3. Liga
Das Spiel der Spiele: Korschenbroich gegen Aldekerk
TVK erwartet TVA zum Kellerderby - und nur ein Sieg bringt beide weiter. Panther treffen im nächsten Derby auf den Longericher SC. TuS 82 muss nach Hanau, Meister Krefeld ist in Haßloch haushoher Favorit.

Da liegen sie: Wer am Freitagabend mehr vom Spiel und öfter den Ball hat? Melle van Katwijk (weißes Trikot/links), Lucas Feld (Mitte/Nummer 43) und Steffen Brinkhues (Mitte/am Boden) wünschen sich nachvollziehbar sehr, dass es ihre Korschenbroicher sein werden. Roman Grützner (grünes Trikot/links), Fabin Küsters (Zweiter von rechts) und Steffen Hahn (rechts) sind nachvollziehbar eher der Meinung, dass es ihre Aldekerker sein sollten. (Foto: Carsten Wulf)

Es kann am Ende nur einen geben. Nur einen, der dieses Spiel für sich entscheidet. Aber vielleicht gibt es ja irgendwo im Regelwerk eine Lücke, nach der beide Seiten zu Gewinnern erklärt werden dürfen – was angesichts des Ausblicks auf diese im Kampf um den Klassenerhalt in der 3. Liga extrem wichtige bis entscheidende Partie zwischen dem TV Korschenbroich und dem TV Aldekerk wohl verdient wäre. Logisch: Es wird an diesem Freitagabend ab 20 Uhr sehr emotional zugehen auf der Platte, es wird Einsatz bis an die Grenze des Erlaubten geben und vermutlich das eine oder andere Mal auch darüber hinaus. Es wird Diskussionen miteinander geben oder mit den Unparteiischen und es sollte nicht jedes einzelne Wort auf der Goldwaage landen. Gerade deshalb kommt das hier sehr bemerkenswert rüber: Nichts ist vorher zu spüren von Neid, Missgunst, Herabschauen oder dem Aufbauen von extremem Druck, der die Atmosphäre belasten könnte. Beinahe könnte sogar der Eindruck entstehen, dass jeweils der eine dem jeweils anderen am liebsten die beiden Punkte gönnen würde – was jedoch nicht in der Natur der Sache liegt und deshalb nicht funktioniert. „Wir freuen uns tierisch auf das Spiel“, sagt etwa Korschenbroichs Trainer Frank Berblinger, „ich gehe mal davon aus, dass die Waldsporthalle aus allen Nähten platzt, und es wird eine ordentliche Stimmung sein. Das ist mit Sicherheit ein besonderes Spiel – aber deswegen machen wir den ganzen Spaß ja. Wichtig ist es bei aller Rivalität und beim ganzen Druck, der da auf dem Kessel ist bei beiden Mannschaften, dass man trotzdem ein bisschen die Zeit findet, das Spiel auch zu genießen. Das ist was Besonderes, das hat man nicht allzu häufig.“ Kollege Tim Gentges sieht es für seine Aldekerker fast genauso: „Das ist schon das Spiel um den Klassenverbleib und umso schöner ist es, dass es ein Derby ist. Das sind Spiele, die Spaß machen können, für die man das alles genau macht. Die Halle wird pickepackevoll sein und es geht um eine Menge. Das sind gleichermaßen schöne Erlebnisse, solche Spiele vergisst man nicht – egal, ob du sie positiv oder negativ gestaltest. Solche Spiele sollten jedem Sportler das Herz höher schlagen lassen. Wir freuen uns sehr drauf, weil es wieder eine Chance ist, die wir nutzen können – vielleicht eine Chance, die uns keiner so zugetraut hat. Es wird ein unfassbar aufregender Tag.“

Die rein sportliche Lage ist dabei trotz aller gegenseiten Wertschätzung maximal unromantisch-angespannt, weil bei einer ungünstigeren, aber keineswegs abwegigen Entwicklung beide absteigen werden. Zunächst sind am rettenden Ufer sowohl für den TVK (14./13:41 Zähler) als auch für den TVA (15./12:40) nur noch die TSG Haßloch (13./14:40) und die Bergischen Panther (Zwölfter/16:38) in Reichweite – jene allerdings eher theoretisch. Dass Korschenbroich (26:24/32:34) und Aldekerk (33:29/32:31) den am Ende bei Punktgleichheit entscheidenden direkten Vergleich mit den Panthern auf ihrer Seite haben, wird kaum zum Tragen kommen. Sie müssten jedenfalls bei drei und vier Zählern Rückstand zumindest eine fast irre Serie hinlegen, um in den letzten drei Spielen an die Panther heranzukommen. Also geht der Blick in erster Linie auf Haßloch, das jetzt erst mal vor der grundsätzlich nahezu unlösbaren Aufgabe gegen den bisher ungeschlagenen Meister HSG Krefeld Niederrhein (53:1) anzutreten hat, nach der Pause  über Ostern am 26. April die Panther zu einem weiteren Kellerduell erwartet und seine Serie am 30. April bei der HSG Hanau beendet (Neunter/28:26). Korschenbroich hat nach dem Kellerkracher gegen Aldekerk noch die Aufgaben am 26. April gegen Saase3 Leutershausen (Fünfter/33:21) und am 3. Mai bei der HG Saarlouis (Vierter/34:20) vor sich, während Aldekerk dann noch am 26. April gegen die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (Zehnter/24:30) und am 3. Mai bei der HSG Rodgau Nieder-Roden antritt (Achter/29:25).

