3. Liga
Aldekerks Plan fürs Unternehmen Klassenerhalt: „Wir müssen die Halle anzünden“
TVA braucht nach 34:40 aus dem Hinspiel beim TV Bissendorf-Holte einen Sieg mit mindestens sechs Treffern Unterschied.

Ring frei! Maximilian Tobae (rechts/Nummer 22) will sich mit den Aldekerkern trotz einer schwierigen Ausgangslage noch einmal voll reinhängen und so den Abstieg verhindern. Die bessere Ausgangslage haben aber sicher Fabian Rußwinkel (links/Nummer 23) und der TV Bissendorf-Holte. (Foto: Carsten Wulf)

Natürlich ist es keine reine Utopie oder wirklichkeitsremdes Wunschdenken. Eine Mannschaft kann durchaus ein Spiel mit sechs oder mehr Toren Unterschied für sich entschieden. Das kommt auch in der 3. Liga vor und hat dort grundsätzlich nicht mal was Besonderes. Genau das ist nun einer der Strohhalme, an die sich der TV Aldekerk als Vertreter der Gruppe Süd-West im Hinspiel der ziemlich sperrig klingenden „Klassenverbleibsrunde“ klammern kann oder muss – weil ihm sonst wenig bleibt. Schließlich wiegt die 34:40-Niederlage vom vergangenen Sonntag beim Nord-West-Vertreter TV Bissendorf-Holte mehrere Tonnen und sie droht die Aldekerker hinunter in die Regionalliga zu ziehen. Als jeweilige Drittletzte ihrer Gruppe waren beide Seiten zum Nachsitzen für zwei freie Plätze in der Saison 2025/2026 nicht verurteilt, sondern eher mit dieser neuen Möglichkeit beschenkt – zumal das erste direkte Duell gleichzeitig zeigte, dass Aldekerk und Bissendorf-Holte nicht aus Zufall oder wegen einer Verkettung unglücklicher Umstände gegen den Abstieg kämpfen. Es gab hier wie dort zahlreiche Ungereimtheiten/Baustellen, bei den Hausherren auf dem Weg zu einem verdienten Erfolg eben einige weniger. Der TVA hat damit nur eine Wahl: Er muss sich fürs Rückspiel am Samstag um 18.30 Uhr deutlich steigern, er muss mehr Geschlossenheit finden, er muss mehr Mittel finden, um über eine dichtere Verteidigung den Rückstand abzubauen. „Es ist klar, was wir zu tun haben“, sagt Trainer Tim Gentges, „wir haben die Fehler analysiert und versuchen natürlich, es jetzt besser zu machen. Es geht darum, technische Fehler zu vermeiden und Absprachen in der Abwehr einzuhalten. Wir haben noch 60 Minuten, um diese Sechs-Tore-Hypothek wettzumachen.“

Aldekerk muss keinen Zauber-Handball oder die Schönheit des Spiels vortragen. Doch das Team des Trainergespanns Gentges/Nils Wallrath muss über sich hinauswachsen – wofür unter anderem der Blick auf die 30 Partien aus der am 3. Mai 2025 mit dem 28:35 bei der HSG Rodgau Nieder-Roden beendeten Normalrunde ausreicht. Erstens: Der TVA hat sechs seiner 14 Punkte auf dem Abschlusskonto auswärts geholt. Zwischen dem ersten Sieg in des Gegners Halle mit dem 33:29 am 3. Oktober 2024 bei den Bergischen Panthern und dem zweiten am 11. April mit dem 31:28 beim TV Korschenbroich lag dabei ein glattes halbes Jahr – womit die Pleite vom vergangenen Wochenende jetzt nicht richtig verwunderlich ist. Zweitens: Drei der vier Heimsiege stammen aus der Rückrunde. Nach dem 31:28 vom 29. November 2024 gegen den TV Korschenbroich gabs am 25. Januar 2025 das 30:27 gegen die TSG Haßloch und am 14. Februar das 32:31 gegen die Bergischen Panthersowie am 8. März ein 30:26 gegen die VTV Mundenheim. Anschließend reichte es zu keinem weiteren Erfolg mehr in der Vogteihalle – und Aldekerk gehörte in den vergangenen Monaten in der Endabrechnung bei 8:22 Punkten trotz eines enormen Rückhalts bei den eigenen Fans nicht zu den heimstärkeren Teams in der 3. Liga. Genauso sieht/sah es übrigens beim TV Bissendorf-Holte aus (ebenfalls 8:22), der dafür die bessere Auswärtsbilanz erzielte – mit 9:21 gegenüber 6:24 Zählern.

