Regionalliga Nordrhein
Wenn drei sich streiten: Jetzt ist Bonn wieder oben
TSV rrh. kehrt mit 36:30 gegen Weiden auf Platz eins zurück - vor Dormagen II und Ratingen. Der Abstiegskampf, in dem sich Unitas Haan zurückgemeldet hat, beginnt beim Siebten Gelpe/Strombach.

Rein damit! Für den spielenden Sportlichen Leiter Stanko Sabljic (vorne/Nummer 77) ist die Saison in der Regionalliga bisher ein voller Erfolg: Im Jahr eins nach dem Abstieg ist tatsächlich die direkte Rückkehr in die 3. Liga möglich. Die Richtung stimmt aber auch für Torhüter Üius Hablowetz, Jan Schallenberg (vorne/Nummer sechs) und die HSG Refrath/Hand, die momentan immerhin auf Plarz vier zu Hause ist. (Foto: Thomas Schmidt)

Jetzt haben sich die drei besten Mannschaften in der Regionalliga doch schon relativ deutlich vom Rest des Feldes entfernt – und gerade ist weit und breit niemand mehr in Sicht, der daran in den kommenden Wochen und Monaten etwas ändern könnte. Ganz oben steht jetzt mit einem Spiel mehr wieder die TSV Bonn rrh., die gegen den BTB Aachen mit 36:30 gewann und dadurch wieder am TSV Bayer Dormagen II vorbeizog – der am Freitagabend mit seinem 30:29-Drama beim HC Gelpe/Strombach vorgelegt hatte. Dritter im Bunde der Meisterschafts-Kandidaten bleibt Interaktiv.Handball, das sich gegen die HSG Refrath/Hand nach einer nicht weniger spannenden Partie mit 24:22 durchsetzte. Hinter Bonn (23:5 Punkte), den Dormagenern und den Ratingern (jeweils 22:4) liegen sowohl die Refrather (Vierter/17:11) als auch der OSC Rheinhausen (Fünfter/16:10) und der HC Weiden (Sechster/15:11) bereits zu weit zurück, um den Blick noch zum Top-Trio richten zu können – was bei den meisten ohnehin nicht das Ziel ist. Kritischer wird es direkt hinter Rang sechs bei Gelpe/Strombach (Siebter/12:14) und bei den Aachenern (Achter/12:16), ehe beim diesmal spielfreien TuSEM Essen II (Neunter/10:16) die Zone mit der allgemeinen Alarmstufe Rot beginnt.

Viel getan für seine Lage hat dabei in erster Linie der Aufsteiger Unitas Haan (Zehnter/10:18), der eine Woche nach dem Überraschungssieg in Weiden (31:28) im Kellerderby gegen den Bergischen HC II einen 33:29-Sieg folgen ließ. Dahinter konnte die HSG Siebengebirge (Elfter/9:19) das 30:30 gegen Weiden ganz gut gebrauchen, während der MTV Rheinwacht Dinslaken (Zwölfter/7:21) inzwischen um den Anschuss kämpfen muss – den Schlusslicht BHC II (1:27) besonders angesichts des drohenden erhöhten Abstiegs mittlerweile längst verloren hat. Weil aktuell – falls denn jetzt Schluss wäre – drei Klubs aus dem Bereich des Verbandes Handball Nordrhein runter in die Regionalliga müssten, ist dort mit zumindest fünf Absteigern in die Oberliga zu rechnen. Die im Oktober 2024 zurückgezogene HG Remscheid ist einer davon, die restlichen vier wären im Moment Haan, Siebengebirge, Dinslaken und Bergischer HC II. Es droht auf jeden Fall ein echtes Hauen und Stechen in den nächsten Wochen und Monaten, unten noch mehr als oben.

 

Interaktiv.Handball – HSG Refrath/Hand 24:22 (12:12). Es war spannend und im Wesentlichen genau das, was beide Seiten übereinstimmend als „Spiel auf Augenhöhe“ bezeichneten. Und nachvollziehbar konnten die durchaus sehr erleichterten Gastgeber mit dem Ergebnis wesentlich mehr anfangen. „Beide Seiten haben viele technische Fehler gemacht in meinen Augen“, fand Ratingens spielender Sportlicher Leiter Stanko Sabljic, „am Ende bin ich sehr stolz und dankbar, dass wir gewonnen haben. Wir haben Moral gezeigt und das ganze Spiel gekämpft. Es hat sich am Ende gelohnt, dass wir an uns geglaubt haben.“ Bis in die Schlussphase hinein ließ sich beim Stande von 21:21 (55.) tatsächlich nicht ansatzweise erkennen, in welche Richtung das Pendel ausschlagen würde – ehe sich für Refrath folgenschwere zweieinhalb Minuten ereigneten. „Die Jungs haben alles rausgehauen“, sagte HSG-Coach Kelvin Tacke, „es ist total schade, dass wir nicht mit einem Punkt belohnt werden. Wir haben Interaktiv dazu eingeladen, diese zwei Tore Vorsprung zu holen. Wir vergeben vorne und kriegen hinten einen, wir vergeben vorne noch einmal und wir kriegen noch einmal hinten einen. Interaktiv hat in den entscheidenden Situationen zugepackt.“ Die Ratinger Konsequenz in der finalen Phase allgemein war zwar der einzige Unterschied zwischen den beiden Kontrahenten – aber eben der entscheidende.

