Oberliga
Das Endspiel-Derby: Borussia gegen Geistenbeck
Mönchengladbach steigt in die Regionalliga auf, wenn es gewinnt oder zumindest einen Punkt holt. Genau das will der TVG verhindern.

Die Nummer eins: In Niklas Weis stellt Borussia Mönchengladbach mit 204 Toren aus 24 Spielen auch den bisher erfolgreichsten Spieler in der Oberliga – vor dem Geistenbecker Vincent Schimanski, der bei 180 Treffern steht. Irgendwie ist passt das zur Lage in der Tabelle. (Foto: Michael Jäger)

Das ist nicht irgendein Spiel, in dem es zufällig auch um die Meisterschaft geht und in dem die Rollen einigermaßen klar verteilt zu sein scheinen. Der eine hat 45:3 Punkte bei 840:628 Toren (plus 212) auf dem Konto und bisher jedes seiner 24 Spiele im rein statistischen Durchschnitt mit fast neun Treffern Unterschied gewonnen. Der andere ist mit 42:6 Zählern bei 814:685 Toren (plus 129) die klare Nummer zwei in der Klasse. Es ist das Treffen der beiden besten Angriffs- und der beiden besten Abwehrreihen. Und es ist am Samstag um 18 Uhr ein Derby, das klassischer nicht sein könnte: Die Borussia Mönchengladbach erwartet den TV Geistenbeck aus dem südlichen Stadtteil. Während es für die „große“ Borussia darum geht, den Betriebsunfall Abstieg zu reparieren und auf direktem Weg in die Regionalliga zurückzukehren, wollen die Geistenbecker „nur“ ihre Entwicklung bestätigen und die beste Platzierung in der Vereinsgeschichte über die Ziellinie bringen. Ganz nebenbei: Der TVG und sein Trainer Thomas Laßeur haben durchaus nicht vor, dem Lokalrivalen das Feld freiwillig zu überlassen. Dabei weiß die Borussia mit ihrem Coach Ronny Rogawska sehr genau, dass ihr trotz des Heimvorteils eine schwierige Aufgabe bevorsteht. „Das wird erst mal über die kämpferische Schiene gehen. Thomas puscht seine Mannschaft immer in dieser Richtung und gegen uns macht er sie immer extra-heiß“, sagt Rogawska. Dem widerspricht der Kollege Laßeur jedenfalls nicht grundsätzlich: „Wir wollen den Borussen in eigener Halle ein Bein stellen und wir wollen sie ins letzte Spiel zwingen. Wir wollen die Brisanz erhöhen und möglichst ein sehr gutes Spiel machen, um die Spannung bis in den letzten Spieltag hineinzutragen.“

Die Rechnung für die vorletzte Runde in der Saison 2024/2025 sieht nicht gar so kompliziert aus: Gewinnt Mönchengladbach oder erzielt es wenigstens ein Unentschieden, steht es auf jeden Fall vor dem Saisonfinale am 11. Mai bei den Wölfen Voreifel (Achter/22:24) als Meister und Rückkehrer in die Regionalliga fest. Geistenbeck müsste auf der Zielgeraden beide Partien für sich entscheiden – neben jener in Mönchengladbach zusätzlich jene am 10. Mai gegen die TSV Bonn rrh. II (Vierter/30:18). Außerdem dürfte die Borussia gar keinen Zähler mehr holen und deshalb im zweiten direkten Duell der laufenden Serie ebenfalls nicht punkten. Sollte das Rückrunden-Duell im Übrigen ähnlich laufen wie am 13. Dezember 2024 das der Hinrunde, werden definitiv alle diejenigen zu den Gewinnern gehören, die sich das anschauen: Spannung, Kampf und Leidenschaft auf beiden Seiten scheinen diesmal wieder zu den festen Komponenten des Handball-Abends zu werden. Vor viereinhalb Monaten lagen die Geistenbecker lange hinten, aber sie gaben nie auf und glichen durch Alexander Meißner kurz vor Schluss zum 27:27 (58.) aus, ehe Manuel Bremges für die Gäste mit dem letztlich entscheidenden 28:27 antwortete. Laßeurs Einschätzung hinterher: „Das ist sehr, sehr bitter, dass man so ein Spiel mit einem Tor verliert, doch ich glaube, es war Handball zum Zungeschnalzen. Es war ein sehr, sehr schönes Event und es war absolut Reklame für den Handballsport. Schade, dass man das nicht jede Woche erleben kann.“

Erleben können das die beiden Teams jetzt erneut – und vielleicht zum vorerst letzten Mal. Borussia-Coach Rogawska bemüht sich gegen die Bedeutung des Spiels um Gelassenheit. „Es sind zwei Mannschaften, die eine sehr, sehr gute Saison gespielt haben“, erklärt er, „dass wir jetzt die Möglichkeit haben, zu Hause die Entscheidung zu schaffen, ist eine schöne Sache. Wenn wir einen klaren Kopf bewahren, ist das eine coole Geschichte.“ Mit dem Gedanken an eine wenigstens nicht völlig auszuschließende Niederlage geht Rogawska ebenfalls gelassen um: „Dann bricht nicht alles zusammen. Dann werden wir in der Woche drauf noch einen Matchball auswärts haben und wir werden dann probieren, ihn zu nutzen. Der Aufstieg ist schon wichtig für uns, da wir gerne hoch wollen in die Regionalliga. Die Planung, die wir schon machen mit den Spielern, ist ja in dieser Hinsicht auch so zusammengestellt.“ Bei den Geistenbeckern, die in der ersten massiv durch die Corona-Pandemie beeinflussten Saison 2019/2020 als Tabellenführer der Grupp1 1 in der Verbandsliga in die Oberliga befördert wurden, geht es deutlich weniger um den Sprung in die Regionalliga, sondern eher um ein Spektakel: „Warum soll uns nicht ein Coup in der Jahnhalle gelingen? Wir waren im Hinspiel schon sehr nah dran und wir waren vor der Osterpause in guter Form“, meint Laßeur, „wir rechnen uns natürlich was aus. Wir sind logischerweise Außenseiter, aber wir wollen alles in die Waagschale werfen, um die Saison abzurunden. Dafür werden wir alles geben.“ Was die Geistenbecker vorhaben, falls ihre Ideen trotz allem nicht ausreichen? Es ist keine Überraschung: „Wenn es die Borussia dann schafft, hat sie es mehr als verdient. Dann sind wir die ersten Gratulanten.“