3. Liga
Derby-Drama: Longerich rettet Sieg ins Ziel
LSC gewinnt umkämpfte Partie beim TuS 82 Opladen nicht unverdient mit 26:25. Interaktiv hält in Nieder-Roden gut dagegen, verliert aber mit 28:33.

Allein gegen alle? Lennart Niehaus (mit Ball) und Loic Kaysen (rechts) hatten mit den Longerichern im intensiv geführten Derby trotzdem das bessere Ende für sich – und Len Johannmeyer (Nummer 43), Fynn Johannmeyer (27) und Lucius Hess (55) mit den Opldenern unter dem Strich nichts in der Hand. (Foto: Thomas Ellmann)

TuS 82 Opladen – Longericher SC 25:26 (12:14). Der Sieg für die Kölner war irgendwie gerecht, weil der TuS 82 an diesem Samstagabend über die gesamten 60 Minuten keine einzige Führung erzielen konnte und den Gästen immer dann, wenn eine Wende in der Luft zu liegen schien, durch eigene Fehler aus der Not half – was Longerich allerdings häufig zurückgab. So kam in der finalen Auszeit des LSC wohl eine brauchbare Idee heraus, aber Lennart Niehaus schloss beim Stande von 26:25 zu früh ab – und scheiterte, sodass Opladen einen letzten Angriff und einen letzten Versuch aufs Unentschieden bekam, bei dem die Zeit aber wegrannte und ausgerechnet jetzt am Ende eines beherzten Kampfs alles auf eine falsche Entscheidung hinauslief. Für Longerichs Trainer Chris Stark, der den Erfolg mit seiner Mannschaft auf der Platte direkt ausgelassen feierte, war das späte Durcheinander kurz darauf zweitrangig: „Wir ziehen das Ding am Ende und morgen ist mir auch vollkommen egal, wie. Das war ein Derby, das war sehr umkämpft, das war knapp. Wir fahren mit zwei Punkten nach Hause und das ist das, was zählt. Es gibt keine Kritik an den vielen Chancen, die wir ausgelassen haben, es gibt keine Kritik an unserem zum Teil etwas blauäugigen Spiel. Die zwei Punkte waren super-wichtig.“ Ganz nebenbei sind die Gäste nun wieder die Nummer eins im Westen: Mit 9:7 Zählern verbesserten sie sich vorerst auf den fünften Platz – vor den Bergischen Panthern auf Platz neun (7:7), vor den Opladenern, die jetzt bei 7:9 Punkten auf Rang zehn folgen, und vor Interaktiv.Handball (Elfter/ebenfalls 7:9). 

Longerich hatten den deutlich besseren Start und schien sich auf den Weg zu einer einseitigen Vorstellung zu begeben – 1:0 (3.), 2:0 (4.), 3:0 (5.). Weil die Hausherren in der eigenen Halle wie Statisten wirkten, zog Trainer Stefan Scharfenberg direkt die Bremse in Form einer Auszeit und erreichte so immerhin, dass es der LSC ab jetzt vor allem offensiv schwerer hatte an diesem Abend, an dem in der Summe die Abwehrreihen sowieso deutlich eher zu überzeugen wussten. Weil nach dem 3:8 (13.) zusätzlich die Konsequenz bei den Gästen nachließ, entwickelte sich schrittweise sogar ein Derby in etwa auf Augenhöhe – 10:14 (27.), 12:14 (30.). Mit dem 15:15 (34.) von Oliver Dasburg lag Opladen im Ergebnis zum ersten Mal gleichauf und es ließ sich selbst durch die vier Gegentreffer hintereinander zum 15:19 (41.) nicht völlig aus der Bahn werfen. Über die Antwort mit einer eigenen 4:0-Serie zum 19:19 (47.) und das 20:20 (48.) sowie das 21:21 (50.) erreichte die Schlussphase nun fast Drama-Niveau. Später hätte der TuS 82 sowohl ein 21:23 (52.) und ein 22:24 (55.) als auch ein 23:25 (58.) und das 24:26 (58.) fast aufgeholt, doch letztlich reichte der Treffer von Tobias Schmitz zum 25:26 (59.) nicht für was Zählbares. Bester Kölner war unter dem Strich keiner der beiden erfolgreichsten Werfer Lukas Martin Schulz (acht Tore/ein Siebenmeter) und Jonas Kämper (sechs), sondern Benjamin Richter (fünf), der durch seine unheimliche hohe Spielübersicht und einen nimmermüden Einsatz überzeugte. Bei den Opladenern konnte sich auf der anderen Seite deren sportliche Lebensversicherung Oliver Dasburg (neun Treffer) kaum damit trösten, dass er an diesem Abend überhaupt die meisten Tore erzielt hatte.

