3. Liga
Drama in Köln und Spektakel in Ratingen
LSC-Keeper Roman Babic rettet ein 29:29 gegen Gelnhausen. Interaktiv gleicht durch Kempa-Trick zum 30:30 gegen Homburg aus. Panther bringen 29:25 aus Hanau mit.

Wir sind Köln! Die Longericher hatten im und am Spiel gegen Gelnhausen wieder deutlich mehr Spaß als rund um den Saisonstart vor einer Woche in Saarlouis. (Foto: Thomas Schmidt)

Longericher SC – TV Gelnhausen 29:29 (14:13). Das ist die eine Seite der Medaille: Nach dem zweiten Spieltag der neuen Saison stehen die Kölner noch ohne Sieg da und als Zehnter mit 1:3 Zählern vorerst weiter in der unteren Tabellenhälfte, die sie als dauerhaften Aufenthaltsort angesichts ihrer Ansprüche, zu den Teams aus dem oberen Drittel zu gehören, sicher nicht akzeptieren können. Das ist die andere Seite der Medaille: Im Vergleich zum mühseligen und mit einer verdienten 28:34-Niederlage bei der HG Saarlouis endenden Start präsentierte der LSC bei der Heimpremiere für 2025/2026 wieder sein aus der Vergangenheit bekanntes Gesicht – mit Herz, mit Leidenschaft, mit Einsatz, mit Spielwitz, am Ende mit dem Hang zur Dramatik. Dass die Partie schließlich doch keinen Sieger fand, ging für die gesamten 60 Minuten irgendwie in Ordnung und die Hausherren mussten dabei auf den letzten Drücker noch einmal sehr tief durchatmen: Nach einer eigenen Auszeit genau 14 Sekunden vor der Schluss-Sirene wäre der Schuss beinahe doch nach hinten losgegangen, weil der LSC das Spielgerät hergab und den Tempogegenstoß von Akos Czaba für Gelnhausen ermöglichte. Czaba lief alleine und frei auf das Tor der Hausherren zu und hätte nur verwandeln müssen, um die Stimmung in Köln auf den Frust-Nullpunkt zu drücken. LSC-Keeper Roman Babic hatte allerdings was dagegen und er verhinderte spektakulär das 29:30. Bitter besonders für Akos Czaba: Der junge Rechtsaußen (20) erlitt in dieser finalen Aktion drei Sekunden vor der Schluss-Sirene eine Verletzung und musste von der Platte geführt werden. Wie es für Czaba weitergeht, steht noch nicht fest, während die Longericher ein klares Ziel vor Augen haben dürften: Sie treten am kommenden Freitag bei den Bergischen Panthern an (Achter/2:2), sie wollen ihr Konto ausgleichen und gleichzeitig den Nachbarn überholen.

Die Gastgeber erwischten mit dem 1:3 (5.), 3:5 (8.) und 5:7 (13.) einen schwierigen Auftakt, drehten den Rückstand aber durch einen 5:0-Lauf übers 7:7 (17.) in eine eigene 10:7-Führung (20.). Beim 11:11 (28.) war Gelnhausen wieder dran, doch Longerich fand jetzt ganz lange die aus seiner Sicht richtigen Antworten und hielt den TV immer auf Distanz – 14:13 (30.), 16:15 (32.), 18:17 (37.), 21:19 (41.), 24:21 (46.). Mit dem 25:22 (48./Siebenmeter) durch Lukas Martin Schulz und dem 26:22 (49.) von Jonas Kämper war das Tor zum Sieg dann plötzlich deutlicher geöffnet, aber Gelnhausen fand im Anschluss an eine Auszeit (50.) wieder in den Abend zurück und war so maßgeblich an einer dramatischen Endphase beteiligt – 26:25 (53.), 27:27 (57.), 28:28 (59.). Longerichs 29:28 (59.) von Lennart Niehaus glich Jonathan Malolepszy per Siebenmeter zum 29:29 (60.) in diesem Duell zwischen dem Vorjahresdritten Longerich und dem damaligen Vizemeister Gelnhausen aus, für den die Dienstreise nach Köln erst der Saisonstart war (Partie vom ersten Spieltag gegen die HSG Hanau auf den 29. November verlegt). Parallele: Der momentan in der Tabelle ausgwiesene Rang neun entspricht auf Dauer ebenfalls nicht den Erwartungen.