Mit dem 6:3 (10.) legten zuerst die Hausherren vor, doch Refrath antwortete und drehte die Partie zum eigenen 9:7 (19.). Übers 11:11 (27.) und 12:12 (30.) blieb das torarme und umkämpfte Duell auch in der zweiten Halbzeit sehr ausgeglichen – 15:15 (40.), 18:18 (49.), 20:20 (52.). Nach jenem 21:21 brachte dann ein Doppelschlag von Luca Wenzel das 22:21 (55.) und 23:21 (56.) für die Ratinger, ehe die HSG eine Zeitstrafe für Jan Speckmann (57.) hinnehmen musste – und durch den gleichzeitig fälligen Siebenmeter von Dusan Maric auch das 21:24 (57.) kassierte. Aaron Winter konnte zwar auf 22:24 (58.) verkürzen, doch für viel mehr blieb Tackes Team jetzt keine Gelegenheit. In der Summe zeigte sich der Refrather Coach voll zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft: „Es hat auf jeden Fall auch Spaß gemacht. Stark entwickelt hat sich unser Spiel ohne Ball, im Spiel mit Ball braucht es mehr Zeit. Unter dem Strich ist alles in Ordnung.“

Interaktiv.Handball: Bliß, Karic – Schulz (1), Perschke (1), Kübler (1), Surowka, Yamada, Nuic (2), Poschacher (1), Koenemann (2), Maric (6/5), Wenzel (7), Sabljic (3).

HSG Refrath/Hand: Hablowetz, Krämer – Krause (1), Schallenberg (3), Faust, Greffin (3), Geerkens, Hohenschon, Bürger (3), Georgi (2), Schrage, Winter (8/3), Speckmann (1), Mokris (1).

 

HSG Siebengebirge – HC Weiden 30:30 (18:18). Für beide war das Ergebnis insgesamt immerhin ein bisschen hilfreich – für die HSG, weil sie wenigstens einen Zähler für den weiteren Kampf um den Klassenerhalt sammelte und für den HC, weil er sich eine Woche nach dem schwachen Heim-Auftritt gegen den Aufsteiger Unitas Haan (28:31) erkennbar verbessert zeigte – sehr zur Erleichterung von Trainer Marc Schlingensief: „Beide Mannschaften können mit dem Punkt gut leben. Am Ende versäumen wir es, den Vorsprung über die Ziellinie zu retten. Aber im Vergleich zur Vorwoche war das wieder ein Schritt nach vorne, da wir trotz diverser Rückschläge nicht aufstecken.“ Tatsächlich relativ bitter für die Gäste und ziemlich glücklich für die Hausherren: Nach dem Treffer von Luca Rügenberg führte Weiden genau 32 Sekunden vor der Schluss-Sirene mit 30:28 – was normalerweise vielleicht zum Erfolg reichen sollte. HSG-Trainer Lars Degenhardt war angesichts dieser Tatsache unter dem Strich erst recht einverstanden mit dem Abend: „Das war ein sehr intensives Spiel, ein bisschen wild auch. Wir haben es in zwei Phasen verpasst, uns abzusetzen. Wir haben zu viele technische Fehler gemacht und wir hatten zu viele Fehlwürfe. Letzendlich haben wir hinten raus ein bisschen Glück Wir waren uns einig, dass zwischendurch für beide Mannschaften was drin gewesen wäre. Dann ist es letztlich wahrscheinlich ein verdientes Ergebnis. Ich bin sehr zufrieden, weil wir kämpferisch überzeugt haben.“