Den Kölnern bietet sich in den nächsten Wochen eine erkennbar gute Chance, ihre inzwischen erreichte Position zu festigen, denn sie treten zweimal als Favorit an. Am nächsten Samstag kommt der TV Homburg, der nach acht Spielen bei 1:15 Punkten steht und im Keller der Tabelle als Vorletzter bereits vorzeitig den Kontakt zum rettenden Ufer zu verlieren droht, ehe es am 25. Oktober zur TSG Haßloch geht, die als Drittletzter bei aktuell 2:10 Zählern ebenfalls einen der Abstiegsplätze belegt. Ganz klar: Zum Kölner Selbstverständnis, dass es gerne eine Position im vorderen Drittel sein soll, passen nur Siege gegen Homburg und in Haßloch. Vielleicht sieht es Chris Stark dann wie jetzt in Opladen: „Wir haben hier alles in die Waagschale geworfen. Insofern sind wir zufrieden.“

TuS 82 Opladen: Beckert (1), Wiese – Wolfram, Jagieniak, Kroner, Dasburg (9), Schmitz (3), F. Johannmeyer (1), Sonnenberg (4/2), Kostorz (1), L. Johannmeyer (2), Hess (2), Swiedelsky (2).

Longericher SC: Kull, Babic – Becker, Pyszora (3), Henrich, Richter (5), Gerfen, Bertenbreiter (1), Niehaus (1), Leitz (2), Schulz (8/1), Kaysen, Nolting, Kremp, Kämper (6).

 

HSG Rodgau Nieder-Roden – Interaktiv.Handball 33:28 (16:14). Am Ende fehlte nur der Lohn für einen couragierten Auftritt. Über 60 Minuten erwies sich Interaktiv als eine harte Nuss für die Hausherren, die allerdings insgesamt verdient die Oberhand behielten und sich dadurch vorerst auf den dritten Tabellenplatz vorschoben (11:3 Punkte). Die Ratinger um ihren selbst auf dem Feld aktiven Sportlichen Leiter Stanko Sabljic konnten ihr Konto nicht weiter verbessern und sie rutschten bei einer Bilanz von 7:9 Zählern erst einmal auf den elften Rang ab. Sabljic gewann der rund 250 Kilometer weiten Reise nach Hessen trotzdem einiges ab: „Ich finde, es war eine ganz gute Mannschaftsleistung. Wir sind das ganze Spiel drangeblieben und wir können bis zum Ende gegen eine Top-Mannschaft der Liga auf Punkte hoffen. Ich kann nur zufrieden sein und viel Positives aus diesem Spiel mitnehmen für die nächsten Gegner, die kommen. Dass wir mit jeder Mannschaft der Liga über eine längere Zeit im Spiel auf Augenhöhe bleiben können, bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Die kommende Aufgabe gehört vermutlich auf dem Papier zu den wichtigeren für den Aufsteiger, denn am nächsten Samstag erwarten die Ratinger die MT Melsungen II. Die Zweite des Bundesligisten nimmt auf Platz 13 (6:8 Punkte) derzeit den ersten Rang über der Abstiegszone ein und sie gehört damit zu den direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt.

Fabian Büttner eröffnete den Abend mit dem 1:0 (3.) für Interaktiv, das mit dem 2:1 4.) durch Luca Schulz allerdings bereits zum letzten Mal vorne lag. Die HSG drehte die Partie zunächst zum eigenen 4:2 (6.), das Luis Venedey (7.) und Dusan Maric (9.) mit dem 4:4 für die Gäste beantworteten. Auch auf das 4:7 (12.) fand Sabljics Team noch die passende Reaktion – 7:7 (14.). Nach dem 8:9 (16.) mussten die Ratinger aber erstmals etwas deutlicher abreißen lassen und kurz darauf hieß es 8:12 (21.). Klar: Aufgeben kam für Interaktiv noch lange nicht in Frage und nach dem 12:14 (26.) durch Richard Sibbel bewegte sich Rückstand für eine lange Zeit auch über die Halbzeitpause hinweg stets zwischen zwei und drei Treffern. Rodgau legte vor, Ratingen verkürzte – das Muster hatte bis zum 19:21 durch Schulz (38.) Bestand. Mit dem 19:23 (43.) sah es zunächst so aus, als könnten sich die Hausherren vielleicht doch vorzeitig entscheidend absetzen, aber Interaktiv ließ sich nicht abschütteln und verkürzte erneut (51./23:25). Selbst das 24:29 (54.) war nicht das Ende der Geschichte – weil Schulz (54.), Tomislav Nuic (55.) und Maric (56./Siebenmeter) auf 27:29 verkürzten und Rodgaus Sam Hoddersen eine Zeitstrafe kassierte (56.).

So blieben die Gäste bis zum 28:30 (57.) dran und sie durften durchaus darauf hoffen, etwas Zählbares mit nach Hause zu nehmen. Dass es dazu nicht kam, lag unter anderem an HSG-Keeper Philipp Höpfner, an dem die Ratinger in der Schlussphase mehrfach scheiterten. Auf der anderen Seite kamen die Hausherren knapp zwei Minuten vor dem Ende zum 31:28 (58.), ehe Interaktiv in den letzten Sekunden alles versuchte und extrem offensiv deckte. Die Maßnahme brachte allerdings keinen Erfolg und im Gegenteil Räume für Rodgau, das in der Schlussminute zum 33:28-Endstand erhöhte.

Interaktiv.Handball: Plessers, Bliß – Schulz (3), Venedey (3), Szabo, Perschke (2), Sibbel (2), Körber (2), Seher, Büttner (2), Nuic (2), Poschacher (1), Koenemann, Maric (8/3), Wenzel (2), Sabljic (1).