| 01. November 2025 | Zurück zur Artikelübersicht » |

Hoch hinaus: Kreisläufer Marius Többen (zweiter von links) blockt beim TuS Königsdorf gerne den Weg für Oskar Zirkel (beim Wurf) oder die anderen Kollegen frei. (Foto: Maria Schulz Fotografie)
Es gibt vermutlich dankbarere Aufgaben, als im Jahr 2025 einen Handballverein zu leiten. Konkurrenz durch benachbarte Clubs, Probleme mit sanierungsbedürftigen Hallen und schwindende Begeisterung für ehrenamtliches Engagement sind nur einige der Schwierigkeiten, mit denen sich die Verantwortlichen täglich beschäftigen müssen. Das gilt auch und vielleicht ganz besonders für den TuS Königsdorf, der im vergangenen August nach über dreieinhalb Jahren Schließung endlich wieder ein Heimspiel in seiner eigentlichen Spielstätte bestreiten konnte, in der Gerhard-Berger-Halle. Auch ansonsten könnte die Ausgangslage für den Verein aus Frechen grundsätzlich besser sein. Im TSV Bayer Dormagen und seit einiger Zeit auch in der JSG Handball Köln befinden sich zwei überaus ambitionierte Konkurrenten im Nachwuchsbereich direkt vor der Haustür. An Jammern oder Beschwerden verschwenden sie beim TuS dennoch keine Energie. Im Gegenteil: Mit großem Einsatz machen die Königsdorfer schon seit einiger Zeit das Beste aus ihren Möglichkeiten. Im Damenbereich bedeutete das in der vergangenen Saison die Meisterschaft in der Regionalliga. Bei den Herren ist das Team in den letzten Oberliga-Spielzeiten regelmäßig im gesicherten Mittelfeld unterwegs. Und im Jugendbereich klopft ebenfalls immer mal wieder ein TuS-Jahrgang auf Verbandsebene an, was angesichts der starken lokalen Konkurrenz im Handballkreis Köln beachtlich ist.
Für Ole Romberg, der bisher Trainer der Damenmannschaft war und zu diesem Sommer auch die Herren übernommen hat, ist die positive Entwicklung im Verein kein Zufall: „In den letzten zwölf Jahren hat sich vieles zum Positiven verändert. Das ist das Fundament, auf dem wir jetzt aufbauen können.“ Wir – das meint insbesondere die veränderte Führung um den neuen Abteilungsleiter Luca Houseman. Der 30-Jährige, selbst zugleich als Spieler der ersten Herren aktiv, hat die Aufgabe 2024 übernommen und in der Folge noch einmal die eine oder andere Entwicklung abseits der Platte angestoßen. „Luca lebt vor, was es heißt, für den Verein zu arbeiten. Ich weiß nicht, wie er das macht, aber er macht es überragend. Wir entwickeln uns gerade auf allen Ebenen weiter – und vor allem ist es noch mal mehr Miteinander“, findet Romberg – und er steht damit keinesfalls alleine. Im August etwa veranstaltete der TuS ein Jubiläums-Sommerfest zum 125-jährigen Bestehen des Vereins. Über 500 Aktive nahmen Teil und noch einmal so viele Gäste fanden an dem Tag den Weg nach Frechen.

Neben seinen beiden Trainerposten ist Romberg in Königsdorf auch Ansprechpartner für die zahlreichen Jugendtrainer und er hilft dabei, die Ausrichtung im Nachwuchsbereich zu vereinheitlichen. Klar ist dabei für alle Beteiligten: Der Erfolg beginnt nicht erst im Leistungsbereich, sondern an der Basis. „Es geht darum, Kinder für den Handball zu begeistern, dann kommen die sportlichen Ziele von ganz alleine. Wir wollen allen Kindern in Königsdorf die Chance geben, mit dem Handball in Berührung zu kommen und sich dafür zu begeistern – und wenn nicht für den Handball, dann für den Sport allgemein zu begeistern“, erklärt Romberg, der selbstverständlich trotzdem mit überlegt, wie talentierte Spieler beim TuS gehalten werden können: „In den höheren Altersklassen ab der C-Jugend wollen wir dann natürlich auch eine leistungsbezogene Förderung anbieten. Dafür müssen wir dann mal über den Tellerrand hinausgucken.“ Konkret bedeutet das, dass die Königsdorfer sich Kooperationen mit anderen Vereinen nicht verschließen. Im weiblichen Jugendbereich verkündete der TuS im März bereits eine Zusammenarbeit mit dem 1. FC Köln. Die Idee: Durch gemeinsame Trainingseinheiten und den vereinzelten Austausch von Spielerinnen profitieren beide Seiten und können ihre jeweiligen Talente besser fördern. Erste Erfolge sind bereits erkennbar und die weibliche C-Jugend aus Königsdorf steht nach drei Spieltagen in der Regionalliga mit 4:2 Punkten auf Platz vier ordentlich da.