Siebengebirge legte durch Simon Schlösser zwar das 1:0 (2.) vor, doch die Führung wechselte in regelmäßigen Abständen – 6:5 (9.), 8:10 (15.), 12:14 (21.). Nach der 5:0-Serie der Hausherren zum 17:14 (25.) schien das Duell komplett zu kippen, doch Weiden machte aus dem 15:18 (26.) noch vor der Pause den 18:18-Ausgleich (30.) und wahrte seine guten Chancen auf beide Zähler in der zweiten Halbzeit bis zum 23:20 (36.), das nun wiederum die HSG mit der nächsten Teilwende beantworten konnte – 24:24 (44.), 25:24 (45.), 27:25 (51.). Die Entscheidung war es allerdings noch lange nicht, weil der HC mit dem 28:27 (53.) und 29:28 (56.) ebenfalls und erneut Comeback-Qualitäten zeigte – bevor der Rügenberg-Treffer zum 30:28 (60.) das Tor zum Sieg sperrangelweit aufstieß und doch nur der aufgehende Vorhang für eine irre letzte Sequenz mit einer unglaublich intensiven halben Minute war. Erstens: Leonard Bachler brachte die HSG auf 29:30 heran. Zweitens: Praktisch direkt danach kam Siebengebirge wieder an den Ball und nutzte die Gelegenheit zu seiner finalen letzten Auszeit. Drittens: Oliver Dziendziol sorgte tatsächlich auf den letzten möglichen Drücker für den 30:30-Endstand.

HSG Siebengebirge: Müller, Löcher – Dziendziol (1), Steinhaus, Nitsche (3/1), Hayer (1), Schlösser (4), Stein (2), Lutz (3), Bachler (7), Többen (3), Marcinkovic (2), Schulz (4).

HC Weiden: Schroif, Bayer – J. Frauenrath (9/1), Xhonneux (11), Wolff (1), Meurer (2), Gerke (2), Rojko (1), Debye, Kemper, Rügenberg (4), Bösel, K. Frauenrath, Eissa.

 

OSC Rheinhausen – MTV Rheinwacht Dinslaken 36:31 (19:16). In der Addition zum 38:34 über den Meisterschaftskandidaten TSV Bayer Dormagen II am 14. Dezember als Abschluss des Handballjahres 2024 sicherten sich die Rheinhausener den dritten Sieg hintereinander – jetzt nach dem 42:18 beim Bergischen HC II erneut gegen einen Kontrahenten, der um den Klassenerhalt kämpft. OSC-Trainer Thomas Molsner findet die Bilanz richtig gut – weigert sich aber, deshalb in Euphorie auszubrechen: „Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden, wir haben gewonnen. Ich glaube, dass wir uns jetzt mit 16:10 Punkten erst mal gut positioniert haben. Die Stimmung und die Einstellung der Mannschaft machen mir aktuell wirklich Freude. Wir tun aber gut daran, auf die nächsten Spiele zu blicken. Jetzt warten ein paar schwere Brocken auf uns. Das ist ein anspruchsvoller Block.“ Gemeint sind die Aufgaben am 2. Februar bei der HSG Refrath/Hand (Vierter) und am 8.  Februar gegen den BTB Aachen (Achter) sowie die beiden am 15. Februar bei der TSV Bonn rrh. (Erster) und am 22. Februar gegen Interaktiv.Handball (Dritter). 

Dinslaken, das mit einem extrem dünnen Kader aus nur sieben Feldspielern nach Rheinhausen gekommen war, gab bis zum 13:13 (20.) keinen Millimeter nach, ehe sich der OSC übers 18:14 (27.) doch ein Stück absetzen konnte und mit dem 19:16 (30.) ein Drei-Tore-Polster mit in den zweiten Durchgang nahm. Hier behielten die Hausherren zwar immer die Kontrolle, kamen aber nach dem 21:16 (34.) auch nicht mehr weiter weg – 23:20 (40.), 26:23 (44.). Für die Entscheidung sorgte der OSC dann beinahe überfallartig, indem er jeden Fehler der Gäste bestrafte, durch vier Tore hintereinander auf 30:23 (46.) erhöhte und dafür keine zwei Minuten benötigte. „Alle, die gespielt haben, konnten sich in die Torschützenliste eintragen, das hat mich sehr gefreut“, stellte Molsner fest, „was uns am Ende nicht so hundertprozentig gelungen ist, dass wir die Deckung etwas stabiler stellen.“ Ebenfalls eine wichtige Moment-Aufnahme: In der Schlussphase gab Rückraumspieler Daniel Zwarg für ein paar Minuten nach langer Verletzungspause sein Comeback und er erzielte mit dem 36:30 (59.) auch einen Treffer.

OSC Rheinhausen: Seemann, Borchert – Adrian (7/5), Wetteborn, Taymaz (1), Kauwetter (2), Küpper Ventura (1), Zwarg (1), Büttner (9), F. Molsner (2), M. Molsner (4), Käsler (5), Meurer (4).

