07. Mai 2025 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Wir sind wieder da! Die Mönchengladbacher feierten ihre Rückkehr in die Regionalliga nach dem Erfolg im Derby gegen den TV Geistenbeck intensiv-spritzig. (Foto: Markus Verwimp)
Er ist Däne und deshalb schon auf fast natürliche Art und Weise ein Handball-Verrückter. Und wenn er sich irgendwo zu einem Engagement entschließt, dann entweder mit ganzem Herzen oder gar nicht. Weil er bereits eine halbe Ewigkeit im Geschäft ist und im Übrigen ein sehr geschätzter Fachmann, kennt er die Gefahr: Der Erfolg lässt sich zwar irgendwie planen, aber es kann viel dazwischenkommen – und Rückschläge jedweder sind nicht ausgeschlossen. Alles zusammen kommt Rogawska seit inzwischen schon fünf Jahren bei der Borussia Mönchengladbach dabei zugute, ab dem folgenden Sommer an gemeinsamen und durchaus anspruchsvollen Plänen zu arbeiten. Was alles passieren kann, erlebten die Mönchengladbacher, denen er im Januar 2020 seine Zusage gab, gerade in der jüngeren Vergangenheit: Am Ende der Saison 2023/2024 gelang ihnen die Rückkehr in die Regionalliga Nordrhein, der sie zuvor letzmals in deren Premierenserie 2016/2017 angehört hatte. Was folgte, war ein bisweilen verrückter und an eine Achterbahnfahrt erinnernder Weg – und kein steiler Höhenflug. Jetzt ist die Borussia aber wieder da, wo sie schon einmal war. Am vorletzten Spieltag der gerade zu Ende gehenden Saison 2024/2025 gewann Rogawskas Team nach dem 28:27 aus der Hinrunde auch das zweite Stadtderby gegen den TV Geistenbeck und sicherte sich dadurch endgültig den Wieder-Aufstieg in die Regionalliga, denn bei 47:3 Zählern liegt der über die vergangenen Monate einzige ernsthafte Verfolger TV Geistenbeck (42:8) zu weit zurück.
TVG-Trainer Thomas Laßeur war hinterher mit einer der Ersten, die den Spitzenreiter zum Erfolg beglückwünschten – und er wusste ohnehin, dass der Sieg in Ordnung ging. „Wir gratulieren Borussia zu Aufstieg und Meisterschaft“, sagte Laßeur, „die Abwehr stand wahnsinnig gut.“ In der Summe hätte er sich dennoch wenigstens ein engeres Spiel gewünscht: „Bei uns waren die Mittel und die personellen Alternativen ein bisschen begrenzt. Wir haben trotzdem stark gekämpft. In der Schlussphase sind wir nie näher als vier Tore rangekommen, weil bei uns die Kräfte schwanden und Borussia nicht nachgelassen hat. Auch dieses Spiel war ein tolles Erlebnis. Das bleibt von dieser Saison hängen, zwei so fantastische Derbys gehabt zu haben.“ Einen Anlass zum Widerspruch sah Kollege Rogawska nicht – obwohl für ihn nachvollziehbar eher das Erreichen des Nahziels Aufstieg im Vordergrund stand. Die eine oder andere knappe Partie hatten die Mönchengladbacher nicht nur gegen Geistenbeck, sondern auch gegen andere Klubs – und das besonders in der frühen Phase der Saison. Der Start vor rund acht Monaten am 8. September 2024 mit dem 27:27 gegen die TSV Bonn rrh. II (Vierter) war nicht optimal, wenig später war das 21:20 am 28. September 2024 beim 1. FC Köln (Sechster) ebenso hauchdünn wie später jenes 28:27 in Geistenbeck.
Die einzige und zu diesem Zeitpunkt nicht im Geringsten erwartete Niederlage gab es allerdings erst im letzten Drittel der Saison am 15. März 2025 mit dem 31:33 zu Hause gegen den Birkesdorfer TV (Dritter). Am Ende stellt der Spitzenreiter bei 869:652 Treffern (plus 217) nach 25 von 26 Spieltagen sowohl den besten Angriff als auch die beste Abwehr – woran sich definitiv nichts ändern wird. Rogawskas Team erzielte bisher pro Partie 34,76 eigene Treffer und ließ hinten pro Abend nur 26,05 Gegentore zu, was im mathematischen Durschschnitt fast zehn Tore Unterschied bedeutet. Sechsmal immerhin übertraf die Borussia die als magisch geltende Grenze von 40 Toren – 42:22 gegen den BTB Aachen II (Vorletzter), 41:37 in Bonn, 45:30 gegen den MTV Köln II (Fünfter), 49:17 gegen Schwarz-Rot Aachen (Letzter), 43:30 beim BTB Aachen II, 44:24 beim Polizei SV Köln (Drittletzter). Was ein Anreiz für die Vorstellung am kommenden Sonntag bei den auf Rang sieben liegenden Wölfen Voreifel sein könnte: Kann sich die Borussia dort ebenfalls einen Erfolg sichern, hat sie die Serie mit dann 13 Siegen in 13 Spielen mit einer makellosen Bilanz und als einzige Mannschaft ohne Niederlage abgeschlossen.
