3. Liga
Von Party- bis Krisenmodus: Alles dabei
Krefeld zieht als Erster weiter einsame Kreise, Longericher SC gewinnt Topspiel gegen Gelnhausen mit 32:31. Dagegen hängen Korschenbroich nach dem 28:38 in Kirchzell und Aldekerk nach dem 28:35 gegen Friesenheim weiter im Keller fest.

Ihr auch! Für Maximilian Tobae (Mitte/Nummer 22) und die Aldekerker ist es allerdings nur ein schwacher Trost, dass Ben Büscher (links/35) und Steffen Brinkhues (17/rechts) in noch größeren Schwierigkeiten stecken. (Foto: Carsten Wulf)

Der Faden, an dem der Klassenerhalt hängt, wird immer dünner – und für den einen oder anderen kann das in dieser Form einfach nicht gutgehen. Zuerst hatte es am Freitagabend die Bergischen Panther mit ihrer 24:25-Niederlage beim TuS 82 Opladen erwischt, als sie in einem Duell auf Augenhöhe auf den letzten Drücker den entscheidenden Treffer hinnehmen mussten. Andererseits geht es dem Team des Trainergespanns Alexander Oelze/Jens-Peter Reinarz fast noch vergleichsweise gut, weil die 14:36 Punkte und Rang zwölf eben zum Klassenerhalt reichen würden, falls jetzt Schluss wäre. Fester hat sich an diesem Samstagabend allerdings die Schlinge zugezogen, die dem TV Aldekerk und dem TV Korschenbroich um den Hals liegt: Beide konnten in der Summe wenig von dem umsetzen, was sie sich vorgenommen hatten – und der Weg ans rettende Ufer wird so kaum gelingen. Extrem hart traf die Aldekerker auf jeden Fall das 28:35-Debakel gegen das zuvor noch in Reichweite liegende HLZ Friesenheim-Hochdorf II, das sich als Elfter auf 17:33 Zähler verbesserte und sich dadurch nicht wenig Luft nach unten verschafft hat. Ob es die Korschenbroicher eine Woche nach dem 32:34 im Kellerduell bei den Panthern tröstet, dass der Sechste TV Kirchzell (30:20) grundsätzlich als Favorit gelten musste? Kaum. Weil die Hausherren nach oben nichts mehr bewegen können, hatten die Korschenbroicher auf die Chance gehofft, dass ihnen in Kirchzell eine Überraschung gelingt – wovon dann beim 28:38 wirklich nicht die Rede sein konnte. Der TVK (10:40) bildet zusammen mit dem Schlusslicht VTV Mundenheim (9:41) ein Duo, das sich die größten Sorgen im Keller machen muss. Direkt davor findet sich Aldekerk über das schlechtere Torverhältnis (minus 147) vorerst noch auf dem dritten Abstiegsplatz wieder – wie der Viertletzte TSG Haßloch (minus 104) ausgestattet mit 12:38 Zählern. Der Faden, an dem die Aldekerker Lage hängt: Weil am Ende bei Punktgleichheit der direkte Vergleich entscheidet, würden sie im Fall der Fälle an Haßloch vorbeirücken (30:30/30:27). Unter dem Strich ist das jedoch nichts anderes als ein unheimliche Spiel mit dem Feuer.

In einer anderen Sphäre ist ganz vorne seit Wochen und Monaten die HSG Krefeld Niederrhein unterwegs, die selbst mit dem fest gebuchten Ticket für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga an der Tabellenspitze einsam ihre Kreis zieht. Das Heimspiel gegen die HSG Hanau (Neunter/26:24) gewann die Mannschaft von Trainer Mark Schmetz ohne größere Schwierigkeiten ungefährdet mit 38:27 und sie führt die Klasse nun mit 49:1 Punkten als einzige ungeschlagene Drittliga-Mannschaft weiter mehr als souverän an. Dass die Eagles darüber hinaus auch die Meisterschaft nach Krefeld holen werden, ist an diesem Samstagabend zusätzlich ein gutes Stück wahrscheinlicher geworden – weil der ebenfalls schon für die Aufstiegsrunde qualifizierte Zweite TV Gelnhausen (44:6) nach einer Partie voller Spektakel-Handball beim Longericher SC eine 31:32-Niederlage hinnehmen mussten. Für die Kölner wars gleichzeitig im Übrigen eine leicht verspätete Karnevalsveranstaltung und Gelnhausen scheint dem LSC, der sich in der Hinrunde mit 40:25 beim TVG durchgesetzt hatte, überhaupt ganz gut zu liegen. Der Lohn für den erneuten Erfolg: Das Team von Trainer Chris Stark befindet sich auf dem besten Weg, den dritten Tabellenplatz (38:12) über die Ziellinie zu bringen. Der Vierte HG Saarlouis (32:18) liegt bereits ziemlich weit zurück – und der Fünfte Saase3 Leutershausen (31:19) noch weiter. 

