08. Mai 2025 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Mit allen Mitteln: Philippe D’Avoine (links/Nummer 24), Ole Völker (Mitte/41) und Jan Micus (rechrs/17) werden hinten aber auf alle Fälle entschlossen zugreifen müssen, damit sie gegen Dormagen II den einen zum Klassenerhalt fehlenden Punkt holen können. Ob es dann klappt, ist wieder eine andere Frage. (Foto: Thomas Schmidt)
Diese Saison war über einen sehr, sehr langen Zeitraum völlig verrückt – und dafür der Kampf um den Klassenerhalt in der 3. Liga veranwortlich. Vier? Drei? Zwei? Einer? Die übelste Absteiger-Variante dort war immerhin kurz vor Schluss vom Tisch, weil sich in der Gruppe Süd-West die Bergischen Panther doch rechtzeitig retten konnten, ganz unten die VTV Mundenheim auf den letzten Platz fest gebucht wurde – und vor dem Finale feststand, dass sich nicht sowohl der TV Aldekerk als auch der TV Koschenbroich würden in Sicherheit bringen können. Am Ende erwischte es die Korschenbroicher direkt, während die Aldekerker in einer Extra-Runde aller Drittletzten aus den vier Gruppen um zwei zusätzlich frei gewordene Plätze für die 3. Liga bewerben können. Das hat, zusammen mit dem Abstieg des VfL Gummersbach II aus der Gruppe Nord-West, immer noch nachhaltig wirkenden Konsequenzen für die Regionalliga: Der Regel-Abstieg in die Oberliga steigt durch die derzeit „zweieinhalb“ Klubs, die aus der 3. Liga runterkommen. Bei nur zwei Drittliga-Absteigern gäbe es vier Absteiger aus der Regionalliga – und einer aus diesem Quartett steht in der im Oktober 2024 zurückgezogenen HG Remscheid schon lange fest. Nicht ganz so lange, aber auch bereits seit einigen Wochen, ist klar, dass der Tabellenletzte Bergischer HC II (6:40 Punkte) und der Vorletzte MTV Rheinwacht Dinslaken (13:33) den Remscheidern folgen müssen. Und im Hauen und Stechen ein Stück darüber, das zwischenzeitlich mehr als die halbe Klasse beschäftigte, erwischte es am vergangenen Wochenende die HSG Siebengebirge (19:29), die nach der 28:34-Niederlage beim HC Gelpe/Strombach (Fünfter/24:22) nach nur einem Jahr direkt wieder in die Oberliga zurückkehrt, am letzten Spieltag nicht mehr im Einsatz ist und das Quartett der Absteiger komplettiert.
Während an den meisten anderen Regionalliga-Standorten so etwas wie Ruhe eingekehrt ist, herrscht beim Neunten Unitas Haan (22:24) und beim Zehnten TuSEM Essen II (20:26) immer noch die Alarmstufe Rot. Vor dem letzten Spieltag ist das Schicksal beider noch mit dem Drittligisten Aldekerk verbunden, der sich derzeit in seiner persönlichen Saisonverlängerung auf den Start in die „Rettungsrunde“ vorbereitet, die am 18. Mai mit dem Hinspiel beim Nord-West-Drittligisten TV Bissendorf-Holte beginnt. Sollte sich der TVA in Hin- und Rückspiel (24./25. Mai) durchsetzen, bliebe es bei Gummersbach II und Korschenbroich als Drittliga-Absteigern – und logischerweise bei den Regionalliga-Absteigern Siebengebirge, Dinslaken, BHC II und Remscheid. Sollte der TVA dagegen scheitern, träfe es einen fünften Regionalligisten. Nach dem Jetzt-Stand wären das die Essener, während die Haaner ihr Ticket für ein weiteres Jahr in dieser Klasse gelöst hätten. Sollte der TuSEM II dagegen noch an der Unitas vorbeikommen, werden die Karten genau anders herum verteilt. Hundertprozentig sicher ist sowieso, dass einer von beiden am Ende des Tages auf dem heißen Stuhl sitzen wird – und dann für weitere zwei Wochen eine Menge Geduld braucht, bis die Aldekerker mit ihrem Nachsitzen durch sind.
