| 07. Dezember 2025 | Zurück zur Artikelübersicht » |

Was ist denn hier los? Malte Nolting,Benjamin Richter, Lennart Niehaus und Trainer Chris Stark (von links) konnten mit dem Verlauf dieses Nikolaus-Samstags in der 3. Liga ziemlich wenig anfangen. LOngerich stand später mit leeren Händen da. (Foto: Thomas Schmidt)
Drei Versuche – drei Niederlagen. Dabei ging das erstaunlichste Resultat in der 3. Liga an diesem durch einige nach vorne gezogenen Begegnungen geprägten Samstag auf das Konto des Longericher SC, der in den vergangenen Wochen mit acht Spielen in Folge ohne Niederlage (14:2 Punkte) wie auf Schienen unterwegs gewesen war – und nun gegen das HLZ Friesenheim-Hochdorf II (Zwölfter/11:17 Punkte) in eigener Halle den Heimspiel-Abschluss für 2025 gründlich in den Sand setzte, eine in dieser Form nicht zu erwartende 35:37-Niederlage hinnehmen musste und bei 18:1o Punkten nur noch als Sechster in die Aufgabe am kommenden Samstag gegen Interaktiv.Handball geht. Zumindest das Spitzentrio aus HG Saarlouis (24:4), HSG Rodgau Nieder-Roden (21:5) und TV Gelnhausen (21:5) hat der LSC gleichzeitig wieder aus den Augen verloren. Die Ratinger ihrerseits zeigten bei der ebenfalls aufgestiegenen TSG Münster (Vierter/19:9), die an den Kölnern vorbeizog, keine schlechte Leistung, unterlagen jedoch eine Woche nach dem 30:33 gegen den TuS 82 Opladen am Ende erneut mit 30:33. Für Opladen wiederum gab es beim 20:27 in einem vor der Pause mindestens ausgeglichenen Spiel gegen den Tabellenführer HG Saarlouis (24:4) nachher wenig zu holen. Was Interaktiv und den TuS 82 eint: Die Ratinger haben als Zehnter bei 12:18 Punkten keine direkten Abstiegssorgen, die Opladener auf Rang neun bei 13:17 Punkten erst recht nicht. Der Vorsprung zu den SG Schalksmühle-Halver Dragons (6:20), die als 14. momentan den ersten der drei Abstiegsränge einnehmen, sieht ausreichend groß aus.
Longericher SC – HLZ Friesenheim-Hochdorf II 35:37 (15:19). So hatten sich die Kölner diesen Samstagabend sicher nicht vorgestellt – aber die Pleite gegen das um den Klassenerhalt kämpfende HLZ ging in Ordnung und Zählbares hätte die zuvor acht Mal hintereinander ungeschlagene Mannschaft von Trainer Chris Stark nicht verdient gehabt. Eine Art Wachzustand mit hundert Prozent Leidenschaft fürs Spiel erreichte der LSC jedenfalls erst in der Schlussphase, als mit dem 29:34 (54.) im Duell mit intensiv kämpfenden Gästen bereits so gut wie alles verloren war. Dass sich Friesenheim auf der Zielgeraden erst eine Rote Karte gegen Lars Thiele einfing (56.) und kurz darauf eine zweite gegen Alexander Bender (59.), brachte dem LSC zwar einen Vorteil – doch am Ende nicht wirklich viel ein. Köln konnte zwar durch Benjamin Richter auf 34:35 (58.) und durch Loic Kaysen auf 35:36 (59.) verkürzen, aber in der letzten Minute musste Longerichs Severin Henrich mit einer Zeitstrafe ebenfalls runter. Und kurz darauf machte Frederik Zepp mit dem 37:35 genau 22 Sekunden vor der Schluss-Sirene den Sieg des HLZ II klar (erste Mannschaft als Eulen Ludwigshafen in der 2. Bundesliga unterwegs). Das hatte LSC-Coach Stark vorher angekündigt: „Wir versuchen, unsere PS volle Pulle auf die Platte zu bringen.“ Weil davon allerdings in der Summe keine Rede sein konnte, ist die schöne Serie gerissen, über die Longerich nach einem übersichtlichen Start (4:6 Punkte) bis auf den fünften Platz geklettert war. Und Stark war der Frust anzumerken: „Das ist natürlich super-enttäuschend für uns, weil wir so eine tolle Phase hatten und heute gerne ein i-Tüpfelchen draufgesetzt hätten. Wir haben heute halt nicht die PS auf die Platte gebracht, wie wir uns das vorgestellt haben.“

Hauptursache waren in Starks Augen allerdings nicht etwa die 37 Gegentreffer als Resultat einer oft zu zögerlich zupackenden und erst sehr spät richtig intensiven Abwehr. „Man könnte sagen, es lag an der Verteidigung, und das ist auch ein Punkt. Aber wir hatten ungefähr zehn hundertprozentige Chancen, die wir nicht reingemacht haben, die wir unbedingt hätten nutzen müssen. Wir hätten locker über 40 Tore machen können.