3. Liga
Der Westen müht sich – aber Ratingen atmet auf
Interaktiv holt mit 31:27 in Haßloch wichtigen Sieg, LSC mit 32:32 einen Punkt in Gelnhausen. Opladener müssen nach 28:38 in Nieder-Roden in den Rückspiegel sehen, Panther nach 29:32 gegen Saarlouis.

War das denn nötig? Trainer Chris Stark, Lennart Niehaus, Benjamin Richter und Malte Nolting (von rechts) fanden den späten Ausgleich des Gastgebers TV Kirchzell zum 32:32 jedenfalls aus Longericher Sicht ziemlich überflüssig. (Foto: Thomas Schmidt)

TV Kirchzell – Longericher SC 32:32 (13:11). Die Longericher konnten ihre Serie von fünf Siegen in Folge bei der Dienstreise nach Bayern nicht ausbauen, aber die Mannschaft von Trainer Chris Stark brachte immerhin einen Punkt mit nach Köln und blieb so im siebten Spiel hintereinander ungeschlagen. Für den LSC war es bereits das vierte Unentschieden in dieser Saison – was den Spitzenwert in der 3. Liga Süd-West darstellt. Insgesamt hatte daher auch Stark nach der Partie eher gemischte Gefühle: „Wir hatten eine lange Anreise, irgendwie saßen wir vier Stunden im Bus. So haben wir dann am Anfang auch gespielt, nämlich ziemlich träge. Da war ich eigentlich noch zufrieden, dass wir den Rückstand in Grenzen gehalten haben. Und die zweite Halbzeit haben wir dann sehr, sehr gut gespielt im Angriff, wir haben das Tempo deutlich steigern können, wir hatten gute Abschlusssituationen, gute Eins-Eins-Situationen und schießen dann über 20 Tore in der zweiten Halbzeit. Allerdings haben wir dann mit dem erhöhten Tempo auch die Angriffe dem Gegner gegönnt, der abschlussstark war das ganze Spiel. Es ist ärgerlich, dass wir die Führung kurz vor Schluss nicht über die Ziellinie bringen.“

Es dauerte fast fünf Minuten, bis die Gäste durch Lennart Wörmann ihren ersten Treffer erzielten (5./1:2). Der Rückraumspieler sorgte kurz darauf auch fürs 3:3 (8.) und trotzdem lief der LSC im ersten Durchgang im Grunde nur hinterher. Das 5:7 (15.) und 6:9 (20.) glichen die Kölner zum 9:9 (23.) aus, wenig später lag Starks Team beim 9:12 (29.) wieder deutlicher zurück. Sekunden vor der Pause verkürzte Wörmann auf 11:13 (30.) und er sorgte hier dafür, dass sich der Rückstand für seine Mannschaft zur Halbzeit in Grenzen hielt. Auch im zweiten Abschnitt erwischte Kirchzell aber den besseren Start. Über das 11:14 (31.), 12:15 (32.), 13:17 (34.) und bis zum 14:18 (35.) war für Longerich noch keine nachhaltige Besserung in Sicht. Erst mit einer Dreier-Serie durch Lennart Niehaus (36./38.) und Jonas Kämper (37.) schafften die Gäste den 17:18-Anschluss und kurz darauf mit dem nächsten 3:0-Lauf die Wende: Wörmann (45.), Michel Gerfen (46.) und Niehaus (47.) machten aus dem 22:24 das 25:24. In der Schlussphase schien die Waage sich endgültig zu Gunsten des LSC zu neigen und nach dem 32:29 (58.) durch Niehaus war der Auswärtssieg zum Greifen nah. Doch der TV gab sich nicht geschlagen, verkürzte auf 32:31 (59.) und drei Sekunden vor dem Ende erzielte Levgen Zhuk per Schlagwurf den 32:32-Ausgleich.

Longericher SC: Kull, Babic – Wörmann (7), Pyszora, Henrich (1), Richter, Gerfen (1), Bertenbreiter (1), Niehaus (9/3), Leitz (1), Nolting (2), Kremp, Becker, Kämper (10).

