3. Liga
Saisonstart: Ratingen die Nummer eins im Westen!
Aufsteiger Interaktiv gewinnt beim fassungslosen TuS 82 Opladen nach 14:20 mit 32:30. Longericher SC ist beim 28:34 in Saarlouis chancenlos. Panther verlieren mit 31:34 gegen Kirchzell.

Das ist so ein schöner Tag! Ratingens Torhüter Sebastian Bliß zeigte in Opladen regelmäßig beeindruckende Proben seines Könnens. (Foto: Thomas Schmidt)

TuS 82 Opladen – Interaktiv.Handball 30:32 (17:12). Die einen waren völlig fassungslos – weil sie wohl kaum nachvollziehen konnten, wie sie deutliche Kontrolle über den Abend verloren hatten und damit am Ende leer ausgingen. Die anderen wirkten ebenfalls zumindest sehr erstaunt und gleichzeitig sehr erleichtert darüber, dass ihnen trotz eines hohen Rückstands die Wende zu einem nicht dringend zu erwartenden Sieg gelungen war – der in der Addition aller Bausteine aus der zweiten Halbzeit in Ordnung ging. Logisch: Während bei den in den letzten 25 Minuten gar nicht mehr stattfindenden Opladenern in erster Linie tiefster Frust herrschte, genossen die Ratinger ihren Erfolg in vollen Zügen. Der spielende Sportliche Leiter Stanko Sabljic wusste gleichzeitig genau, dass zwei Spieler auf besondere Weise zum Sieg beitrugen: „Wir haben an uns geglaubt und wir hatten eine riesige Unterstützung im Tor mit Sebastian Bliß und 18 Paraden. Das war auch von Neuzugang Nicolas Körber mit elf Toren ein Super-Auftritt.“ Während der erfahrene Keeper Bliß (35) über die gesamte Distanz durch seine überragende Vorstellung zum Albtraum des TuS 82 wurde, trumpfte der junge Rückraumspieler Körber (20/vom HSV Hamm-Westfalen gekommen) nach vier Treffern aus der ersten Halbzeit später sogar noch intensiver auf und steuerte weitere sieben Tore zur Wende bei. Ganz nebenbei übertraf er in seiner Wirkung selbst den Opladener Top-Werfer Oliver Dasburg (zehn Treffer/davon ein Siebenmeter). 

Die Hausherren brauchen etwas mehr als drei Minuten, um mit dem 3:0 (4.) die Kontrolle zu übernehmen – und übers 5:1 (6.), 8:4 (13.) und 10:6 (16.) sah es nicht danach aus, dass den hinterherrennenden Gästen mehr als ein übersichtlicher Rückstand gelingen würde. Ratingen verkürzte anschließend auf 8:11 (19.), kassierte nun aber drei weitere schnelle Gegentore und drohte mit dem 8:14 (22.) doch komplett den Anschluss zu verlieren. Das 17:12 (30.) am Ende des ersten Durchgangs entsprach dabei dem bis dahin Gesehenen und selbst das 13:17 (32.) und 14:17 (33.) jeweils von Sabljic schien die Opladener nicht nachhaltig aus der Bahn zu werfen: Dasburg (33./Siebenmeter), Maxim Swiedelsky (34.) und erneut Dasburg (35.) trafen in einer Überzahl (34./Zeitstrafe gegen Tomislav Nuic/Interaktiv) zum wiederum deutlichen 20:14. Opladen beflügelt? Ratingen geschockt? Fortan sah es auf der Platte eher so aus, als habe draußen jemand den Hausherren radikal den Stecker gezogen, und der TuS 82 gönnte sich bis zum 21:21 (45.) für die Gäste wie aus heiterem Himmel einen 1:7-Lauf – und befreien konnte sich das Team von Trainer Stefan Scharfenberg nicht mehr. Interaktiv, inzwischen richtig auf den Geschmack gekommen, setzte entschlossen nach und sorgte mit der folgenden 7:3-Serie für eine 28:24-Führung (56.) als Abschluss eines 14:4-Spurts – was im Umkehrschluss für den TuS 82 ein 4:14-Debakel war. Mit dem 27:28 (58.) von Tobias Schmitz kam Opladen zwar noch einmal heran, doch Körber sorgte mit dem 29:27 (58.) und 30:27 (59.) für die finale Entscheidung zugunsten von Interaktiv.

