Regionalliga Nordrhein
Aldekerk und seine neuen Fans aus Essen
TuSEM II verliert am letzten Spieltag mit 28:30 gegen Gelpe/Strombach und hält die Klasse nur, wenn der TVA in der 3. Liga bleibt. Haan ist nach 33:28 gegen Dormagen II gerettet.

Da machts du nichts: Essens Trainer Sebastian Hosenfelder (Mitte) und Jens Habsmeier (links daneben) suchten nach dem für sie mit einer längeren Warteschleife verbundenen Saisonfinale keine Ausreden fürs Hängenbleiben auf Platz zehn.  (Foto: Thomas Schmidt)

Es gab durchaus diese Viertelstunde, in der sie im Ruhrgebiet am letzten Spieltag der Saison hoffen durften, dem Abstieg vielleicht doch eine lange Nase zu zeigen. TuSEM II, das zunächst dringend einen eigenen Sieg brauchte, führte da am letzten Spieltag gegen den HC Gelpe/Strombach mit 9:7 (17.) oder 12:10 (25.). Gleichzeitig lag die Unitas Haan gegen den TSV Bayer Dormagen II mit 7:10 (15.) und 8:12 (18.) oder etwas später mit 13:14 (25.) hinten. In diesen Momenten hatten die beiden Konkurrenten aus dem unteren Drittel jeweils 22:26 Punkte – und Essen wäre über das in solchen Fällen entscheidende Plus im direkten Vergleich (35:27/34:29) fest am rettenden Ufer gewesen. Am Ende wars allerdings für TuSEM II mit Trainer Sebastian Hosenfelder zu wenig: Essen selbst verlor mit 28:30 und die Haaner gewannen mit 33:28, sodass sie am Ende mit ihren 24:24 Zählern über Rang acht einen festen Platz in der Regionalliga buchten. Obwohl der TuSEM demgegenüber leer ausging und als Zehnter (20:28) auf einem sehr heißen Stuhl sitzt, konnte er ebenfalls als Gewinner durchgehen – für vorbildlich sportliches Verhalten. Hosenfelder unternahm nicht im Ansatz den Versuch, eine Ausrde oder sonstige Not-Erklärungen zu finden: „Wir verlieren aufgrund einer schlechten zweiten Halbzeit verdient. Nichtsdestotrotz kämpfen wir bis zum Ende und schaffen auch den Ausgleich. Am Ende ist das Glück nicht auf unserer Seite. Es bleibt uns nichts anderes, als dies zu akzeptieren, all diejenigen, die die Klasse gehalten haben, zu beglückwünschen und nun dem TV Aldekerk die Daumen zu drücken.“ Das ist für die kommenden beiden Wochen tatsächlich der springende Punkt für Essen: Kann sich Drittligist Aldekerk im Nachsitzen (Klassenerhalts-Runde) der Drittletzten aus allen vier Drittliga-Gruppen einen von zwei noch freien Plätzen für die 3. Liga sichern, bleibt TuSEM in der Regionalliga. Zieht der TVA dagegen in der Addition aus dem Hinspiel beim Nord-West-Vertreter TV Bissendorf-Holte (18. Mai, 17 Uhr) und dem Rückspiel in Aldekerk (24. Mai, 19.30 Uhr) den Kürzeren, muss Essen als fünfter Absteiger neben der HSG Siebengebirge (Elfter/19:29), dem MTV Rheinwacht Dinslaken (Zwölfter/13:35), dem Bergischen HC II (13./6:42) sowie der im Oktober 2024 zurückgezogenen HG Remscheid zurück in die Oberliga. Sicher ist damit auf jeden Fall, dass Aldekerk zumindest auf Zeit noch deutlich mehr Daumendrücker auf seiner Seite hat als ohnhin schon rund um die Vogteihalle.

TuSEM Essen II – HC Gelpe Strombach 28:30 (13:14). In der abwechslungsreichen Partie, die bei wechselnden Führungen wenigstens in der ersten Halbzeit komplett auf Augenhöhe stattfand, schien bis zum 13:13 (30.) fast jeder Sieger möglich zu sein. Übers 17:14 (37.) und 20:16 (40.) bekam die Mannschaft von HC-Trainer Markus Murfuni den Abend anschließend besser in den Griff und sie war beim 24:19 (46.) oder 26:21 (48.) klar Herr der Lage, bis Essen noch einmal den Turbo zündete – 25:26 (54.), 27:27 (58.), 28:28 (59.). Erst in der Schlussminute machten Felix Maier und Mike Heinzerling durch ihre Tore den Sieg des HC klar, der sich noch auf den vierten Tabellenplatz (26:22) hinter dem Spitzentrio Interaktiv.Handball (42:6), TSV Bonn rrh. (33:15) und HC Weiden (30:18) verbesserte. Gäste-Trainer Markus Murfuni war hinterher sowohl mit dem finalen Auftritt als auch mit dem Tabellenbild sehr einverstanden: „Wir sind natürlich sehr happy drüber, was die Mannschaft auf die Platte gebracht hat heute. Wir haben den Kampf von Anfang an angenommen und das ist ein verdienter Sieg. Wir können auch sehr stolz sein, weil wir den vierten Platz vor Dormagen sicher nicht erwartet haben.“ 

