Oberliga Mittelrhein
Super-vorsichtige Hornets: „Von Spiel zu Spiel denken“
Pulheims Trainer Kelvin Tacke tritt selbst bei drei Punkten Vorsprung kräftig auf die Bremse. Die Verfolger Gelpe/Strombach und Dormagen II machen jetzt unter sich aus, wer am Spitzenreiter dranbleibt.

Volle Kraft voraus: André Nicklas (beim Wurf) und die Pulheimer sind zurzeit offensichtlich kaum zu bremsen. (Foto: Judith Uessem)

Die Tabelle lügt ja nicht, weil sie nur in Zahlen ausdrückt, was an den bisher neun Spieltagen passiert ist. In der Oberliga Mittelrhein ergibt sich daraus eine glasklare Wahrheit: Wer den Titel holen will, muss erst mal den aktuellen Tabellenführer Pulheimer SC einfangen. Dabei kann das Team von Trainer Kelvin Tacke mit ziemlich beeindruckenden Werten aufwarten: Rang eins, 17:1 Punkte, acht Siege und ein Unentschieden, noch keine Niederlage. Der Zweite TSV Bayer Dormagen II liegt nach seinem 27:29 gegen die HSG Refrath/Hand ebenso drei Zähler zurück wie der Dritte HC Gelpe/Strombach (beide 14:4), während dem Vierten TuS Derschlag (13:5) jetzt vier Punkte nach ganz vorne fehlen. Dahinter folgen der SSV Nümbrecht (12:6), der überhaupt keine Ansprüche auf die Meisterschaft angemeldet hat, und die mühsam um den Anschluss kämpfenden Refrather (11:7). Hornets-Trainer Kelvin Tacke wird trotz allem mit einer an Sturheit grenzenden Beharrlichkeit nicht müde, sämtliche Pulheimer durch den Blick zurück auf dem Boden der Tatsachen zu halten: „Wir haben ja schon vor zwei Jahren eine klare Tabellenführung gehabt und haben die dann unnötig hergegeben. Da haben wir Erfahrungswerte gesammelt und ob wir es schaffen, davon was mitzunehmen, wird sich zeigen. Es ist viel zu früh, etwas zu sagen.“

Die bisherigen Taten sprechen jedoch für sich, weil die Hornissen bisher lediglich einmal keinen Sieg holten – und das 27:27 am vierten Spieltag in Gelpe/Strombach war nicht mal ganz unwichtig. Ebenfalls in die Kategorie besonders wertvoll gehört das jüngste 29:24 in Derschlag, das alle Beobachter für völlig verdient hielten. Und der TuS mit Trainer Ralph Weinheimer bescheinigte dem Spitzenreiter, der personelle Engpässe stark kompensierte, ebenfalls eine tadellose Vorstellung. „Vor Derschlag sind drei Leute ausgefallen, zwei waren angeschlagen dabei“, erklärt Tacke, „und jetzt sieht es nicht besser aus. Ich weiß, wie abgedroschen das klingt, aber wir müssen weiter nur von Spiel zu Spiel denken.“

Tatsache bleibt allerdings, dass die Pulheimer sehr gute Chancen haben, als Tabellenführer in die Pause über Weihnachten und Neujahr zu gehen. Der Endspurt 2019 beginnt am Samstagabend gegen den Longericher SC II, der auf Rang acht mit 10:8 Punkten bisher eine sehr solide Serie abliefert. „Das wird eine schwierige Aufgabe“, vermutet Tacke, „die stehen kompakt in der Abwehr. Vorne spielen sie frisch und frei auf. Außerdem sind sie immer hoch motiviert.“ Daraus folgt, dass 80 oder 90 Prozent eher nicht reichen werden, zumal die Pulheimer mehr denn je in die Rolle des Gejagten hineingewachsen sind – also immer damit rechnen müssen, dass ihnen jeder am liebsten ein Bein stellt. Das gilt sogar am 15. Dezember in der Partie beim Schlusslicht TK Nippes (0:18 Punkte), dessen Lage im Keller der Tabelle allmählich komplett aussichtlos zu werden droht.

Der HSG Refrath/Hand mit Trainer Mario Jatzke bietet sich die Gelegenheit, die bisher durchwachsene Hinrunde mit zwei finalen Erfolgen weiter zu verschönern. Nach dem nächsten Dämpfer mit dem 22:24 zu Hause gegen den SSV Nümbrecht setzte die HSG durch das 29:27 in Dormagen ein echtes Ausrufezeichen. Der überzeugende Auftritt war auf der anderen Seite nur dann etwas wert, wenn am Sonntag gegen den Letzten Nippes und am 14. Dezember beim Vorletzten TuS 82 Opladen II insgesamt vier weitere Punkte herausspringen. Dann stünden die Refrather bei 15:7 Zähler und könnten vielleicht im nächsten Jahr tatsächlich wieder angreifen.

Die Derschlager müssen beim Drittletzten Fortuna Köln zeigen, wie sie den Rückschlag gegen Pulheim weggesteckt haben, während sich Gelpe/Strombach und Bayer Dormagen II zum Duell der Verfolger treffen. Wer den Pulheimer weiter irgendwie im Nacken sitzen will, muss hier wohl gewinnen. Wer das sein könnte, ist allerdings kaum zu erkennen. Höchstwahrscheinlich dürfte es dafür eine besonders torreiche Auseinandersetzung geben, weil Gelpe (276) und Dormagen (275) jeweils bei einem Schnitt von über 30 erzielten Toren pro Spiel liegen – als die beiden einzigen Mannschaften der Oberliga Mittelrhein. Die negativen „Bestmarken“ halten Nippes, das erst 189 Tore zu erzielen vermochte – also im Durchschnitt genau 21. Die anfälligste Defensive hat mit 268 Gegentreffern (29,77) der Aufsteiger HC Weiden II, der als Zehnter trotzdem bei 6:12 Punkten ganz gute Chancen zum Klassenerhalt sieht.