Longericher SC: Kull, Babic – Pyszora (1), Henrich (5), Richter, Gerfen, Bertenbreiter (1), Niehaus (5), Leitz (2), Schulz (4/3), Kaysen (1), Nolting, Kremp (1), Dahlke (1), Kämper (8).

 

Interaktiv.Handball – TV Homburg 30:30 (18:18). Im Duell der Aufsteiger drohten die Ratinger leer auszugehen und der überraschende 32:30-Auftaktsieg beim TuS 82 Opladen schien plötzlich viel von seinem Wert zu verlieren. Deshalb durfte/musste das Team von Trainer Filip Lazarov am Ende sogar zufrieden sein, dass es angesichts eines miserablen Mittelteils in der zweiten Halbzeit und einem daraus resultierenden 23:27-Rückstands (48.) zu einem Unentschieden reichte, das in der Summe aller Einzelteile über die 60 Minuten auch in Ordnung ging. Wie sich Interaktiv aber auf der Zielgeraden nach dem 29:30 (58.) den einen Zähler sicherte, war maximal spektakulär: Im Anschluss an eine Auszeit der Gäste, die den Sieg schon dicht vor Augen hatten, kam Ratingen tatsächlich noch einmal in Ballbesitz und beschloss offensichtlich, den Abend durch eine Aktion aus dem Regal mit den besonderen Maßnahmen abzuschließen. Nicolas Körber, nach seinen elf Treffern in Opladen sonst nicht so wirkungsvoll unterwegs, bediente hier zum Kempatrick passgenau den Teamkollegen Jonas Perschke – der perfekt vollendete und die Szene zum 30:30 Unentschieden veredelte. Interaktiv, das sich vermutlich eher einen Erfolg erhofft hatte, feierte den späten Treffer auf jeden Fall euphorisch und es kann mit dem Stand der Dinge nach zwei Spieltagen der neuen Saison 2025/2026 ganz gut leben: Platz vier für den Moment, 3:1 Punkte, keine Niederlage bisher.

Über weite Strecken konnte sich keine Mannschaft richtig absetzen, doch für die Ratinger blieb der Abend bis zum 6:7 (13.) ein beständiges Nachlaufen. Mit dem 8:7 (14.) lag Lazarovs Team kurz darauf zum ersten Mal vorne und mit dem 15:12 (22.) dachte es vermutlich daran, jetzt auf dem richtigen Weg zu sein – was sich bereits übers 18:18 (30.) am Ende der ersten Halbzeit als Irrtum erwies. Mit demselben Ablauf wie im ersten Abschnitt hatte Homburg im zweiten Durchgang zunächst immer eine ausgleichende Antwort, bevor es die stark steigende Anzahl an Fehlern bei Ratingen nach dem 23:23 (44.) zu einem 4:0-Lauf und jener eigenen 27:23-Führung nutzte. Jonas Perschke (49.), Mark Szabo (51.) und Dusan Maric (52.) sorgten anschießend fürs 26:27, ehe Luca Schulz (53./Siebenmeter), erneut Szabo (54.) und Luis Venedey (55.) das 26:28 aus der 52. Minute ins 29:28 drehten. Kurz darauf wäre ausgerechnet der Spielende Sportliche Leiter Stamko Sabljic zur tragischen Figur geworden, nachdem Luca Schulz beim Stande von 29:29 (56.) zunächst einen Siebenmeter (57.) nicht hatte nutzen können: Sabljic hatte Pech, als er nur den Pfosten traf und da das 30:29 verpasste – ud wenig später scheiterte er nach dem 29:30 (58.) vom Kreis aus frei am starken Homburger Schlussmann Patrick Schulz. Routinier Sabljic (37) dürfte doppelt und dreifach gut gefunden haben, was die jungen Herren Körber (20) und Perschke (22) auf den letzten Drücker aus dem Hut zauberten.

Sabljic wusste hinterher angesichts der vorherigen Achterbahnfahrt selbst kaum, wie er das Geschehen einordnen sollte: „Wir machen den Kempa zum Unentschieden. Ob wir am Ende einen Punkt gewonnen haben oder verloren, wenn man das ganze Spiel sieht, kann ich nicht sagen. Das war nicht das beste Spiel von uns, trotzdem waren wir mit Moral und Kampfgeist richtig dabei. Wir haben wieder gekämpft und wir haben nicht aufgehört.“ Die bisher erreichten 3:1 Zähler sind immerhin eine vorzeigbare Basis – und die Ratinger dürften sowohl am kommenden Samstag bei der HG Saarlouis (Erster/4:0 Punkte) als auch am 14. September gegen den TV Gelnhausen (Neunter/1:1) der krasse Außenseiter sein. Die für den weiteren Kampf gegen den Abstieg wichtigeren Aufgaben kommen zum Beispiel am 20. September gegen das HLZ Friesenheim-Hochdorf II (Zwölfter/0:2) und am 26. September gegen die Bergischen Panther (Achter/2:2).