TuSEM Essen II: Zabel, Solbach-Domingo – Scherz (1), Heiderich (2), Neher (3/1), Petersen (5/2), Asci, Schmidt, Lewandowski (5/1), Ernst (9), Weiß (2), Angenendt, Stumpf (1/1), Bandura.

HC Gelpe/Strombach: Ahmed Elnoamany, Vatter – Maier (3), Altjohann (4/1), Feuerbach (4), Heinzerling (8), Jürges (4), Lüsebrink (1), Panske (1), Mayer (3/1), Brüning, Walch (1), Rostalski (1).

 

Unitas Haan – TSV Bayer Dormagen II 33:28 (15:16). Vermutlich werden beide Seiten heilfroh sein, dass die Serie nun vorbei ist. Und natürlich konnten hinterher die Hausherren mit dem Ergebnis mehr anfangen, weil es ihnen am Ende dieser herausfordernden Saison den zwischendurch heftigst gefährdeten Klassenerhalt brachte. Danach sah es im Übrigen bis in die zweite Halbzeit hinein nur bedingt aus, weil Dormagen aus dem 0:3 (4.) unbeeindruckt eine eigene Führung machte, die beim 11:7 (16.) und 12:8 (18.) sogar relativ klar aussah. Mit dem 14:14 (27.) glich Haan allerdings wieder aus und im zweiten Abschnitt ließ es sich vom 17:20 (35.) oder 18:21 (36.) ebenfalls nicht völlig aus der Bahn werfen. Über den Ausgleich beim 21:21 (38.) und 22:22 (41.) konnte die Unitas das Duell zunächst sogar schrittweise auf seine Seite ziehen – 24:22 (42.). Intensiv lief später die Schlussphase nach dem 26:26 (50.) und 27:27 (53.), als die Gastgeber durch Raphael Korbmacher (54.), David Bleckmann (56.) und Phillip Rath (58.) auf 30:27 erhöhten, ehe Jan Micus durch den verwandelten Siebenmeter zum 31:28 (59.) den Weg freimachte für die Hausherren. Etienne Mensger (59.) und Julian Disler (60.) legten anschließend gegen nun geschlagene Dormagener noch zwei Tore zum Endstand hinterher. TSV-Trainer Moritz Adam übte trotzdem keine Kritik an seiner Mannschaft: „Haan hat am Ende den längeren Atem, weil wir einigen Angeschlagenen Tribut zollen müssen. Herzlichen Glückwunsch zum Klassenerhalt nach Haan. Die Jungs haben unter den Umständen noch mal alles in die Waagschale geworfen und wir können die Saison versöhnlich beschließen.“ Zufrieden wird allerdings beim TSV Bayer mit dem siebten Rang in der Abschluss-Tabelle (25:23) und den maximal mageren 3:19 Zählern mit nur einem Sieg aus den vergangenen elf Begegnungen kaum einer sein.

Unitas Haan: Seher, Joest –  Schulz, Mensger (4), Riemann, F. Korbmacher (4), Micus (9/1), R. Korbmacher (5/2), D’Avoine, Rath (1), Völker (3), Disler (3), Bleckmann (4), Austrup. 

TSV Bayer Dormagen II: Dürselen, Ludorf – Hasbach, Stolzenberg (4), Kasper (4), Emmerich (2), Ostrowski (5) Szabo (4), Mertens (5), Werschkull (4/1), Krewer, Krämer.

OSC Rheinhausen – HC Weiden 35:32 (20:17). Am Ende der oft nicht mehr mit größtem Einsatz in der Abwehr geführten Duells waren beide in ihrer jeweils eigenen Form zufrieden. Für die Gäste traf das zu, weil sie trotz der finalen Niederlage in der Abschluss-Tabelle mit 30:18 Punkten den dritten Platz belegten und damit gegenüber Rang vier aus 2023/2024 einen Fortschritt um eine Position erzielten. „Wir machen im Vergleich zum OSC ein paar vermeidbare Fehler mehr und deswegen geht die Niederlage in Ordnung“, fand Weidens Coach Marc Schlingensief, „wir gucken dennoch auf eine tolle Saison zurück: Platz drei, sehr konstant in beiden Saisonhälften mit tollen Highlights. Und wir haben unsere anvisierte Punkteausbeute übertroffen in nur 24 Spielen. Darauf können wir sehr stolz sein.“ Damals hatten die Weidener aus 26 Partien jene 29:23 Punkte geholt, die sie nun mit zwei Spielen weniger auf 30:18 Zähler übertreffen konnten. Für Rheinhausen ging der Abend mit dem letzten Einsatz von Thomas Molsner an der Seitenlinie in Ordnung, weil nach einer lange spannenden Saison und der Beschäftigung mit dem Thema Abstieg bei 25:23 Zählern immerhin noch der sechste Platz in die Vereinsstatistik wanderte.

