3. Liga
Irrres Drama in Opladen, viel Leidenschaft in Longerich
TuS 82 verliert nach 27:20gegen TV Gelnhausen mit 31:33. LSC klettert durch 30:28 gegen Dutenhofen-Münchholzhausen II auf Platz vier. Panther verlieren beim bisherigen Letzten Homburg mit 37:41.

Völlig erledigt: Fynn Johannmeyer und die Opladener sahen nach der Niederlage gegen Gelnhausen erst mal völlig leer aus. Der Einsatz war maximal hoch, aber der Ertrag beim 31:33 am Ende maximal niedrig. (Foto: Thomas Schmidt)

TuS 82 Opladen – TV Gelnhausen 31:33 (17:10). Die Opladener sahen am Ende aus, als hätte ihnen jemand komplett den Stecker gezogen. Über drei Viertel des Abends beherrschte das Team von Trainer Stefan Scharfenberg die ungeschlagenen Gäste, die mit sechs Siegen und zwei Unentschieden in die Bielerthalle gekommen waren. Als Oliver Dasburg in der 44. Minute zum 27:20 für den stark auftrumpfenden TuS 82 getroffen hatte, gabs bereits mehr als nur zarte Hoffnungen auf einen Heimsieg, der zu den bis dahin gezeigten Leistungen der beiden Mannschaften auch zu hundert Prozent gepasst hätte. Wie es passieren konnte, dass es unter dem Strich nicht mal zu einem Unentschieden reichte, werden die Opladener vermutlich erst mit etwas Abstand vernünftig ergründen können – und es war eine Gemengelage aus erheblicher (Tempo-) Steigerung bei den Gästen sowie einer geballten Ladung mit Pleiten, Pech und Pannen bei den Hausherren, denen der Vorsprung auf der Zielgeraden von Sekunde zu Sekunde schneller unter den Händen wegschmolz. Nahezu unfassbar: Ausgerechnet Dasburg und Markus Sonnenberg, die beiden besten Opladener in dieser Partie, hatten dabei jeweils eine Hauptrolle, die in dieser Form normalerweise nur in einen ganz schlechten Film passt. Weil das so passierte und weil Gelnhausen in entscheidenden Szenen ebenso routiniert wie entschlossen zugriff, musste der TuS 82 im siebten Heimspiel die vierte Niederlage einstecken und er steht nun nicht bei einem ausgeglichenen Konto, sondern auf Platz neun bei 9:13 Zählern. Das glücklichere Gelnhausen dagegen überholte die HSG Rodgau Nieder-Roden (15:3) und verbesserte sich mit 16:2 Punkten auf Platz zwei hinter der HG Saarlouis (18:4).

Gut 52 Minuten sind gespielt, als Markus Sonnenberg beim Stande von 30:28 (53.) einen Siebenmeter nicht verwerten kann. Konsequenter sieht nun Gelnhausen aus, das durch Henrik Müller das 29:30 (54.) und Max Bechert (55.) den 30:30-Ausgleich schafft. Kurz darauf sind 55 Minuten und 37 Sekunden gespielt, als die Schiedsrichter eine Zwei-Minuten-Strafe gegen den Opladener Rechtsaußen verhängen, der damit offensichtlich nicht einverstanden ist – und wegen Meckerns mit einer weiteren Zeitstrafe für insgesamt vier Minuten runter muss, sodass der TuS 82 ausgerechnet in dieser entscheidenden Phase fast für den Rest der Partie in Unterzahl verteidigen müssen. 58 Minuten und acht Sekunden sind gespielt, als Teamkollege Oliver Dasburg zum 31:31 trifft – was immer noch nicht der letzte Akt ist. Fynn Hilb bringt den TVG mit seinem 32:31 (59.) erneut nach vorne, ehe das Drama seinen finalen Höhepunkt erreicht: 59 Minuten und 34 Sekunden sind absolviert, als Opladen erneut einen Strafwurf zugesprochen bekommt. Wer antritt? Oliver Dasburg, der mit insgesamt 88 Toren aus zehn Spielen an der Spitze der Torjäger in der Gruppe Süd-West der 3. Liga steht. Sein Pech, das in dieser Form vielleicht noch nie vorgekommen ist und kaum so schnell wieder passieren wird: Beim durchaus üblichen Versuch, einen Wurf zunächst anzutäuschen, rutscht Dasburg das Spielgerät aus der Hand. Folge: Technischer Fehler, Ballbesitz-Wechsel, offene Deckung des TuS 82 und 33:31 durch Jannik Geisler für Gelnhausen neun Sekunden vor dem Ende, die Entscheidung. Auf einmal konnte Markus Sonnenberg mit seinen neun Toren nichts mehr anfangen und für Dasburg waren zwölf Treffer ebenfalls ziemlich bedeutungslos.

