3. Liga
Derby im Bergischen: Es geht um die Hackordnung
Panther stehen zurzeit (noch) besser da als der LSC, der mit Rang elf wenig anfangen kann. Interaktiv muss zum Spitzenreiter Saarlouis, TuS 82 Opladen braucht gegen Schlusslicht Haßloch beide Punkte.

Völlig losgelöst! Es ist gar nicht so lange her, dass Keeper Robin Eigenbrod (Mitte) und seine Bergischen Panther den Longericher SC an den Rand der Verzweiflung trieben. Am 11. April nahmen die Panther den favorisierten Kölnern beim 34:34 einen Punkt ab. Nach dem 32:34 machten Joe Ballmann in der 58. Minute und Moritz Görgen (Nummer 8) in der letzten Sekunde aus dem Rückstand noch ein Unentschieden. (Foto: Thomas Schmidt)

Eigentlich haben sich diese Nachbarn in den vergangenen Jahren ein Stück voneinander entfernt. Geografisch liegen sie zwar mit 25 Kilometern Entfernung von der einen zur anderen Halle immer noch so dicht zusammen, dass ein Duell zwischen den Bergischen Panthern und dem Longericher SC in dieser 3. Liga mit zum Teil einigermaßen aufwändigen Dienstreisen gut und gerne als Derby durchgehen kann. Rein sportlich waren die beiden Kontrahenten dafür zuletzt am Ende der Saison 2022/2023 in der damaligen Gruppe West auf Augenhöhe unterwegs: Der LSC kam seinerzeit als Dritter mit 35:17 Punkten über die Ziellinie – nur einen Hauch vor den Panthern, deren Konto bei 34:18 Zählern stand. Zwölf Monate später lag bereits eine Welt zwischen den Klubs, denn die Kölner arbeiteten sich bei 34:26 Zählern als Sechster durch die Serie 2023/2024, während die Panther als Zehnter bei 26:34 Zählern im Mittelfeld Unterschlupf fanden und immerhin halbwegs sicher den Klassenerhalt schafften. Der Trend hielt danach auch 2024/2025 an: Rang drei und 43:17 Zähler gab es für Longerich, das sich über die gesamte Saison hartnäckig unter den Spitzenteams hielt – während die Mannschaft aus dem Bergischen streckenweise viel Mühe hatte und sich erst spät über den zwölften Platz und 17:43 Punkte eine Position am rettenden Ufer sicherte. Anders ausgedrückt: Es hat sich inzwischen eine gewisse Hackordnung ergeben. Eigentlich. Momentan sind die Dinge in der frühen Phase der Saison 2025/2026 allerdings ein bisschen aus dem Takt geraten und vor dem Duell am Freitagabend stehen die Panther als Achter (2:2) besser da. Das Team des Trainergespanns Alexander Oelze/Jens Peter Reinarz holte jüngst nach dem 31:34 gegen den TV Kirchzell (Zweiter) durchs 29:25 bei der HSG Hanau schnell den ersten Sieg, auf den Longerich zurzeit noch wartet. Der LSC hat auf der anderen Seite bereits zwei der schwersten Brocken hinter  sich – 28:34 bei der HG Saarlouis (Erster), 29:29 gegen den TV Gelnhausen (Vorjahres-Vizemeister). Die aktuellen 1:3 Zähler und der elfte Platz lösen in Köln vielleicht viel aus, aber bestimmt keine Begeisterung.