„Wir haben unser Minimalziel erreicht, mit einem positiven Punktekonto abzuschließen“, fand Trainer Molsner, „es war ein typisches letztes Saisonspiel, es ging für beide um nichts mehr. Es war besonders in der ersten Halbzeit ein Spiel mit wenig Körperkontakt, aber mit gutem Handball. Die zweite Halbzeit war eine ganze Zeit eng und ausgeglichen und am Ende holen wir noch mal verdiente zwei Punkte. Ich bin zufrieden und es hat mir super viel Spaß gemacht mit der Mannschaft auch in dieser Saison.“ Nach einem ausgeglichenen Start mit wechselnden Führungen lag Rheinhausen beim 18:14 (26:) zum ersten Mal klarer vorne, doch Weiden zeigte sich vor allem im zweiten Durchgang wieder sehr hartnäckig – 23:24 (37.), 26:27 (42.), 28:28 (48.), 29:29 (50.). Anschließend konnte sich Rheinhausen durch Matthias Meurer (50./51.), Felix Käsler (53.) und Noah Adrian (57./Siebenmeter) auf 33:29 absetzen – was die ausreichende Basis für den Sieg war. Die endgültige Entscheidung fiel aber erst mit dem 35:32 (60.) von Tim Klein.

OSC Rheinhausen: Lenz, Seemann  – Adrian (2/2), Eiker (8), Wistuba (1), Kauwetter, Küpper Ventura (1), Zwarg (7), Büttner (1), F. Molsner (1), M. Molsner (3), Käsler (2), Meurer (8), Klein (1).

HC Weiden: Schroif, Keller – Xhonneux (9/1), Wolff (1), Meurer (9), Scheidtweiler (4), Rojko (2), Rügenberg (4/3), Fiedler, K. Frauenrath (1), Schürmann (1), Bösel (1), Eissa.

 

BTB Aachen – HSG Refrath/Hand 33:28 (15:16). Am 31. Januar 2025 verlieren die Aachener gegen den Meister Interaktiv mit 26:31 und sie müssen sich nach 1:7 Punkten am Anfang des Jahres doch mehr als nur ein paar Sorgen im Kampf gegen den Abstieg machen. Gut drei Monate später steht da ein ganz anderer BTB, weil er die Situation rechtzeitig angenommen hat und sich mit Leidenschaft in die folgenden neun Partien stürzt. Der Lohn dafür: Das Team von Trainer Simon Breuer schafft rechtzeitig den sicheren Klassenerhalt, gewinnt gegen die Refrather (Neunter/23:25) auch sein letztes Saisonspiel und beendet die Saison 2024/2025 mit einem positiven Konto als Fünfter (26:22). Aachens Coach Simon Breuer fand klasse, wie sich Aachen Stück für Stück nach vorne arbeitete: „Man hat gesehen, dass für beide der Klassenerhalt geschafft war. Deswegen fehlten die letzte Energie und die Bereitschaft. Das war dann natürlich nicht mehr das beste Spiel. Letztlich haben wir in der Schlussphase unsere Fehler abstellen können und das Spiel mit einem guten Abwehr-Torwart-Gespann auf unsere Seite ziehen können. Es hätte lange auch in beide Richtungen ausgehen können, aber letztlich ist es ein super Abschluss für uns. Dass wir am Ende Fünfter sind, ist ein toller Erfolg unter schwierigen Bedingungen. Wir hatten einen guten Schluss-Spurt, auch wenn es nicht immer schön aussah.“ 

HSG-Coach Kelvin Tacke hatte trotz der finalen Niederlage ebenfalls wenig auszusetzen. „Wir mussten auf fünf Spieler aus Verletzungsgründen verzichten und haben mit den verbliebenen Jungs 55 Minuten ein superstarkes Spiel hingelegt“, fand Tacke, „leider sind wir in den letzten fünf Minuten kopflos geworden und haben Aachen durch unsere Fehler eine Chance nach der anderen gegeben –  die der BTB konsequent genutzt hat. Jetzt ist diese brutal schwierige und komplizierte Saison vorbei und ich bin stolz darauf, das wir bei der starken Konkurrenz, dem Umbruch und den vielen Ausfällen den Klassenerhalt geschafft haben.“ Der Abend war auf jeden Fall sehr ausgeglichen und lediglich beim 19:16 (38.) schien sich Refrath mal klarer absetzen zu können. Später hätte die Partie jedoch beim 25:25 (51.), 26:26 (53.) und 27:27 (56.) wieder in jede Richtung kippen können, bevor Aachen mit einem 5:0-Lauf innerhalb von knapp drei Minuten zum 32:27 (59.) die Weichen endgültig in seine Richtung stellte.

