25. September 2025 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Der „Alterspräsident“: Stanko Sabljic ist bei den Ratingern als Sportlicher Leiter für die Kaderzusammenstellung verantwortlich und als Spieler auf der Platte mit reichlich Erfahrung einer der Anker für die auch aus vielen jungen Leuten bestehende Mannschaft. Die Aufgabe bei den Panthern hält Sabljic für sehr schwierig und aufschlussreich wird sie auf jeden Fall – für beide Seiten. (Foto: Markus Verwimp).
Wer darauf nur zwei Euro gesetzt hätte, müsste wohl als ziemlich risikofreudig gelten. Interaktiv.Handball, der Aufsteiger, nach fünf Spieltagen in der neuen Saison mit 5:5 Punkten als Achter ein Mitglied der oberen Tabellenhälfte? Der am besten platzierte der vier Klubs aus dem Handball-Westen? Vor dem Zehnten TuS 82 Opladen (4:6), vor dem bis jetzt enttäuschenden Vorjahrsdritten und aktuellen Elften Longericher SC (4:6), vor den auf Rang 13 folgenden Bergischen Panthern (3:7) und damit zurzeit im klassischen Mittelfeld zu Hause? Auch die Ratinger selbst scheinen ein wenig zu staunen. „Hätte uns das vorher einer gesagt, hätten wir es sofort angenommen“, sagt der spielenden Sportliche Leiter Stanko Sabljic. Was der 37 Jahre alte Kroate aber weiß wie kein Zweiter: Es handelt sich nur um eine Moment-Aufnahme – die nichts darüber sagt, was demnächst noch kommen mag. Sabljic ist nicht nur vor Keeper Sebastian Bliß (35) der bei Weitem erfahrenste Handballer im Team von Trainer Filip Lazarov, sondern zugleich eine Art Zeitzeuge. Schließlich war der Kreisläufer in der Saison 2023/2024 ebenfalls an Bord, als die Ratinger ebenfalls als Absteiger vorübergehend mit ausgeglichenen 12:12 Punkten unterwegs waren – und die 3. Liga am Ende mit 17:43 Punkten trotzdem als Schlusslicht direkt wieder verlassen mussten. Jene 17 Zähler reichten im Übrigen am Ende der vergangenen Serie den Bergischen Panthern über den zwölften Platz für den Klassenerhalt. Jetzt treffen sich die beiden auf Zeit getrennten Kontrahenten wieder, denn Interaktiv tritt am Freitag im Bergischen zu einer Partie an, die weder für den einen noch für den anderen ganz unwichtig ist.
Damals noch ein Ratinger: Alexander Oelze – der jetzt nach dem Ende seiner Karriere als Spieler seit dem Herbst 2024 zusammen mit Jens-Peter Reinarz als Trainer für die Panther verantwortlich ist. Oelze hätte natürlich wenig dagegen, dass sich diesmal eins der Ergebnisse aus der Vergangenheit wiederholt: Am 19. April 2024 entschieden die Panther das Heimspiel gegen Interaktiv mit 29:16 für sich und sie sammelten so wertvolle Punkte für ihren späteren zwölften Platz (24:36 Punkte). Dass Interaktiv von einer derartigen Pleite mit einer zweistelligen Differenz nichts anfangen kann und mit jeder anderen Niederlage immer noch wenig, wird Oelze nachvollziehen können. Für Stanko Sabljic ist trotz aller Querverbindungen in die Vergangenheit sowieso höchstens eins klar – und er schiebt die Favoritenrolle dadurch den Hausherren zu: „Wir wollen uns gut präsentieren, aber bei den Panthern müssen wir nicht gewinnen.“ Trainer Lazarov sieht es vielleicht eine Spur offener, doch nicht grundsätzlich anders. „Ein schweres Auswärtsspiel liegt vor uns“, sagt Ratingens Coach, „wir sind eine junge Mannschaft in der Entwicklung und können noch keine Punkte bei Auswärtsspielen fest einplanen. Aber wir sind bereit, uns mit jedem Gegner zu messen – das haben wir ja bereits gezeigt. Wir werden versuchen, geduldig auf unsere Chance in diesem Spiel zu warten, und wenn sie sich uns bietet, bin ich sicher, dass wir sie nutzen werden.“
Was irgendwie für die Panther spricht: Sie gewannen zwar lediglich beim Neunten HSG Hanau (29:25), deuteten allerdings in den vier weiteren Partien ihre Klassentauglichkeit an – 31:34 gegen den TV Kirchzell (Sechster), 31:31 gegen den Longericher SC (Elfter), 31:34 bei der TSG Münster (Fünfter), 33:39 beim TV Gelnhausen (Zweiter). Dass sie jeweils in der zweiten Halbzeit vorne lagen, schlug sich hinterher dennoch nicht in Zählbarem nieder. Was für Interaktiv spricht: Der Aufsteiger brachte die maximal hohen Hürden beim Spitzenreiter HG Saarlouis mit einem 28:35 und jene gegen den Zweiten TV Gelnhausen mit einem 22:26 insgesamt ordentlich hinter sich. Die restlichen drei Herausforderungen brachten immerhin 5:1 Punkte – 32:30 beim TuS 82 Opladen (Zehnter), 30:30 gegen den TV Homburg (15.), 28:26 gegen das HLZ Friesenheim-Hochdorf II (Zwölfter). Unter dem Strich spricht deshalb einiges dafür, dass das Duell zwischen den Panthern und den Ratingern ein echter Freitagskrimi wird.