Interaktiv.Handball: Bliß, Plessers – Schulz (9/2), Venedey (1), Szabo (2), Perschke (2), Sibbel, Kübler (4), Körber (2), Seher (2), Nuic (5), Koenemann, Maric (1), Sabljic (2).

 

HSG Hanau – Bergische Panther 25:29 (12:13). Die Panther beendeten ihre Dienstreise nach Hessen mit den ersten Punkten der Saison im Gepäck – was sicherlich in mehrfacher Hinsicht sehr wertvoll war. Erstens: Nach dem 31:34 zum Auftakt gegen den TV Kirchzell verhinderte das Team des Trainergespanns Alexander Oelze/Jens-Peter Reinartz in Hanau einen kompletten Fehlstart in die Spielzeit. Zweitens: Der Erfolg beim Vorjahres-Achten dürfte den Panthern  Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben geben. Drittens: Zumindest für einen Tag steht die Mannschaft bei 2:2 Zählern als Achter mal in der oberen Tabellenhälfte – ein Bild, das es in der gesamten vergangenen Saison nicht gab. In einer unterhaltsamen Anfangsphase lagen die Panther dabei  zunächst mit 1:3 (5.) und 3:5 (9.) zurück, drehten die Partie in der folge aber zum 7:5 (15.). Über das 11:8 (20.) und 13:9 (24.) schienen die Gäste die Angelegenheit in der Folge sogar deutlich in den Griff zu bekommen, doch in den letzten Minuten bis zur Pause gelang ihnen so gut wie nichts mehr. Weil Pascal Hermann (27.) und Aaron Exner (30.) selbst per Siebenmeter scheiterten, ging es nur noch mit einem knappen 13:12-Vorsprung (30.) in die Kabine – der kurz nach dem Wiederanpfiff wieder dahin war (32./13:13). Ähnlich wie in der Vorwoche gegen Kirchzell geriet die Partie nun zu einer Achterbahnfahrt: Nach Sam Lindemanns 14:13 (35.) folgte ein 14:16-Rückstand (39.). Die Panther reagierten mit einer Auszeit und glichen mit einem Doppelschlag wieder aus (40./16:16). Das 17:18 (42.) drehten die Gäste zum 20:18 (47.), bevor kurz darauf beim 21:21 (52.) erneut alles offen war.

Joe Ballmann (53./Siebenmeter) und Ben Vornehm (53.) besorgten mit dem 23:21 den nächsten Vorteil für die Panther und das 23:22 (54.) beantwortete Ballmann über eine schnelle Mitte zum 24:22 (54.). Die nächsten Minuten brachten nun die Entscheidung, weil Hanau vorne drei Mal hintereinander leer ausging, die Gäste ihrerseits ihre Angriffe mit Cleverness lange ausspielten und dabei auch im richtigen Moment etwas Glück hatten: Zum einen fiel der eine oder andere Freiwurf-Pfiff der Schiedsrichter zugunsten der Panther eher großzügig aus, zum anderen scheiterte Kaan Taymaz mit seinem Wurfversuch am HSG-Keeper – doch der Abpraller landete bei Sebastian Schön, der mit dem 25:22 (57.) die Weichen bereits auf einen Gäste-Sieg stellte. Und kurz darauf war Ballmanns Tempogegenstoß ins leere Hanauer Tor zum 27:23 (58.) die Entscheidung. Die offene Manndeckung der Hanauer in den letzten zwei Minuten brachte die Panther jedenfalls nicht mehr in Bedrängnis und kurz darauf feierten die Gäste aus dem Bergischen ihren ersten Saison-Erfolg.

Bergische Panther: Mohr, Eigenbrod – Müller (1), Hermann (1), Meurer (4), Taymaz (3), Lindemann (4), Zulauf, Exner (5/1), Vornehm (2), Schütte, Ballmann (6/2), Schön (3).