Regionalliga Nordrhein
Bonn gewinnt Krimi auf dem Sonnenhügel
Das Derby bei der HSG Siebengebirge bot alles, was den Handball ausmacht. Für den TSV war in der entscheidenden Phase Trainer-Bruder Simon Röhrig zur Stelle.

Wieder nichts: Bjarne Steinhaus und die HSG Siebengebirge stehen auch nach dem Derby gegen Bonn in der Tabelle ohne Zählbares da. (Foto: Thomas Schmidt)

HSG Siebengebirge – TSV Bonn rrh. 24:25 (13:12). Es gab schon Duelle auf einem technisch höheren Niveau – was am Samstagabend in der proppenvollen Halle am Sonnenhügel niemanden ernsthaft interessiert haben dürfte. Das Derby zwischen der HSG und dem TSV hatte schließlich alles, was den Handball ausmacht: Kampf, Leidenschaft, Emotionen, packende Szenen, Spannung bis zuletzt. Am Ende mussten beide Seiten tief durchatmen und konnten erst dann damit beginnen, das Gesehene zu verarbeiten. TSV-Trainer David Röhrig suchte dabei selbst als Gewinner zunächst ein bisschen Ruhe und im Gang zu den Kabinen etwas Abstand: „Wir haben es uns selbst schwer gemacht.“ HSG-Kollege Wolfgang Klöckner wirkte doppelt und dreifach traurig – weil sein Team die dritte Niederlage hintereinander einstecken musste und nun vorerst im Keller der Tabelle festhängt. Bemerkenswert: Die Fans der Hausherren standen trotz der Niederlage voll hinter der Mannschaft und feierten ihr Team nach dem Abpfiff – wie auf der anderen Seite die glücklichen Sieger.

Der Mann der ersten 20 Minuten stand zwischen den Pfosten der Gastgeber, denn Keeper Hendrik Schultze hielt die HSG durch zahlreiche Klasse-Paraden im Spiel. Er war entscheidend daran beteiligt, dass Siebengebirge eine 8:6-Führung (17.) vorlegte, doch die HSG blieb dann für fast acht Minuten erfolglos und lag plötzlich mit 8:11 hinten (24.). Bonn, das die Partie jetzt im Griff zu haben schien, leistete sich jetzt allerdings selbst einen Durchhänger, den Trainer Röhrig nicht nachvollziehen konnte: „Da waren wir zu undiszipliniert.“ Die Strafe folgt prompt, denn die  Gastgeber konterten zunächst mit dem 12:12 (28.). Dann brachte Torhüter Schultze die Halle zum Kochen, weil er erst einen Ball großartig hielt – und dann zum 13:12 (29.) für die HSG ins gerade verwaiste Bonner Gehäuse traf. Der Treffer war die Einleitung für eine bemerkenswerte zweite Halbzeit.

Siebengebirge, unter argen Verletzungssorgen leidend, musste immer wieder Rückschläge hinnehmen – 16:18 (41.), 17:19 (43.) 18:20 (46.), 19:21 (49.), 20:22 (51.). Selbst die Zeitstrafe gegen Nico Hayer (54.) und das 21:24 (56.) waren aber noch nicht die Entscheidung und das 23:24 (59.) ließ für den Schluss-Akkord alle Möglichkeiten offen. Erst 51 Sekunden vor dem Ende brachte der von Florian Bennnighoff-Lühl verwandelte Siebenmeter den Bonnern die erhoffte Befreiung, während die HSG mit dem 24:25 von Anto Marcinkovic nur noch einen bedeutungslosen Treffer nachlegen konnte.

HSG-Coach Klöckner konnte seinem Team in Sachen Einstellung keinen Vorwurf machen. Dass bisweilen ein paar Fehler zu viel vorkamen, hatte manchmal auch mit fehlender Bindung zu tun – kein Wunder, wenn immer wieder Spieler ausfallen: „So etwas habe ich noch nie erlebt.“ Große personelle Möglichkeiten sah beim Sieger auch Trainer Röhrig nicht mehr: „Nach dem Ausfall von Nils habe ich ja gesagt, dass es für uns vor allem darum geht, nicht unten reinzurutschen.“ Bitter für Bonn und vor allem für den betroffenen Spieler: Regisseur Nils Bullerjahn fällt als wichtigster Mann der Offensive wegen einer schweren Knieverletzung (Kreuzband und Meniskus gerissen) sehr lange aus. Ganz nebenbei: Trainer-Bruder Simon machte an diesem Abend auch den Unterschied, der das Pendel zugunsten des TSV ausschlagen ließ. Simon Röhrig war der beste Werfer der Bonner und er erzielte das Gros dieser Treffer genau in der Phase, als es besonders drauf ankam. Nicht zuletzt deshalb steht Bonn jetzt mit seinen 4:2 Punkten in einem vorläufig beruhigenden Bereich und die HSG mit einem leeren Konto von 0:6 Zählern am Tabellenende.

HSG Siebengebirge: Schultze (1), Löcher – Dziendziol (3/1), Kreutz, Steinhaus (3/2), Lopez de Carvalho, Grunwald, Hayer, Stoecker (5), Willmann, Marcinkovic (2), Schulz (6), Kirfel (4).

TSV Bonn rrh.: Meißenburg, Rieder – Krohn (4), Palmen (4/1), S. Röhrig (7/1), Bock, Benninghoff-Lühl (2/1), Wilhelms, Fischer (3), Terehov, Mäser (4), Bohrmann (1), Struiff.