Oberliga Mittelrhein
Derschlag steht vor Reifeprüfung, Refrath vor Charaktertest
Während der TuS mit seinen 4:0 Punkten optimal gestartet ist, geht es für die HSG um Wiedergutmachung. Weiden II staunt über sich selbst.

Nachdenklich: Trainer Mario Jatzke erwartet von seiner HSG Refrath/Hand eine Reaktion auf die Pleite gegen Weiden. (Foto: Thomas Schmidt)

Weil die Gegensätze kaum größer sein können, steht der TuS Derschlag am dritten Spieltag vermutlich vor einer echten Reifeprüfung. Die beiden ersten Aufgaben gehörten in die Kategorie herausfordernd. Und das Team von Trainer Ralph Weinheimer löste sie erfolgreich – 27:22 im oberbergischen Derby gegen den SSV Nümbrecht, 30:28 beim TSV Dormagen II. Mindestens die Zweite des Zweitligisten gehört zu denjenigen Teams, die den Aufstieg in die Regionalliga anstreben.  Davon war zunächst zumindest im Ansatz auch bei den Derschlagern die Rede – bis ihnen kurzfristig Rückraumspieler Felix Jäger abhanden kam (zum Zweitligisten HSG Krefeld). Am Ende der durchaus komplizierten Vorbereitung wusste letztlich keiner so richtig, wo die Mannschaft wirklich steht. Von den beiden Auftaktsiegen scheinen die Beteiligten jetzt selbst ein bisschen überrascht zu sein. Und einig sind sich alle darüber, dass sie nun am Samstag nachlegen wollen. Der Haken: Der TK Nippes kommt, der sieglose Tabellenletzte.

Weinheimer fordert die bisher gezeigte Leidenschaft: „Es ist sicher so, dass wir zum ersten Mal als Favorit ins Spiel gehen. Wir müssen auf jeden Fall eine reife und erwachsene Leistung zeigen.“ Als Warnung dient ihm gerade das vergangene Wochenende, als die hoch eingeschätzte HSG Refrath/Hand in eigener Halle gegen den krassen Außenseiter HC Weiden II scheiterte (30:31). Ähnliches wollen die Derschlager unbedingt vermeiden, zumal sie inzwischen ja eine personelle Verstärkung an Land ziehen konnten. Der Russe Yuri Pishukhin (28), ein Freund des bereits beim TuS spielenden Michael Romanov, war schon in Dormagen an Bord und trug auch vier Treffer bei – obwohl die Bindung zu den neuen Mitspielern natürlich noch fehlte und der Linkshänder eine mehrmonatige Handball-Pause hinter sich hat. Sein Coach ist froh über die Verpflichtung: „Er hilft uns richtig.“

Froh sind sie zurzeit auch in Weiden, wo der Aufsteiger mit erstaunlichen 4:0 Punkten eine weiße Weste hat und nun dem HC Gelpe/Strombach auf den Zahn fühlt.  „Wir liegen mehr als nur im Soll und können gegen einen weiteren Titelaspiranten völlig ohne Druck in die Partie gehen“, meint Weiden-Coach Philipp Havers. HC-Trainer Michiel Lochtenbergh war zuletzt mit dem 28:28 gegen den TV Birkesdorf nur bedingt glücklich und erwartet jetzt volle Konzentration über die gesamten 60 Minuten. Ihm geht es um einen weiteren Schritt in der Entwicklung der Mannschaft, von der kurzfristig niemand den Platz an der Sonne verlangt. Mittelfristig sieht das etwas anders aus. „Klar. Wir wollen gerne hoch. Aber dabei kommt es nicht auf ein oder zwei Jahre an“, betont der Niederländer.

Definitiv deutlich mehr unter Druck steht die HSG Refrath/Hand, die nach der Enttäuschung gegen Weiden II direkt die Chance zur Wiedergutmachung bekommt. Ohne eine hundertprozentige Steigerung könnte es diesmal wieder sehr gefährlich werden, denn es geht zum unbesiegten Spitzenreiter Pulheimer SC. Unten geht es für den einen oder anderen darum, nicht frühzeitig abgehängt zu werden. Der Letzte Nippes gilt in Derschlag als klarer Außenseiter, während die Begegnung zwischen dem BTB Aachen II und dem TV Birkesdorf wie ein Duell auf Augenhöhe aussieht. Dritter im Bunde der punktlosen Vereine ist der Aufsteiger TuS 82 Opladen II, der bei Fortuna Köln antreten muss – eine weitere schwierige Aufgabe.