03. April 2025 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Ihr da oben, wir da unten: Während Oliver Dziendziol (beim Wurf/Nummer 2) und Diego Felipe Arancibia Diaz (17) mit der HSG Siebengebirge stark um den Klassenerhalt bangen müssen, sind Luca Schulz (links/Nummer 6) und Keeper Sebastian Bliß mit Interaktiv.Handball längst am Ziel ihrer Träume. Die Ratinger, die inzwischen schon elf Mal hintereinander gewonnen und in der Rückrunde noch keinen Punkt abgegeben haben (20:0), steigen als Meister in die 3. Liga auf. (Foto: Thomas Schmidt)
Es gibt sie hin und wieder noch, die Spitzenspiele – in einer Liga, die sonst vorwiegend um den irrsinnig intensiven Kampf gegen den Abstieg kreist. Dabei ist das Duell zwischen dem Zweiten TSV Bonn rrh. (29:13) und dem Dritten HC Weiden (28:12) nicht mal ein Verfolgerduell, weil der längst als Meister und Aufsteiger zur 3. Liga feststehende Spitzenreiter Interaktiv.Handball (38:4) bereits seit einigen Wochen enteilt ist. Bonner und Weidener sind dabei keineswegs wie aus dem Nichts ein Teil des ersten Drittels, dem sie ja bereits in der vergangenen Saison angehörten, und beide sind sogar im Begriff, ihre Ausbeute aus der Serie 2023/2024 zu übertreffen: Die TSV war damals Dritter in der Abschluss-Tabelle mit 33:19 Punkten aus 26 Spielen, der HC erreichte das Ziel seinerzeit auf dem vierten Platz mit 29:23 Zählern. Dafür, dass die Bonner jene ein Jahr alten 33 Zähler in nur 24 Spielen erreichen, spricht einiges, denn sie treten nach der Aufgabe gegen Weiden noch am 2. Mai beim Letzten Bergischer HC II (4:38) und am 10. Mai gegen den Vorletzten MTV Rheinwacht Dinslaken an (13:29). Der HC Weiden braucht bis zu den 29 Zählern aus 2023/2024 bloß noch einen Punkt – und er kann dazu vier Gelegenheiten nutzen, weil er etwas später in die die ab der kommenden Woche beginnende Meisterschaftspause (Oster-Schulferien) startet und am 12. April sein Nachholspiel gegen den OSC Rheinhausen (Siebter/20:22) austrägt. Letzter Einsatz davor ist die Dienstreise nach Bonn, danach stehen im Duell am 3. Mai mit dem Ersten Interaktiv und am 10. Mai mit dem Rückrunden-Treffen in Rheinhausen weitere nicht uninteressante Aufgaben auf dem Programm.
Weiden sammelte nach dem 28:31 gegen Unitas Haan (Neunter/20:24) am Anfang des Jahres 2025 aus den weiteren acht Spielen ohne Niederlage beachtliche 14:2 Punkte, während die TSV im selben Zeitraum lediglich eine ausgeglichene Bilanz von 8:8 Zählern erreichte. Trotzdem rechnet HC-Coach Marc Schlingensief mit einer maximal schwierigen Aufgabe: „Bonn hat sich aus einer Schwächephase, teilweise bedingt durch Verletzungen, wieder rausgearbeitet. Sie decken grundsätzlich mit viel Körpereinsatz und Emotionen – ähnlich, wie wir es machen. Für uns sprechen sicherlich die aktuelle Form und die Siegesserie. Wir haben viel Selbstbewusstsein getankt, was wir nutzen wollen. Für Bonn spricht absolut der Heimvorteil. Sie haben erst ein Mal zu Hause knapp verloren. Im Bonner Bunker wird es schwer, aber wir werden da sein, wenn die Chance sich ergibt, was zu holen. Ich freue mich genauso wie die Mannschaft auf dieses Spiel. Es geht für beide Seiten um das gleiche Ziel – wo hier eine kleine Vorentscheidung fallen kann.“ Und tendenziell haben die Weider tatsächlich nicht nur mehr Rest-Aufgaben zu erledigen, sondern auch das wohl schwierigere Programm.