“ Nach dem 0:1 (1.) produzierte der Angriff der Hausherren seine Treffer vorerst jedoch auf einem anständigen Niveau und der LSC erarbeitete sich deshalb auch eine 8:7-Führung (11.). Den richtigen Faden hatte Longerich damit trotzdem nicht entdeckt – im Gegenteil, denn es folgte als Ergebnis einer Mischung aus Fehlpässen, Ballverlusten und Fehlwürfen eine 0:6-Serie mit bitteren sieben Minuten und 36 Sekunden bis zum 8:13-Rückstand (19.). Beim 12:14 (25.) oder 13:15 (27.) war der LSC wieder bis auf zwei Tore dran, ohne dass er hier für eine richtige Wende in Frage kam. Ein Grund: Die Fehlerquote blieb zu hoch. Ein zweiter: Das HLZ fand immer wieder die richtigen Antworten, nutzte noch dazu die Schwächen des LSC gut aus und ließ sich nach dem eigenen 23:18 (36.) selbst vom 22:23 (41.) der Hausherren nicht lange irritieren. Mit dem 6:2-Lauf zum 29:24 (46.) legten Friesenheim vielmehr schnell nach und hielt den LSC in der Folge übers 33:28 (52.) und 34:29 (53.) auf Distanz. Der Rest bestand im Anschluss aus viel zu späten maximal intensiven Versuchen der Kölner, die Niederlage abzuwenden, und kühlen Antworten des HLZ. Friesenheim/Hochdorf II war an diesem Abend einfach die bessere Mannschaft.
Longericher SC: Kull, Babic – Wörmann (3), Pyszora (2), Henrich, Richter (2), Gerfen (1), Bertenbreiter, Niehaus (3/2), Leitz (2), Kaysen (10), Nolting (5), Kremp (2), Kämper (5).
TuS 82 Opladen – HG Saarlouis 20:27 (12:10). Die Opladener erlebten in dieser vom 30. Spieltag im Mai 2026 vorgezogenen Partie zwei Halbzeiten, wie sie unterschiedlicher nicht hätten ausfallen können. Im ersten Durchgang boten die Hausherren den Gästen aus dem Saarland, die tatsächlich als klarer Favorit gelten mussten, mit einem engagierten Auftritt die Stirn und führten zur Pause nicht unverdient mit zwei Treffern. Nach dem Seitenwechsel kippte die Angelegenheit schnell in Richtung der HG: Opladen blieb zwar zunächst noch dran, ab Mitte des zweiten Abschnitts gelang der Mannschaft von Fabrice Voigt (vertrat den erkrankten Stefan Scharfenberg an der Seitenlinie) aber so gut wie nichts mehr und in den letzten 16 Minuten schaffte sie gerade mal zwei weitere eigene Tore. Der Tabellenführer nutzte dagegen so gut wie jeden Fehler des TuS gnadenlos aus und so ging die zweite Hälfte für die Hausherren mit 8:17 verloren. Klar: Punkte hatte Opladen gegen den Aufstiegskandidaten vermutlich ohnehin nicht unbedingt eingeplant. Am Ende stand trotzdem die ernüchternde Erkenntnis, dass zwischen dem Team und einem Gegner wie Saarlouis ein so großer Klassenunterschied herrscht, dass 45 ordentliche Minuten kaum jemals für etwas Zählbares reichen können. Für Voigt überwogen dennoch die positiven Aspekte: „Unsere Jungs haben gekämpft. Wir wollten noch einmal rankommen, haben es leider nicht geschafft. So ist es dann eine verdiente Niederlage – leider um drei, vier Tore zu hoch. Wir müssen einfach 45 Minuten mitnehmen für nächste Woche.“

Die Hausherren ließen sich vom Start an weder durch das 0:1 (1.) noch durch das 1:2 (3.) beeindrucken, sondern sie waren durch den Doppelschlag von Oliver Dasburg zum 3:2 (3., 7./Siebenmeter) voll im Spiel. Mit dem 6:5 (14.) erzielte der Kapitän der Opladener bereits seinen vierten Treffer des Abends, am Ende war er mit acht Toren wieder einmal der erfolgreichste Akteur des TuS 82. Beim 6:7 (16.) und 7:8 (17.) lag der TuS 82 erneut hinten, ehe er nun seine beste Phase erwischte: Über einen 5:1-Lauf zum 12:9 (29.) setzte sich Voigts Mannschaft fast etwas ab. Der Schwung ging in der Kabine allerdings verloren, denn Saarlouis kam deutlich wacher aus der Pause zurück: Vom 13:11 (32.) an kippte die Begegnung zum 14:15 (36.) und 15:17 (39.). Voigt reagierte mit einer Auszeit, die zumindest kurzfristig Wirkung zeigte und Opladen glich durch Dasburgs Siebenmeter zum 18:18 (44.) aus. Was keiner ahnte: Das 19:19 durch Lucius Hess (46.) war für mehr als 14 Minuten der letzte Opladener Treffer. Vorne verloren die Hausherren nun zu oft den Ball und sie luden die HG dadurch zu einfachen Toren per Tempogegenstoß ein. In Unterzahl kassierte der TuS zudem besonders ärgerliche Gegentreffer ins leere Tor – und so stand nach einer 0:8-Serie ein 19:27 (60.), kurz vor der Schluss-Sirene markierte Sören Servos lediglich noch den Ehrentreffer zum 20:27-Endstand. Die Chance zur Revanche gegen Saarlouis bietet sich im Übrigen schon bald, denn am 20. Dezember steht die Partie im Saarland an – die die sogar erst das Spiel der Hinrunde zwischen beiden Klubs ist. Viel wichtiger dürfte für das Team von Scharfenberg und Voigt aber die Aufgabe am kommenden Samstag gegen die gefährdete MT Melsungen II sein (Platz 13/8:18).