Die besseren Aussichten auf finale Sicherheit hat die Unitas, die schließlich mit einem Zwei-Zähler-Plus in die letzte Aufgabe geht und am Samstagabend in einer schwierigen Prüfung auf den TSV Bayer Dormagen II trifft (Vierter/25:21). Auf der anderen Seite ist Dormagen seit Anfang Februar 2025 praktisch nur als ein Schatten seiner selbst unterwegs: Die 3:17 Zähler aus den vergangenen zehn Partien mit einem Sieg, einem Unentschieden und acht Niederlagen passen in der Regel eher zu einem Abstiegskandidaten und nicht zu einer Mannschaft, die immerhin mal in der Tabellenspitze unterwegs war. Ganz anders kommen die Haaner daher: Ihre 14:6 Punkte aus zehn Spielen haben aus einer in den Abstieg taumelnden Mannschaft eine konkurrenzfähige gemacht. Die Garantie auf einen Erfolg oder ein Unentschieden, das ja ebenfalls reichen würde, lässt sich daraus aber nicht ableiten. Und besonders die Essener werden hoffen, dass sie der TSV Bayer II zum Abschluss durch ein entsprechendes Resultat in Haan unterstützen wird.
Zuerst müssen die Essener, die zuletzt auf dem Weg zum 32:30 bei der HSG Refrath/Hand (Achter/23:23) einiges an Nervenstärke zeigten, ihre eigene Aufgabe bewältigen. Die heißt HC Gelpe/Strombach, bei dem sich zuletzt sieben Mal hintereinander Sieg und Niederlage regelmäßig abwechselten, sodass nun in dieser Reihe eigentlich wieder eine Niederlage fällig wäre. Das ist auf der einen Seite wohl nicht völlig unmöglich, doch auf der anderen hält HC-Trainer Markus Murfuni davon gar nichts. Seine Idee nach dem jüngsten 34:28 gegen Siebengebirge: „Wir werden trotzdem noch mal alles investieren, dass wir nach langer, langer Zeit Essen mal wieder schlagen. Wir ziehen das durch.“ Das wird selbst TuSEM-Coach Sebastian Hosenfelder nachvollziehen können, weil er es bestimmt genauso machen würde. Was den Essenern wie ein Betonklotz am Bein hängt: Ende März und Anfang April gab es mit dem 29:34 in Haan, dem 24:25 gegen Dinslaken und dem 26:32 gegen Siebengebirge drei schmerzhafte Rückschläge. Sollte nun Haan verlieren und TuSEM gewinnen, müsste bei jeweils 22:26 Punkten im Übrigen der direkte Vergleich entscheiden. Hier hätte tatsächlich Essen den Vorteil auf seiner Seite, denn es gewann in der Hinrunde mit 35:27 und konnte die Niederlage in der Rückrunde immerhin auf jenes 29:34 begrenzen.
An den anderen Schauplätzen geht es grundsätzlich nicht mehr um besonders viel Spannung, sondern vor allem um einen ordentlichen Ausstand. Das gilt zum Beispiel für den Meister und künftigen Drittligisten Interaktiv.Handball (40:6), der gegen Schlusslicht Bergischer HC II bestimmt der klare Favorit ist. Ein Fernduell um die Vizmeisterschaft liefern sich der aktuelle Zweite TSV Bonn rrh. (31:15), der gegen den Vorletzten MTV Rheinwacht Dinslaken ebenfalls deutliche Vorteile einbringt, und der Dritte HC Weiden (30:16), den beim Siebten OSC Rheinhausen wohl die schwierigere Aufgabe erwartet. Der Sechste BTB Aachen (24:22), durchaus lange von Sorgen im Kampf um den Klassenerhalt geplagt, könnte sich sehr gut vorstellen, seine nun erreichte Position in der oberen Tabellenhälfte im Duell mit der einen Zähler zurückliegenden HSG Refrath/Hand zu verteidigen. Keine gewagte Prognose: Gewinnen wird, wer am Ende noch einmal die volle Lust und Leidenschaft auf die Platte zu bringen vermag.