Oberliga Mittelrhein
Einsam: Nur Dormagen hat Nümbrecht noch im Blick
Beim Sieg des TSV über Schlusslicht Stolberg fallen 79 Tore. Der MTV Köln verliert in Weiden früh Michael Kalisch und anschließend die Partie. Aachen und Palmersheim sammeln Punkte gegen den Abstieg.

Schmerzhaft: Dario Giacobbe (am Ball) und der TV Jahn Köln-Wahn kamen bei der HSG Siebengebirge zu selten an der Abwehr der Hausherren um Nicholas Hayer vorbei. (Foto: Frank Nürnberger)

Sie gewinnen einfach immer weiter. Und mehr noch: Die Konkurrenz tut ihnen den Gefallen und lässt immer wieder kräftig Federn. So liegt der SSV Nümbrecht im November 2022 unangefochten an der Tabellenspitze der Oberliga Mittelrhein. Nach dem 25:24 über den TuS 82 Opladen II haben die Oberbergischen die perfekte Ausbeute von 20:0 Punkten. Der einzige Verfolger, der derzeit noch so etwas wie Sichtkontakt hat, ist der TSV Bayer Dormagen II (17:3). Dahinter folgt bereits mit einigem Abstand ein Trio mit 14:6 Zählern aus der HSG Siebengebirge, dem MTV Köln und dem TV Birkesdorf. Immerhin leisteten die Opladener dem Spitzenreiter am zehnten Spieltag echten Widerstand und glichen das 7:11 (27.) nach der Pause wieder aus – 14:14 (33.). Mitte der zweiten Halbzeit legten die Gäste sogar das 20:18 (49.) und 22:20 (54.) vor und brachten den SSV in echte Bedrängnis. Die Nümbrechter schlugen aber zurück und drehten die Angelegenheit ihrerseits zum 25:23 (58.). Weil nach dem Anschlusstreffer zum 24:25 in den letzten 100 Sekunden kein Treffer mehr fiel, behielt der Tabellenführer seine weiße Weste.

Der Zweite Dormagen lieferte sich mit dem weiter sieglosen Schlusslicht Stolberger SV ein Schützenfest und beim 44:35 landete der Ball unglaubliche 79 Mal im Tor. Dabei hatten die Gastgeber allerdings von Beginn an die Nase vorn und lagen bereits beim 12:5 (11.) deutlich in Führung. Mit elf Treffern Vorsprung (25:14) ging es in die Pause und auch nach dem Seitenwechsel lag trotz der vielen Tore keine Wende in der Luft. „Wir freuen uns darüber, weil es ein sehr zerfahrenes Spiel war. Stolberg hat ein unfassbares Tempo an den Tag gelegt. Diese Schnelle-Mitte-Qualität hatte ich so in der Liga noch nicht gesehen, deswegen wundert es mich, dass Stolberg da unten in der Tabelle steht“, meinte Bayer-Coach Martin Berger.

Die größte Überraschung des Spieltags war vermutlich der 32:27-Sieg des HC Weiden II über den MTV Köln, der den abstiegsbedrohten Hausherren zwei wichtige Punkte im Abstiegskampf einbrachte. Früher Knackpunkt war hier in der neunten Minute beim Stande von 4:4 die Rote Karte gegen Kölns Michael Kalisch. Da Leo Herzhoff ohnehin verletzt fehlte, musste MTV-Coach Moritz Adam somit für den Rest der Begegnung auf seinen etatmäßigen Innenblock verzichten. „Uns fehlt dann in der Folge die Stabilität in der Abwehr und im Angriff die Spielsteuerung. Die Mannschaft hat bis zur letzten Sekunde aufopferungsvoll gekämpft, konnte die Ausfälle aber nicht kompensieren“, meinte Adam, der sein Team bis zum 16:16 (36.) auf Augenhöhe sah. Weiden legte anschließend mit einem 6:1-Lauf zum 22:17 (40.) den Grundstein für den späteren Erfolg und gab den Vorsprung letztlich nicht mehr aus der Hand. HC-Trainer Philipp Havers war zufrieden: „Anders als in den zurückliegenden Spielen behielten wir diesmal auch im Angriff die Übersicht. Hier waren es Sven Leonhardt und Sven Xhonneux, die vor allem in der Schlussphase Verantwortung übernahmen und die entscheidenden Treffer setzten.“

Keine größere Spannung bot die Begegnung zwischen dem Longericher SC II und Fortuna Köln. Nach dem 2:2 (3.) zogen die Gastgeber schnell über das 7:2 (9.) weg und führten beim 16:6 (21.) erstmals zweistellig. Am Ende einer wenig dramatischen zweiten Hälfte stand ein 33:25-Erfolg für den LSC zu Buche. „Wir finden nicht richtig in die Abwehr rein und dann ist das Spiel im Grunde nach 15 Minuten entschieden“, fand Fortunas Spieler und Vorstandsmitglied Roman Stabauer. Longerichs Trainer Frederic Rudloff hätte sich nach der Pause noch etwas mehr von seiner Mannschaft gewünscht: „Mit der ersten Halbzeit bin ich zufrieden. Nach der Pause haben wir wieder mal so schwierige fünf Minuten und sind insgesamt nicht so konsequent. Wenn du dir das nicht leistest, könntest du so ein Spiel auch mit 15 Toren gewinnen.“