Wo die Borussia im Vergleich zum Mai 2023 steht, als sie sich zum ersten Mal nach dem Abstieg sechs Jahre zuvor wieder in der Regionalliga anmeldete? Parallelen sind nicht zu übersehen und sie dienen zugleich als Warnung, die Saison 2025/2026 mit doppelter und dreifacher Intensität/Aufmerksamkeit anzugehen. Die Bilanz damals: Meister mit 50:2 Punkten und nur einer Niederlage, Torverhältnis 900:639, demnach plus 261. Was die anschließend in der Regionalliga wert waren, zeigte sich schnell nach den noch ausgeglichenen 4:4 Punkten vom Saisonbeginn: Bis Ende Januar 2024 folgte eine Serie von 13 Spielen ohne Sieg bei zwölf Niederlagen und einem mageren Unentschieden zum Zwischenstand von 5:19 Zählern, ehe das 39:34 bei TuSEM Essen II am 16. Dezember 2023 eine Art Wende zum Besseren einleitete und die Borussia auf dem Rest der Strecke 11:17 Punkte einsammelte – was in der Summe trotz der Steigerung nur zum letzten Platz reichte. „Wir haben in dem Jahr viel gelernt“, sagt Trainer Rogawska im Rückblick, „und wir hatten in dem Jahr brutal viele Verletzungen.“ Dass es jetzt wieder so oder ähnlich kommt, hält er für ausgeschlossen – was unter anderem an den erkennbaren Fortschritten des gesamten Teams liege: „Wir haben uns individuell und in den Kleingruppen sehr gut entwickelt. Ich bin glücklich mit den Spielern, die wir haben.“
Da steht er nun: Für Borussia-Trainer Ronny Rogwaska waren Meisterschaft und Aufstieg nicht nur ein persönlicher Erfolg – sondern noch mehr eine Belohnung für die Entwicklunh der gesamten Mannschaft. (Foto: Markus Verwimp)
Entscheidende Stützen der Mannschaft, die in den wesentlichen Grundzügen zusammenbleibt, sind Routiniers wie Niklas Weis (34), der einst in der 3. Liga unterwegs war und ebenfalls 2020 den Weg nach Mönchengladbach fand, Niklas Berner (32), Manuel Bremges (30) und Keeper Matthias Hoffmann, der mit seinen 37 Jahren der Alterspräsident des Kaders ist. Kreisläufer Dominik Roth (20) und Keeper Joel Heck (20) oder Rückraumspieler Felix Semrau (22) stammen demgegenüber eher noch aus der Abteilung „Nachwuchs forscht“ mit viel Entwicklungs-Potenzial für die kommenden Jahre. Dass sich damit als Basis für die Borussia der vor einiger Zeit als mittelfristiges Ziel genannte Aufstieg in die 3. Liga herstellen lässt, sieht Rogawska durchaus als denkbar an – wobei er sehr genau weiß, dass dafür im Verein noch einige Entwicklungsschritte zu gehen wären. Vorerst steht „nur“ das in den Planungen: Die Borussia will sich in der Regionalliga etablieren und dort eine anerkannte Größe sein. Die Derbys mit den Geistenbeckern sind dann zwar Geschichte, aber die Borussia bekommt praktisch die nächsten auf dem Silbertablett serviert, weil der TV Korschenbroich mit seiner keine zehn Kilometer von der Jahnhalle entfernt liegenden Waldsporthalle aus 3. Liga in die Regionalliga abgestiegen ist. Das ist für alle Mönchengladbacher kein schlechter Tausch – und für Ronny Rogwaska erst recht nicht. Der Däne ist schließlich Wahl-Korschenbroicher und er hat beim TVK früher für ein paar Jahre als Trainer an der Seitenlinie gestanden. Bereits damals war er ein Handball-Verrückter und ganz bestimmt darf er mit seiner aktuellen Meister-Mannschaft gerne an die einstige Wirkungsstätte zurückkehren.