Wohin der Weg des TuS 82 Opladen in dieser Saison führt, lässt sich zurzeit eher in Umrissen erkennen. Durch den jüngsten 37:24-Erfolg über den Vorletzten TV Homburg (1:9) konnte sich das Team von Trainer Stefan Scharfenberg wenigstens der gröbsten Sorgen entledigen und entsprechend groß war nach dem Sprung auf Platz zehn (4:6) die Erleichterung: „Die Mannschaft hat das einfach sehr gut gemacht. Das war ein unheimlich wichtiges Spiel für uns und da haben wir auch einfach die richtige Energie und die richtige Reaktion gezeigt.“ Mehr als die Erfüllung einer Pflichtaufgabe auf dem Weg zu mehr Sicherheit war das klare Ergebnis trotzdem nicht, weil den aufgestiegene Homburgern mit dem ehemaligen Ratinger Ante Grbavac zurzeit offensichtlich zu viel fehlt, um in der höheren Klasse bestehen zu können. Was den Opladenern helfen könnte: Die 3. Liga ist in diesem Jahr vielleicht noch ausgeglichener als 2024/2025, denn zwischen dem Fünften TSG Münster (6:4) und dem Zwölften HLZ Friesenheim-Hochdorf II (4:6) liegen nur zwei Punkte Unterschied, sodass jederzeit der Sprung in die aus der vergangenen Serie gewohnte obere Tabellenhälfte (Achter am Ende) möglich ist. Kehrseite der Medaille: Die TSG Haßloch, die auf Rang 14 (2:6/erster Abstiegsplatz) erst vier Partien absolviert hat, liegt gleichfalls nicht endlos weit weg. Im Heimspiel gegen den TV Kirchzell (Sechster/5:5) wollen die Opladener deshalb auf jeden Fall versuchen, ihre Position mindestens zu stabilisieren.
Einen Hauch an Stabilität wünschen sie sich vermutlich auch beim Longericher SC, der als Elfter gerade meilenweit hinter den eigenen Ansprüchen liegt – und bei 4:6 Zählern gegenüber 2024/2025 nach fünf Runden mit vier Punkten im Minus (damals 8:2). Noch ein Vergleich: Am Ende der damaligen Hinrunde konnte der LSC auf 21:9 Zähler blicken und er war damit ein fester Bestandteil des oberen Drittels. Ob er diesmal erneut in eine ähnliche Region gehören kann, ist angesichts des bisherigen Zickzack-Kurses kaum zu ergründen – 28:34 bei der HG Saarlouis, 29:29 gegen den TV Gelnhausen, 31:31 bei den Bergischen Panthern, 40:30 gegen die SG Schalksmühle-Halver Dragons, 29:38 gegen die TSG Münster. Vor allem die einem Desaster ähnelnde Pleite vom vergangenen Wochenende gegen den Aufsteiger aus Hessen war für die Kölner in eigener Halle erstens ein Rätsel und zweitens maximal schmerzhaft. Für Trainer Chris Stark stand zumindest diese Schlussfolgerung fest: „Ich erwarte eine Reaktion.“ Die wird es in irgendeiner Form sicherlich geben – und günstiger wäre für den LSC, wenn er vor der Aufgabe bei der HSG Nieder-Roden (Vierter/6:2) den Knopf für einen Neustart findet. Die HSG fand schließlich bei ihren drei bisherigen Erfolgen in eigener Halle viel Gefallen daran, sich an der 40-Tore-Grenze zu versuchen – 41:25 gegen die TSG Haßloch, 43:35 gegen den TV Kirchzell, 39:28 gegen Schalksmühle-Halver. Obwohl zur oberen Tabellenhälfte aus diesem Trio nur Kirchzell gehört, während die beiden anderen unten angesiedelt sind, dürfte eine Menge Arbeit auf die Longericher Abwehr zukommen – die in dieser Saison noch keinen haltbaren Beton angerührt hat. Die 162 Gegentreffer und der sich daraus ergebende Durchschnitt von 32,4 Toren pro Partie sind immerhin der drittschlechteste Wert der Klasse. Defensiv liegt der LSC damit für den Moment sogar auf einem Abstiegsplatz.