3. Liga
Der Niederrhein leidet: Korschenbroich? Aldekerk? Oder doch beide?
TVK hat die dünnste Basis im Abstiegskampf. Er könnte nur noch den TVA überholen, der andererseits sogar eine Chance zur direkten Rettung hat. Der Longericher SC erwartet Spitzenreiter Krefeld zum Top-Spiel.

Lande-Anflug: Ob Ante Simic (mit Ball) und der TV Aldekerk den Sprung ans rettende Ufer schaffen, ist eine gute Frage. Der erst mitten in der Saison von den Bergischen Panthern gekommene Rückraumspieler, der den Verein demnächst wieder verlässt, könnte durch möglichst viele Tore zu einem positiven Ausgang für seine Mannschaft beitragen. (Foto: Carsten Wulf)

Ohne Hoffnung kommen sie eben nicht aus und in diesen Wochen brauchen sie am Niederrhein besonders viel davon. Ein Grund: Bisweilen prallen Wünsche doch an der Realität ab. So ging es in der jüngeren Vergangenheit vor allen Dingen den seit Monaten tief im Abstiegskampf steckenden TV Aldekerk (Drittletzter/14:44 Punkte) und TV Korschenbroich (Vorletzter/13:45). Die Korschenbroicher traf es besonders hart am 14. März mit dem 32:34 bei den inzwischen geretteten Bergischen Panthern (Zwölfter/17:41), die zum Abschluss den Zweiten TV Gelnhausen erwarten (50:8), und sogar noch mehr mit dem 28:31 am 11. April gegen Aldekerk. Der TVA wiederum erlebte am 22. März beim 28:35 gegen das HLZ Friesenheim-Hochdorf II (Elfter/19:39) einen ziemlich schwarzen Tag und für die Partie am vergangenen Samstag gegen die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (Zehnter/26:32) hatten sie sich rund um die Vogteihalle ebenfalls ein anderes Ergebnis als das 30:32 vorgestellt. Umso höher dürfte nun die Aufmerksamkeit am Mittwochabend für eine vom Wochenende vorgezogene Partie gewesen sein: Da trat bei der bis dahin auf Rang neun geführten HSG Hanau ausgerechnet die TSG Haßloch an – jenes Team aus dem Landkreis Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz, das zuletzt unten ein ständiger direkter Begleiter der Niederrhein-Klubs war. Dass sich Hanau durchs 36:27 auf 32:28 Punkte und damit zumindest bis zum Wochenende auf den siebten Rang verbesserte, werteten in diesem Fall zunächst die Hessen als schön. Noch viel schöner war es jedoch für den TVA: Die Aldekerker könnten plötzlich noch den direkten Klassenerhalt schaffen. Die Korschenbroicher – was vorher feststand – könnten sich eventuell in die Klassenerhalts-Runde mit den Drittletzten aus allen vier Drittligagruppen retten. Der Weg zur Direkt-Rettung ist dem TV Korschenbroich gleichzeitig in diesem Zusammenhang verstellt.

Unabhängig vom Ergebnis aus Hanau war ja rechnerisch unmöglich und bereits vom Tisch, dass sowohl die Aldekerker als auch die Korschenbroicher den Abstieg vermeiden. Der TVA mit dem Trainerteam Tim Gentges/Nils Wallrath hätte sich bei einem Haßlocher Sieg ausschließlich auf die Klassenerhalts-Runde einrichten dürfen/müssen – und nun bietet sich ihm wie aus dem Nichts die Gelegenheit, durch einen Erfolg bei der HSG Nieder-Roden (Achter/31:27) an Haßloch vorbeizuziehen. Beide hätten dann jeweils 16:44 Punkte, sodass der TV Aldekerk über das Plus im direkten Vergleich (30:30/30:27) die entscheidenden Millimeter auf seiner Seite hätte. Gentges kennt natürlich alle diese Puzzleteile: „Wir werden nach Rodgau fahren, um das Spiel zu gewinnen – auch wenn wir wissen, dass es nicht einfach wird. Wir müssen schauen, dass wir uns in erster Linie auf uns konzentrieren. Wenn wir uns unsere Leistungen in den letzten Wochen angucken, die sehr stabil sind, werden wir alles andere als chancenlos sein. Dafür müssen wir wieder unseren Gameplan umsetzen, so gut es geht, individuelle Fehler abschalten und dann einfach mit Mut, Willen und Leidenschaft auf die Platte treten und alles geben. Wir haben die Chance, den Klassenerhalt auf letzter Rille noch zu schaffen.“

