Harz beiseite
Warum Düsseldorf für Flensburg ein gutes Pflaster ist
Der Deutsche Handball-Meister gewinnt das Finale des Supercups nach Siebenmeterwerfen gegen den THW Kiel.

Vielleicht werden sie im hohen Norden (viel höher geht ja nicht) den ISS-Dome in Düsseldorf zu ihrer Lieblings-Spielstätte erklären. Zumindest die SG Flensburg-Handewitt könnte sich wohl daran gewöhnen. Am 9. Juni gewann das Team von Trainer Maik Machulla gegen den Bergischen HC mit 27:24 und sicherte sich zum zweiten Mal in Folge den Titel des Deutschen Meisters. Zweieinhalb Monate später tritt der Champion am 21. August wieder in Düsseldorf an. Flensburg gegen Kiel, Schleswig-Holstein gegen Schleswig-Holstein, Nord-Derby: Der Deutsche Meister und der Pokalsieger eröffnen mit dem Supercup offiziell die Saison 2019/2020. Die 9713 Zuschauer scheinen mehrheitlich auf der Seite der „Zebras“ aus Kiel zu sein. Glücklicher ist am Ende allerdings Sigi, Maskottchen der SG. Nach dem 28:28 geht es direkt ins Siebenmeterwerfen. SG-Keeper Benjamin Buric wehrt zwei Versuche ab und macht die Flensburger zum dritten Mal nach 2000 und 2013 zum Supercup-Gewinner (32:31).

Es sind nur Kleinigkeiten, die den Unterschied ausmachen. Flensburg muss zeigen, wie es zwei namhafte Abgänge verkraftet. Der Schwede Tobias Karlsson war über viele Jahre Abwehrchef und Kult-Kapitän. Der Däne Rasmus Lauge war zuletzt der Spieler der Saison. Kiel muss zeigen, wie es sich nach dem Abschied seiner Trainer-Legende Alfred Gislasson (Pause) neu aufstellt. An Kompetenz fehlt es sicher nicht: Filip Jicha, einst vielleicht der kompletteste Handballer der Welt, kennt alle Facetten des Sports. Co-Trainer ist Christian Sprenger, von 2009 bis 2017 Spieler beim THW.

Jicha und Sprenger sehen ein Auf und Ab, in dem in der 50. Minute beim 23:23 noch keine Entscheidung gefallen ist – obwohl die SG zu diesem Zeitpunkt bereits ohne ihren neuen Abwehrchef Simon Hald auskommen muss (44./Rote Karte nach der dritten Zeitstrafe). Aus dem 28:26 (57.) für Kiel macht Flensburg Hampus Wanne durch zwei schnelle Tore hintereinander das 28:28 (58.) und wenig später geht es ins Siebenmeterwerfen.

Bei der SG kommt als Keeper Benjamin Buric, der vorher Zuschauer war, für Torbjørn Bergerud, während der THW Dario Quenstedt als Ablösung für Niklas Landin bringt. Beide wehren jeweils einen Strafwurf ab, ehe der neue Kapitän Lasse Svan zum 4:3 für Flensburg trifft. Dann wehrt Buric den Versuch des Kielers Domagoj Duvnjak ab und lässt ganz Flensburg jubeln. Dass Duvnjak kurz darauf trotz seines Fehlwurfs als „Man oft the match“ ausgezeichnet wird, versteht nicht jeder. Dieser Titel hätte sicher dem Flensburger Jim Gottfridsson gehört, der nebenbei auch im Siebenmeterwerfen trifft. Den „Verlust“ wird er deshalb aber verschmerzen können. Der Supercup ist abgehakt und die neue Saison kann kommen.