28. September 2025 | Zurück zur Artikelübersicht » |
ann des Abends: Linksaußen Tobias Schmitz erzielte überragende 15 Tore gegen den TV Kirchzell – dessen Torhüter Joshua Löffelmann kaum einen Wurf des Opladeners zu fassen bekam. (Foto: Thomas Ellmann)
Es ist ein seltsames Bild, aber keine Sinnestäuschung. Denn plötzlich sind sie alle in trauter Nachbarschaft vereint nach diesem sechsten Spieltag in der Gruppe Süd-West in der 3. Liga. Wer dabei mit den bisher jeweils erreichten 5:7 Punkten am meisten anfangen kann, hängt wohl in erster Linie von den eigenen Zielen ab – was naturgemäß hier und da eher für gemischte Gefühle sorgt. Die Nummer eins im Westen ist vorerst tatsächlich der TuS 82 Opladen, der sich nach einem schwierigen Start in die Saison 2025/2026 (zwei Niederlagen) durch folgende 5:3 Zähler immerhin auf den neunten Rang vorgeschoben hat – und dort als einziger der vier Westklubs bei 180:176 Treffern (plus vier) über ein positives Torberhältnis verfügt. Insofern war der Siebenmeter von Tobias Schmitz, der insgesamt überragende 15 Treffer erzielte, zum 30:30 in letzter Sekunde gegen den TV Kirchzell (Sechster/6:6 Punkte) doppelt wichtig für die Opladener – so wertvoll wie das 31:31 von Jonas Kämper für den Zehnten Longericher SC (188:193 Tore/minus fünf) in der letzten Minute des Spiels bei der HSG Rodgau Nieder-Roden (Fünfter/7:3). Ohne den späten Ausgleich wäre der Saisonstart für den LSC wohl endgültig ziemlich verkorkst gewesen. „Die Manschaft hat eine super Reaktion auf das schwache Spiel letzte Woche gezeigt und ein gutes Spiel gemacht“, fand LSC-Trainer Chris Stark, dem die 29:38-Heimpleite gegen die TSG Münster (Vierter/8:4) doch schwer auf den Magen geschlagen war – besonders angesichts der Tatsache, dass die Longericher als Vorahresdritter ihre Heimat eher im oberen Drittel sehen. Den größten Fortschritt aus dem West-Quartett hatten bereits am Freitagabend die Bergischen Panther (184:191 Tore/minuts sieben) mit ihrem ebenfalls dramatischen 29:28 über den Aufsteiger Interaktiv.Handball (167:176 Tore/minus neun) hingelegt. Weil es für beide „nur“ um den Klassenerhalt geht, können sie mit dem Stand der Dinge in der Summe sicher mehr anfangen als die Mitbewerber aus Köln und Opladen. Fünfter im Bunde der Klubs mit 5:7 Punkten ist das HLZ Friesenheim-Hochdorf II (155:168 Tore/minus 13) und alle fünf zusammen bilden ein dichtes Paket vor den Mannschaften auf den Abstiegsplätzen: Dort stehen zurzeit die TSG Haßloch (2:8) sowie die schon jetzt um den Anschluss kämpfenden TV Homburg (1:11) und SG Schalksmühle-Halver Dragons (0:12).
HSG Rodgau Nieder-Roden – Longericher SC 31:31 (15:16). Die Partie begann mit dem 0:3 (4.) gar nicht gut für die Kölner, die aber mit dem 4:4 (9.) auf Augenhöhe angekommen waren und ab dem 5:4 (9.) regelmäßig vorlegten – bis zum 11:9 (19.), aus dem wiederum Rodgau durch vier Treffer hintereinander ein eigenes 13:11 (24.) machte. Übers 15:15 (30.) am Ende der ersten Halbzeit ging es in einen ebenso ausgeglichenen zweiten Durchgang, in dem sich bei wechselnden Führungen wiederum keiner entscheidend absetzen konnte – weder die HSG nach dem 20:19 (38.) oder 23:22 (42.) noch der LSC nach dem 21:20 (39.) oder 26:25 (49.). Das Beste an Spannung hatten sich beide Seiten in der Folge offensichtlich für die letzten zehn Minuten aufgehoben, als Longerich zunächst das 28:26 (51.) vorlegte und kurz darauf aufgrund der entschlossenen Rodgau-Antwort beim 28:29 (56.), 29:30 (57.) und 30:31 (58.) noch einmal auf die Verliererstraße zu geraten drohte. Bemerkenswert: Longerich schaffte den Ausgleich, obwohl Loic Kaysen eine Zeitstrafe kassierte (59.). Direkt darauf wusste Sam Hoddersen für die HSG einen Siebenmeter nicht zu nutzen – was den Longerichern tatsächlich die Tür zum Unentschieden öffnete, das schließlich Jonas Kämper mit dem 30:30 (60.) besorgte.