TuS 82 Opladen: Stiller, Beckert – Servos (1), Wolfram (2), Dittmer, Jagieniak, Kroner, Dasburg (8/4), Schmitz (4), F. Johannmeyer, Sonnenberg (1), Kostorz (1), Werschkull, L. Johannmeyer (1), Hess (1), Swiedelsky (1).
TSG Münster – Interaktiv.Handball 33:30 (19:15). Dass die TSG Münster der stärkste der Aufsteiger in der Staffel West der 3. Liga ist und mit dem Kampf gegen den Abstieg überhaupt nichts zu tun hat, war ja vorher bekannt. Und deshalb durften die Ratinger auch nicht zwingend erwarten, von ihrer Dienstreise nach Hessen etwas Zählbares mitzubringen. Auf der Platte hielt die Mannschaft von Trainer Filip Lazarov dann über 60 Minuten meistens ganz gut mit – und es gab nicht diese eine entscheidende Phase, in der die Ratinger den Erfolg aus der Hand gaben. Am Ende war es eher eine Summe von Kleinigkeiten, die das Pendel nach der Pause doch allmählich auf die Seite der Hausherren ausschlagen ließ. Für Stanko Sabljic lag dabei einer der Gründe für die Niederlage auf der Hand. „Am Ende des Tages töten uns die freien Bälle, die wir verwerfen“, fand der spielende Sportliche Leiter der Ratinger, der an der Gesamtvorstellung wenig auszusetzen hatte: „In der ersten Halbzeit haben wir uns in der Abwehr gesucht, in der zweiten Halbzeit haben wir durch eine Steigerung viel kompakter gedeckt. Das war auf jeden Fall eine Steigerung während der Spiels, das können wir sehr positiv sehen. Wir haben es geschafft, uns zu verbessern. Am Ende reicht das nicht für Punkte, trotzdem war das eine ordentliche Leistung.“ Einfacher dürfte die letzte Aufgabe für 2025 am kommenden Samstag gegen den Longericher SC wohl auch nicht werden, obwohl die Kölner jetzt in eigener Halle gegen das wie Interaktiv den Klassenerhalt anstrebende HLZ Friesenheim-Hochdorf II eine überraschende 35:37-Niederlage hinnehmen mussten. Die ursprünglich für den 20. Dezember angesetzte Partie gegen TuS 82 Opladen haben die Ratinger ja bereits hinter sich und vor einer Woche ebenfalls relativ knapp verloren (30:33).

Interaktiv drehte das 0:1 (2.) übers 5:5 (10.) und 7:7 (13.) beim 9:8 (15.) in die erste eigene Führung und war weiter dicht dran, den Hausherren einen ziemlich unangenehmen Abend zu bereiten – 10:9 (17), 12:11 (21.). Was hier noch keiner ahnen konnte: Jener Treffer von Luca Elias Schulz war der letzte Vorsprung der Ratinger, die viel investierten, immer dranblieben und dann doch nur mit dem 13:13 (23.) noch mal die Hand an einem Punkt hatten. Die TSG, die in Patrick Weber (neun Tore/drei per Siebenmeter) den besten Werfer des Abends stellte, konnte sich kurz vor der Pause nach dem 15:13 (25.) auf 17:13 (27.) und nach dem 17:15 (28.) auf 19:15 (30.) absetzen – und verschaffte sich dadurch wohl schon die entscheidenden Vorteile, obwohl Interaktiv nach der Pause nie aufgab. Beispiele: Aus dem 21:25 (40.) machte das Team von Trainer Filip Lazarov das 23:25 (42.) und aus dem 24:28 (48.) das 26:28 (49.). Halbwegs sicher durfte sich Münster seiner Sache letztlich erst sein, als Weber, Jakob Gollan und erneut Weber vom 30:28 (54.) auf 31:28 (55.), 32:28 (58.) und 33:28 (58.) erhöht hatten.
Interaktiv.Handball: Plessers, Bliß – Schulz (6), Venedey, Szabo (2), Sibbel (4/1), Kübler (2), Körber (6), Seher, Schröder, Poschacher (1), Koenemann, Maric (2), Stock (3), Wenzel (3), Sabljic (1).