3. Liga
Irre Wende reißt Ratingen aus allen Träumen
Aufsteiger Interaktiv führt in der zweiten Halbzeit mit 27:21, verliert aber bei den Bergischen Panthern noch mit 28:29.

Ich schrei vor Glück: Panther-Keeper Georg Mohr und seine Mannschaft konnten sich über ein echtes Happy End freuen. Kollege Sebastian Bliß im Kasten der Ratinger hatte auf der anderen Seite weniger Spaß. (Foto: Thomas Schmidt)

Bergische Panther – Interaktiv.Handball 29:28 (14:15). So brutal kann Handball sein und besonders die Ratinger erlitten am Ende dieses Freitagabends ziemlich heftige Schmerzen. Erstens:  Normalerweise kann einer, der zehneinhalb Minuten vor der Schluss-Sirene mit 27:21 (49.) in Führung liegt, ohne schlechtes Gewissen und dafür mit einiger Zuversicht davon ausgehen, dass er doch etwas Zählbares mitnimmt. Zweitens: Die Gäste bekamen Panther-Rückraumspieler Maurice Meurer nicht mehr zu fassen, der auf der Zielgeraden aus fast jedem Versuch einen Treffer machte und die Hausherren beinahe im Alleingang wieder in die Partie zurückführte. Drittens: Ausgerechnet Interaktiv-Keeper Sebastian Bliß, der bis dahin eine wesentliche Stütze des Aufsteigers gewesen war, hatte ganz spät das maximal mögliche Pech, weil er den finalen Wurf der Panther durch Aaron Exner im Grunde bereits gehalten zu haben schien. Dann fand das Spielgerät, das sich fast verirrte, trotzdem irgendwie den Weg in den Kasten – und die Gastgeber durften plötzlich zwei nicht mehr für möglich gehaltene Punkte auf ihr Konto überweisen. Der glücklich erzielte Erfolg beförderte die Panther bei jetzt 5:7 Zählern sogar vorübergehend auf Rang acht und so vorbei an den Ratingern, die nun ebenfalls bei 5:7 Punkten stehen und dabei das knapp schlechtere Torverhältnis haben – minus neun (167:176) gegenüber minus sieben (184:191). So eng geht das schon jetzt zu im Kampf um den Klassenerhalt, den zumindest Interaktiv nach dem Aufstieg aus der Regionalliga in die 3. Liga als einziges Ziel für diese Saison ausgegeben hat,

Der Start in den Abend schien auf Ballmann-Festspiele hinzudeuten, denn der Rückraumspieler, der in der vergangenen Woche bei der 31:34-Niederlage der Panther als Gast der TSG Münster sogar zwölf Mal getroffen hatte, war bis zum 3:1 (4.) der Alleinunterhalter für die Panther und kurz darauf ließ er mit dem 5:3 (8.) bereits sein viertes Tor folgen. Weil sich Interaktiv davon bloß kurz beeindrucken ließ, entwickelte allerdings sich eine intensive Auseinandersetzung mit Vorteilen eher für die Ratinger im Rest der ersten Halbzeit – 8:7 (18.), 12:8 (22.). Die Panther konnten hier auf 11:12 (25.) und vom 12:15 (28.) auf 14:15 (30.) kurz vor der Pause verkürzen, ehe sie im zweiten Durchgang zum 17:17 (35.) ausglichen und beim 19:18 (39.) sogar wieder vorlegten. Die Antwort, die Interaktiv darauf gab, sprach jetzt für eine erstaunliche Abgeklärtheit, denn die Mannschaft von Trainer Filip Lazarov nutzte erneut jede Schwäche der Panther konsequente und kalt aus – 22:19 (43.), 26:20 (49.), 27:21 (49.). Jener von Dusan Maric sicher verwandelte Siebenmeter hätte unter normalen Umständen der Deckel auf das Spiel sein müssen, zumal die Panther gar nicht mehr in der Halle zu sein schienen. Sehr erstaunlich: Beim Stande von 27:22 (51.) nahm Ratingens Trainer Lazarov eine Auszeit, die vor allem eins war – der Anfang vom Ende für sein Team. Keine fünf Minuten darauf waren die Panther nach einem 5:0-Lauf dran. Tomislav Nuic sorgte wenig später zwar noch für ein 28:26 (56.), doch in den restlichen viereinhalb Minuten ging Ratingen leer aus. Bis das bittere Ende kam.

Ebenfalls überraschend: Von Resignation oder maximalem Frust war bei Interaktiv hinterher nicht richtig viel zu spüren. „Das war ein sehr gutes Spiel mit gutem Handball“, fand der spielende Sportliche Leiter Stanko Sabljic, „wir haben gut gespielt, aber wir hatten eine Phase, die haben die Panther gut genutzt. Ich bin fest davon überzeugt, dass unsere Truppe das mitnimmt. Wir lernen davon und entwickeln uns weiter.“ Wie schnell der Prozess weitergeht, wird sich bereits am 4. Oktober im Heimspiel gegen die SG Schalksmühle-Halver Dragons zeigen – das für den weiteren Verlauf der Serie nicht ganz unwichtig sein dürfte. Die Drachen sind schließlich erstens Schlusslicht und zweitens haben sie bei 0:10 Zählern zurzeit als einziger Drittligist in der Gruppe Süd-West noch gar keinen Punkt auf dem Konto. Eine Niederlage wäre da richtig teuer – im Übrigen nicht nur für Interaktiv, sondern auch für den Tabellenletzten.

Bergische Panther: Eigenbrod, Mohr – Müller, Hermann (5), Wolter (2), Meurer (9), Lindemann (1), Exner (2), Vornehm (1), Schütte, Ballmann (5), Schön (4), Elsässer.

Interaktiv.Handball: Plessers, Bliß – Schulz (3), Venedey, Szabo, Sibbel (2), Kübler (1), Körber (2), Seher (3), Büttner (5), Nuic (4), Poschacher (2), Koenemann, Maric (4/1), Wenzel (2), Sabljic.