 

HSG Rodgau Nieder-Roden – TuS 82 Opladen 38:28 (14:15). Noch läuten die Alarmglocken eher dezent bei den Opladenern – was in erster Linie damit zu tun haben dürfte, dass die Mannschaft von Trainer Stefan Scharfenberg beim starken Tabellenzweiten etwas Zählbares vermutlich ohnehin nicht fest eingeplant hatte. Zudem zeigte der TuS vor allem in der ersten Hälfte eine ordentliche Vorstellung und die Niederlage fiel am Ende vielleicht sogar ein bisschen zu deutlich aus. Als Zehnter liegen die Opladener darüber hinaus immerhin noch im eigenen Zielbereich der Tabelle. Nach fünf Spielen mit einer Ausbeute von 2:8 Punkten ist die Gesamtbilanz allerdings bei nun 9:15 Zählern eher trügerisch und die Abstiegsplätze sind inzwischen nicht mehr besonders weit entfernt. Hier liegt im Moment die SG Schalksmühle-Halver Dragons auf Rang 14 und damit auf dem ersten Platz unter dem Strich. Die Sauerländer stehen bei 6:18 Punkten – der Trend zeigt bei zuletzt 6:4 Zählern deutlich nach oben. Die kommende Aufgabe könnte deswegen richtungsweisend sein, wenn die Dragons am Freitag (20 Uhr) in der Opladener Bielerthalle zu Gast sind. Ein Sieg wäre für den TuS doppelt wertvoll, während bei einer Niederlage die Alarmglocken voraussichtlich deutlich lauter zu hören sein werden.

In Rodgau hielten sich beide Teams nicht lange mit Abtasten auf, sondern legten zügig los. In den ersten gut 200 Sekunden fielen bereits sechs Tore – 3:3 (4.). Aus dem 3:5 (6.) machte der TuS dann seine erste Führung (10./6:5) und er legte wenig später das 9:6 (16.) vor. Ergebnis: Die HSG war beeindruckt, reagierte mit einer ersten Auszeit und konnte den Opladener Lauf ein wenig stoppen und beim 10:10 (20.) waren beide Seiten wieder gleichauf. Die Gäste kamen noch einmal zum 12:10 (23.), nutzten aber in der Schlussphase des ersten Durchgangs zu wenige ihrer Möglichkeiten. So ging es mit einer knappen 15:14-Führung in die Kabine – wo sich die Hausherren offensichtlich den besseren Plan für die zweite Halbzeit zurechtlegen konnten. Nach dem 17:17 (32.) bedeutete eine erste Serie zum 17:22 (38.) und 19:26 (44.) schon die Entscheidung. Der TuS gab sich zwar nicht geschlagen, hatte jedoch keine Mittel für eine Wende parat. Stattdessen fiel die Niederlage nach dem 24:30 (51.) in der Schlussphase noch recht heftig aus. „Ich denke, dass wir eine gute erste Halbzeit spielen. Wir haben zwei, drei Ungenauigkeiten, die zu schnellen Gegentoren führen. Ich denke, wir hätten die Möglichkeit gehabt, zur Halbzeit etwas deutlicher in Führung zu gehen. In der zweiten Halbzeit bekommen wir keinen Zugriff mehr, wir kassieren viel zu viele Tore, kriegen das nicht mehr geschlossen. Wir können dann teilweise noch mit guten Lösungen und Tempo antworten, haben aber auch eine gewisse Abschlussschwäche,. Ich denke, zehn Tore spiegelt das eigentlich nicht wider, es hätten auch nur sechs oder sieben sein können. In Summe muss man aber anerkennen, dass Rodgau zu Recht gewonnen hat“, fand Scharfenberg.

TuS 82 Opladen: Pawlitzek, Beckert – Wolfram (2), Jagieniak (3), Kroner (2), Dasburg (12/2), Schmitz, F. Johannmeyer, Sonnenberg, Kostorz (3), L. Johannmeyer (2), Hess (1), Swiedelsky (3).

