3. Liga
Longerich und die Suche nach neuem Beton
Um sich aus dem Mittelmaß zu lösen, braucht der LSC mehr Halt - und zwei Punkte gegen Melsungen II. Interaktiv und Panther sowie der TuS 82 wollen/müssen vor allem was für mehr Sicherheit tun.

Abfangbereit: An den Torhütern Roman Babic (Foto) und Lennart Kuhl lag es bisher eher nicht, dass die Longericher hinten zu viele Tore fangen. Die Abwehr vor den beiden Keepern erreicht vielmehr momentan noch nicht die frühere Stärke. Das soll sich möglichst bald wieder ändern. Wie bald das geht, wird sich vermutlich schon gegen Melsungen II zeigen. (Foto: Thomas Schmidt)

Für die einen ist es eher das unbefriedigende Mittelmaß – und für die anderen eine nahezu traumhafte Umgebung. Alle vier zusammen hängen dabei mit jeweils fünf Punkten auf den Rängen neun, zehn, elf und zwölf fest. Was für den TuS 82 Opladen mit einem Torvehältnis von 180:176 (plus vier) als noch halbwegs brauchbar durchgeht, liegt für den Vorjahresdritten Longericher SC bei 188:193 Treffern (minus fünf) doch ein ganzes Stück jenseits aller eigenen Vorstellungen, während sich sowohl die Bergischen Panther mit 184:191 Toren (minus sieben) als auch der Aufsteiger Interaktiv.Handball mit 167:176 Treffern (minus neun) weitgehend im vor der Saison ausgegebenen Korridor aufhalten – der ja „nur“ den Klassenerhalt als Ziel vorsieht. Deshalb sind vor allen Dingen die Longericher in diesen Wochen mit Reparaturarbeiten beschäftigt und sie haben dabei gegenüber den 24:6 Zählern aus der vergangenen Serie bereits die Hälfte der damaligen Minuspunkte aus 15 Heimspielen aufgebraucht – 29:29 gegen den TV Gelnhausen, 40:30 gegen die SG Schalksmühle/Halver, 29:38 gegen die TSG Münster. Das verlangt aus dem Kölner Selbstverständnis heraus fürs die Aufgabe gegen die MT Melsungen II (Siebter/6:6) dringend nach einer Korrektur, die wohl machbar sein dürfte – falls der LSC denn eine seiner größten Baustellen in den Griff bekommt.

Tatsache: Die Longericher und der Sechste TV Kirchzell (6:6 Punkte) stehen bei jeweils 188 erzielten Toren, was nach sechs Spieltagen der geteilten Bestmarke in der 3. Liga entspricht. Trainer Chris Stark hat es allerdings noch genauer ausgerechnet und die per Siebenmeter erzielten Treffer herausgenommen. „Wir sind Erster – mit 175 Feldtoren“, sagt Stark, dem dafür der andere Teil der Statistik eher gegen den Strich geht: „Die Kehrseite sind natürlich die 193 Gegentore. Da liegen wir auch relativ weit oben und das schmeckt uns gar nicht. Wir sehen auch das Hauptpotenzial zur Verbesserung in der Verteidigung. Da merkt man schon, dass wir schwerwiegende Abgänge haben.“ Gemeint sind hier in Christopher Wolf und Dustin Thöne (jeweils Karriere-Ende) unter anderem zwei zentral wichtige Spieler im Innenblock als Basis einer kompakten Defensive, die bis jetzt zu oft noch zu anfällig wirkt – sonst stünde in der Bilanz kaum der zweitschlechteste Wert in der Gruppe Süd-West, in der lediglich der Tabellenletzte SG Schalksmühle-Halver Dragons (0:12 Punkte) bei 182:224 Toren (minus 42) schwächer dasteht. Praktisch das genaue Gegenteil des LSC ist die MT Melsungen II, die mit 150:157 Toren (minus sieben) bisher einen Zähler mehr gesammelt hat (6:6) und im Durchschnitt beachtliche sechs Treffer weniger zulässt – und gleichzeitig selbst sieben weniger erzielt. Starks Idee für den Freitagabend lässt sich nachvollziehen: „Es geht darum, doppelt zu punkten, um dann auch gestärkt zum Derby nach Opladen zu fahren. Wir freuen uns erst mal auf ein gutes Heimspiel.“ Jenes Derby beim TuS 82 steht am 11. Oktober auf dem Programm und die Kölner können/wollen sich kaum vorstellen, dann immer noch mit einer negativen Bilanz unterwegs zu sein.