Die HSG Siebengebirge ist nach dem vierten Sieg in Folge auf Rang drei vorgerückt. Besonders beeindruckend dabei: Das 33:23 über Aufsteiger TV Jahn Köln-Wahn war bereits der dritte Erfolg in Serie mit zehn Toren Differenz – nach dem 28:18 beim TV Rheinbach und dem 31:21 über Fortuna Köln. Und auch gegen Wahn war die Mannschaft von Trainer Lars Degenhardt früh Herr der Lage (4./4:0). Bis zum 10:8 (17.) blieben die Gäste zwar in Sichtweite, schon bis zur Pause setzte sich die HSG dann aber auf 17:11 ab und zog nach dem Seitenwechsel auf 26:16 (44.) weg. „Wir gestalten es bis zur 20. Minute relativ offen. Nach der Pause spielt Siebengebirge kontinuierlich seinen Stiefel runter, kann durchwechseln und uns fehlen dann irgendwann die Körner. Meinen Männern mache ich ein Riesenkompliment – denn egal, in welcher Minute wir waren, sie haben heute immer weiter versucht, alles rauszuhauen“, meinte Wahns Coach Thomas Radermacher.

Eine ähnliche Geschichte bot das 32:23 des TV Birkesdorf über den TV Rheinbach. Auch hier blieb die Partie bis kurz nach dem Seitenwechsel ausgeglichen (34./15:15), bevor bei personell geschwächten Gästen die Kräfte nachließen und sich die Hausherren nach und nach absetzen konnten. Ein Spurt zum 19:15 (39.) bildete die Basis, die Birkesdorf zum 23:17 (46.) zum 28:19 (53.) ausbaute. „Wir wussten, dass es in Birkesdorf ein sehr schweres Spiel wird. Nichtsdestotrotz ist die Niederlage in der Höhe natürlich enttäuschend. Wir hatten von Anfang an eine relativ hohe Fehlwurfquote und auch viele technische Fehler. Das konnten wir in der ersten Halbzeit noch ausgleichen, aber nach den ersten Minuten nach der Pause konnte sich Birkesdorf absetzen“, meinte Rheinbachs Coach Jan Hammann.

Der ASV SR Aachen liegt voll auf Kurs für eine Saison ohne Sorgen. Die Mannschaft von Trainer Cornelius Hesse bildet nach dem 33:31 beim Pulheimer SC bei 10:10 Punkten als Achter den Inbegriff des Mittelfeldes. Dabei führten die Hornets die Partie nach dem 1:0 durch Robin Bartsch (3.) zunächst lange an und schon vor der Pause mal mit vier Toren (22./14:10). Auch nach dem Seitenwechsel schien Pulheim bis zum 25:21 (40.) auf dem richtigen Weg zu sein, doch dann kam Aachen über das 26:26 (47.) zur ersten eigenen Führung – 28:27 (50.). Die Hausherren schlugen noch einmal zurück und legten das 30:28 vor (52.), doch Hesses Team drehte die Partie erneut zum 31:30 (57.). Auf das 32:31 durch Till Huckemann (59.) fand Pulheim keine Antwort mehr und das 33:31 durch Simon Aguilera Lintz vier Sekunden vor dem Ende machte den Strich unter den Aachener Erfolg. Hornets-Coach Kelvin Tacke war nach der erneuten Pleite bedient: „Unsere seit Monaten komplizierte Trainingsbeteiligung bricht uns regelmäßig das Genick. Wir machen in allen Bereichen viel zu viele einfache Fehler und verschenken damit mögliche Punkte, so auch heute, wo wir den Gegner durch unsere Fehler immer wieder ins Spiel einladen – was Aachen clever genutzt hat.“ Ganz anders war die Stimmung bei seinem ASV-Kollegen Hesse: „Wir sind mega-happy über den ersten Auswärtssieg dieser Saison.“

Zwei ganz wichtige Zähler im Kampf um den Klassenerhalt sammelte auch der TV Palmersheim durch das 35:29 bei den HBD Löwen Oberberg. Dabei lag die Mannschaft von Trainer Peter Trimborn vor der Pause mal mit 6:9 zurück (20.), kämpfte sich aber innerhalb von gut drei Minuten wieder zum Ausgleich (23./10:1.) und legte zur Halbzeit sogar eine eigene Drei-Tore-Führung vor (15:12). Mit dem 23:17 (40.) schien der Aufsteiger bereits auf der Siegerstraße zu sein, bevor es in der Schlussphase wieder eng wurde – 24:23 (48.). Doch die Gäste behielten – unterstützt von zahlreichen eigenen Fans – die Nerven und schlugen entscheidend zum 31:26 (55.) zurück. Trimborn war nach der Partie entsprechend zufrieden: „Ich denke, unterm Strich vielleicht ein, zwei Tore zu hoch, aber geht der Sieg absolut in Ordnung.“ Durch die zwei Punkte verbesserte Palmersheim seine Bilanz auf 8:12 und steht als Zehnter für den Moment voll im eigenen Zielkorridor.

