02. Oktober 2025 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Die Hände zum Himmel! Korschenbroich und sein Trainer Frank Berblinger könnten mit zwei Punkten gegen Weiden eine ganze Menge anfangen. Was sie aber wissen: Der HC wird in der Waldsporthalle den größten möglichen Widerstand leisten – wie vor zwei Wochen im ersten Heimspiel auch Jan Schallenberg (rechts) und die HSG Refrath/Hand, die beim 28:28 einen Punkt mitnehmen konnte. (Foto: Michael Jäger)
Wenn der Vierte und der Erste auf die Platte gehen, ist das ein Spitzenspiel – ob die Saison schon fortgeschritten ist oder nicht. Tatsächlich treffen sich jetzt bereits am dritten Wochenende in der Regionalliga 2025/2026 zwei Mannschaften zum direkten Kräftemessen, die von vornherein zu den Schwergewichten der Klasse gehören und mit guten Chancen auf einen Top-Platz am Ende der Serie ausgestattet sind. Hat der Vierte TV Korschenbroich (3:1 Punkte) dabei einen Vorteil, weil er am Samstagabend gegen den Spitzenreiter HC Weiden (4:0) mit den eigenen Fans im Rücken antreten kann? Wahrscheinlich. Außerdem ist der TVK wohl mit dem Personal ausgestattet, das im Jahr eins nach dem Abstieg die direkte Rückkehr in die 3. Liga schaffen kann – wenn denn der vergleichsweise kleine Kader ohne größere Ausfälle über die Runden kommt. In Bezug aufs Heimrecht war allerdings die Saison 2023/2024 als bisher letzte gemeinsame der beiden Klubs eine Form der verkehrten Welt: Damals verlor der TVK am 2. Dezember 2023 sein Heimspiel mit 30:34, während er auf der Zielgeraden auf dem Weg zur Meisterschaft am 27. April 2024 in Weiden (am Ende Vierter) einen 33:32-Sieg holte. HC-Trainer Marc Schlingensief weiß im Übrigen die Atmosphäre in der Waldsporthalle sogar zu schätzen. „Ich freue mich grundsätzlich sehr auf das Spiel“, sagt Schlingensief, „die Halle ist meist gut gefüllt mit 400 bis 500 Zuschauern und wir treffen auf eine qualitativ hochwertige Mannschaft.“ Respekt vor den Gastgebern hat er sowieso: „Korschenbroich hat sich personell nicht wesentlich verändert. Die Zugänge sind allerdings hochwertig. Mit Sven Bartmann im Tor haben sie wohl einen der besten, wen nicht den besten Torwart. Rückraumspieler Max Hartz überzeugt auch mit Spielintelligenz und Durchschlagskraft.“
Ähnliche Attribute sieht Frank Berblinger beim Gegner. „Weiden ist eine kompakte, stabile Mannschaft, die im Kern seit vielen Jahren zusammenspielt“, findet Korschenbroichs Trainer, „sie zeichnet sich durch eine aggressive, robuste 6:0-Deckung aus und im Angriff spielt sie mit viel Druck aus dem Rückraum. Weiden verfügt schon über ordentlich Wurfgewalt und es ist eine sehr disziplinierte Mannschaft, was das Spielkonzept angeht.“ Dass der TVK nach dem 28:28 zum Auftakt gegen die HSG Refrath/Hand und dem 26:23 beim BTB Aachen unbedingt den zweiten Saisonsieg einfahren will, wird die Weidener, die am ersten Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach mit 32:26 gewannen, kaum überraschen – und für sich selbst sehen sie im Vergleich zum ebenfalls hart erkämpften 29:27 bei der HSG Refrath/Hand noch Steigerungsmöglichkeiten: „Für uns wird wichtig sein, aus den Fehlern aus Refrath zu lernen. Hier haben wir uns teilweise unnötig den Schneid abkaufen lassen. Auch in Korschenbroich werden wir einen langen Atem brauchen und wir müssen einen kühlen Kopf bewahren, um gute Lösungen zu finden. Wenn das gelingt, dann werden wir unsere Chancen definitiv bekommen.“
Auf gute Chancen für weitere zwei Punkte hofft daneben der gemeinsam mit dem TV Korschenbroch aus der 3. Liga abgestiegene TV Aldekerk, der als Achter bei 2:2 Punkten mit einem ausgeglichenen Konto dasteht – 25:20 gegen den VfL Gummersbach II, 26:30 bei der HSG am Hallo Essen. Für alle Aldekerker ist die nun bevorstehende Partie gegen den Aufsteiger Borussia Mönchengladbach nicht unwichtig, denn sie wird Weichen stellen für den weiteren Verlauf der Saison: Aldekerk hat zwar keinswegs die Rückkehr in die 3. Liga im Pflichtenheft stehen, aber auch wenig Verlangen nach einem Aufenthalt im Mittelmaß oder sogar darunter. Sportlich noch bedeutsamer ist die Partie allerdings für Mönchengladbach, das nach dem 26:32 in Weiden und dem 28:37 gegen den OSC Rheinhausen bei 0:4 Punkten