Da gehts lang: Ole Romberg ist inzwischen beim TuS als Trainer für die Damen- und Herrenmannschaft verantwortlich und unterstützt außerdem seine Kollegen im Nachwuchsbereich. (Foto: Maria Schulz Fotografie)
Das sportliche Aushängeschild eines Handballvereins bleibt trotz allem meistens die erste Herrenmannschaft. Das ist in Königsdorf nicht anders und Rombergs Start als Coach darf hier durchaus als gelungen durchgehen. Mit 5:1 Punkten steht der TuS bisher hinter der HSG Siebengebirge (8:0) als eines von nur zwei ungeschlagenen Teams auf Rang zwei. Den Regionalliga-Absteiger sieht Romberg allerdings als klaren Favoriten auf die Meisterschaft: „Siebengebirge wird aufsteigen. Punkt. Ich glaube, die werden keinen Punkt abgeben. Dahinter wird es unheimlich eng zugehen. Da wird es darauf ankommen, wer seine Leistung konstant bringen kann. Ich glaube schon, dass wir die Qualität haben, in den Top Fünf zu landen. Für mehr wird uns im Moment noch die Konstanz fehlen. Wir haben eine junge Truppe und müssen uns erst finden. Uns geht es in dieser Saison nicht um ein Ergebnisziel, sondern nur um Prozessziele. Wie wollen wir Handball spielen? Wie denken wir Handball?“ Ein ganz besonderes Zwischenziel steht dabei am Sonntag an, wenn die Königsdorfer um 18.30 Uhr zu „ihrem“ Derby beim Pulheimer SC antreten. Die Querverbindungen zwischen den beiden Vereinen sind vielfältig, zahlreiche Akteure haben eine Vergangenheit bei der jeweils anderen Seite – auch Romberg selbst, für den die Partie daher ein Highlight der Saison darstellt – unter anderem deshalb, weil die beiden Teams in der vergangenen Spielzeit in verschiedenen Oberliga-Staffeln unterwegs waren und im Ligabetrieb nicht aufeinandertrafen.
Die Pulheimer hatten einen ungleich schwierigeren Saisonstart und sie stehen mit 0:6 Zählern als einziges punktloses Team am Tabellenende. Was das für das anstehende Derby bedeutet? Vermutlich erst einmal wenig, denn in einer voraussichtlich vollen Halle werden auch die „Hornets“ alles für einen Sieg über den Lokalrivalen geben. Um kurz nach acht dürften alle Beteiligten bereits schlauer sein. Nach dem Sonntag wird sich der Fokus in Königsdorf dann vermutlich schnell wieder auf das große Ganze richten. Und da gibt sich Romberg durchaus ambitioniert. „Langfristig möchte ich mit dieser Mannschaft aufsteigen. Das ist das Ziel, auf das wir in jedem Training hinarbeiten müssen. Wenn es dann nicht klappt und wir in fünf Jahren immer noch in der Oberliga spielen, ist das auch kein Drama. Aber ich bin überzeugt, dass du nur so dein maximales Leistungsvermögen abrufst, wenn du so ein Ziel vor Augen hast“, findet der Coach, der damit die Linie des TuS vorgibt. Ganz klar: An Jammern oder Beschwerden verschwenden sie in Königsdorf keine Energie, sondern sie wollen immer das Beste aus ihren Möglichkeiten machen.