Weiter oben fordert die Nummer drei der Klasse die Nummer eins heraus, der in den vergangenen Monaten eigentlich niemand so richtig das Wasser reichen konnte. Und selbstverständlich geht der Tabellendritte Longericher SC (43:15 Punkte) als Außenseiter ins Duell mit der HSG Krefeld Niederrhein (57:1), die vor dem letzten Spieltag als einzige aller 64 Mannschaften aus allen vier Drittliga-Gruppen ungeschlagen ist. Und ja: Damit ist ein bestimmtes und hohes Maß an Emotionen und Leidenschaft garantiert. Die Kölner wollen nach Möglichkeit dem Favoriten ein Bein stellen und dadurch ihre in der Summe sehr starke Saison garnieren – und die Krefelder gedenken ihre nahezu makellose Serie über die Ziellinie zu bringen. „Wir können ganz relaxed in das Spiel gehen“, sagt LSC-Coach Chris Stark, „trotzdem wollen wir gewinnen. Dafür brauchen wir einen Sahnetag und einen nicht ganz so guten Tag bei Krefeld. Ich kann keinen Sieg versprechen. Aber ich kann versprechen, dass wir versuchen werden, eine Top-Leistung anzubieten und es ihnen so schwer wie möglich zu machen.“ Von bester personeller Besetzung kann bei den Kölnern allerdings keine Rede sein – unter anderem deshalb, weil die auch für die Abwehr zentral wichtigen Kreisläufer Malte Nolting (ausgeliehen zum Zweitligisten TuS Ferndorf) und Dustin Thöne (Knie-Operation) nicht zur Verfügung stehen.

Rein sportlich geht es insgesamt nicht mehr um besonders viel, zumal bei den Eagles schon lange die demnächst bevorstehende Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga im Mittelpunkt steht. HSG-Trainer Mark Schmetz trifft hier den Nagel auf den Kopf: „Sicherlich wollen wir ungeschlagen durch die Hauptrunde kommen und dementsprechend sind wir hochgradig fokussiert auf den LSC. Das dürfte für uns ein richtig guter Test sein.“ Im Idealfall können die beiden Kontrahenten die Partie zu einer echten Werbung für den Handball machen. Weniger um Werbung, sondern ums Weiterkommen auf dem Weg in die 2. Bundesliga geht es dann für die HSG beim Start in die Aufstiegsrunde zunächst im Hinspiel am 17. Mai (19 Uhr) beim TV Emsdetten, dem Zweiten der Gruppe Nord-West, der am 24. Mai (19.30 Uhr) zum Rückspiel nach Krefeld kommt. Sollten die Eagles diese Erstrunden-Hürde bewältigen, hätten sie danach für den Aufstieg eine weitere Aufgabe vor sich – gegen den Sieger aus dem Duell zwischen dem Zweiten der Gruppe Süd (Wölfe Würzburg) und dem Ersten der Gruppe Nord-Ost (MTV Braunschweig).

Dem TuS 82 Opladen (30:28) bleibt als Ziel für die finale Partie beim als Absteiger feststehenden Letzten VTV Mundenheim (9:49) vor allem, ein gutes Gefühl mit in die Pause zu nehmen – wozu sicher ein Erfolg notwendig ist. Ein Anreiz liegt vielleicht auch darin, das Fernduell mit der HSG Hanau, die durchs 36:27 in der vorgezogenen Partie gegen die TSG Haßloch auf 32:28 Zähler kommt, für sich zu entscheiden und als Achter den letzten Platz in der oberen Tabellenhälfte einzunehmen. Weil die Opladener den bei Punktgleichheit entscheidenden direkten Vergleich mit Hanau auf ihrer Seite haben (37:27/25:33), reicht dazu der knappste mögliche Erfolg in Mundenheim. Rang sieben ist im Übrigen theoretisch ebenfalls noch möglich, falls der TuS 82 selbst gewinnt und die HSG Rodgau Nieder-Roden (31:27) gegen die Aldekerker verliert. Im direkten Vergleich (28:35/21:28) mit Rodgau hätte der TuS 82, dessen Rückrunden-Bilanz bisher bei übersichtlichen 11:17 Punkten steht (Hinrunde 19:11), dagegen keine Chance.