Regionalliga Nordrhein
Von Weiden bis Mönchengladbach: Kann jeder echt jeden schlagen?
HC ist nach 32:26 gegen Borussia der erste Tabellenführer, macht sich aber nicht viel draus. Auch Aldekerk, Essen oder Bonn stehen in den Startlöchern. Der zweite Spieltag könnte für etwas mehr Klarheit sorgen.

Wir wissen Bescheid! Den Weidenern und ihrem Trainer Marc Schlingensief ist klar, dass die Saison 2025/2026 trotz des klaren Auftaktsieges gegen Mönchengladbach noch viele Wendungen bringen kann. (Foto: Thomas Schmidt)

Natürlich konnte der HC Weiden mit seinem 32:26 gegen Borussia Mönchengladbach am ersten Spieltag in der Regionalliga 2025/2026 eine Menge anfangen. Und auch die dadurch über das beste Torverhältnis ergatterte Tabellenführung vor dem TV Aldekerk, dem HC Gelpe/Strombach und der TSV Bonn rrh., die ebenfalls erfolgreich waren, nahm das Team von Trainer Marc Schlingensief gerne entgegen. Vor der Partie bei der HSG Refrath/Hand, mit der beide Teams am Freitagabend den zweiten Spieltag eröffnen, leitet daraus allerdings niemand rund um die Halle an der Parkstraße besondere Erwartungen ab. Schlingensief stellt vielmehr sehr treffend fest, wie es um die Klasse bestellt sein dürfte: „Das Auftakt-Wochenende war ein Fingerzeig darauf, wie ausgeglichen die Liga ist.“ Alleine Weiden und der TV Aldekerk im Duell der Drittliga-Absteiger gegen den VfL Gummersbach II (25:20) gewannen deutlich und schon das 35:32 des HC Gelpe/Strombach gegen den BTB Aachen fiel gar nicht so klar aus: Viereinhalb Minuten vor dem Ende war beim 32:32 noch alles offen. Auch Bonn musste auf der Zielgeraden alles investieren, um aus dem 29:28 das für zwei Punkte entscheidende 30:28 gegen Unitas Haan zu machen. Darüber hinaus gab es noch drei Unentschieden, denn in den Spielen OSC Rheinhausen gegen HSG am Hallo Essen (30:30), TV Korschenbroich gegen Refrath/Hand (28:28) und SSV Nümbrecht gegen TSV Bayer Dormagen II (29:29) ließ sich kein Sieger ermitteln.

Refrath/Hand wird nun am zweiten Spieltag in eigener Halle intensiv prüfen, was der Weidener Sieg gegen die Borussia wirklich wert ist, und es dürfte nach dem nicht zwingend zu erwartenden Unentschieden beim Drittliga-Absteiger Korschenbroich eine Menge Schwung auf die Platte bringen – obwohl es nach einer 27:24-Führung (55.) nicht zur ganz großen Überraschung reichte. HSG-Coach Kelvin Tacke zeigte sich dennoch sehr einverstanden: „Das ist ein Ergebnis, mit dem wir überhaupt nicht rechnen konnten und worüber wir uns natürlich riesig freuen.“ Kollege Schlingensief richtet sich ohnehin auf einen harten Kampf ein: „In Refrath erwarten wir eine frenetische Halle mit einem runderneuerten Kader. Nach wie vor ist die Abwehr das Prunkstück der HSG, die sehr körperbetont und aktiv verteidigt. Im Angriff sind es die Neuzugänge Lukas Dibowski und Pascal Noll, die bereits zu überzeugen wussten. Auffällig war auch, dass sie mit sehr hohem Tempo gespielt haben. Wer in Korschenbroich einen Punkt holt, hat definitiv viel Qualität in seinen Reihen. Wir fahren mit einer Mischung aus Selbstbewusstsein und Vorsicht nach Refrath. Wir dürfen uns keine großen Schwächephasen leisten. Gelingt das, dann ist was Zählbares drin.“

Vollauf einverstanden mit dem Start in die neue Saison waren auch die Aldekderker, die beim 25:20 gegen den VfL Gummersbach II in erster Linie in der Defensive eine sehr starke Leistung ablieferten und nun auf eine Fortsetzung in der Partie in Essen bei der HSG am Hallo hoffen – von der Trainer Tim Gentges eine ganze Menge hält: „Das ist kein ganz so normaler Aufsteiger, Essen verfügt über eine unfassbare individuelle Klasse.“ Es kommt nachvollziehbar trotzdem nicht in Frage für den TVA-Coach und seine Mannschaft, die Punkte freiwillig abzuliefern: „Wir wollen an die Leistung gegen Gummersbach anknüpfen. Wir haben keinen Druck, wir fahren nach Essen als Außenseiter. Wir müssen deren individuelle Klasse als Kollektiv auffangen – aber wir trainieren gut, und warum sollten wir nicht hinfahren, um was Zählbares mitnehmen. Unser Ziel sollte es sein, ein sehr gutes Spiel anzuliefern, und wir werden es der HSG so schwer wie möglich machen.“ Das wiederum dürfte die Gastgeber und deren Trainer Felix Linden, die aufgrund ihrer personellen Ausstattung als einer der aussichtsreichsten Kandidaten auf die Meisterschaft gelten müssen, wenig überraschen. Dass es in Rheinhauen trotz einer 30:27-Führung genau 84 Sekunden vor dem Ende nicht zu einem HSG-Sieg langte, fanden sie in Essen in der Summe zwar wenig begeisternd, aber insgesamt ging das Ergebnis aus der Sicht der Gäste in Ordnung. „Das ist am Ende ein verdienter Punkt für beide Seiten“, stellte Trainer Felix Linden fest.

Ähnlich sahen das die Rheinhausener und ihr neuer Trainer Sascha Wistuba: „Die Mannschaft hat Charakter gezeigt und eine sehr starke Teamleistung und sie hat einen verdienten Punkt mitgenommen.“ Ob ihr das nun bei Borussia Mönchengladbach ebenfalls gelingt, ist damit aber noch lange nicht raus – und der Aufsteiger, nach dem Abstieg von 2023/2024 auf direktem Weg aus der Oberliga wieder zurückgekehrt in die Regionalliga und mit dem Ziel angetreten, sich dort zu etablieren, wird sich mit aller Macht gegen einen Fehlstart wehren. Besser machen – und das über die gesamten 60 Minuten – will es zudem der BTB Aachen, der sein Saisondebüt beim HC Gelpe/Strombach furios begann und bis zum 11:4 (18.) alles im Griff hatte,  anschließend jedoch zunehmend vom Kurs abkam und letztlich das Happy End verpasste. Logisch: 24 Gegentreffer in nur einer Halbzeit wird sich die Mannschaft von Trainrr Simon Breuer jetzt im Heimspiel gegen die Korschenbroicher gleichfalls kaum leisten können. Die TSV Bonn rrh., der Vizemeister der vergangenen Saison, tritt beim TSV Bayer Dormagen II auf den Prüfstand, während in Nümbrecht das erste Derby der Saison im Oberbergischen auf dem Programm steht: Der SSV, der sich selbst immer als größten möglichen Außenseiter im Kampf gegen den Abstieg sieht, erwartet die aus der 3. Liga abgestiegene Gummersbacher Zweite.