Nieder-Roden war am vergangenen Wochenende auch die Station, die den TV Korschenbroich mit dem direkt verwandelten Freiwurf von Henrik Schiffmann zum 32:32 bei bereits abgelaufener Uhr ins nächste Stimmungshoch beförderte. „Wir haben unsere Ausgangslage durch den Punktgewinn wieder deutlich verbessert“, sagt Trainer Berblinger, „wir sind jetzt einen Punkt vor Aldekerk und wir sind einen hinter Haßloch. Wenn wir es schaffen sollten, dieses Spiel zu gewinnen, wäre das ein Riesenschritt bei dann noch zwei Spielen. Es geht aber eher darum, dass wir die Leistung, die wir die komplette Rückrunde gebracht haben, weiter durchziehen und dass wir uns dafür belohnen, dass wir das ganze Jahr schon sehr hart arbeiten und uns als Mannschaft weiterentwickelt haben, dass wir spätestens mit dem Beginn der Rückrunde endgültig in dieser Liga angekommen sind.“ Gedanken macht sich Berblinger bei allem Hinfiebern auf den Freitag unverdändert über die angespannte personelle Lage, denn es werden weiterhin sechs Spieler fehlen. Und erneut wollen die Gastgeber das Beste draus machen: „Wir lassen uns durch unseren Minikader nicht beirren. Wenn man nicht mehr ganz so viele Spieler hat, kommen alle noch mehr in die Verantwortung, rückt die Mannschaft noch enger zusammen, bekommt man noch mehr Spielzeit.“ Das traf beim 32:32 sogar auf Frank Berblinger selbst zu, der mit 48 Jahren tatsächlich sein Comeback auf der Platte gab und dabei einen Treffer erzielte.

Aldekerk zeigte gerade in den beiden vergangenen Wochen mit der zweiten Halbzeit in Leutershausen (30:34) und über die volle Distanz gegen Saarlouis (29:30) deutliche Leistungssteigerungen, ging aber jeweils leer aus – und hat beide Resultate abgehakt, um sich voll  auf den Endspurt einzurichten. TVA-Trainer Gentges hat sowieso einen festen Standpunkt: „Man kann jetzt viele taktische Dinge angehen und viele technische Dinge. Aber das ist ein Spiel, in dem es auf die Tagesform ankommt – und auf den Willen. Wer dieses Spiel mehr gewinnen will, wird es auch gewinnen. Nichtsdestotrotz wollen und werden wir uns optimal vorbereiten. Dann gilt es das am Freitag umzusetzen. Wir können diese Woche trainieren wie Weltmeister, aber wenn wir es nicht umgesetzt kriegen, dann hilft uns das alles nichts. Es ist der Tag, an dem es passen muss. Das wird schon geil. Wir werden sehen, was passiert und welche Konsequenzen man aus diesem Spiel ziehen kann. Nicht viele können davon reden, dass man solche Endspiele hat. Und es geht auch darum, diesen Tag vom Anfang bis zum Ende zu genießen.“ Dass zwei Punkte den Genuss zusätzlich und zwar sehr massiv steigern würden, ergibt sich von selbst. Natürlich auch für Korschenbroich.

Die Panther bekommen ihren Matchball womöglich weniger am Freitagabend gegen den Longericher SC (40:14), der den dritten Platz hinter Krefeld (53:1) und dem TV Gelnhausen (46:8) ganz sicher über die Ziellinie bringen wird, sondern nach Ostern erst am 26. April in Haßloch – ehe sie am 3. Mai in eigener Halle auf Gelnhausen treffen. Das Restprogramm der Longericher führt über die kurze Dienstreise zu den Panthern zur deutlich weiteren am 26. April beim Letzten Mundenheim. Und am 3. Mai folgt schließlich das Duell mit der HSG Krefeld Niederrhein – ein Spitzenspiel, das für den LSC ein passender Abschluss der Saison 2025/2026 wird, während es Mitte Mai für die Eagles in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga noch einmal richtig losgeht. Für den Spitzenreiter sieht der Dreierpack bei den Panthern, am 26. April gegen den TuS 82 Opladen (Siebter/30:24) und an jenem 3. Mai in Köln fast wie ein der intensiven Vorbereitung dienender Steigerungslauf aus. Die Opladener wiederum, die sich zuletzt durch ihr 41:30 gegen Haßloch als Helfer für die bedrohten West-Vereine betätigten, haben damit bereits ihre Abschieds-Vorstellung für die laufende Serie in der Bielerthalle gegeben und den Rest der Saison bestreitet der TuS 82 auswärts – jetzt bei der HSG Hanau, dann eben in Krefeld und am 3. Mai in einem starken Kontrastprogramm bei der VTV Mundenheim (9:45). Die VTV ist seit einiger Zeit mit der Rolle des ersten Abstiegskandidaten unterwegs und muss ziemlich sicher sogar als Tabellenletzter zurück in die Regionalliga. Wer die Mundenheimer, die sich selbst den Namen „Munnremer Hornissen“ gegeben haben, begleiten wird, könnte an diesem besonderen Freitagabend etwas klarer sein. Da kann es im Derby zwischen dem TV Korschenbroich und dem TV Aldekerk nur einen geben. Nur einen, der dieses Spiel für sich entscheidet.