3. Liga
Aldekerk und die andere Welt, Longerich und die Euphorie
TVA ist gegen Krefeld klarer Außenseiter. LSC will in Dutenhofen um zweiten Sieg in der 3. Liga kämpfen, der TuS 82 in Rodgau-Niederroden. Korschenbroich und Panther hoffen auf erste Punkte.

Falsche Sportart? Ringen vielleicht oder Judo? Kreisläufer Dustin Thöne (vorne) und seine Longericher zeigten jedenfalls beim Auftaktsieg über Nieder-Roden auch erstaunliche artistische Fähigkeiten. Die Garantie auf einen Sieg am zweiten Spieltag in Dutenhofen ergibt sich daraus aber noch lange nicht. (Foto: Thomas Schmidt)

Alles andere wäre wirklichkeitsfremd und deshalb hat Tim Gentges eine mögliche Nullnummer in dieser Partie bereits eingepreist. „Uns trennen Welten, egal in welchen Bereichen“, sagt der (Spieler-) Trainer des TV Aldekerk vor dem Derby gegen die HSG Krefeld Niederrhein, „die gesteckten Ziele könnten nicht weiter auseinanderklaffen. Die HSG möchte unbedingt in die 2. Liga aufsteigen, wir möchten versuchen, ein weitere Sensation zu schaffen und den Abstieg zum dritten Mal zu vermeiden. Das ist nicht unbedingt das Spiel, was wir gewinnen müssen.“ Dass die favorisierten Eagles zum Auftakt gegen den TV Kirchzell auf dem Weg zum 34:32 doch viel Mühe hatten, sagt dabei eher wenig – weil Aldekerk selbst beim TuS 82 Opladen mit 29:32 den Kürzeren zog und sich darüber angesichts der eigenen zu hohen Fehlerquote nicht wirklich beklagen durfte. In der Summe sieht Gentges seine Mannschaft mal wieder als sehr klaren Außenseiter und er weß sehr genau, dass die HSG bei den jetzigen Kräfteverhältnissen personeller wie finanzieller Art in 99 von 100 Duellen gegen den TVA gewinnen würde: „Wir haben die verdiente, aber vermeidbare Niederlage aus Opladen aufgearbeitet und unsere ersten Schlüsse gezogen. Wir trainieren wirklich sehr gut und intensiv. Die Jungs haben Bock und sie ziehen dran. Wir wissen, dass jetzt eine absolute Mammutaufgabe auf uns zukommt, und ich glaube, am Wochenende hängen die Trauben für uns ein bisschen zu hoch. Krefeld ist der absolute Top-Favorit in der Liga.“ Vermutlich werden jedoch selbst die Krefelder kaum glauben, dass sie in der Vogteihalle besonders viel geschenkt bekommen oder dass sie den Erfolg mit reduziertem Aufwand einfahren können. Die Aldekerker scheinen jedenfalls trotz ihrer Außenseiterrolle zu maximalem Widerstand bereit zu sein: „Für uns geht es einfach darum, das Bestmögliche, was wir haben, auf die Platte zu bringen, und keine Angst zu haben. Vor allem sollen wir nicht auf diese scheiß Anzeigetafel gucken. Wir wollen lernen und uns weiterentwickeln. Dafür ist so ein Spiel auch gut, denn wir haben nichts zu verlieren.“

