| 26. Oktober 2025 | Zurück zur Artikelübersicht » |

Festgezurrt: Rückraumspieler Luca Wenzel (vorne) und Kreisläufer Stanko Sbljic (links) verhedderten sich mit ihren Ratingern immer wieder. Am Ende stand in Kirchzell die bisher deutlichste Saison-Niederlage auf der Anzeigetafel. (Foto: Thomas Schmidt)
Die Dinge beginnen sich zu sortieren im Handball-Westen und der eher mühselig in die Saison gestartete Longericher SC ist inzwischen die Nummer eins hierzulande – was nicht besonders überraschend kommt, weil die Mannschaft von Trainer Chris Stark in der vergangenen Saison als Dritter über die Ziellinie kam und nach dem eigenen Selbstverständnis sowieso einen Platz im oberen Drittel beanspruchen muss. Durch den letztlich völlig ungefährdeten 31:23-Erfolg bei der schon jetzt tief im Abstiegskampf steckenden TSG Haßloch (15./2:16 Punkte) festigten die Kölner ihren sechsten Tabellenplatz, doch auf der anderen Seite haben sie dort bei nun 11:7 Zählern als Sechster immer noch nichts mit der Vergabe der Positionen ganz oben zu tun. Die Lücke zur HG Saarlouis (16:4), zur HSG Nieder-Roden (15:3), zum TV Gelnhausen (14:2) und zur HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (14:2) ist weiter klar zu erkennen, selbst der Aufsteiger TSG Münster (12:6) hält sich bisher vor den Longerichern. Hinter dem LSC und dem Siebten TV Kirchzell (10:10) folgt auf Rang acht der TuS 82 Opladen (9:11), der am Freitagabend mit einem 34:28 bei den auf Rang neun zurückgerutschten Bergischen Panthern (ebenfalls 9:11) vorgelegt und sich mancher Sorgen entledigt hatte – vor allem dank des 18-Tore-Spektakels seines Rückraumspielers Oliver Dasburg. Auf Rang zehn hat der Aufsteiger Interaktiv.Handball (8:12) trotz der 28:39-Niederlage in Kirchzell weiterhin einen ordentlichen Puffer nach unten, wo die SG Schalksmühle-Halver Dragons (4:16), Haßloch (2:16) und der TV Homburg (1:17) aktuell die drei Abstiegsränge einnehmen. Ratingens spielenden Sportlichen Leiter Stanko Sabljic konnte das allerdings nur wenig besänftigen: „Wir haben uns, dass muss man ehrlich sagen, das Spiel ganz anderes vorgestellt. Das war einfach eine schlechte Leistung von uns.“
TSG Haßloch – Longericher SC 23:31 (12:15). Im ersten Drittel des Abends sah es beinahe danach aus, als wären die Kölner mit dem falschen Bein aufgestanden, und die Mannschaft von Trainer Chris Stark war eher als Longericher Lightversion unterwegs – weil sie nur hinterherrannte, weil sie die Aktionen der stark gefährdeten Hausherren mit keiner vernünftigen Antwort in den Griff bekommen konnte, weil sie das Tor nicht traf. Passend zum Auftakt: Beim Stande von 5:6 konnte Lukas Martin Schulz einen Siebenmeter nicht nutzen (13.) und in der Folge setzte sich Haßloch auf drei Treffer ab – 7:5 (13.), 8:5 (14.). Bis zum 10:7 (17.) hielt der Haßlocher Höhenflug an, ehe der LSC intensiver am Spiel teilzunehmen begann und mit dem 10:10 (21.) schnell zum Ausgleich kam. Die HSG schaffte mit ihrem 11:10 (22.) ein letztes Mal die Führung, aber durch drei Tore zum eigenen 13:11 (24.) und ein 15:12 (29.) am Ende der ersten Halbzeit hatte Longerich aus seiner Sicht rechtzeitig die Kontrolle über die Partie erlangt, die es anschließend kontinuierlich ausbaute. Nachdem der LSC im Anschluss ans 17:12 (32.) und 20:13 (39.) beim 22:14 (42.) ein Polster von acht Toren herausgearbeitet hatte, war die Sache frühzeitig zu seinen Gunsten entschieden. Dass der Rest des Duells irgendwie keine Spannung mehr brachte und die letzten 18 Minuten bloß ein 9:9, konnte Longerich bei der Schluss-Sirene insgesamt ganz gut verkraften.