BTB Aachen: Zaghloul (1), Elsen – Jacobs (8/3), Wudtke (4), Bock (6), Büchel (2), Käsgen (2), Wagner (2), Kepp (1), Schmitz, Panse (3), Herzog, Schnalle (4), Bock.

HSG Refrath/Hand: Hablowetz, Krämer – Krause (3), Schallenberg (1), Faust (5), Greffin (3), Pohen, Bürger (4), Georgi (1), Schrage, Winter (8/3), Speckmann, Tent (1), Capota (2).

 

Interaktiv.Handball – Bergischer HC II 30:27 (18:17). Der Meister aus Ratingen (42:6), der bereits seit einigen Wochen als Aufsteiger zur 3. Liga feststeht, machte es zum Saisonausklang tatsächlich spannend gegen die Solinger, die als Schlusslicht (6:42) seit einigen Wochen schon als Absteiger in die Oberliga feststehen. Der Tabellenletzte, offensichtlich nicht gekommen, um die Punkte wie ein Geschenk abzuliefern, drehte etwa einen 15:18-Rückstand (29.) auf der Zielgeraden der ersten Halbzeit in eine eigene 19:18-Führung (33.) und er sorgte auch im zweiten Durchgang für eine Partie auf Augenhöhe – 21:19 (38.), 22:20 (41.), 24:24 (51.), 27:26 (55.). Alexander Poschacher (56.), der kurz zuvor bei einem Siebenmeter (57.) gescheiterte Dusan Maric (58.), Luca Wenzel (59.) und noch einmal Maric (60.) sorgten anschließend mit einem 4:0-Lauf für einen grundsätzlich wenig überraschenden Sieg des Favoriten.

Interaktiv.Handball: Bliß, Budko, Karic (1) – Venedey, Perschke (5), Kübler (2), Engh (1), Surowka, Yamada (5), Nuic (2), Poschacher (3), Koenemann (1), Maric (9/4), Wenzel (1), Sabljic.

Bergischer HC II: Elsässer, Beckert – Servos (6), Santos (1), Mussumeci (4/2), Schäfer (2), Gießelmann (5), Graf (1), Artmann (2), Berger (5), Schweter, Mager (1).

TSV Bonn rrh. – MTV Rheinwacht Dinslaken Wertung für Bonn nach Absage Dinslaken. Das Team von Trainer Florian Benninghoff-Lühl hätte lieber auf der Platte zwei Punkte geholt und sich in „echt“ mit 33:15 Punkten die Vizemeisterschaft vor dem HC Weiden (30:18) gesichert. Nachdem die bereits seit einigen Wochen als Absteiger feststehenden Dinslakener (Vorletzter/19:29) mit der Begründung abgesagt hatten, fürs letzte Saisonspiel aus personellen Gründen keine Mannschaft mehr stellen zu können, fühlte sich die TSV sogar, als habe ihr jemand den Stecker gezogen. „Als ich das gehört habe, war ich in der Tat sehr gefrustet“, sagte Benninghoff-Lühl, „vor allem, weil wir nach dem letzten Wochenende noch mal allen zeigen wollten, dass das nicht unser Gesicht ist. Ich habe alles versucht, Dinslaken doch zum Kommen zu bewegen, aber leider hat da nichts geklappt.“ Hängen bleibt bei Team und Trainer trotzdem weniger die 26:30-Pleite vom 2. Mai beim Letzten Bergischer HC II (6:42), sondern der Eindruck, eine insgesamt gute Saison gespielt zu haben: „Wir freuen uns über den zweiten Platz, weil der nicht weniger verdient wird dadurch, dass wir in der Rückrunde auswärts selten an die Leistungen aus der Hinrunde anknüpfen konnten. Im Prinzip hat die ganze Liga hinter Ratingen gezeigt, dass es extrem eng zugeht. Dementsprechend entscheiden Kleinigkeiten, die in der Hinrunde zu unseren Gunsten ausgefallen sind. Aber wir haben auch in der Rückrunde immer wieder gezeigt, dass wir dazu in der Lage sind, diese Leistungen zu bestätigen – wenn auch leider nicht konstant.“