3. Liga
Drei gegen den Frust, einer gegen Ante Grbavac
Longericher SC, TuS 82 Opladen und Bergische Panther wollen Auftakt-Niederlagen ausbügeln. Interaktiv trifft auf den Mit-Aufsteiger TV Homburg und einen alten Bekannten.

Falsche Sportart? Ante Grbavac (links) schien sich hier unfreiwillig als Fußballer zu versuchen – worüber wohl auch die Longericher Malte Nolting (Mitte) und Benjamin Richter (rechts) erstaunt waren. In der richtige Sportart Handball war Grabavac damals im September 2023 mit sieben Toren der erfolgreichste Werfer für Interaktiv.Handball, das allerdings trotzdem mit 23:35 unter die Räder kam. Am Samstag trifft der Rückraumspieler, inzwischen beim TV Homburg unter Vertrag, zunächst in Ratingen zunächst auf seine einstigen Teamkollegen. Nach Köln kommt Grabavac am 18. Oktober wieder. (Foto: Thomas Schmidt)

Das Bild ist auch ein paar Tage danach gewöhnungsbedürftig. Der TuS 82 Opladen und der Longericher SC stehen nach dem Start in die 3. Liga 2025/2026 auf den Rängen zwölf und 14 in der unteren Tabellenhälfte – in einer Region, die sie grundsätzlich gar nicht richtig kennen. Ein wenig anders sieht das bei den Bergischen Panthern aus, die aktuell im Sandwich zwischen den beiden Nachbarn auf Platz 13 zu finden sind und sowohl mit dem LSC als auch mit dem TuS 82 eins teilen: Sie müssen sich vor allem um eine möglichst rasche Frustbewältigung kümmern. Das dürfte allerdings für keinen aus dem Verlierer-Trio vom Auftakt ganz einfach werden, denn die nächsten Aufgaben haben es in sich – was vor allem für die Kölner gilt, die als Dritter der Serie 2024/2025 deren Vizemeister TV Gelnhausen erwarten und damit nach der 28:34-Niederlage bei der HG Saarlouis (damals Vierter) erneut auf eins der Schwergewichte in der 3. Liga Süd-West treffen. Die Opladener, mit einer durchaus überraschenden 30:32-Pleite gegen den Aufsteiger Interaktiv.Handball eingestiegen, treten beim HLZ Friesenheim-Hochdorf II an, dessen 19:20 bei der MT Melsungen II nach einem 15:19 (56.) und 19:19 (59.) aufgrund seiner sonst krassen Trefferflaute ebenfalls bemerkenswert war. Vor einer hohen Hürde steht im Übrigen selbst Interaktiv.Handball, der „Ausbrecher“ aus der allgemeinen Unzufriedenheit nach dem ersten Spieltag. Es gibt keine Garantie dafür, dass die Ratinger nach ihrem Sieg in Opladen aus der Heimpremiere und dem Aufsteigerduell gegen den TV Homburg erneut zwei Punkte aufs Konto überweisen dürfen. Hier sagt die Homburger 19:31-Pleite gegen die TSG Münster (ebenfalls Aufsteiger) in erster Linie was? Nichts.

Es würde nicht zu den Longerichern passen, wenn sie ein einzelner wenig überzeugender Auftritt völlig aus der Bahn werfen könnte. Trainer Chris Stark musste zwar einräumen, dass sein Team in Saarlouis nicht mal ansatzweise für einen Erfolg in Frage kam, wollte sich daran allerdings nicht sehr lange aufhalten. „Wir haben in der Analyse auch gute Dinge gesehen. Wir werden eine neue Chance bekommen, die Aufgaben, die uns gestellt werden, top zu lösen. Und wir haben die nächste schwere Aufgabe vor der Brust. Aber ganz ehrlich – wir haben ein Heimspiel und wir wollen das Spiel gewinnen.“ Der Rückgriff auf die vergangene Saison zeigt, dass diese Idee nicht unbedingt eine Utopie bleiben muss, denn in Gelnhausen gewann der LSC am 2. November 2024 spektakulär mit 40:25 und zu Hause am 22. März 2025 aufregend mit 32:31. Zumindest im Südosten von Hessen sehen sie es nicht als Nachteil an, dass der TV nun mit Verspätung in die Saison einsteigt (Partie vom ersten Spieltag gegen die HSG Hanau auf den 29. November verlegt), und dessen Coach Matthias Geiger erwartet bei allem Respekt vor dem Gegner eine Art Spektakel. „Wir freuen uns riesig auf das erste Ligaspiel der Saison“, sagt Geiger, „es ist natürlich sofort ein Hammergegner. Sie sind eine der Topmannschaften mit wahnsinnig viel Qualität und ganz erfahrenen Spielern. Auch wenn Longerich gegen Saarlouis verloren hat, haben sie sehr schnellen und guten Handball gespielt und waren gefährlich von allen Positionen. Sie sind wirklich eine Topmannschaft. Wir haben eine tolle Vorbereitung hinter uns, die Jungs können mit breiter Brust in das Spiel starten. Entscheidend wird sein, dass wir eine kompakte Abwehr stellen und kein schnelles Angriffsspiel von Longerich zulassen.“ Ein Handicap für die Kölner: Sie können verletzungsbedingt nicht in Bestbesetzung antreten (wie in Saarlouis). 