 

Longericher SC – TV Gelnhausen 32:31 (15:13). Die beiden zu den besten Teams in der 3. Liga Süd-West zählenden Kontrahenten schenkten sich über die 60 Minuten weniger als nichts und bei wechselnden Führungen sorgten sowohl die Kölner als auch Gelnhausen für ein extrem unterhaltsames Spiel – das LSC-Trainer Chris Stark einfach nur begeisternd fand: „Das war ein atemberaubender Handball-Abend. Wir haben heute wieder toll verteidigt, auch Gelnhausen hat alles reingehauen, es war super umkämpft. Wir sind natürlich happy, dass wir das Ding am Ende ziehen. Ich fand, es war ein Stück weit verdient, vielleicht wollten wir es einen Tick mehr. Das hat gepasst, ich bin sehr, sehr zufrieden. Die Mannschaft hat geschlossen ein super Spiel gemacht. Dass es danach aussieht, dass wir Platz drei zementieren, ist einfach super-cool.“ Dass der TVG in Jonathan Malolepszy den mit 206 Toren (138 durch Siebenmeter) besten Werfer der 3. Liga in seinen Reihen hatte (diesmal sechs Treffer/fünf per Siebenmeter), interessierte auf der Zielgeraden besonders Lennart Niehaus herzlich wenig: Der LSC-Linkshänder stürzte sich genau 37 Sekunden vor dem Ende mit aller ihm zur Verfügung stehenden Dynamik in Richtung Abwehr des TVK – und traf mit seinem sechsten Tor an diesem Abend zum entscheidenden 32:30. Das 31:32 des TVG durch Malolepszy konnte die Hausherren anschließend nicht mehr um den Erfolg bringen. Zusammen mit den Rückraum-Kollegen Jonas Kämper (acht Treffer) und Lukas Martin Schulz (sieben) steuerte Linkshänder Niehaus zwei Drittel der Longericher Ausbeute bei – was sicher kein unwesentlicher Faktor fürs Ergebnis war. 

Köln und Gelnhausen legten von der ersten Sekunde an ein enormes Tempo auf die Platte und der TVG mit dem 1:0 (1.) von Yannick Mocken die erste Führung hin. Das 1:3 (5.) und 2:4 (6.) brachte den LSC trotzdem nicht aus der Balance – 6:6 (11.), 8:8 (15.). Beim 10:8 (20.) oder 13:11 (26.) schien sich die Waage jeweils auf die Seite der Hausherren zu neigen, aber selbst das 15:13 (30.) am Ende der ersten Halbzeit oder das 16:13 (32.) und 18:15 (33.) am Anfang der zweiten waren nur der Startschuss für einen ähnlichen spannenden und mit viel Intensität geführten zweiten Abschnitt – 21:21 (43.), 24:24 (52.), 27:27 (55.). Nach der Dreier-Serie von Schulz (56.), Lennart Wörmann (57.) und Niehaus (58.) hätte der LSC mit dem 30:27 mehr Ruhe haben sollen, doch der Tabellenzweite antwortete noch einmal wirkungsvoll mit dem 28:30 (59.) sowie kurz darauf nach dem 31:28 (59.) für Longerich durch Kämper mit dem 29:31 (59.) und 30:31 (60.). Um den Rest kümmerte sich schließlich Lennart Niehaus, der den Gastgebern dadurch einen karnevalistischen Nachschlag bescherte.

Longericher SC: Babic, Kull – Wörmann (2), Pyszora (2), Richter, Gerfen, Thöne (4), Niehaus (6), Wolf, Leitz, Schulz (7/1), Kaysen (2), Kremp (1), Rinke, Kämper (8).

 

HSG Krefeld Niederrhein – HSG Hanau 38:27 (20:12). Die Basis für den am Ende klaren Erfolg legten die Krefelder vor gut 1000 Zuschauern in der Glockenspitzhalle bereits in der ersten Halbzeit – obwohl in den ersten Minuten noch nichts auf eine derart deutliche Angelegenheit hinwies. Nach dem 1:0 (3.) durch Lucas Schneider setzten nämlich die Gäste die nächsten Akzente und sie drehten die Begegnung zum eigenen 3:1 (6.). In den folgenden Minuten fanden die Eagles dann aber das passende Rezept – in einer stabilen Deckung und folgenden Gegenstößen, bevorzugt über Tim Hildenbrand. Der Rechtsaußen stellte mit drei Treffern auf 4:3 (9.) und er war bis zum 8:4 (13.) insgesamt fünf Mal erfolgreich. Hanau versuchte, am Spitzenreiter dranzubleiben, war jedoch nach dem 11:8 (16.) vorne zu harmlos, sodass die Hausherren durch einen 6:1-Lauf auf 17:9 (28.) davonzogen. Bei noch konsequenterer Chancenverwertung hätte der Vorsprung zur Pause bereits deutlicher ausfallen können.