 

HC Weiden II – MTV Köln 32:27 (16:14).

HC Weiden II: Keller, Reiter – Kemper (3), T. Lütz (2), Meurer (1), Xhonneux (8/1), Schuffelen (2), Pieper (1), Kraus (4), Langhammer, Leonhardt (5), Havers (4), Signon (2/1), Jansen.

MTV Köln: Theisen, Vieker – Bonstein (3), Kalisch, Epple, Hilbert (1), Discher (9/5), Jebbink (3), Göddertz (2), Bathen (1), König (4), Diederich (2), Becker (1), Ziegler (1).

 

TV Birkesdorf – TV Rheinbach 32:23 (13:13).

TV Birkesdorf: Kipsieker, Schroven (29) – Pelzer (4), A. Ernst (5/2), J. Ernst (7), Ihmer (5), Botz (3), Risteski (2), Strücker (4), Grings, Meise (2), Heinze, Bünten.

TV Rheinbach: Thürnau, Hoven – T. Schwolow (3/2), Pohl, Eusterholz (1), Stürmann (1), Klassen, Schmitz (6), Hoffstadt (2), Bittner (4), L. Kazimierski (3), J. Kazimierski (3).

 

Pulheimer SC – ASV SR Aachen 31:33 (18:15).

Pulheimer SC: O. Middell, T. Giesen – Heinen (3), Bartsch (5), T. Middell (6), Jacoby (3), J. Giesen (1), Krull (1), Jäckel (10/4), Hampel (2), Geerkens, Romberg, Zank.

ASV SR Aachen: Bockwinkel, Schnitzler – M. Monteiro Pai (8), Happersberger (2), Signon (1), Huckemann (3), Aguilera Lintz (6), Kuckelkorn, Arancibia Diaz (6/1), Schumacher (3), Rietz (2), K. Monteiro Pai (2)

 

HSG Siebengebirge – TV Jahn Köln-Wahn 33:23 (17:11).

HSG Siebengebirge: Fischer, Kremer – Andrassy (3), Runge (7), Dziendziol, Hayer (1), Marcinkovic (5/2), Ghussen, Krefting (4), Koch (4), Picard (1), Gebel (1), Al-Zaidi, Sivanathan (7).

TV Jahn Köln-Wahn: Jung, Rotscholl – Hinteresch (4), Fröschel (1), Jäger (1), Kluge (1), Hantsch, Bröxkes (6/4), Schultz, Giacobbe (4), Lange (4/1), Rüll, Westmeier (2).

 

TSV Bayer Dormagen II – Stolberger SV 44:35 (25:14).

TSV Bayer Dormagen II: Friedl, Dobiey – Stein (10/2), Kasper (4), Beckers (2), Fenkl (1), Emmerich (7), Szabo (3), M. Schmidt (2), Kremp (4), Weber (2), Pauli (2/1), Sondermann (7).

Stolberger SV: Keufgens, Schornstein – J. Frauenrath (14/4), M. Költer, Kantolic (2), Kilburg (4), Kleinhöfer (1), Lange, K. Frauenrath (1), Lozano (5), Redding (3), Steiner (2), Y. Költer (2), Reinold (1).

 

HBD Löwen Oberberg – TV Palmersheim 29:35 (13:15).

HBD Löwen Oberberg: Caber, Bauch – Mlynczak (10), Schiefer, Köster (3/2), Basic (8/2), Soldanski (3), Prystaw, Hermann (2), Hudak-Domokos (2), Welke, Krause (1/1).

TV Palmersheim: Trimborn, M. Königshoven – Hensel (1), Fiedler, Schöller, Blesse, Lönenbach (9/2), Adolph (3), Schouren (2), Mayer (1), Maeser (6), Schneider (8), J. Grevelding (3), L. Königshoven (2).

 

Longericher SC II – Fortuna Köln 33:25 (20:12).

Longericher SC II: Kromberg, Burggraf – Breuer (2), Dibowski (2), Beckmann (6), Matysiak (1), Schiefer (5), Quetting (1), Kröger (6), Jäger, Boeing (1), Malolepszy (3/1), Gottlob (6), Keil.

Fortuna Köln: Scholl, Hoffmann – Lux, Surlemont (2), Eiben (1), Künkele, Lammer (2), Kobbe, Stabauer (3/2), Kötzle (1), Hofmann (6), Kruse (1), Körling, Gremmelspacher (9/3).

 

SSV Nümbrecht – TuS 82 Opladen II 25:24 (14:12).