Trainer Stark schien hinterher selbst ein bisschen erstaunt zu sein: „Wir haben einen Sieg eingefahren, obwohl wir 29 Fehlwürfe hatten und der Gegner eine sehr gute Torhüterleistung. Unsere Chancenverwertung war heute nicht die beste, das hat sich durch das ganze Spiel gezogen.“ Weil sich die Kölner jedoch deutlich steigerten und weil die Abwehr besonders nach der Pause im Verbund mit Keeper Roman Babic wenigstens über weite Strecken immer stabiler wirkte, überwog für Stark hinterher eher das Positive. „Wir waren hier die bessere Mannschaft und wir haben verdient gewonnen“, fand Longerich Coach, „mit einer besseren Chancenausbeute hätte das höher ausfallen können. Wir kriegen nur 23 Gegentore und wir haben damit gut verteidigt. Ich bin total zufrieden und wir fahren glücklich nach Köln zurück.“ Dort steht nun am kommenden Samstag (1. November) das Nachholspiel gegen den Tabellenletzten TV Homburg auf dem Programm – und es handelt sich um eine Aufgabe, für die Köln noch mehr Favorit ist als jetzt in Haßloch.
Longericher SC: Kull, Babic – Wörmann (3), Pyszora (4), Henrich (2), Richter (1), Gerfen, Bertenbreiter (1), Niehaus (5/1), Leitz (3), Schulz (3/2), Nolting (6), Kremp (2), Kämper (1).
TV Kirchzell – Interaktiv.Handball 39:28 (17:12). Der Aufsteiger hatte in Unterfranken wenig zu bestellen: In Führung ging die Mannschaft von Trainer Filip Lazarov gar nicht und einen Gleichstand gab es nur zwei Mal – beim Anpfiff und kurz darauf mit dem 1:1 (3.) durch den von Dusan Maric verwandelten Siebenmeter. In der Summe sprang deshalb bei elf Treffern Unterschied nicht nur irgendeine Niederlage heraus, sondern die bisher deutlichste in dieser Saison, die jenes 27:35 vom 6. September bei der HG Saarlouis als Minusrekord ablöste. Noch ein Unterschied: Damals war Ratingen bis zum 19:19 (38.) in der zweiten Halbzeit überraschend gut unterwegs, diesmal praktisch von der ersten Minute an überraschend schlecht. Dass sich gleich zwölf der 14 zur Verfügung stehenden Feldspieler in die Torschützenliste eintragen konnten, war angesichts der dritten Partie hintereinander ohne Sieg (1:5 Punkte) ebenfalls kein großer Trost. Für Stanko Sabljic gibt es nun nur eine Lösung: „Wir müssen weitermachen und wir müssen das spielfreie Wochenende nutzen, um richtig zu analysieren, was da los war und warum das passiert ist. Wir müssen zurück auf unsere Spur und wir müssen Punkte sammeln.“ Richtig ist auf jeden Fall, dass auf Interaktiv demnächst anspruchsvolle Aufgaben zukommen – zunächst jene am 9. November gegen den Elften HSG Hanau (7:7), der bei zwei Spielen weniger sicher ein Kandidat für die obere Tabellenhälfte ist. Noch wichtiger wird allerdings der 9. November die Partie beim Vorletzten TSG Haßloch, die ein Schlüsselspiel für den weiteren Kampf um den Klassenerhalt ist.
Kirchzell, zuletzt in den Duellen beim Ersten HG Saarlouis (32:33) und gegen den Dritten Gelnhausen (24:35) leer ausgegangen, wirkte von Beginn an dominierend mit Vorteilen in allen Bereichen. Nach dem 4:8 (13.) und 7:11 (22.) kam Ratingen zwar auf 9:11 (23.) heran, verlor aber durch eine 0:4-Serie direkt wieder den Anschluss – 9:15 (27.). Eine Führung von fünf oder sechs Treffern konnten die Hausherren in der zweiten Halbzeit relativ unaufgeregt halten, bevor es im letzten Drittel ab dem 18:23(40.) erst richtig heftig wurde für Interaktiv: Drei Minuten später lagen beim 18:26 (43.) bereits acht Tore zwischen den beiden Teams, mit dem 22:32 (50.) zum ersten Mal zehn und mit dem 22:33 (51.) sogar elf. Ratingens letzte Auszeit (51.) konnte zwar die herbe Pleite nicht mehr verhindern, doch es wurde wenigstens nicht noch schlimmer – und das letzte Teilstück bis zur Schluss-Sirene brachte als Pflaster ein 6:6-„Unentschieden“. Dass beim 28:37 (59.) vorübergehend sogar eine 6:4-„Führung“ auf der Anzeigetafel stand, wollte allerdings Kirchzell in den finalen 76 Sekunden wieder korrigieren: Joshua Osifo (60./insgesamt vier Tore) und Niklas Ihmer (60./mit zehn Toren der beste Werfer des Spiels) trafen noch zum „Ausgleich“.
Interaktiv.Handball: Plessers, Bliß – Schulz (2), Venedey, Szabo (2), Perschke (1), Waldbach (1), Sibbel (4), Kübler (2), Büttner (1), Nuic (5), Poschacher (2), Koenemann, Maric (4/3), Wenzel (3/2), Sabljic (1).