Daran mag sich auf Dauer auch der TuS 82 Opladen nicht gewöhnen, dem im Vergleich zu den 8:4 Punkten aus den ersten sechs Spielen in der Saison 2024/2025 bei der momentanen Ausbeute immer noch drei Punkte abgehen – trotz der zuletzt drei Zähler aus den beiden Heimspielen hintereinander gegen den Vorletzten TV Homburg (37:24) und gegen den Sechsten TV Kirchzell (32:32/6:6 Punkte). Das Team von Trainer Stefan Scharfenberg hat damit immerhin die 0:4 Punkte vom Auftakt und die 2:6 wenig später abfedern können – was ihm wohl die Chance eröffnet, demnächst wieder aus der oberen Tabellenhälfte weiterzumachen. Um dorthin zu klettern, müssen die Opladener „nur“ bei der unmittelbar vor ihnen auf Rang acht liegenden HSG Hanau (5:3) gewinnen, die gegenüber der Konkurrenz mit zwei Partien im Rückstand ist und nach ihrer durchaus überraschenden Auftakt-Niederlage gegen die Bergischen Panther (25:29) nicht mehr verloren hat – 45:38 bei der SG Schalksmühle-Halver Dragons (Letzter/0:12), 25:23 in Kirchzell, 33:33 bei der MT Melsungen II. Daraus ergibt sich, dass auf den TuS 82 eine Menge Arbeit zukommen dürfte und sicher kann er die Aufgabe eher lösen, wenn er sich offensiv nicht hauptsächlich auf Rückraumspieler Oliver Dasburg und Linksaußen Tobias Schmitz verlassen muss. Beim Unentschieden gegen Kirchzell erzielten beide gemeinsam 24 der 32 Treffer, also genau 75 Prozent.

Erste Idee des Aufsteigers Interaktiv.Handball dürfte es sein, nach dem ziemlich unnötigen 28:29 bei den Bergischen Panthern so schnell wie möglich die nächsten Punkte einzufahren. Geht es alleine nach dem Zahlenstand, bietet das Heimspiel gegen die von großen personellen Sorgen geplagten und deshalb meist harmlosen Drachen aus Schalksmühle die richtige Gelegenheit dafür: Sechs Spiele, 0:12 Punkte, nahezu desaströse 182:224 Tore. Dass die SG als Schlusslicht zuletzt gegen die TSG Münster beim (23:29) in der zweiten Halbzeit für Zählbares in Frage kam und allgemein eine Steigerung erkennen ließ, sollte die Ratinger zusätzlich warnen: Sie können es sich ohnehin auf keinen Fall leisten, irgendeinen Gegner in der 3. Liga nicht mit hundert Prozent zu bearbeiten. Für Trainer Filip Lazarov ist der Fall klar: „Wir haben diese Woche hart an uns gearbeitet, wir wollen Fehler abstellen und die Niederlage vom letzten Spiel vergessen machen. Jetzt zählt nur ein Sieg – auch, um uns in der Tabelle im Kampf um den Klassenerhalt besser zu positionieren.“ Die genannte Niederlage in der vergangenen Partie war das 28:29 bei den Panthern, die beim HLZ Friesenheim-Hochdorf II ebenfalls etwas für eine gesteigerte Sicherheit tun könnten, denn das HLZ ist auf Rang 13 mit ebenfalls 5:7 Punkten ein direkter Konkurrent beim Versuch, auf Dauer einen festen Platz am rettenden Ufer einzunehmen. Ganz nebenbei: Im Vergleich zur alten Serie 2024/2025 und den damaligen 1:11 Punkten aus den ersten sechs Spielen liegt die Mannschaft des Traingergespanns Alexander Oelze/Jens-Peter Reinarz momentan bereits gewaltig im Plus – und dennoch darf es aus der Sicht derin beiden Ex-Profis sehr gerne noch etwas mehr sein.