3. Liga
Wunder verpasst: Die Regionalliga hat Aldekerk wieder
TVA bleibt nach 34:40 aus dem Hinspiel trotz 33:31 im Rückspiel der "Klassenverbleibsrunde" an Bissendorf-Holte hängen. An einem weiterem Nachsitzen scheint kein Interesse zu bestehen.

Vorhang zu: Für Torhüter Paul Keutmann, der die Hausherren durch ein paar tolle Paraden wieder zurück ins Spiel brachte, und seine Aldekerker kann der Abstieg aus der 3. Liga aber keine riesige Überraschung sein. (Foto: Thomas Schmidt)

TV Aldekerk – TV Bissendorf-Holte 33:31 (12:15). Aus und vorbei. In Kerken hätte an diesem Samstagabend die größte Festveranstaltung am Niederrhein über die Bühne gehen sollen – wenn es denn nach den Träumen und Hoffnungen des TV Aldekerk gegangen wäre. Sechs Tage nach dem 34:40 im Hinspiel der „Klassenverbleibsrunde“ beim Nord-West-Vertreter TV Bissendorf-Holte hätte das Team des Trainergespanns Tim Gentges/Nils Wallrath als Vertreter der Gruppe Süd-West im Rückspiel vor den eigenen Fans einen Sieg mit mindestens sechs Toren gebraucht, doch die Bürde der in dieser Höhe auch nicht erwarteten Pleite vom vergangenen Sonntag (18. Mai) wog letztlich zu schwer. Ein paar Mal im Laufe der entscheidenden 60 Minuten hatte es immerhin den Anschein, als sei eine Wende irgendwie denkbar: In einer frühen Phase etwa erzielte Maximilian Tobae das 3:1 (5.) und kurz darauf traf Thomas Brockmann zum 4:2 (8.). Richtigen Pfeffer bekamen die Aktionen der Hausherren dadurch trotz des spürbaren Willens, das Beste zu geben, erst später – und die Gäste ließen sich dabei in der Summe nicht entscheidend aus der Ruhe bringen. Dass der TVA einen langen Rückstand in der zweiten Halbzeit spät in eine 32:29-Führung (58.) verwandeln konnte, war kurz darauf nur noch für die Statistik interessant: Die Gäste konnten bis zur Schluss-Sirene immer die in der Summe beider Spiele nötige Distanz wahren und schließlich ihre weitere Zugehörigkeit zur 3. Liga entsprechend begehen. Die Alderkerker Zukunft findet dagegen nach menschlichem Ermessen und nach dem Aufstieg vor drei Jahren 2025/2026 wieder in der Regionalliga statt. Die winzigste und kaum unter einer Lupe erkennbare höchst theoretische Chance auf eine Wunder-Rettung hat mit der 2. Liga zu tun.

Müssten dort die Eulen Ludwigshafen den Gang in die 3. Liga antreten, müsste eine Etage tiefer das HLZ Friesenheim-Hochdorf II als zweite Mannschaft des Zweitligisten ebenfalls absteigen – und zurzeit steht Ludwigshafen als Vorletzter tatsächlich mit dem Rücken zur Wand. Der Haken: Es sind in der 2. Bundesliga noch drei Spiele zu absolvieren, wobei die Entscheidung vielleicht erst im Saisonfinale am 7. Juni gegen den TV Hüttenberg folgt. Vorher treten die Eulen am 27. Mai gegen TuSEM Essen und am 1. Juni beim TSV Bayer Dormagen an, die bisher ebenfalls nicht in Sicherheit sind. Aus allem und besonders aus der komplizierten Terminlage ergibt sich das „Angebot“ des Deutschen Handball-Bundes, eine Rettungs-Rettungs-Rettungs-Runde gegen den Verlierer aus dem anderen Teil der „Klassenverbleibsrunde“ ebenfalls mit Hin- und Rückspiel auszutragen: In Frage kommen hier der SV Plauen-Oberlosa (Sachsen/Gruppe Süd) und der HC Burgenland (Sachsen-Anhalt/Gruppe Nord-Ost). Sicher ist eins: Die Teilnahme an diesen Spielen, die recht bald ausgetragen werden sollen, ist mit viel Aufwand verbunden und erst am Wochenende des 7. Juni wird feststehen, ob das alles irgendwem was bringt oder ob das alles überflüssig war. Rund um die Vogteihalle in Aldekerk scheinen sich Begeisterung und Bereitschaft zum Mitmachen irgendwie in engen Grenzen zu halten. Klare Prognose: Der TVA macht in der Regionalliga weiter.

Bissendorf-Holte nahm das Heft über ein 4:4 (11.) und 8:8 (19.) immer mehr in die Hand und konnte mit dem 15:12 (30.) am Ende der ersten Halbzeit insgesamt ein Neun-Tore-Plus mit in den zweiten Durchgang nehmen. Weil Paul Keutmann, der Keeper der Hausherren, seinen Kasten nun am Anfang des zweiten Abschnitts mit ein paar starken Paraden vernagelte, kam es anschließend zum Ausgleich – 16:16 (34.). Bis zu 21:19 (38.) sahen die Gäste trotzdem unverändert souverän aus, ehe Aldekerk den Spieß durch vier Tore hintereinander zum 23:21 (43.) umdrehte – und dennoch keine Kontrolle erlangen konnte. Als auf der Zielgeraden beim Stande von 26:29 (52.) bereits alles verloren war, drehte der TVA jedoch trotz aussichtsloser Lage erneut auf und erzielte jetzt sogar sechs Treffer hintereinander zum 33:29 (59.). Bissendorfs Lukas Tamms mit dem 30:33 (59.) und Albert Brack mit dem 31:33 (60.) durchkreuzten allerdings direkt danach alle plötzlich noch einmal auf dem Tisch liegenden Träume von einem Wunder. Aldekerks Trainer Tim Gentges wirkte hinterher dennoch relativ gefasst: „Gratulation an Bissendorf, die das, basierend auf der ersten Halbzeit in Bissendorf, verdient für sich entschieden haben. Wir hatten heute drei Chancen, um mal auf vier oder fünf wegzugehen, konnten sie aber nicht nutzen. Die Jungs haben sich hier aber bis zum Schluss zerrissen. Das ist jetzt ein harter Gang, aber sie sollen einfach stolz auf sich sein. Die Bilder und die Stimmung hier sprechen für sich – und das ist nicht an eine Liga gebunden. Natürlich hätten wir unfassbar gerne gewonnen. Wie es jetzt weitergeht, weiß ich noch nicht. Dafür brauche ich erst mal vier, fünf Pils.“

TV Aldekerk: Schoemackers, Keutmann (1) – Mumme, Grützner (1), Kirschbaum, Simic, Könnes, Plhak (8/4), Hahn (2), Tobae (5), Küsters (3), Hansen (3), Ellwanger, Gogava (1), Brockmann (8), Rutten (1).