In der Tabelle bietet sich nach dem ersten Spieltag das erstaunliche Bild, dass Interaktiv als Sechster vorübergehend vor den West-Nachbarn Opladen (Zwölfter), Bergische Panther (13.) und Longericher SC (14.) zu finden ist. In der Summe ist das aber selbst für Ratingen höchstens eine allerdings angenehme Moment-Aufnahme, weil der Weg bis zum Saisonziel Klassenerhalt gerade erst begonnen hat und richtig lang ist. „Für das erste Spiel und einen ganz schmalen Kader, in dem vier Leute verletzt waren und ein Spieler erkältet, war das am Ende ein sehr, sehr wichtiger Sieg für uns. Wir haben nicht aufgehört, wir haben als Mannschaft viele Sachen zusammen gelöst und richtig gekämpft.“ Ähnliches dürfte auf ähnliche Art im ersten Heimspiel am nächsten Samstag gegen TV Homburg erforderlich sein, den Ratingen nicht an dessen 19:31-Auftaktpleite gegen die TSG Münster messen darf. Für die Opladener geht es für die Aufgabe bei der HSG Dutenhofen-Müncholzhausen II, die mit einem 34:32 bei der SG Schalksmühle-Halver Dragons startete, zuerst „nur“ darum, sich zu sammeln und im zweiten Anlauf mit der Saison praktisch von vone zu beginnen.

TuS 82 Opladen: Beckert, Wiese  – Winchenbach, Kroner, L. Johannmeyer (1), Servos (3), Werschkull, Jagieniak (4), Dasburg (10/2), Schmitz (6), F. Johannmeyer (1), Sonnenberg (2), Kostorz, Hess (1), Siwedelsky (2).

Interaktiv.Handball: Bliß, Plessers – Körber (11/1), Schulz (5), Venedey, Seher (3), Nuic (4), Eckardt, Koenemann (1), Maric (2), Sabljic (3), Kübler (3), Szabo.

 

HG Saarlouis – Longericher SC 34:28 (18:13). Es sah gegen Ende vorübergehend sogar mal etwas knapper aus, war es aber in Wirklichkeit nicht. Und weil die Longericher über weite Strecken eher als „Köln light“ daherkamen, lag für sie was Zählbares nie im Bereich des Möglichen. Dass es bis zur Schluss-Sirene kein Debakel gab, hatte auch viel mit nachlassender Konzentration der Hausherren zu tun, die den Abend für 45 Minuten fast nach Belieben dominierten – und angesichts der hohen Führung beim 28:17 (46.) deutlich den einen oder anderen Gang zurückschalteten. Für den LSC blieb anschließend nur die Erkenntnis, dass bis zu einem Hundert-Prozent-Stand im Leistungsvermögen doch noch eine Menge Arbeit zu tun bleibt und möglicherweise sogar mehr als erwartet. Viel Zeit, im Training intensiv weiter in die richtige Richtung zu arbeiten, bleibt nun allerdings nicht: Nach der Niederlage beim Vorjahres-Vierten erwartet der Dritte von 2024/2025 am kommenden Samstag zum ersten Heimspiel den TV Gelnhausen, den Vizmeister der vergangenen Serie. Ob es für die Longericher möglicherweise ein Vorteil sein könnte, dass Gelnhausen mit Verspätung in die Saison einsteigt (Partie vom ersten Spieltag gegen die HSG Hanau auf den 29. November verlegt), wird sich auf der Platte zeigen. Sicher dürfte sein, dass sich die Mannschaft von Trainer Chris Stark steigern muss.

Der LSC ging ein einziges Mal in Führung, als er das 0:1 (2.) durch Malte Nolting (2.) und Benjamin Richter (5.) ins 2:1 umdrehte. Mit der Zeitstrafe gegen Lukas Martin Schulz (7.) begann für die Gäste nach dem 2:2 (5.) das allgemeine Nachlaufen – 2:3 (8.), 2:4 (9.), 2:5 (9.). Übers 6:2 (10.) und 8:3 (12.) hatten die Hausherren die Lage im Griff, weil sie auf alle Versuche die passenden Antworten auf sämtlkiche Versuche der Kölner fanden, die immerhin am Ende der ersten Halbzeit mit dem 13:18 (30.) ein Stück Hoffnung mit in die Kabine nehmen durften. Dort schien Starks Team allerdings vor allem sich selbst vergessen zu haben, denn für die ersten sechs Minuten des zweiten Abschnitts fand praktisch kein LSC statt: Die Anzahl der Fehler und misslungenen Aktionen sowohl defensiv als auch offensiv erreichte hier ein fast absurdes Ausmaß – und Saarlouis nutzte die Gunst der Stunde, um sich durch sechs Treffer hintereinander im Eilverfahren auf 24:13 (36.) abzusetzen. Anschließend blieb der Rückstand bis zum 18:28 (46.) im zweistelligen Bereich, bevor eine Korrektur des verheerend aussehenden Resultats gelang – 22:28 (51.), 24:30 (53.), 28:33 (60.). In Gefahr geriet die HG trotzdem nicht und die Longericher mussten sich hinterher irgendwie damit trösten, dass alle elf zur Verfügung stehenden Feldspieler in der Torschützenliste auftauchten – was durchaus eher selten vorkommt. Gr0ßem Jubel löste dieses Kunststück jedoch an diesem Abend nicht aus.

