08. September 2019 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Es ist der 23. März 2019. Tobias Geske, der Keeper des Oberligisten HG Remscheid, könnte gegen 17 Uhr an diesem Samstagabend eigentlich mit sich und der Welt im Reinen sein. Sein Team hat gerade beim Bergischen HC II auch dank einer überzeugenden Torhüter-Partie mit 32:23 gewonnen – in einer Art von Bergischem Derby immerhin. Trotzdem steht der 32-Jährige im Mittelkreis der Halle Wittkulle in Solingen-Wald und sieht ein bisschen melancholisch aus: „Klar. Den Aufstieg haben wir vorher verdaddelt.“ Zu sehr schmerzen noch zwei Pleiten – das 27:33 nach einer bitteren Leistung bei Mettmann-Sport und das 25:33 nach einer sogar katastrophalen Partie im Spitzenspiel beim Tabellenführer Unitas Haan. Was Geske da nicht ahnen konnte: Er sollte sich irren, gründlich irren sogar. Die HG beendet die Saison makellos mit weiteren fünf Siegen hintereinander. Der Titelrivale gerät ins Stolpern und am vorletzten Spieltag passiert das, womit niemand ernsthaft gerechnet hat: Haan verliert zu Hause gegen die zweite Mannschaft der SG Langenfeld (29:31) und macht den Weg an die Spitze frei für Remscheid.
„Ich werde verrückt, ich tanze zu Hause gerade durch mein Wohnzimmer“, sagt der HG-Kapitän, als die Nachricht durchgedrungen ist. Den letzten fehlenden Schritt zur Meisterschaft erledigen die Remscheider eine Woche später. Beim bereits als Absteiger feststehenden Tabellenletzten SV Neukirchen macht der neue Spitzenreiter am 5. Mai mit dem 28:20 am letzten Spieltag alles klar und bringt einen Zähler Vorsprung auf Haan ins Ziel. Es ist mit 42:10 Punkten wirklich eine zentimetergenaue Landung, denn die Unitas liegt unter dem Strich bei 41:11 Punkten. Bei Gleichstand wäre Haan in die Regionalliga aufgestiegen, weil es sowohl über das Torverhältnis (plus 113 zu plus 80) als auch über den entscheidenden direkten Vergleich besser liegt (34:28, 33:25).
Das Ende einer verrückten Saison mit vielen Höhen und Tiefen genießen unter anderem der aus beruflichen Gründen scheidende Trainer Lukas Steinhoff und Remscheids Manager Ralf Hesse in vollen Zügen. Als Steinhoffs Nachfolger steht längst Frank Berblinger fest, der einstige Erstliga-Spieler, der zuletzt bei den Bergischen Panthern II gearbeitet hat. Er wird in weiten Teilen auf den Kader bauen können, der am Titel in der Oberliga beteiligt war. Neu sind Yannick Faust, Tobias Bonekämper (beide Panther II), Florian Hinkelmann (LTV Wuppertal) und Moritz Mettler (ATV Hückeswagen). Weiter an Bord sind unter anderem die Routiniers Geske und Michael Heimansfeld, der als Top-Werfer mit 202 Treffern zu den drei Oberliga-Spielern gehört, die jenseits der 200-Tore-Marke landeten. Alle gemeinsam haben einen Plan, den Trainer Berblinger präzise formuliert: „Unser oberstes Ziel ist der Klassenerhalt.“ Den wollen sie bei der HG natürlich so früh wie möglich realisieren. Und sicher ist schon jetzt: Ganz Remscheid ist heiß auf die Regionalliga Nordrhein.