Interaktiv, dass in Opladen einen 14:20-Rückstand in der 35. Minute noch in einen 32:30-Erfolg umwandelte, war zwar nachher eine Gute-Laune-Gesellschaft, bleibt aber lieber auf dem Teppich. „Für uns sind die Punkte aus diesem Spiel viel wichtiger als die, die wir in Opladen geholt haben“, sagt Ratingens Trainer Filip Lazarov, „wir sind uns dessen bewusst und arbeiten hart daran, gegen Homburg eine gute Leistung zu zeigen.“ Ein Wiedersehen gibt es dabei mit Ante Grbavac, dem einst für Interaktiv und jetzt im zweiten Jahr für die Homburger auf der Platte stehenden Rückraumspieler, der die Pleite des TV gegen Münster allerdings auch nicht verhindern und ausnahmsweise mal gar keinen einzigen Treffer beisteuern konnte. Bester Werfer der Gäste war Mittelmann Jan-Philipp Valda, der mit acht Toren fast die Hälfte der gesamten Ausbeute beisteuerte und davon ausgeht, dass es für die Mannschaft gegen Interaktiv besser läuft: „Gegen Ratingen haben wir direkt die Chance, wichtige Punkte für den Klassenerhalt zu holen.“ Dasselbe trifft jedoch auf die Hausherren zu, die gegen die „Honigdachse“, wie sie sich in Homburg selbst nennen, mit der nötigen Intensität zu Werke gehen wollen/müssen. Honigdachse gehören schließlich zur Familie der Marder und sie sollen als furchtlos bis aggressiv gelten. Filip Lazarovc rechnet sowieso mit einer schwierigen Aufgabe: „Zu uns kommt eine qualitativ starke Mannschaft mit vielen sehr guten und erfahrenen Einzelspielern. Sie hatten ein schlechtes erstes Spiel, aber ich bin mir sicher, dass sie am Samstag viel stärker und fokussierter sein werden.“

Zu einem reinen Treffen der Enttäuschten kommt es im Duell zwischen Friesenheim-Hochdorf II und dem TuS 82. „Wir geben den Sieg aus der Hand, der auf jeden Fall möglich war“, stellte Opladens Trainer Stefan Scharfenberg nach dem missglückten Saisonstart nicht unrichtig fest, „das gilt es jetzt schnell abzuhaken und weiterzumachen.“ Ganz ähnlich sehen das allerdings die Friesenheimer, in deren Team gegen Melsungen II unter anderem vier Spieler aus dem Kader ersten Mannschaft an Bord waren (startet unter dem „Firmennamen“ Eulen Ludwigshafen in der 2. Bundesliga). Klarer Fall: Wer zum zweiten Mal verliert, hat den Saisonstart noch nicht komplett, aber mindestens halbwegs in den Sand gesetzt. Was die am ersten Spieltag aussetzende TG Hanau (Partie vom ersten Spieltag beim TV Gelnhausen auf den 29. November verlegt) bei ihrer Saisonpremiere zulässt, ist dagegen vorerst eine offene Frage – und die TG gedenkt offensichtlich auf Befindlichkeiten der Bergischen Panther keinerlei Rücksicht zu nehmen. „Wir wollen zu Hause eine Macht sein und den Handball in Hanau positiv in alle Köpfe bringen“, erklärt der neue TG-Trainer Axel Sandau, „natürlich wollen wir diese Saison besser abschneiden als die vorherige Runde. Aber das ist auch davon abhängig, dass wir als Team Glück haben, was unsere Verletzungen angeht. Wenn wir auf die Staffel Süd-West blicken, dann glaube ich, dass wir wieder ein relativ ausgeglichenes Mittelfeld in der Tabelle erleben werden. Dort will ich uns im oberen Teil sehen.“ In einem Test während der Vorbereitung deutete Hanau zuletzt im Übrigen an, wozu es vielleicht in der Lage sein könnte: Da gab es vor anderthalb Wochen gegen den Zweitligisten TSV Bayer Dormagen ein 35:35. Möglicherweise hilft den Panthern ja der gedankliche Rückblick auf die vergangene Saison, als sie in Hanau ein 24:24 holten und das Heimspiel mit 32:31 gewannen.