 

TSG Haßloch – Interaktiv.Handball 27:31 (18:16). Für einen längeren Zeitraum ließ sich nicht ansatzweise erkennen, wie die Ratinger diese wichtige Prüfung bestehen könnten – im Gegeteil. Viel deutete nach einem miserablen Start darauf hin, dass der Aufsteiger seine Lage im Kampf um den Klassenerhalt aus eigenem Verschulden massiv verschärfen würde – weil er sich zweimal fünf Tore Rückstand einfing und dem Tabellenletzten zu einer Art Wiedergeburt im Tabellenkeller zu verhelfen schien. Da sich die Mannschaft von Trainer Filip Lazarov aber steigerte und in das Duell hineinfand, blein der größte anzunehmende Unfall mit der fünften Partie hintereinander ohne einen Sieg aus. Noch vor der Pause war Ratingen beinahe auf Augenhöhe unterwegs, ehe es in der zweiten Halbzeit zuerst in kleinen Schritten an der Wende bastelte und dann in zunehmend größeren für die Entscheidung zu seine Gunsten sorgte. Wie wertvoll der Sieg wirklich war, zeigt der Blick auf die Tabelle: Die Ratinger (10:14 Punkte) verbesserten sich auf Rang neun – wo sie nun wieder vor den West-Rivalen TuS 82 Opladen und Bergische Panther (beide 9:15) liegen. Der Abstand zur direkten Abstiegszone, die auf Platz 14 weiter bei der SG Schalksmühle-Halver Dragons (6:18) beginnt, beträgt weiter vier Zähler. Der Vorlezte TV Homburg (3:21) und erst recht der Letzte Haßloch (2:20) sind ein Stück abgeschlagen.

Nach dem 1:0 (1.) von Nicolas Körber trug Ratingen zunächst einiges zu einer ausgeglichenen Partie bei – allerdings nur bis zum 4:4 (9.). Anschließend konnte Haßloch zog durch einen 5:0-Lauf innerhalb von knapp fünf Minuten auf 9:4 (14.) weg und vom 10:7 (17.) auf 12:7 (20.). Dass Interaktiv zurückkam und den Rückstand mit dem 13:14 (25.) oder 16:17 (29.) eingrenzen konnte, ließ allerdings wenig später gegen Ende der ersten Halbzeit doch wieder alle Chancen auf Zählbares offen, und bereits mit dem 18:18 (33.) am Anfang des zweiten Abschnitts begann sich die Waage langsam auf die andere Seite zu neigen. Dass Dusan Maric beim Stande von 19:19 (38.) einen Siebenmeter nicht zu nutzen wusste und der Spielende Sportliche Leiter Stanko Sabljic kurz darauf für zwei Minuten runter musste (41.), rächte sich zwar in der vorübergehend extrem torarmen Partie mit dem 19:21 (45.)-Rückstand, hielt die Gäste jedoch nicht mehr auf: In der wohl wichtigsten Phase der Partie gelang Interativ mach dem 20:22 (46.) ein 5:0-Lauf zur eigenen 25:22-Führung (51.), auf die Haßloch keine entsprechende Reaktion hatte. Im Anschluss an eine Auszeit machten die Gäste aus dem 26:23 (52.) das 27:23 (55.) und auf die Auszeit der HSG (55.) ließen Luca Wenzel und Nicolas Körber das für finale Erleichterung sorgende 28:23 (56.) und 29:23 (58.) folgen. „Das war eine tolle Leistung der Mannschaft“, stellte Stanko Sabljic erleichtert fest, „wir waren hinten, aber wir haben uns an unseren Spielplan gehalten, wir haben an uns geglaubt. Wir haben um jeden Ball gekämpft und die Unterstützung durch unseren Torhüter war top. Das waren heute zwei wichtige Punkte und jetzt wünsche ich uns, dass wir auf der Erfolgsspur sind.“

Interaktiv.Handball: Plessers, Bliß – Schulz (4), Venedey, Szabo, Perschke (1), Sibbel, Kübler (5), Körber (3), Seher, Büttner (1), Nuic (1), Poschacher (3), Maric (5/1), Wenzel (3), Sabljic (5).

