Oberliga Mittelrhein
MTV siegt in letzter Sekunde, Paukenschlag in Refrath
Aufsteiger HC Weiden II schlägt die HSG Refrath/Hand in deren eigener Halle mit 31:30 und sorgt damit für die erste faustdicke Überraschung der Saison.

Der Ur-Schrei: Leon Hilbert erzielte für seinen MTV den Siegtreffer in der allerletzten Sekunde. (Foto: Thomas Schmidt)

MTV Köln – BTB Aachen II 25:24 (11:12). Ein Drama, wie es nur der Handball bieten kann: Zwischen den Kölnern und den Gästen aus Aachen steht es  kurz vor Schluss Unentschieden. Der MTV kommt noch einmal in Ballbesitz und Trainer Moritz Adam nimmt sieben Sekunden vor dem Ende seine finale Auszeit. Was die Hausherren dann machen, liegt irgendwo zwischen mutig und vollkommen wahnsinnig: Leon Hilbert steigt zum Kempa-Trick in die Luft. Den Zuschauern bleibt gar keine Zeit, den Atem anzuhalten, da versenkt der Rechtsaußen den Ball zum Siegtreffer im Netz – und bei den Kölnern gibt es kein Halten mehr.

Zuvor hatten beide Teams sich über weite Strecken ein Spiel auf Augenhöhe geliefert, wobei die Vorteile doch die meiste Zeit über bei den Aachenern lagen. Adam sah bei seinem Team zwar eine Verbesserung zum 22:25 in der Vorwoche beim Longericher SC II, wusste die Leistung trotz des Sieges aber kritisch einzuordnen: „Kämpferisch war das eine Steigerung zur Vorwoche. Trotzdem ist das noch lange noch nicht das, wo wir hinwollen.“ Klar: Mit den ersten zwei Punkten auf dem Konto lassen sich die kommenden Aufgaben wenigstens etwas ruhiger angehen.

 

HSG Refrath/Hand – HC Weiden II 30:31 (13:14). Die Saison hat ihre erste Überraschung, denn den Sieg des Aufsteigers beim Titelkandidaten hatte so sicher keiner auf dem Zettel. „Wir haben eine über das gesamte Spiel hinweg routinierte Leistung abgerufen. Als Aufsteiger sind das heute ganz klare Bonuspunkte für den Klassenerhalt“, freute sich Weidens Trainer Philipp Havers. Refraths Coach Mario Jatzke war dagegen bedient: „Das war ein ganz schwacher Auftritt von uns. Von daher geht die Niederlage völlig in Ordnung. Wir können kein Spiel in der Oberliga mit 80 Prozent gewinnen. Ich hoffe, dass das für die Jungs ein Warnschuss war.“

Tatsächlich zeigten die Gäste von der ersten Minute an, dass sie sich nicht als Punktelieferant hergeben mochten. Nur beim 1:0 (2.) lagen die Hausherren vorne, danach erarbeitete sich Weiden immer wieder leichte Vorteile wie beim 5:8 (15.) oder nach der Pause, als es vom 13:14 direkt aufs 13:17 (32.) ging. Bis in die Schlussphase hinein hielt die HC-Führung. Jatzke nahm dann beim Stande von 23:28 seine letzte Auszeit (55.). Die anschließende Aufholjagd führte tatsächlich zum 30:30 durch Niklas Funke (60.). Weidens Kreisläufer Fabian Steins krönte seine sehr gute Leistung dann aber 19 Sekunden vor dem Ende mit dem Siegtreffer für sein Team.

HSG Refrath/Hand: Trögel, Vatter – Krause, Hartmann (1), Nussbaum, Faulhaber (2), Funke (11), Niehaus (5/2), Benninghaus (3/3), Dordic, Wittig (2), Asselborn, Merz (6).

HC Weiden II: Reiter, Gawlas – Havertz, Moll, van den Driesch, Pieper (4), Lütz (2), Bergerhausen (2), Schröder (4), Eich (5), Bloching, Rueckle, Signon (2), Steins (12/4).

 

Bayer Dormagen II – TuS Derschlag 28:30 (16:15). Ralph Weinheimer bemühte eine der Phrasen, die normalerweise einen Beitrag in die Spardose verlangt: „Ich bin froh, dass wir zu so einem frühen Zeitpunkt gegen diese Mannschaft gespielt haben.“ Begeistert war der Coach des TuS Derschlag von der Leistung seines Teams nicht und deshalb besonders froh, dass auch die Reserve des Zweitligisten ihr Potenzial nur selten ausschöpfte. Bayer-Trainer Frederic Rudloff war vom Auftritt seiner Mannschaft ebenfalls wenig angetan: „Mir fehlte die Aggressivität, diese zehn Prozent Galligkeit, mit der dir dann die zweiten Bälle holst.“

Beide Seiten boten sich über weite Strecken eine Partie auf Augenhöhe, in der sich bis zur Schlussphase niemand absetzen konnte – 6:6 (13.), 12:12 (25.), 17:17 (37.), 22:22 (50.). Dabei zeigten beide Seiten auch zahlreiche Fehlwürfe und technische Fehler. Einen Bärendienst erwies Wael Benn Youssef seinen Dormagenern, als er wegen vehementer Diskussionen mit den Schiedsrichtern direkt zwei Zeitstrafen sah. Weil es zudem für ihn die Nummern zwei und drei waren, war die Partie für ihn beendet (52.). Derschlag bekam das Spiel nun unter Kontrolle und erhöhte vom 25:26 (57.) entscheidend auf 25:29 (59.). „Ein Leckerbissen war das heute nicht. Aber ich bin trotzdem zufrieden. Wenn mir jemand vor drei Wochen gesagt hätte, dass wir mit 4:0 Punkten in die Saison starten, hätte ich es nicht geglaubt“, meinte Weinheimer.

TSV Bayer Dormagen II: Damen, Vieker – S. Zeyen, Hampel (4), Minten (3), Hensing, Ben Youssef (8), Stein (5), T. Zeyen (1), Winter (3), Braun (3/1), Baub (1), Hüfken, Kinanah.

TuS Derschlag: Sierau, Ritter – Hoeffgen, Wandschneider, Weissner (5), Schneider (6), Romanov (4), Welke (2), Borisch, Pishchukhin (4), Ingacio Cabrales Vergara, Krause (7/2), Krefting (2), Bay.