Während bei den Aldekerkern am Niederrhein erneut der erwartete und vielleicht bis zum Ende der Saison dauernde Kampf um den Klassenerhalt begonnen hat, schweben sie am Mittelrhein beim Longericher SC fast schon auf Wolke sieben – ein Resultat des 38:32 aus dem Heimspiel gegen die HSG Rodgau Nieder-Roden. „Im Rückblick waren wir äußerst zufrieden und wir haben die Mini-Euphorie mit in die Woche genommen“, erklärt Trainer Chris Stark, „mit einem Auftaktsieg weißt du, dass du in der Vorbereitung einiges richtig gemacht hast. Das hat uns bestärkt in unserem Weg.“ Voreilige Schlüsse ziehen die Kölner allerdings vor der Partie bei der HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (Wetzlar) nicht daraus und auch nicht aus den beiden Siegen über die HSG aus der vergangenen Serie (35:27/27:26). Nach Starks Ansicht wird der LSC vermutlich einen Auftritt aus der Kategorie gut benötigen: „Es treten zwei Mannschaften gegeneinander an, die am ersten Spieltag erfolgreich waren. Ich denke, beide möchten ihren Auftaktsieg vergolden. Es wird extrem darauf ankommen, dass wir in der Verteidigung die Zweikämpfe annehmen und für uns entscheiden. Die HSG ist eine sehr konterstarke Mannschaft, sodass wir im Angriff möglichst fehlerlos agieren müssen, um den Gegner nicht zu Tempogegenstößen einzuladen. Wir brauchen eine absolute Top-Leistung, wir haben einfach Bock.“

Gleichfalls mit einem Plus an Ruhe geht der TuS 82 Opladen nach dem 32:29 gegen Aldekerk in den zweiten Spieltag. Das Team von Trainer Stefan Scharfenberg tritt bei der HSG Nieder-Roden an, die in der vergangenen Saison als Dritter die beste Platzierung ihrer Drittliga-Geschichte erreichte – was sich wahrscheinlich in dieser Form mit einem weiter verjüngten Team kaum wiederholen lässt. In der ersten Runde des DHB-Pokals boten die „Baggerseepiraten“ gegen den Zweitligisten SG BBM Bietigheim bis zum 13:8 in der 34. Minute aber eine imponierende Vorstellung, ehe der Favorit ganz langsam Fahrt aufnahm und über den Ausgleich beim 15:15 (48.) ab dem 19:19 (55.) seine offensichtlich größeren Reserven einbrachte und durch fünf Treffer hintereinander die Entscheidung zum 24:19-Endstand (60.) besorgte. In Longerich lief es dann ganz anders, weil die HSG hier kurz nach der Pause bereits mit 14:21 (33.) zurücklag und sich bis in die Schlussphase hinein immer wieder auf drei Tore herankämpfte. Viel spricht nun für ein offenes Duell mit dem TuS 82, der allerdings im Vergleich zum Saisonstart vermutlich doch eine Steigerung braucht.

Auf ihre ersten Siege warten die Bergischen Panther und der Aufsteiger TV Korschenbroich, der jedoch mit seiner Leistung mach dem 29:34 bei der HSG Hanau wenigstens über zwei Drittel der Partie zufrieden sein durfte. Nun sollen nach dem festen Willen bei der Mannschaft und bei Trainer Frank Berblinger gegen die ebenfalls aufgestiegene VTV Mundenheim die ersten Punkte auf dem Konto landen. „Unser klares Ziel ist es, den ersten Heimsieg einzufahren“, sagt Berblinger, „aber bis dahin wartet noch viel Arbeit auf uns, wir müssen alles raushauen.“ Vermutlich liegt er nicht ganz falsch mit seiner Einschätzung, dass gute 40 Minuten erneut zu wenig sein könnten. Bei den Panthern dürfte die Hauptaufgabe von Trainer Erwin Reinacher gewesen sein, dass maximal unglückliche Ende beim 23:24 gegen HLZ Friesenheim-Hochdorf II aufzuarbeiten. Da hatten die Gastgeber beim Stande von 23:23 den Ball und damit die Chance auf zwei Zähler, doch am Ende stand sie mit leeren Händen da – weil ihr letzter Angriff total danebenging und HLZ-Keeper Roko Peribonio auf den letzten Drücker übers ganze Feld ins verwaiste Tor der Hausherren traf. Bei Saase3 Leutershausen wird sich zeigen, wie die Panther diesen Nackenschlag verkraftet haben und wie sie gegen einen Kontrahenten bestehen, der ebenfalls mit einer Niederlage gestartet ist (23:27 in Gelnhausen) und große personelle Sorgen beklagt. Eine Nullnummer gegen Reinachers Mannschaft haben sie deswegen in Leutershausen trotzdem noch längst nicht eingepreist. Das zu glauben, wäre auch wirklichkeitsfremd.