Stattdessen kam im zweiten Durchgang tatsächlich wieder so etwas Ähnliches wie Spannung auf, weil der Favorit (wie oft in dieser Saison) zwischenzeitlich die Zügel etwas lockerer ließ. Das klare 21:12 (31.) schmolz deshalb nach und nach zusammen – 22:14 (33.), 23:16 (35.), 25:21 (40.), 27:24 (42.). Eagles-Coach Marc Schmetz hatte inzwischen bereits eine Auszeit genommen und Martin Juzbasic für Sven Bartmann ins Tor gestellt. In der Abwehr fanden die Krefelder anschließend wieder zu ihrer vorherigen Stabilität und vorne Christopher Klasmann (43./Siebenmeter), Mike Schulz (45.) und Robert Krass (48.) mit dem 30:24 die passende Antwort. Die Gäste versuchten in der Schlussphase zwar alles, blieben allerdings glücklos und mussten nach dem 32:26 (54.) in den letzten Minuten sogar eine weitere 1:6-Serie zum 38:27-Endstand für Krefeld hinnehmen, der in dieser Form vielleicht etwas zu deutlich ausfiel.

HSG Krefeld Niederrhein: Juzbasic, Bartmann – Krass (5), Klasmann (4/4), Schneider (5), Noll, Hildenbrand (6), Siegler (1), Schulz (4), Marquardt (1), Hüller (2), Persson (3), Ingenpaß (3), Rose (2), Krancz, Mircic (2).

 

TV Kirchzell – TV Korschenbroich 38:28 (16:9). Mit dem Blick auf die Ergebnisse der Konkurrenz wäre ein Erfolg der Korschenbroicher in Kirchzell sicher doppelt wertvoll gewesen. Doch die Mannschaft von Trainer Frank Berblinger brachte sich bereits in der ersten Halbzeit um jede Chance, etwas Zählbares von der Dienstreise aus Bayern mitzunehmen. „Das ist natürlich alles andere als das, was wir uns erhofft haben. Wir haben in der ersten Halbzeit in der Deckung keinen wirklichen Zugriff bekommen, im Angriff dann auch teilweise überhastet gespielt und zu viele technische Fehler gemacht. Wir haben dann versucht, in der zweiten Halbzeit durch Umstellungen irgendwie das Ruder rumzureißen, das hat leider nicht geklappt. Man muss auch ganz klar dazu sagen, dass Kirchzell heute wirklich von Anfang an eine sehr, sehr konzentrierte und stabile Vorstellung geboten hat“, fand Berblinger, der seine Mannschaft von Anfang an hinterherlaufen sah. Das 0:3 (4.) verkürzte Max Eugler mit dem ersten Korschenbroicher Treffer zum 1:3 (5.), kurz darauf hieß es aber schon 1:5 (7.) und trotz Berblingers folgender erster Auszeit wenig später 1:6 (8.).

In der Folge kamen die Gäste etwas besser in die Partie und sie verkürzten mal auf 6:9 (14.). Der Korschenbroicher Widerstand fiel im Anschluss aber wieder in sich zusammen und vom 7:10 (19.) geriet Berblingers Team mit 7:14 (25.) ins Hintertreffen. Die Pläne aus der Kabine waren im zweiten Abschnitt nach dem 9:18 (33.), spätestens jedoch mit dem 12:22 (37.) dahin und in den letzten 23 Minuten bewegte sich der Abstand zwischen beiden Mannschaften konstant um die zehn Treffer Differenz – die es dann auch in der Endabrechnung waren. Berblingers Blick ging nach dem Abpfiff schnell wieder auf die Gesamt-Situation im Abstiegskampf und auf die kommenden Aufgaben: „Alle anderen Konkurrenten haben jetzt am Wochenende verloren. Das heißt nach wie vor zwei Punkte Rückstand plus jetzt nächste Woche das Heimspiel gegen Wetzlar und dann die Woche drauf das Heimspiel gegen Aldekerk. Man könnte sagen, es sind Endspielwochen ausgerufen. Und egal, wie das Spiel heute gelaufen ist – wir haben nach wie vor die Chance und das wollen wir nutzen. Es ist noch lange nicht zu Ende, wir sind nach wie vor in der Verlosung.“

TV Korschenbroich: Schoolmeesters, Krüger – Schiffmann, Krantzen (3), Eugler (3), Ghindovean, Wolf (2), König (2/1), Zimmermann (12), Schneider, Büscher (4), Feld (1), Bitzel (1).