und 54:69 Toren (minus 15) fast schon mit dem Rücken zur Wand steht. Was dem Spiel darüberhinaus einen doppelten Reiz verleiht: Es wird für zwei der Beteiligten eine Reise in die Vergangenheit – sowohl für Aldekerks Trainer Tim Gentges als auch für Borussia-Coach Ronny Rogawska. Es ist etwas mehr als sechs Jahre her, als Gentges als Spieler „unter“ Rogawska unterwegs war, und beide feierten damals mit der HSG Krefeld in einem denkwürdigen Saisonfinale 2018/2019 gemeinsam den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Gentges hält eine Menge vom Kollegen, der einst sein Chef war, und er peilt mit dem TVA dennoch zwei Punkte an: „Wir sollten Gladbach mit viel Tempo unter Druck setzen und wieder eine gute, kompakte Abwehr stellen. Wir müssen aber auch äußerst gewarnt sein, denn Gladbach wird von Ronny Rogawska trainiert, mit dem ich eine sehr erfolgreiche Zeit verbringen durfte. Ronny hat immer einen Plan und davon habe ich damals handballerisch profitiert – und Gladbach wird davon genauso profitieren. Nichtdestotrotz müssen wir klar zeigen, dass wir Herr im Haus sind. Wir haben Lust auf einen schönen Handball-Abend.“
Auf einen dieser schönen Handball-Abende warten zurzeit zwei Teilnehmer aus dem Wettbewerb „Jugend forscht“. Eine Hauptrolle nimmt hier auf jeden Fall schon mal der TSV Bayer Dormagen II ein, der als Neunter bei 2:2 Punkten unbesiegt ist, zugleich jedoch bisher keinen Sieg auf dem Konto hat – und das nach Möglichkeit beim HC Gelpe/Strombach (Zehnter/ebenfalls 2:2) nachholen will. Am vergangenen Wochenende gabs immerhin ein 34:34 gegen den Vorjahres-Vizemeister TSV Bonn rrh. (Sechster/3:1), der ja selbst mit sieben Spielern aus den Jahrgängen 2004, 2005 und 2006 auf der Platte stand – also keineswegs mit purer Routine, erworben im Laufe einer langen Karriere. Und trotzdem: Beim TSV Bayer navigierte Trainer Peer Pütz eine Mannschaft durch die Partie, die im Durchschnitt mit 21,33 Jahren daherkam – wobei der routinierte Keeper Max Conzen mit seinen 33 Jahren die absolute Ausnahme nach oben war. Auf dem zweiten Platz folgte Maximilian Hinrichs (23), während der erst vor Kurzem 18 gewordene Maximilian Bach als jüngster Spieler des Kaders dabei war – womit er wiederum beim VfL Gummersbach II lediglich die Nummer sechs in der „Alterspyramide“ gewesen wäre.
Dort standen in der Mannschaft von Trainer Jan Schwenzfeier fürs Derby beim SSV Nümbrecht gleich fünf erst 17 Jahre Spieler aus dem Jahrgang 2008 im Kader. Kopf der „Boygroup“ mit weiteren sieben Talenten aus dem Jahrgang 2008: Malte Petersen (19). Der Altersdurchschnitt der Gummersbacher in Nümbrecht betrug damit nahezu unwirkliche 17,71 Jahre – was beweist, dass der VfL im Grunde tatsächlich mit einer A-Jugend antritt. Der VfL unternimmt jetzt in Bonn den dritten Versuch, etwas Zählbares auf sein Konto zu bringen – bei einer TSV, die beim 34:34 in Dormagen im Durchschnitt mit 24,14 Jahren unterwegs war und sicher nicht als Altherren-Mannschaft gelten kann. Das direkte Duell zwischen Jung und noch Jünger folgt im Übrigen bereits am 19. Oktober in Gummersbach in einer vom siebten Spieltag vorgezogenen Partie.
Dritter im Bunde der Klubs mit 0:4 Punkten ist neben Mönchengladbach und Gummersbach der BTB Aachen (Zwölfter/0:4), der nach einem 32:35 beim HC Gelpe/Strombach und dem 23:26 gegen den TV Korschenbroich auf die Unitas Haan (Siebter/2:2) trifft und ganz klar das Ziel hat, mal eine Führung in der zweiten Halbzeit über die Zeit zu bringen. Weiter vorne kann der OSC Rheinhausen (3:1) den zweiten Rang verteidigen, falls er die Aufgabe gegen die HSG Refrath/Hand löst (Elfter/1:3), die trotz bisher ordentlicher Leistungen weiter auf den ersten Erfolg wartet – und deshalb keine Geschenke mit ins Ruhegebiet bringen wird. Der Aufsteiger SSV Nümbrecht (Fünfter/3:1), jüngst 29:27-Gewinner im Derby gegen den VfL Gummersbach II, testet im zweiten Heimspiel in Folge, was das 30:26 der ebenfalls aufgestiegenen HSG am Hallo Essen gegen die Aldekerker wert war. Dritter (Essen) gegen Fünfter ist am Ende im weiteren Sinne ebenfalls eine Art Spitzenspiel. Ob zumindest die personell so stark ausgestatteten Essener zu den Schwergewichten gehören werden, ist wieder eine andere Frage.