55.) jeweils wieder aus. In der Folge sorgten erst jetzt Niklas Funke (56.) und Martin Mokris (57./59.), der zwei Siebenmeter verwandelte, wieder für eine klarere Führung zu Gunsten der Hausherren – 25:22. „Der Gegner hat uns das Leben schwer gemacht“, stellte HSG-Coach Tacke fest, “ wir haben es am Ende über eine starke Abwehr gezogen und über eine bärenstarke Torhüterleistung von Pius Hablowetz. Vorne hätten wir deutlich mehr Tore machen müssen. Es war extrem viel Druck auf den Jungs und wir haben das nicht ganz weggeschaukelt gekriegt, aber ich bin stolz, dass die Jungs drangblieben sind. Am Ende wurde es richtig spannend, aber da sind wir verdammt stabil geblieben. Wir haben es verdient über die Runden gebracht, wenn man den Spielverlauf sieht.“ Verdient oder nicht verdient war später ohnehin keine Frage mehr, mit denen sich irgendjemand beschäftigen wollte.

HSG Refrath/Hand: Hablowetz, Krämer – Krause (1), Schallenberg, Faust (2), Greffin (5), Geerkens (1), Funke (6), Bürger (1), Winter (3), Speckmann (1), Baur, Mokris (6/4), Capota.

MTV Rheinwacht Dinslaken: Bystron, Christmann – Pagalies (1), Czeslik, Jakobs, Sanders (7/1), Terwiel, Nasufi, Krölls (2), Dreier (4), Reede (7/3), Kölsch (3).

 

TuSEM Essen II – HSG Siebengebirge 26:32 (11:13). Für Siebengebirge wars ein weiteres Abstiegsfinale, denn eine Niederlage hätte die Mannschaft von Trainer Lars Degenhardt im Jahr eins nach dem Aufstieg hundertprozentig zum Gang zurück in der Oberliga verurteilt. Und nach der ersten Viertelstunde sah es ganz danach aus, dass dieses Schicksal eintreten würde: Essen begann mit einer 8:3-Führung (14.), hatte die Partie bis hierhin voll im Griff und sah beim 10:6 (24.) ebenfalls ganz gut aus. Der Rest der ersten Halbzeit stellte nun allerdings alles auf den Kopf – was nachvollziehbar für TuSEM-Trainer Sebastian Hosenfelder und sein Team besonders bitter war: „Nach einem tollen Start verpassen wir es, den Abstand zu halten beziehungsweise auszubauen. Mit zu vielen leichten Fehlern im Tempospiel und technischen Fehlern im stehenden Spiel holen wir Siebengebirge ins Spiel. Wir schaffen es sogar, mit einem Rückstand in die Kabine zu gehen.“ Nachhher holten die Hausherren ein 15:18 (37.) und 16:19 (39.) wieder auf und sie gingen übers 22:23 (48.) sogar wieder in Führung, wozu Siebengebirge durch eine Bankstrafe gegen Trainer Degenhardt (51.) nicht wenig beitrug. Die sich daraus ergebende Überzahl nutzten Frederic Neher (51.) und Mehmet Tolga Asci (52.) jedenfalls zum 24:23 für die Hausherren.

Der HSG-Coach war nachvollziehbar erleichtert, wie sein Team für die Schlussphase reagierte: „Das ist für uns der Startpunkt, noch mal eins draufzusetzen. Am Ende ist es zwei, drei Tore zu hoch, weil Essen aufmacht und wir das entsprechend nutzen können, aber insgesamt ist das ein verdienter Erfolg.“ Kollege Hosenfelder stimmte im Wesentlichen zu: „Mit zu frühen Abschlüssen wird es am Ende etwas zu deutlich, aber es ist eine verdiente Niederlage.“ Essen bleibt nun die Chance, durch zwei Siege zum Abschluss auf 22 Punkte zu kommen – womit theoretisch selbst der Sechste HC Gelpe/Strombach für TuSEM vorerst in Reichweite liegt. Für Siebengebirge ergibt sich der Plan gleichfalls von selbst: “ „Wir bleiben weiter im Rennen und wir werden alles daransetzen, die letzte Begegnung auch zu gewinnen. Dann warten wir ab, wozu es reicht. Es ist schon eine Riesen-Erfolg, dass wir jetzt nach unserem verkorksten Start diese Punktzahl bisher erreicht haben. Da wollen wir noch zwei draufsetzen.“ Wie insgesamt 21 Zähler zu bewerten sind, bleibt tatsächlich offen – und sollte der OSC Rheinhausen sein Konto etwa im Nachholspiel in Weiden aufstocken können, müsste die HSG noch mehr das Prinzip Hoffnung bemühen. Über den direkten Vergleich (28:23/35:33) bliebe der OSC selbst bei einem Unentschieden beim HC und in der Folge identischen 21 Punkten auf jeden Fall vor Siebengebirge. Und alle zusammen müssen natürlich hoffen, dass in der 3. Liga eben keine zwei Klubs aus dem Verband Nordrhein in die Regionalliga kommen. Nur dann reicht der zehnte Tabellenplatz zum Klassenerhalt in der Regionalliga.

TuSEM Essen II: Zabel, Solbach Domingo – Scherz (3), Heiderich (2), Neher (2/1), Petersen, Asci (2), Schmidt (1), Lewandowski (5), Ernst (6), Weiß (3), Stumpf (2), Bandura, Mittich.

HSG Siebengebirge: Fischer, Löcher – Dziendziol (4), Steinhaus (1), Andrassy, Nitsche (8), Hayer, Schlösser (11/2), Stein (3), Arancibia Diaz, Nüsse (2), Bachler (1), Marcinkovic (2), Picard.