Vor ein paar Wochen war das Treffen zwischen Interaktiv.Handball und dem TSV Bayer Dormagen II tatsächlich noch ein echter Kracher – allerdings gerade bis zu jenem Mittwoch (26. Februar), an dem sich beide Teams in Dormagen zum Wiederholungsspiel trafen. Am 7. Dezember 2024 hatte Interaktiv bereits die erste Auflage für sich entschieden (27:26), die Verbandsgerichtsbarkeit später aber dem TSV-Protest wegen eines durch die Schiedsrichter in der Schlussphase begangenen Regelverstoßes stattgegeben und die Partie neu angesetzt. Die Ratinger Antwort auf der Platte war dann beim 38:31 im Nachsitzen unmissverständlich und seit diesem Abend läuft für Dormagen noch weniger als zuvor und damit in der Summe nichts – 29:38 beim MTV Rheinwacht Dinslaken (Zwölfter/13:29), 35:43 gegen HSG Refrath/Hand (Sechster/21:219, 24:33 beim BTB Aachen (Achter/20:22), 31:37 gegen Bonn. Einerseits: Geht das so weiter, drohen die Dormagener, die in 2025 bei gerade mal 8:14 Punkten angekommen sind, komplett ins Mittelfeld abzurutschen. Andererseits: Schaffen sie für den kleinen Rest der Saison eine Art Neustart, könnten sie vielleicht sogar gefährlich werden für die Ratinger – die nachvollziehbar ihrerseits am liebsten ein weiteres Machtwort sprechen würden. Angesichts dieser Gegensätze kann selbst ein Spiel spannend sein, in dem es aus rein sportlicher Sicht für beide Seiten nicht mehr um bedeutsam viel geht.
Während die ersten vier in der Tabelle unter sich sind und dabei insgesamt höchstens einen selbst konstruierten Druck spüren, geht es an praktisch allen anderen Orten um eine ganze Menge – wie immer in den vergangenen Wochen im Kampf gegen den Abstieg, der unverändert ab Platz fünf beginnt. Hier muss zunächst wieder ein Blick auf die Lage in der 3. Liga gehen, weil die Entwicklung dort in der Gefahrenzone durchaus bedrohlich ist und noch bedrohlicher werden könnte. Fakt eins: Aus der Gruppe Nord-West wird der VfL Gummersbach II absteigen und 2025/2026 in der Regionalliga antreten. Fakt zwei: In der Gruppe Süd-West wird es mindestens einen aus dem Trio Bergische Panther, TV Aldekerk und TV Korschenbroch erwischen. Dass sich alle retten, ist nach Spielplan und Mathematik mittlerweile unmöglich – und damit gibt es in der Regionalliga eben mindestens drei Absteiger in die Oberliga (eigentlich vier/zurückgezogene HG Remscheid wird angerechnet). Daraus ergibt sich, dass aktuell die HSG Siebengebirge (17:27), der MTV Rheinwacht Dinslaken (13:29) und der Bergische HC II (4:38) den Weg nach unten antreten müssten. Kommt aus der 3. Liga ein zweiter Verein aus dem Verband Nordrhein in die Regionalliga, wäre momentan zusätzlich TuSEM Essen II dabei (Zehnter/18:24). Daraus folgt wiederum, dass selbst der Fünfte HC Gelpe/Strombach (22:20) nichts weiter als eine anständige Basis für den Rest der Serie besitzt und keineswegs volle Sicherheit. Die fehlt bisher auch dem Sechsten HSG Refrath/Hand (21:21) sowie allen, auf deren Konto erst 20 Punkte stehen. Betroffen sind der OSC Rheinhausen (Siebter), der BTB Aachen (Achter/beide 20:22) und Unitas Haan (Neunter/20:24).
Die Aachener eröffnen den 24. Spieltag mit der Aufgabe gegen den Letzten Bergischer HC II und sie verfolgen am Freitagabend logischerweise eine klare Idee. Für Trainer Simon Breuer stand das Ziel nachvollziehbar direkt im Anschluss an die Derby-Niederlage zuletzt beim HC Weiden (28:33) fest: „Unser Fokus liegt jetzt voll darauf, dass wir diese zwei Punkte zu Hause behalten.“ Mindestens denselben Wert hat zum Abschluss am Sonntagabend die Partie zwischen Essen II und Siebengebirge – und es gibt dafür eine einfache Rechnung aus zwei Teilen. Verliert die erst im vergangenen Sommer aus der Oberliga aufgestiegene HSG, die am vergangenen Wochenende gegen Haan wichtige Zähler sammelte (34:29), steigt sie sofort wieder in die Oberliga ab, weil sie dann den direkt vor ihr liegenden Kontrahenten nicht mehr einholen kann. Gewinnt Siebengebirge, zieht das Team von Trainer Lars Degenhardt vorerst an TuSEM II vorbei und hat in diesem Fall außerdem den direkten Vergleich auf seiner Seite (Hinrunde 36:27). Um viel geht es – für alle Beteiligten – außerdem im Duell zwischen der Unitas Haan und dem HC Gelpe/Strombach sowie in der Auseinandersetzung zwischen der HSG Refrath/Hand und Dinslaken. Hier könnten die Refrather durch einen Sieg ihre derzeitige Position festigen – und die Dinslakener, die dazu allerdings fremde Hilfe brauchen, ihre winzig kleinen Restchancen vielleicht noch einmal mit Leben füllen. Kürzlich zeigte der Vorletzte durchs 30:28 über den BHC II und durchs 25:24 in Essen jedenfalls, dass er bis zum Schluss alles geben und die Saison nicht austrudeln lassen will. Gerade weil letztlich jeder an diesem Hauen und Stechen teilnimmt, ist der Kampf gegen den Abstieg so irrwitzig intensiv.