Trainer Stark nahm übewiegend das Positive aus der Dienstreise nach Südhessen mit. „Wir haben insgesamt eine gute Partie gemacht und uns den Punkt redlich verdient“, stellte der Longericher Coach fest, „das war allgemein ein sehr gutes Drittligaspiel. Zehn Minuten vor Schluss hatten wir eine Führung, sind dann aber ein bisschen leichtfertig mit unseren Chancen umgegangen. Am Ende hat Rodgau einen Siebenmeter, den wir halten. Den Punkt nehmen wir gerne mit. Kurz vor Schluss hätte Rodgau den Sack zumachen können, von daher ist es ein guter Punkt.“ Ob der LSC dadurch in der bisher sehr wechselhaft laufenden Saison wirklich auf den Weg finden wird, der zunächst in die obere Tabellenhälfte führt, dürfte die Aufgabe am kommenden Samstag gegen die MT Melsungen II zeigen – die auf Rang sieben mit ihren ausgeglichenen 6:6 Punkten im Grunde auch ein Teil des sehr breiten Mittelfeldes ist. Das Ziel der Kölner liegt auf der Hand: Sie wollen sich zusätzlichen Schwung für das am 11. Oktober folgende Derby beim TuS 82 Opladen besorgen. Anschließend geht es am 18. Oktober gegen gefährdete Homburger und am 25. Oktober bei ebenfalls in der Abstiegszone festhängenden Haßlochern weiter.
Longericher SC: Kull, Babic – Wörmann (4), Pyszora (2), Henrich (1), Richter, Gerfen, Bertenbreiter, Niehaus, Leitz, Schulz (10/1), Kaysen (6), Nolting (3), Kremp, Kämper (5).
TuS 82 Opladen – TV Kirchzell 32:32 (15:16). Es war ein aufregender Abend in der Bielerthalle – und den Gastgebern gehörten in der umkämpften Partie vor allem die ersten zehn sowie die letzten zwei Minuten. Da schien das Zählbare den Opladenern bereits aus der Hand gerutscht zu sein, weil sie beim 30:32 (58.) mit zwei Treffern zurücklagen und nun zu ihrer letzten Auszeit griffen, um noch Mittel zumindest für ein Unentschieden herauszuarbeiten. Dass anschließend Tobias Schmitz zum Retter in der Not wurde, war jedenfalls kein Zufall, denn der Linksaußen steuerte insgesamt ungewöhnliche 15 Treffer für seine Mannschaft bei – darunter zunächst auch das 31:32 (59.), das den Opladenern direkt neue Hoffnung brachte. Nach der Auszeit der Gäste genau 27 Sekunden vor dem Ende kam der TuS 82 irgendwie überraschend noch einmal an den Ball und auf den letzten Drücker bekam er einen Siebenmeter zugesprochen, den Schmitz zum 32:32-Ausgleich nutzte – was die Hausherren entsprechend feierten. Trainer Stefan Scharfenberg war ereichtert: „Mit unveränderter Personallage erkämpfen wir uns ein Unentschieden. Beide Mannschaften haben die Chance, dieses Spiel zu gewinnen. Am Ende sieht es für uns eigentlich schlechter aus – und wir schaffen es noch, innerhalb von 50 Sekunden zwei Tore zu werfen, soadass es sich doch wie ein gewonnener Punkt anfühlt. Das war ein toller Kampf von den Jungs, den Punkt haben wir auf jeden Fall verdient.“
Mit dem 6:3 (8.) ging es gut los für den TuS 82, der aber vier Gegentreffer zum 3:7 (14.) einstecken musste und bis zum 11:12 (25.) immer hinterherrannte, ehe er kurz darauf mit einem 15:16-Rückstand (30.) in die Pause ging und auch im zweiten Durchgang viel Energie aufwenden musste – 19:19 (37.), 20:23 (43.), 22:25 (45.). Mit dem 25:25 (48.) schien sich eine Wende zugunsten der Opladener anzudeuten, die jedoch das 28:26 (52.) nicht halten konnten und selbst nach dem 30:29 (54.) noch einmal ernsthaft in Gefahr gerieten – bis sie das halbe Happy End schafften, an dem Oliver Dasburg mit neun Toren ebenfalls maßgeblich beteiligt war: Beide zusammen erzielten 24 der 32 Opladener Treffer. Stark fand Scharfenberg zudem die Torhüterleistung: „Auch Moritz Wiese ist ein Faktor – insbesondere, weil er 20 Sekunden vor Schluss den Ball abfängt in offener Manndeckung und ermöglicht, dass wir noch mal die letzte Chance bekommen.“ Für die Opladener geht es jetzt im nächsten Monat mit vier ebenfalls ziemlich anspruschvollen Aufgaben weiter – am 3. Oktober bei der HSG Hanau (Achter/aktuell 5:3 Punkte aus erst vier Spielen), am 11. Oktober im Derby gegen den Longericher SC, am 18. Oktober gegen die TSG Münster und am 24. Oktober mit dem Derby bei den Bergischen Panthern.
TuS 82 Opladen: Beckert, Wiese – Wolfram, Jagieniak, Kroner, Dasburg (9), Schmitz (15/8), F. Johannmeyer, Sonnenberg (1), Kostorz (4), L. Johannmeyer, Hess (3), Swiedelsky.