LSC-Coach Stark sieht der bevorstehenden Aufgabe dabei weniger wegen der aktuellen Lage gespannt entgegen, denn er hält die Panther ohnehin für einen immer zu beachtenden Gegner: „Wir freuen uns richtig drauf, die Grundstimmung ist so ein bisschen ins Positive gewandert. Wir haben in der Analyse aus dem Spiel gegen Gelnhausen sehr viele positive Aspekte rausarbeiten können. Wir sind uns darüber hinaus im Klaren, dass das ein ganz, ganz schwieriges Spiel wird, wir haben uns in der vergangenen Saison und in den Jahren davor schwergetan im Bergischen. Die Panther haben in Hanau gewonnen und sicherlich ein Ausrufezeichen gesetzt. Grundsätzlich ist das eine gute Mittelfeld-Mannschaft und jeder kann da stolpern. Wir sind gewarnt.“ Die direkten Duelle waren zudem in der Vergangenheit tatsächlich nicht selten unangenehm für Longerich und das erst recht dann, wenn die Panther (wie jetzt) zu Hause antreten konnten – wie beim 34:34 vor knapp fünf Monaten am 11. April 2025 oder wie beim 27:27 am 13. Oktober 2023. Von maximalem Widerstand der Gastgeber muss der LSC diesmal erneut ausgehen und er wird vermutlich eine überzeugende Leistung über 60 Minuten brauchen, um wenigstens wieder einen Teil der „alten“ Hackordnung herzustellen. Das wird nur durch einen Sieg funktionieren.

Einer der weiteren Spielverderber aus Kölner Sicht ist momentan der Aufsteiger Interaktiv-Handball, der nach dem 32:30 beim TuS 82 Opladen (14.) und dem 30:30 gegen den TV Homburg (Zwölfter) ungeschlagen und mit 3:1 Punkten auf dem fünften Platz zu finden ist – direkt hinter einem Führungs-Quartett aus Saarlouis, Kirchzell, HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II und MT Melsungen II (alle 4:0). Für die Mannschaft von Trainer Filip Lazarov ist das in der Summe trotzdem bloß eine Moment-Aufnahme und vielleicht sogar die dringend benötigte Basis auf dem Weg zum einzigen Saisonziel Klassenerhalt. Darüber hinaus müssen die Ratinger davon ausgehen, dass ihnen bald ihre erste Niederlage in dieser Saison droht: Am Samstag ist der Aufsteiger zu Gast bei der HG Saarlouis, die den Sprung in die 2. Bundesliga anpeilt und als einer der heißesten Kandidaten für die Meisterschaft in der Guppe Süd-West der 3. Liga gilt. Dass Saarlouis mit zwei Siegen aus zwei Spielen direkt mal die Spitze eingemommen hat, ist jedenfalls kein Zufall. Interaktiv geht danach am 14. September auch gegen den Vorjahres-Vizemeister TV Gelnhausen als Außenseiter an den Start, ehe am 20. September gegen das HLZ Friesenheim-Hochdorf II (Neunter) und am 26. September bei den Bergischen Panthern zwei Schlüsselspiele für den weiteren Saisonverlauf auf dem Programm stehen.

Ebenfalls vor einem Schlüsselspiel steht der TuS 82 Opladen, der sich den Auftakt sicher anders vorgestellt hat. Nach dem 30:32 aus der Saisonpremiere gegen die Ratinger gabs zuletzt ein 30:31 in Friesenheim-Hochdorf II, sodass die Mannschaft von Trainer Stefan Scharfenberg gemeinsam mit der SG Schalksmühle-Halver Dragons und der TSG Haßloch bei jeweils 0:4 Punkten im Moment den Tabellenkeller bildet. Daraus ergibt sich, dass die Opladener nun gegen Haßloch im zweiten Heimspiel der Serie den ersten Erfolg brauchen, um einen kompletten Fehlstart zu verhindern. Im Vergleich zu 2024/2025 hängt der TuS 82 sowieso schon im Minus fest: Damals standen nach zwei Runden 2:2 Zähler auf dem Konto, nach vier Spieltagen 6:2, nach sechs Spieltagen 8:4, am Ende der Hinrunde 17:13 und am Ende der Saison 30:28. Derzeit sieht es ganz danach aus, dass sich die Opladener erheblich strecken müssen, um auf vergleichbare Werte zu kommen und den eigenen Vorstellungen gerecht zu werden. Die Idee ist ja die alte: Sie sollen/wollen so schnell wie möglich so viele Punkte wie möglich auf Halde legen, um gar nicht erst in einen womöglich ungemütlichen/irritierenden Strudel zu geraten.