3. Liga Nord-West
Oktoberfest in Ostfriesland: Longerich hat Pause
Die Partie beim OHV Aurich wurde in den April 2020 verlegt. Leichlingen hat ganz andere Sorgen und die Bergischen Panther sind voll im Soll.

Am Boden: Maik Schneider und seine Leichlinger wollen aber so schnell wie möglich wieder aufstehen. (Foto: Thomas Schmidt)

Darauf muss der Handballer erst kommen und es ist eine ziemlich verrückte Geschichte. Aber das Oktoberfest, das ja so heißt, weil es schon im September beginnt, versetzt nicht nur Bayern allgemein und München besonders in eine Art Ausnahmezustand. Das bekam jetzt auch der Drittligist Longericher SC zu spüren – dem ein gewisser Hang zu kölschem Liedgut und entsprechenden Feiern dem Vernehmen nach nicht ganz unbekannt ist. Oktoberfest-Veranstaltungen gibt es zudem inzwischen fast überall auch im Rheinland. Aber das? Der LSC kann jetzt nicht wie geplant gegen den OHV Aurich antreten, sich aber zunächst die rund 320 Kilometer weite Anreise sparen. Dem OHC steht seine übliche Spielstätte nicht zur Verfügung. Wegen des Oktoberfestes. In Ostfriesland.

Aurich, das als Meister der Oberliga Nordsee in die 3. Liga zurückgekehrt ist, trägt seine Heimbegegnungen in der heimischen Sparkassen-Arena an der Emder Straße 4 aus.  Fassungsvermögen beim Handball: 1600 Zuschauer. Sport hat am Wochenende allerdings keinen Platz in der Halle, in der die Veranstalter Unterhaltung der anderen Art versprechen: „Alpenrock und Partyknaller.“  Nach längerer Suche gab es eine Verschiebung des Spiels um mehr als ein halbes Jahr auf den 9. April 2020. „Aurich hat keine andere für die 3. Liga geeignete Halle“, sagt Chris Stark, der Sportliche Leiter der Longericher, „und so viele Lücken hat unser Terminkalender ja gar nicht.“ Ein Heimrecht-Tausch kam ebenfalls nicht in Frage, weil der LSC zurzeit selbst in einer Ausweich-Halle Unterschlupf gefunden hat , die ihm nicht frei zur Verfügung steht. „Und wir sind nicht in der Lage, mal in der Woche nach da oben zu fahren“, betont Stark, „deshalb haben wir eine Ausnahme-Genehmigung bekommen und fahren erst kurz vor Ostern da hoch.“ Der 9. April 2020 ist der Gründonnerstag. Immerhin: Am Wochenende zuvor sowie zu Ostern selbst pausiert die gesamte 3. Liga.

Freie Zeit: Chris Stark, der Sportliche Leiter, fährt mit dem Longericher SC erst im April 2020 nach Ostfriesland. (Foto: Thomas Schmidt)

Ganz andere Sorgen als einen nahen oder fernen Termin hat der Leichlinger TV, der bisher außer einigem Lob für couragierte Leistungen nichts auf seinem Konto findet. Das Team von Trainer Lars Hepp steht bei mageren 1:9 Zählern auf dem ersten der drei Abstiegsplätze – und ist nur deshalb nicht Letzter, weil das Torverhältnis (minus 10) besser ist als beim TuS Volmetal (minus 23) und jenes beim TSV GWD Minden II (minus 38). Deshalb werden die Leichlinger nun wohl  sogar zwei Konkurrenten aus dem Harzhelden-Gebiet die Daumen drücken. Die Rhein Vikings, die nach dem 35:27 über die Oktober-Fest-Auricher erleichtert aufatmen konnten, spielen gegen Volmetal. Die Bergischen Panther, die der natürliche Lokalrivale der Leichlinger sind und sich als Siebter komplett im eigenen Ziel-Korridor bewegen, treten beim Schlusslicht Minden II an.

Der LTV kann zunächst beobachten, was die Mitbewerber am Samstag anstellen, ehe er am Sonntag den sechsten Spieltag beschließt und sich im Spiel beim Neunten LiT Tribe Germania selbst helfen muss. Die Hausherren hatten zuletzt beim Heimsieg über die Sauerland Wölfe viel Glück und bezeichneten das 28:27 selbst als „etwas unverdient“, während den Pirates aus Leichlingen beim 23:25 gegen den TuS Spenge auf der Zielgeraden eben jenes Glück fehlte. Insgesamt will/muss der LTV trotz allem bald den ersten Saisonsieg einfahren. Sonst droht ihm vielleicht ein ähnliches Schicksal wie der SG Langenfeld, die in der 3. Liga 2018/2019 unter anderem aufgrund einiger extremer knapper Niederlagen überhaupt nicht mehr aus dem Keller herauskam.