06. Oktober 2025 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Ich greif mir das Ding: Lukas Ellwanger (Mitte/hier noch in der 3. Liga 2024/2025 im Trikot des TV Aldekerk unterwegs), hat in seiner langen Karriere schon einiges erlebt – aber kein Finale wie jenes in Nümbrecht. (Foto: Carsten Wulf)
SSV Nümbrecht – HSG am Hallo Essen 33:33 (17:14). Was war das eigentlich an diesem Sonntagabend zum Abschluss des dritten Spieltages? Nur das Duell zwischen zwei Aufsteigern, die noch ungeschlagen sind? Oder doch mehr? Beide Seiten trugen auf jeden Fall in sportlicher Hinsicht gleichwertig viel zu einem verrückten Sonntags-Drama bei – das sich früh angedeutet und auf der Zielgeraden mit jeder Sekunde mehr an Spannung aufgebaut hatte, sodass plötzlich selbst die große Show des Esseners Matthis Blum mit insgesamt 15 Treffern in den Hintergrund zu rücken drohte. Gäste-Trainer Felix Linden reichte hinterher zunächst ein Kompliment an die Hausherren rüber: „Nümbrecht hat tolle Strukturen für einen Aufsteiger. Es war eine sensationelle Stimmung in der Halle und es war wirklich organisatorisch top. Die Leute machen da einen sehr, sehr guten Job.“ Eine ordentliche Arbeitsleistung bescheinigte Linden im Übrigen auch dem eigenen Team: „Ich bin stolz auf meine Mannschaft, wir haben ab der zwölften Minute nur noch mit acht Feldspielern agiert, wovon zwei Rechtsaußen waren und zwei Kreisläufer.“ Die Reduzierung des Personals begann bereits in der sechsten Minute, als Dennis Szczesny nach der Aktion gegen Nümbrechts Dominik Donath die Rote Karte sah. Dasselbe Schicksal traf nicht viel später in der 14. Minute Marijan Basic, der im Zurücklaufen den von Marcel Miebach vorgetragenen Tempogegenstoß zu unterbinden suchte – was nach Ansicht der Unparteiischen ebenfalls mit der Roten Karte zu bestrafen war.
Die beiden Spielleiter rückten nicht nur hier in den Mittelpunkt, sondern auch in der allerletzten Sekunde, als die Gäste beim Stande von 33:33 noch einen Freiwurf ausführen konnten. Dafür nahm sich Lukas Ellwanger den Ball und das Spielgerät fand den Weg ins Netz. Folge: Die komplette HSG feierte einen 34:33-Sieg – allerdings doch nicht sehr lange, denn die Unparteiischen griffen ein und gaben den Treffer nicht, weil er kurz nach der Schluss-Sirene gefallen sei. Wie sie das auf die Schnelle feststellen konnten, wo selbst das zwölfte Studium der entsprechenden Video-Aufnahme keinen finalen Aufschluss gab, ist eine interessante Fragestellung. Essens Coach Linden wollte weder allgemein noch zu einem der Streitpunkte eine konkrete Stellungnahme abgeben, obwohl es erkennbar in ihm brodelte: „Zum Spiel möchte ich gar nicht viel sagen. Ich glaube, wenn ich was sage, wird mir das negativ ausgelegt. Ich bin seit 22 Jahren Trainer und so etwas wie heute habe ich noch nie erlebt – und möchte ich auch nie erleben. Wir nehmen einen Punkt mit, da wäre auf jeden Fall mehr drin gewesen.“
In der Summe boten sich beiden Mannschaften durchaus Gelegenheiten, die Partie sicher auf ihre Seite zu ziehen. Dabei dominierte Nümbrecht den ersten Durchgang – 7:4 (12.), 11:8 (19.), 15:11 (23.), 17:14 (30.). Dass sich der zweite Abschnitt nach dem 19:16 (33.) zunehmend in Richtung Krimi entwickelte, wäre nach Ansicht von Manuel Seinsche vermeidbar gewesen. „Wir machen im zweiten Durchgang gegen eine etwas offensivere Deckung ein paar Fehler und wir werden planlos“, fand Nümbrechts Trainer, den der Blum-Auftritt ebenfalls beeindruckte: „Die letzten Minuten sind sehr ausgeglichen und Matthis Blum war der überragende Akteur. Wir haben ihn gar nicht in den Griff bekommen und selbst eine Manndeckung hat ihn nicht davon abgehalten, so viele Tore zu machen.“ Gleich fünf seiner Treffer hatte sich der Essener Rückraumspieler für die Zeit nach dem 22:23 (43.) aufgehoben und dazu gehörte unter anderem das Tor zur ersten HSG-Führung beim 25:24 (47.). Essen schien nun auf der Zielgeraden sogar den Weg zum Sieg einzuschlagen – 28:26 (52.), 31:28 (54.), 33:30 (57.). Nümbrecht, kämpfersich ebenfalls auf Top-Niveau unterwegs, antwortete allerdings mit dem 31:33 (57.) von Tim Hartmann, dem 32:33 (57.) von Marcel Miebach und dem 33:33 (60.) von Dominik Donath genau 43 Sekunden vor dem Ende. Dass es dort erneut drunter und drüber gehen würde, passte irgendwie zu diesem ungewöhnlichen Abend.
SSV Nümbrecht: Winkler, Rydzewski, Schoger – Benger (2), Urbach (1), Schieferdecker, Seinsche, P. Donath (1), Hartmann (7), Schröter (2), Dissmann (7/3), Lang (1), D. Donath (8), Henrichs, Bitzer, Miebach (4).
HSG am Hallo Essen: Stecken, Christmann – Blum (15/2), Basholi (6), Sinkovec (3), Reissig, Enders (1), Neitsch (4), Szczesny, Ellwanger (1), Ciupinski (3), Basic, Genkel.