Oberliga Mittelrhein
Trainerwechsel: Mario Jatzke verlässt HSG Refrath/Hand
Der Noch-Coach macht am Ende der Saison Schluss und den Weg frei für "neue Impulse".

Daumen hoch! Mario Jatzke will bei der HSG Refrath/Hand nach dieser Saison mit einem guten Gefühl aufhören und alles in seiner Macht Stehende für ein anständiges End-Ergebnis investieren. (Foto: Thomas Schmidt)

Der Mittelrhein macht Tempo und besonders im Bereich der für die Mannschaften verantwortlichen Trainer ist viel Bewegung. Begonnen hatte es mit den Veränderungen schon vor einem halben Jahr, als sich der Oberliga-Aufsteiger TuS 82 Opladen II von seinem erst in der Vorbereitung gekommenen Coach Oliver Dorn trennte. „Tatvorwurf“: Ausbleibender Erfolg und fehlende Hoffnung, angesichts der bis dahin erzielten 0:10 Punkte die Wende im Kampf um den Klassenerhalt zu schaffen. Wesentlich mehr Erfolg hatte im Übrigen auch der Dorn-Nachfolger Dennis Breuer nicht, denn zurzeit  sind die Opladener mit 5:29 Zählern trotzdem stark gefährdet. Auf diese klassische Trennung im Oktober 2019 folgte rund um den Jahreswechsel ein „halbe“ Trennung, als Boris Lietz erklärte, dass er den TV Birkesdorf am Ende der Serie 2019/2020 verlassen werde. Anfang 2020 setzten die Verantwortlichen des Vereins allerdings einen anderen Plan um, teilten Lietz das sofortige Ende der Zusammenarbeit mit und präsentierten Karsten Bohmann-Hesse (davor TV Rheinbach) als Direkt-Nachfolger. Noch relativ frisch ist der „Fall“ Ralph Weinheimer: Er bestätigte erst vor knapp einer Woche, nach dieser Saison beim TuS Derschlag nicht mehr an der Seitenlinie zu stehen. Inzwischen gibt es einen Vierten im Bunde, denn Mario Jatzke wird die HSG Refrath/Hand verlassen. Was Weinheimer und Jatzke gemeinsam haben: Beide dürfen davon ausgehen, dass sie ihre Arbeit auch zu Ende bringen dürfen.

Für viele gehörte die HSG Refrath/Hand rund um den einstigen Profi Jonathan Benninghaus und den vom Drittligisten Longericher SC gekommenen Michael Wittig zu den festen Anwärtern auf einen Top-Platz und sie schien sogar Chancen zum Aufstieg in die Regionalliga zu haben. Jatzke und die Mannschaft mochten sich dieser allgemeinen Einschätzung von Beginn an nicht anschließen – und der Verlauf der Hinrunde bestätigte die Vorsicht bisweilen sogar schmerzhaft deutlich für Refrath. Wie sehr der HSG die Konstanz abging, zeigte unter anderem das damalige Spitzenspiel beim TuS Derschlag, als ein hoher Vorsprung später doch nur zu einem 33:33-Unentschieden reichte. Jatzkes Team setzte die Berg- und Talfahrt fort: Refrath verlor zu Hause enttäuschend gegen den SSV Nümbrecht (22:24), ehe der Erfolg beim TSV Bayer Dormagen II (29:27) neue Hoffnung brachte. Zusammen mit den Pflichtsiegen gegen die beiden Aufsteiger TuS 82 Opladen II (30:23) und BTB Aachen II (28:27) galt jetzt das Motto: „Mal sehen, was im neuen Jahr noch möglich ist.“ Die Antwort gab die folgende 22:31-Heimniederlage gegen den HC Gelpe/Strombach: Nach ganz oben geht gar nichts.

Vollversammlung: Mario Jatzke (Mitte) hat die Mannschaft natürlich persönlich über seinen Abschied informiert. Nils Asselborn (Nummer 66), Lennart Niehaus (19), Michael Wittig und Torhüter Stephan Vatter (28) wissen aber noch nicht, wer die HSG in der nächsten Saison trainiert. (Foto: Thomas Schmidt)

Mario Jatzke hatte bereits um die Jahreswende herum begonnen, sich Gedanken zu machen – weniger deshalb, weil er mit der aktuellen Position sehr unzufrieden gewesen wäre. Es gab zudem einige Gründe dafür, dass Refrath (23:11 Punkte) vor allem Gelpe/Strombach (30:4) und den Pulheimer SC (28:6) doch aus einiger Entfernung beobachten muss. Erstens: Das volle Personal stand bisher nur sehr selten zur Verfügung, weil immer wieder Probleme mit Verletzungen auftraten oder ein Niklas Funke wegen eines Auslands-Aufenthaltes für mehrere Monate nicht zur Verfügung stand. Zweitens: Ohne Wittig (30)  und Benninghaus, die ja selbst durchaus noch keine Handball-Greise sind, fehlen der Mannschaft immer wieder Übersicht und Erfahrung. Der HSG-Coach hat nachgerechnet: „Wenn man die beiden rausnimmt, haben wir einen Altersschnitt von unter 25 Jahren.“ Der aktuelle vierte Platz entspricht im Übrigen genau dem End-Resultat aus dem vergangenen Jahr, als Jatzke seine erste Saison in Refrath/Hand auf Rang vier abschloss – was für alle Beteiligten jetzt wieder kein verkehrtes Resultat wäre: „Vierter in der Oberliga ist ein starkes Ergebnis.“

Ins Gespräch mit Christopher Braun, dem Sportlichen Leiter der HSG, nahm Jatzke nicht nur jene Faktoren mit, die sich von außen gut nachvollziehen ließen. Das klare und in dieser Form bemerkenswerte Signal: „Du musst dich auf jeden Fall auch selbst hinterfragen. Vielleicht liegt es ja an dir, dass die Mannschaft das Potenzial nicht immer ausschöpft.“ Daraus ergab sich zugleich die fast logische Folge, den Weg für einen neuen Impuls frei zu machen – also der HSG zu ermöglichen, dass sie für 2020/2021 einen anderen Trainer verpflichtet. Damit ist die Verteilung der Aufgaben klar: Der Noch-Trainer, der Refrath für einen „tollen Verein“ hält und sich bei der HSG sehr wohlfühlt, will in den restlichen neun Spielen alles für ein überzeugendes Finale geben, und die Sportliche Leitung muss so bald wie möglich einen Trainer-Nachfolger finden.

Dass die Saison belanglos austrudeln könnte, hält Jatzke für ausgeschlossen: „Es ist nicht vorbei, wir haben noch Ziele. Ich will außerdem die Mannschaft und die Jungs weiterentwickeln.“ Das Restprogramm bietet außerdem durchaus einige sehr anspruchsvolle Aufgaben – wie jene erste nach der Pause über Karneval am 1. März gegen den TuS Derschlag. Da könnten sich die Herren Weinheimer und Jatzke vielleicht darüber austauschen, wie sie ihre nähere Zukunft am sinnvollsten gestalten. Eins ist klar: Dem Handball bleiben beide erhalten. Während Ralph Weinheimer und die Derschlager überlegen, ob die Sportliche Leitung ein Betätigungsfeld für den Noch-Trainer sein könnte, ist Jatzke in diesem Punkt vorerst unentschlossen: „Ich weiß es nicht und ich könnte mir vorstellen, dass ich ein Jahr pausiere oder Trainer-Fortbildungen mache.“ Zu hundert Prozent sicher ist, dass er dem Handball nicht abhanden kommt: „Das geht nicht, dazu liebe ich diesen Sport zu sehr.“