Ob sich aus allem überhaupt etwas ableiten lässt? Vermutlich. Sicher ist auf jeden Fall, dass der TVA in irgendeiner Form über sich hinauswachsen und praktisch einen persönlichen Rekord aufstellen muss, um dem Abstieg in die Regionalliga zu entgehen. Die Marken der Erfolge 2024/2025 beginnen mit einem Treffer Differenz (32:31) und sie klettern über drei Mal drei Tore Unterschied (31:28/31:28/30:27) bis hin zu vier Toren (33:29/30:26), die als maximaler Ausschlag nach oben in der Bilanz stehen. Doch eine Lücke von mindestens sechs Treffern herzustellen? Es wäre tatsächlich was Neues und gleichzeitig gäbe es aus Sicht der Aldekerker keinen geigneteren Zeitpunkt fürs Vordringen in derartige Dimensionen. Definitiv klar: Bei einem Unentschieden oder einer Niederlage mit weniger Abstand ist der Abstieg besiegelt – ebenso bei einem Erfolg mit einer Fünfer-Differenz. Erreicht Gentges‘ Mannschaft genau jene sechs Tore, kommt es auf die Anzahl der auswärts erzielten Tore an. Beispiele: Bei einem 39:33, einem 36:30, einem 34:28 oder einem 24:18 wäre der TV Aldekerk durch, bei einem 41:35 oder 43:37 der TV Bissendorf-Holte. Dass eine dieser Varianten mit einer derartigen Trefferflut zum Tragen kommt, gilt allerdings als höchst unwahrscheinlich – weil der Aldekerker Rekord für diese Saison bei 34 Toren steht und der Durchschnitt bei 27,34 pro Partie (Bissendorf-Holte bereits eingerechnet).

Tim Gentges weiß das natürlich alles, traut seinem Team allerdings uneingeschränkt zu, für den letzten Versuch ans Limit zu gehen und ein Happy End auf die Platte zu bringen. „Die Trainingswoche war gut, die Laune war oben. Und es ist das Wichtigste, zu sehen, dass die Mannschaft daran glaubt“, sagt der TVA-Trainer, „sie sollen einfach mit Spaß und Freude vor ausverkaufter Hütte Handball spielen und ihr Bestes geben. Diese Halle und diese Zuschauer sind ein ganz, ganz großes Faustpfand, das wir haben. Es muss uns am Samstag gelingen, diese Halle anzuzünden – dass der Funke von uns auf die Zuschauerränge überspringt und umgekehrt.“ Sein Wunsch ist ein guter Start, um den Gegner unter Druck zu setzen und sich selbst Rückenwind zu verschaffen: „Gehen wir mal mit drei, vier, fünf Toren in Führung, weiß ich, was in dieser Halle passieren wird. Das müssen wir schaffen, das ist unsere allererste Aufgabe mit unserem Spiel, mit unserem Kampf, mit unserer Leidenschaft. Dann schauen wir weiter, ob es am Ende reicht, die sechs Tore aufzuholen. Aber ich bin, wenn ich mir meine Mannschaft ansehe, sehr optimstisch und sehr positiv gestimmt. Wir haben noch immer richtig Bock und wir werden noch mal alles reinwerfen, was wir haben. Mit dem Dorf im Rücken ist eine Menge möglich – das werden wir am Samstag beweisen.“ Um kurz nach 21 Uhr werden dann alle mehr wissen.