 

Bergische Panther – HG Saarlouis  29:32 (13:20). Nach sechs Minuten und vier Sekunden in der zweiten Halbzeit hatte Gäste-Trainer Jörg Lützelberger die Nase richtig voll und beorderte seine Mannschaft zur gemeinsamen Auszeit. Der Tabellenführer (jetzt 20:4 Punkte), angetreten als haushoher Favorit, hatte den Abend bis zum 21:13 (31.) am Anfang der zweiten Halbzeit derart überlegen gestaltet, dass ein haushoher Sieg bei den personell gebeutelten Panthern (nur mit zwölf Namen statt der möglichen 16 auf dem Spielberichtsbogen) schien bis zu diesem Zeitpunkt abgemacht zu sein. Was sich Saarlouis aber für die folgenden knapp viereinhalb Minuten lang erlaubte, dürfte in Lützelbergers Augen als mindestens grobe Fahrlässigkeit gegolten haben: Die Gäste schalteten vorübergehend komplett ab, verloren auch völlig den Faden und holten die Hausherren, denen lediglich zehn Feldspieler zur Verfügung standen, zurück in die Partie: Durch fünf Treffer hintereinander verkürzte der Außenseiter auf 18:21 (37.) und er fand nun sichtlich Gefallen daran, dem Spitzenreiter den Spaß zu verderben. Am Ende lag der Unterschied zwischen den Panthern und der HG, die sehr ernsthaft den Aufstieg in 2. Bundesliga anpeilt, vor allem in der größeren Ruhe selbst in ungemütlichsten Situationen – und deshalb brachte Saarlouis mit den drei Toren Unterschied zwei weitere Punkte für die fast 300 Kilometer weite Heimreise in den Bus. Den Panthern blieb am Ende immerhin die Erkenntnis, dass die Moral in Takt und die Mannschaft bereit ist, den Kampf aufzunehmen. Beim Blick in den Rückspiegel wird klar, dass sich die Lage zugespitzt hat: Der Vorsprung auf die SG Schalksmühle-Halver Dragons (14./6:18), die den ersten der drei Abstiegsplätze belegt, ist auf drei Zähler geschrumpft.

Das 0:1 (1.) drehten Aron Exner und Joe Ballmann zwar zum 1:1 (2.) und 2:1 (4.), doch ab dem 3:3 (6.) ging fürs Team des Trainergespanns Alexander Oelze/Jens-Peter Reinarz alles viel zu schnell und selbst die Auszeit beim Stande von 3:7 (12.) brachte nur punktuell etwas Besserung – 4:11 (17.), 8:13 (21.), 8:16 (24.), 10:19 (26.), 13:20 (30.). Nach jenem 21:13 für Saarlouis und dessen Herunterschalten begann allerdings die Partie praktisch von vorne, sodass ab dem 21:23 (43.) sogar wieder Spannung da war. Selbst nach dem 22:26 (46.) oder 23:27 (48.) gaben sich die Panther jetzt nicht geschlagen und eine Welt fehlte plötzlich nicht mehr für eine Wende. Der Treffer von Simon Wolter brachte dann das 28:30 (57.), ehe es die Gastgeber mit einer offenen Deckung probierten – und damit letztlich keinen Erfolg hatten. Das 31:28 (58.) von Lars Weißgerber machte danach zusammen mit dem 32:28 (59.) von Hubert Kornecki den Weg frei für Saarlouis.

Bergische Panther: Eigenbrod, Mohr – Müller (1), Hermann (4), Wolter (3), Luciano, Lindemann (4), Exner (1), Vornehm, Schütte (5), Ballmann (7), Elsässer (4/4).