Alle bei den Gastgebern hatten hinterher viel Mühe, das Geschehen zu verarbeiten – naturgmäß auch Trainer Scharfenberg: „Wir waren sehr nah dran. Wir müssen dann sicherlich den fehlenden Kräften Tribut zollen, das hat hinten heraus nicht mehr gereicht. Was wir in der ersten Halbzeit und über weite Strecken der zweiten Halbzeit auf die Platte bringen, ist aller Ehren wert. Am Ende ist es sicherlich auch unglücklich, dass wir dieses Spiel doch noch aus der Hand geben. Mindestens einer, eher zwei Punkte wären verdient gewesen. Das ist jetzt schon bitter, zeigt aber auch, zu was für einem Handball wir in der Lage sind. Das gilt es mitzunehmen.“ Die Möglichkeit, den massiven Fruststau so schnell wie möglich wieder aufzulösen, kommt dabei direkt am nächsten Freitag im Heimspiel gegen die SG Schalksmühle-Halver Dragons aus dem Tabellenkeller (14./4:18). Um die Enttäuschung zu überwinden und den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden, braucht Opladen unbedingt einen Sieg – weil es in diesem Duell der Favorit ist und nicht der Außenseiter wie gegen Gelnhausen. 

TuS 82 Opladen: Schöpper, Beckert – Wolfram (1), Jagieniak (1), Kroner (4), Dasburg (12/1), Schmitz, F. Johannmeyer (1), Sonnenberg (9), Kostorz, L. Johannmeyer, Hess (1), Swiedelsky (2).

 

Longericher SC – HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II 30:28 (12:10). Die Longericher durften einen versöhnlichen Abschluss einer Woche feiern, die durchaus auch Tiefschläge zu bieten hatte. Kurz vor dem Duell mit den Gästen aus Wetzlar hatte sich am Donnerstag Lukas Martin Schulz im Training verletzt. Der Rückraumspieler, der in den vergangenen Jahren mehr und mehr so etwas wie die eingebaute Torgarantie der Kölner war, fällt mit einer Schultereckgelenksprengung mindestens bis zum Jahresende aus. Umso mehr freute sich LSC-Trainer Chris Stark über die Leistung seines Teams, in dem jeder noch einmal ein paar Prozentpunkte mehr aus sich rauszuholen schien. „Es war ein überragendes Spiel von meiner Mannschaft. Wir haben in der Abwehr vor allem in der ersten Halbzeit unser bestes Saisonspiel gemacht und da den Grundstein gelegt“, fand der Coach. Der Lohn für den fünften Longericher Sieg in Serie war anschließend direkt in der Tabelle abzulesen: Mit 15:7 Punkten sind die Kölner als Vierter langsam wieder in den Regionen unterwegs, in denen sie sich ihrem eigenen Anspruch nach sehen – und sie haben dabei die Tuchfühlung zur Spitzengruppe um die HG Saarlouis (18:4), den TV Gelnhausen (16:2) die HSG Rodgau Nieder-Roden (15:3) hergestellt. Dutenhofen-Münchholzhausen II (14:4) sowie die TSG Münster (14:6) stehen zwar an Minuspunkten ebenfalls ein Stück besser da als der LSC, der allerdings in dieser Riege nun voll mitmischt.

Lennart Niehaus besorgte mit dem 1:0 (2.) die erste Longericher Führung des Abends und er war mit dem 2:0 (5.) sowie dem 3:2 (8./Siebenmeter) bis dahin für alle Treffer der Hausherren alleine verantwortlich. Weil sich nach dem 3:3 (8.) auch die Teamkollegen am Torewerfen beteiligten, lagen die Kölner nach den erfolgreichen Versuchen von Lennart Wörmann (10.) und Malte Nolting (12.) mit 5:3 vorne, ehe sie kurz darauf mit 8:5 (19.) führten. Die HSG hatte allerdings noch nicht vor, sich kampflos zu ergeben und glich sogar zum 8:8 (24.) aus. Longerich konterte mit dem Doppelpack von Nolting und Lennart Leitz zum 10:8 (25.), bevor der Schlusspunkt der ersten Hälfte wiederum Niehaus vorbehalten war – der per Siebenmeter zum 12:10 traf (30.). Die Kölner erwischten anschließend einen Traumstart in den zweiten Abschnitt und legten das 15:10 (35.) vor. Der Vorsprung hielt bis zum 19:14 (40.), bevor sich die Gäste erneut heranarbeiteten – 20:21 (46.). Niehaus (47.) und Leitz (48./49.) brachten den LSC aber rasch mit 24:20 nach vorne und in der Schlussphase verteidigten die Hausherren die Führung mit der bekannten Leidenschaft. Tom Preuß stellte für die HSG zwar mit dem 28:29 (59.) noch einmal den Anschluss her, doch der Ausgleich fiel nicht und stattdessen besorgte Severin Henrich mit der Schluss-Sirene das erlösende 30:28 (60.) für Longerich.