 

TV Aldekerk – HLZ Friesenheim-Hochdorf II 28:35 (13:19). Das war über viel zu viele Teilstücke dieses Abends, der den Hausherren eigentlich mehr Rückenwind für den weiteren Kampf um den Klassenerhalt bringen sollte, höchstens „Aldekerk light“. Anders ausgedrückt: Der Auftritt des TVA hatte sehr viel Ähnlichkeit mit dem eines künftigen Absteigers – und wie er das rettende Ufer sichern/erreichen könnte, blieb weitgehend verborgen. „Wir haben eine Riesenchance liegen lassen und Friesenheim hat die Punkte absolut verdient mitgenommen“, stellte Trainer Tim Gentges enttäuscht fest, „wir sind ein bisschen zu spät aus einer Art Trott rausgekommen. Wir hatten in der ersten Halbzeit unfassbar viele Chancen und hätten wir 50 Prozent davon reingemacht, wäre das Spiel vielleicht anders verlaufen. Aber über die Summe der 60 Minuten haben wir zu viele Fehler gemacht.“ Es war ein durchaus zurückhaltende Umschreibung dafür, dass Aldekerk praktisch zu keinem Zeitpunkt für einen Erfolg in Frage kam. Außer Frage stand für Gentges zudem, dass die Leistung der Schiedsrichter nicht drittligatauglich war: „Ich betone ausdrücklich, dass sie nicht der ausschlaggebende Grund für unsere Niederlage waren. Aber wir haben es sowieso schwer genug – und dann kannst du dich null auf Schiedsrichter einstellen. Und dieses Auftreten geht mir gegen den Strich. Es kann nicht sein, dass linienlose Gespanne wichtige Spiele pfeifen.“ Die Linie konnten/mussten Gentges/Nils Wallrath als Trainergespann tatsächlich und auf jeden Fall auch in den Aktionen ihrer Mannschaft vermissen, deren Niederlage alleine deshalb gerecht war, weil sie kein einziges Mal in Führung gehen konnte.

Das 0:1 (3.) glich Jonas Mumme zum 1:1 (3.) aus, nach dem 1:2 (5.) war wiederum Mumme mit dem 2:2 (5.) zur Stelle. Der 2:6-Rückstand (10.) fünf Minuten später deutete zum ersten Mal und direkt deutlich aufs später folgende Unheil hin und die Auszeit beim Stande von 4:9 (14.) entfaltete immerhin ein bisschen Wirkung, weil der TVA trotz einer unverändert heftigen Fehlerquote irgendwie dranblieb – 7:10 (18.), 9:12 (23.), 12:15 (25.). Dann kassierten die Gastgeber allerdings in nicht mal drei Minuten drei Gegentore zum 12:18 (28.) und fortan fand der Abstiegskandidat erst mal gar nicht mehr statt. Nach dem Fehlstart in den zweiten Abschnitt zum 13:22 (33.) und 17:26 (40.) gabs zwangsläufig bald die zweite Auszeit, die ab dem 18:27 (42.) tatsächliche eine Art Strohfeuer mit einem 6:1-Lauf auslöste, den Friesenheim nun durch eine seinerseits massiv in die Höhe kletternde Fehlerquote unterstützte. Bis zum 24:28 (52.) dauerte das „Aufbäumen“, das in der Folge jedoch schnell wieder in sich zusammenkrachte – 24:30 (55.), 26:33 (57.), 28:35 (60.). Was den Aldekerkern nun nach diesem heftigen Rückschlag bleibt, liegt für Gentges auf der Hand: „Jetzt heißt es, den Mund abzuwischen, die anderen unten haben für uns gespielt. Es geht weiter und wir müssen von Woche zu Woche auf Punkte gehen.“ Ob das ausgerechnet am nächsten Samstag beim Fünften Leutershausen gelingt? 

TV Aldekerk: Schoemackers, Keutmann – Mumme (5), Grützner (1), Kirschbaum, Simic, Könnes (1), Plhak (3/1), Hahn, Tobae (2), Küsters (6), Hansen (5), Ellwanger, Gogava (1), Brockmann (2), Rutten (2).