Trainer Stark redete hinterher nicht lange um den heißen Brei herum: „Wir haben eine bittere Pleite erlebt. Die resultierte vor allem aus zu vielen technischen Fehlern, da sind wir insgesamt bei knapp 20 angelangt. Dadurch haben wir den Gegner zu Toren im Tempospiel eingeladen, Saarlouis kommt auf 14 einfache Tore aus dem Gegenstoß. Hier bei dieser Top-Mannschaft musst du eine Top-Leistung anbieten – und wir haben heute einfach nicht unseren besten Tag erwischt. “ Leben konnte Stark dafür mit der Reaktion auf die fast unwirklichen elf Treffer Unterschied. „Wir haben in der zweiten Halbzeit mit elf Toren zurückgelegen und ab dem Zeitpunkt gab es zwei Optionen – Debakel oder Moral zeigen“, sagte Longerichs Coach, „meine Mannschaft hat Variante zwei gewählt. Dafür gibt es am Ende nix zu kaufen, aber zumindest sind wir mit erhobenem Haupt aus der Halle gegangen. Wir mussten kurzfristig auf Jonas Kämper und Lennart Wörmann verzichten und hatten nicht so viel, um noch nachzulegen. Summa sumarum ist das eine verdiente Niederlage.“

Longericher SC: Kull, Babic – Pyszora (2), Henrich (1), Richter (1), Gerfen (1), Bertenbreiter (1), Niehaus (1), Leitz (2), Schulz (7/1), Kaysen (5), Nolting (6), Kremp (1).

 

Bergische Panther – TV Kirchzell 31:34 (14:14). Es war wieder eine enge Angelegenheit zwischen den Panthern und den Gästen aus Bayern – genau wie in der Vorsaison, als die Bergischen zwar auswärts unterlagen (33:37), zu Hause aber mit 35:33 die Punkte behielten. Zum Auftakt in die neue Spielzeit boten die Mannschaften den Zuschauern erneut eine ausgeglichene Partie. Den Hausherren ging in der Schlussphase allerdings die Luft aus und eine Durststrecke mit nur zwei Treffern in neun Minuten brachte nach der letzten Panther-Führung (49./27:26) die Entscheidung zu Gunsten der Gäste – 29:33 (58.). Und so startete das Team des Trainergespanns Alexander Oelze/Jens-Peter Reinarz mit einer Niederlage in die Saison. Dass Oelze wegen eines Magen-Darm-Infekts nicht vor Ort sein konnte, dürfte dabei für die Pleite eher nicht der entscheidende Grund für die Pleite gewesen sein und der Coach wird nun mit seinem Team in einer Woche den nächsten Versuch unternehmen, die ersten Punkte aufs Konto zu überweisen. Dann geht es – erneut am Samstag um 19.30 Uhr – zur HSG Hanau, die an diesem Wochenende noch nicht im Einsatz war (Partie in Gelnhausen in den November verlegt).

Sebastian Schön eröffnete den Abend mit dem 1:0 (4.) für die Panther, die kurz darauf aber erst einmal hinterherliefen – 2:5 (12.). Beim 4:7 (15.) bat Reinartz sein Team zur ersten Auszeit und in der Folge arbeiteten die Hausherren den Rückstand ab (18./7:7) und sie gingen kurz vor der Pause durch Maurice Meurer wieder in Führung – 13:12 (28.). Nach dem Seitenwechsel folgte eine Achterbahnfahrt, bei der sich keine Seite entscheidend absetzen konnte: Mal lag Kirchzell vorne (37./20:18, dann wieder die Panther (42./23:21. Bis zum 28:28 (51.) bewegten sich beide Seiten auf Augenhöhe, bevor sich die Waage erneut zugunsten der Gäste zu neigen schien – 28:30 (55.). Reinartz reagierte erneut mit einer Auszeit und Joe Ballmann verkürzte auf 29:30 (55.). Danach lief jedoch alles gegen die Panther: Nach dem 29:31 (56.) kassierte Kirchzells Jannik Wolf zwar eine Zeitstrafe, doch den fälligen Siebenmeter ließ Louis Elsässer liegen (56.). Im nächsten Angriff befand sich der TV bereits im drohenden Zeitspiel, als Schön zu hart zugriff – und seinerseits für zwei Minuten raus musste (57.). Die Überzahl war dahin, Kirchzell konnte den Spielzug neu aufbauen und nutzte die Gelegenheit zum 32:29 (57.) Die nächsten beiden Panther-Angriffe brachten keinen Erfolg und so war das 29:33 (58.) kurz darauf die Entscheidung.

Bergische Panther: Mohr, Eigenbrod – Müller (3), Hermann (2), Meurer (5), Taymaz (4/1), Lindemann (2), Zulauf, Exner (3/1), Vornehm, Schütte, Ballmann (7), Schön (3), Elsässer (2/2).