Longericher SC: Kull, Babic – Wörmann (4), Pyszora, Henrich (3), Richter (3), Gerfen, Bertenbreiter, Niehaus (9/3), Leitz (8), Nolting (3), Kremp, Becker, Kämper.

 

TV Homburg – Bergische Panther 41:37 (19:17). Das war in allen Belangen ein richtig bitterer Abend für die Panther. Es ging schon in der ersten Halbzeit los, als Kris Zulauf die Rote Karte (Foul) sah und fortan nicht mehr zur Verfügung stand. Es ging im zweiten Durchgang weiter, als Maurice Meurer, der eben erst mit dem 21:22 (34.) seinen sechsten Treffer erzielt hatte – und ein paar Minuten später verletzt von der Platte musste. Und in der schmerzhaften Summe aller einzelnen Faktoren fand das durchaus mit einigen Hoffnungen auf was Zählbares angetretene Team des Trainergespanns Alexander Oelze/Jens-Peter Reinartz später ein Ergebnis auf der Anzeigetafel, mit dem es weniger als überhaupt rein gar nichts anfangen konnte: Ausgerechnet beim bisherigen Letzten im Saarland, der zuvor erst einen mageren Punkt (1:19) eingesammelt hatte, gab es eine herbe Enttäuschung – und auf der anderen Seite den entsprechend gefeierten ersten Erfolg für Homburg. Glück im Unglück für die Panther: Das eigene Konto sieht zwar bei Platz zehn nach der dritten Niederlage hintereinander mit 9:13 Punkten (vorher 9:7) inwischen weit weniger ansehnlich aus und eine gute Gelegenheit für etwas mehr Komfort verstrich ungenutzt, doch die von unten kommende Gefahr ist jedenfalls nicht viel größer geworden, sondern beinahe auf dem alten Niveau geblieben. Die SG Schalksmühle-Halver Dragons (14./4:18) auf dem ersten Abstiegsplatz liegen weiter fünf Zähler zurück. Homburg konnte (3:19) zwar die rote Laterne an den neuen Letzten TSG Haßloch (2:18) weitergeben, ist allerdings für den Moment ebenfalls noch keine Gefahr für die Panther.

Unverdient war der Sieg der Hausherren alleine deshalb nicht, weil sie kein einziges Mal ins Hintertreffen gerieten und bereits in der ersten Halbzeit oft eine aus ihrer Sicht passende Antwort fanden. So kamen die Gäste, die viel probierten, nicht über einen Gleichstand beim 9:9 (15.), 13:13 (20.) oder 15:15 (24.) hinaus. Anschließend ließ das 17:19 (30.) zur Pause weiter alle Möglichkeiten offen, ehe sich Homburg erstaunlich klar absetzen konnte – 23:21 (34.), 26:22 (36.), 29:24 (40.), 31:25 (43.), 32:27 (45.). Was ein Lebenszeichen war: Als alles bereits verloren zu sein schien, wurden die Panther ihrem Namen gerecht und versuchten alles für ein Comeback, das beim 32:33 (52.) und 33:34 (52.) sogar Wirklichkeit zu werden schien und bis zum 35:37 (57.) oder 36:38 (58.) jeweils durch Joe Ballmann (insgesamt neun Tore) unverändert möglich blieb. Zwei Minuten darauf und drei Gegentore in Folge später stand die Niederlage mit dem 36:41 (60.) allerdings endgültig fest – in einer Partie, die sicher kein Premium-Prädikat für beide Abwehrreihen verdiente. Eigene 37 Tore können auswärts durchaus schon mal zu einem Sieg reichen – was jedoch bei 41 Gegentreffern mindestens kompliziert wird.

Bergische Panther: Eigenbrod, Mohr – Müller (2), Hermann (3), Flemm, Meurer (6), Taymaz, Lindemann (3), Zulauf, Exner (8), Vornehm (3), Schütte, Ballmann (9), Elsässer (3/1).