Mittelrheinpokal
Ein Klassen-Unterschied: TuS Derschlag überrollt den TV Jahn Wahn
Der Oberligist zeigt sich im Halbfinale in allen Belangen eine Klasse besser. Mit Disziplin und Ruhe zieht der Gast ins Endspiel ein.

Nicht zu halten: Philipp Kreffting und der TuS Derschlag fanden gegen den TV Jahn Köln-Wahn meistens eine Lücke. (Foto: Burkhard Kasan)

TV Jahn Köln-Wahn – TuS Derschlag 17:26 (9:13). Der eine sah sich wie in einem schönen Traum, der andere schien ein gültiges Ticket gelöst zu haben – aber für den falschen Film. Auf jeden Fall nahm das erste Halbfinale im Mittelrhein-Pokal einen völlig unerwarteten Verlauf, denn der Regionalligist TV Jahn Köln-Wahn fand selbst in der eigenen Halle praktisch nicht statt – und er erlebte nach 60 Minuten eine fast desaströse Niederlage. TV-Coach Olaf Mast, der einst als Bundesliga-Profi im Handball fast alles erlebt hat, brachte die Partie ziemlich präzise auf den Punkt: „Wir haben hier einen Klassen-Unterschied erlebt, aber aus unserer Sicht in die ganz falsche Richtung.“ Sein Derschlager Kollege Ralph Weinheimer, der mit seinem Team nicht unbedingt als hoher Favorit gelten durfte, machte einen gelösten Eindruck: „Das war eine reife Leistung.“

Die Hausherren konnten das Spiel bis zur eigenen 3:1-Führung (5.) offen gestalten, gerieten aber bald außer Tritt. Ein Grund: Derschlags Rückraumspieler Michael Romanov traf jetzt nach Belieben und erzielte bis zum 6:3 (13.) vier Treffer rasch hintereinander. Klar: Mast reagierte darauf, stellte Jonathan Maus als Bewacher für Romanov ab – und griff mit der grundsätzlich richtigen Maßnahme ins Leere. Derschlag hatte tatsächlich die passenden Antworten und ließ sich selbst vom Wahner Strohfeuer zum 9:9 (23.) nicht aus der Ruhe bringen. Der 4:0-Lauf bis zum 13:9-Pausenstand drückte auch in Zahlen aus, dass Wahn vor einer Herkules-Aufgabe stehen würde.

Ein Irrtum der Gastgeber: Sie hatten gehofft, sich in der Halbzeit noch einmal neu sortieren zu können. Das Gegenteil war der Fall, denn Derschlag bekam die Angelegenheit immer besser in den Griff und zog innerhalb von acht Minuten entscheidend auf 17:11 weg. Beim Stande von 24:14 (51.) lag der Oberligist zu ersten Mal mit zehn Toren Differenz vorne, weil alle Maßnahmen griffen – während der ratlose Regionalligist über weite Strecken hilflos wirkte. „Wir waren indisponiert“, räumte Trainer Mast ein. Und er versuchte auch nicht, die durchaus großen personellen Sorgen als Hauptgrund für die derbe Pleite ins Feld zu führen: „So ist das manchmal im Handball. Wir müssen uns jetzt schütteln und uns weiter intensiv auf die Meisterschaft vorbereiten.

Ähnliche Pläne mit der Vorbereitung haben auch Weinheimers Derschlager, die in Keeper Axel Sierau den herausragenden Mann des Abends hatten. Der erfahrene Schlussmann parierte zahlreiche Würfe exzellent und gab damit der ohnehin leidenschaftlich arbeitenden Abwehr noch mehr Halt. Vorne wirbelten Philipp Kreffting, Linksaußen Timo Bay und Rechtsaußen Norman Krause, die immer wieder die Lücken in der Abwehr des TV nutzten. Zusätzliches Plus für Weinheimer: „Wir haben sehr diszipliniert gespielt.“ Deshalb hatte er mit Derschlag auch ein gültiges Ticket gelöst. Und sogar eins für den richtigen Film. Im Finale trifft der TuS nun am 23. November auf den Sieger des Duells zwischen dem Regionalliga-Aufsteiger HC Weiden und dem Regionalligisten TV Rheinbach, der am Samstag allerdings nur mit seiner zweiten Mannschaft (Landesliga) in Weiden antritt.

TV Jahn Wahn: Kierdorf, Rotscholl – Akintunde (1), Branding (2), Rus, Wendler (3), Maus, Denis (1), Davidson (3), Pohl, Ruell, Giacobbe (1), Lange (6).

TuS Derschlag: Sierau, Ritter – Hoeffken (1/1), Wandschneider, Weissner, Schneider (4), Romanov (6/4), Welke (2), Ingacio Cabrales Vergara, Krause (4), Kreffting (3), Bay (6).