MTV Rheinwacht Dinslaken: Bystron, Christmann – Hoffmann, Sanders (8), Tuda (8/5), Krölls, Dreier (5), Reede (7), Kölsch (3).

 

TSV Bonn rrh. – BTB Aachen 36:30 (15:15). Es bleibt dabei, dass die Bonner in der eigenen Halle Ringstraße eine Macht sind, denn durch den hart erkämpften Erfolg über den BTB bauten sie ihre Heimbilanz aus sieben Spielen auf makellose 14:0 Punkte aus. Und es bleibt dabei, dass die Aachener auswärts weiter auf den ersten Sieg warten, denn in ihren bisher acht Partien in des Gegners Halle stehen sie nun nach zwei Unentschieden und sechs Niederlagen bei 2:14 Punkten. Eine einfache Angelegenheit war das Duell für die Hausherren trotzdem nicht – im Gegenteil. Das gab auch der hörbar erleichterte TSV-Trainer Florian Benninghoff-Lühl zu: „Wir sind happy, dass wir nach einem bis zur 45. Minute sehr engen Spiel am Ende den längeren Atem haben und uns mit einem Sieg belohnen. Über 15 Minuten in der zweiten Habzeit müssen wir sehr viel dafür arbeiten, dass wir im Spiel bleiben – was wir auch sehr gut machen.“ Kollege Simon Breuer bescheinigte seinem Team keine schlechte Leistung, fand aber irgendwie, dass vielleicht mehr drin gewesen wäre. „Grundsätzlich haben wir ein gutes Auswärtsspiel gemacht“, urteilte der BTB-Coach, „wir haben das auch in der zweiten Halbzeit mit wechselnden Führungen sehr lange offen gestaltet. Entscheidend war eine Phase beim 24:23 für uns, als wir recht schnell zwei Zeitstrafen hintereinander bekommen und auch den einen oder anderen Ball vorne liegen lassen. Wir sind da fünf Tore in Rückstand geraten und haben deswegen leider nicht mehr mitnehmen können.“

Aachen startete mit einer 9:6-Führung (13.), die Bonn mit der Wende zum eigenen 13:10 (21.) und 15:11 (24.) beantwortete. Der BTB glich aber bis zur Pause beim 15:15 (30.) wieder aus und er sorgte tatsächlich für ein enges Duell – 18:18 (35.), 21:21 (39.) 23:22 (41.), 24:23 (44.). Anschließend erwischte es die Gäste allerdings ziemlich heftig: Erst gabs eine Zeitstrafe gegen David Bökmann (44.) und Bonn nutzte die Überzahl zum 24:24 (45.) und 25:24 (46.), dann folgte die Zeitstrafe gegen Noah Wudtke (47.) und die TSV erhöhte auf 26:24 (47.). Aachen war noch nicht wieder komplett, als die Unparteiischen die Rote Karte (49.) gegen Simon Bock zogen – was den Hausherren den Raum zum 28:24 (51.) und 29:24 (51.) eröffnete. Der BTB kam dann noch auf 26:29 (53.) heran, aber die TSV machte durchs 30:26 (54.) von Finn Hoffmann, das 31:26 (55.) von Nils Bullerjahn und das 32:26 (56.) von  Daniel Fischer den Sack zu. Dass Bonns Bullerjahn kurz darauf ebenfalls die Rote Karte sah (56.), änderte am Ausgang der Partie nichts mehr. „Die Jungs haben heute den richtigen Schritt in die richtite Richtung gemacht“, sagte Benninghoff-Lühl, „mit Sicherheit auch ein Knackpunkt war, dass Simon Bock bei Aachen die Rote Karte bekommt, wo wir dann wirklich die Kontrolle über das Spiel übernehmen. Danach wird es ein bisschen wild mit vielen Hinausstellungen auf beiden Seiten, das Spiel wurde definitiv sehr hart geführt.“ In der Summe standen später 14 Zeitstrafen (neun Aachen/fünf Bonn) sowie sieben Siebenmeter (zwei Aachen/fünf Bonn) sowie jeweils eine Rote Karte im Spielbericht.

TSV Bonn rrh.:Krouß, Meißenburg – Krohn (8), Hoffmann (8), Bullerjahn (4), Santen, Behr, Fricke, Bitzer (1), Fischer (1), Bieler (2), Worm (2), Palmen (2), Bohrmann (8/5).

BTB Aachen:Zaghloul (1), Reiter – Jacobs (4/2), Wudtke (4), Bökmann (4), Hellemeister (1), Büchel, Kaesgen (4), Klinkenberg (2), Wagner (3), Schmitz (2), Herzog, Schnalle (3), Bock (2).

 

Unitas Haan – Bergischer HC 33:29 (15:11).