30. September 2019 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Wer von null auf hundert starten kann, scheint klar im Vorteil zu sein. Und wer vermutet hat, dass die Regionalliga womöglich vor einer ziemlich verrückten Saison steht, scheint den richtigen Riecher zu haben. Natürlich ist es nach drei Spieltagen noch zu früh, um sich endgültig festzulegen. Aber der eine oder andere wird vielleicht wenigstens hinter verschlossenen Türen ein bisschen träumen – was ja nicht verboten ist. Tatsache nach dem dritten Spieltag in der Regionalliga: Wäre jetzt Feierabend, dürfte der Tabellenführer TuS 82 Opladen an den Aufstieg in die 3. Liga denken. Und die von allen zum Top-Favoriten gewählte SG Ratingen, die ihre eigenen Ansprüche ja selbst offensiv formuliert hat, müsste zuschauen – mal wieder. Bliebe das bis zum Ende so, wäre es für die Ratinger auch ein Traum, aber einer aus der Kategorie Albtraum. Die kommenden beiden Wochen versprechen in allen Bereich Vollgas-Handball, weil die Regionalliga in den Herbst-Schulferien zwei Mal pausiert (19./20. und 26./27. Oktober). Danach jagt ein Höhepunkt den anderen.
Hat Opladen das Zeug zum Titel? Antwort: Im Prinzip ja. Das Team von Trainer Fabrice Voigt gibt im Jahr eins nach dem Karriere-Ende seines Linkshänders Marius Anger tatsächlich den neuen TuS 82 – allerdings mit den alten Erfolgen. Sechster, Fünfter, Vierter und das punktgleich mit dem Dritten TuSEM Essen II – die Werte sprechen für sich. In der neuen Saison führen Opladener und Essener mit jeweils sechs Zählern gerade die Tabelle an. Das ist jeweils kein Zufall, sondern der Lohn für intensive Arbeit. Essen wusste am ersten Spieltag genau, wie es die Ratinger zu bekämpfen hatte (31:28), Opladen gewann jetzt beim ebenfalls hoch einzuschätzende TV Korschenbroich den ersten Top-Krimi im oberen Drittel mit 24:23. An diesen Fakten kann niemand vorbei. Der Weg in die 3. Liga führt über den TuS 82, auf den bald weitere Höhepunkte warten. Vor der Pause gibt es noch das Heimspiel gegen den TV Aldekerk (5. Oktober) und das Gipfeltreffen bei TuSEM II (13. Oktober), nach der Ferien-Unterbrechung geht es direkt mit dem Heimspiel gegen die SG Ratingen (2. November) und dem Derby bei der SG Langenfeld weiter (9. November). Opladen steht vor Knüller-Wochen.
Hat die junge TuSEM-Mannschaft von Trainer Nelson Weisz das Zeug zum Titel? Im Prinzip ja. Ein Aufstieg der Zweiten in die 3. Liga ergäbe vor allen Dingen dann Sinn, falls die Erste des Traditionsklubs tatsächlich in die höchste deutsche Klasse zurückkehren sollte. Aktuell ist TuSEM Essen in der 2. Liga das Maß der Dinge, nach sechs von 34 Spieltagen mit 10:2 Punkten als einziges Team ungeschlagen und Tabellenführer. Vor allem beim Startsieg über die Ratinger deutete Essen II an, was es zu leisten vermag. In Langenfeld (28:26) und gegen Aufsteiger Weiden (28:27) kam in der entscheidenden Phase auch das Glück dazu. TuSEM II steht jetzt ebenfalls vor sehr anspruchsvollen Aufgaben: Nach den Spielen in Dinslaken (6. Oktober) und gegen Opladen (13. Oktober) wird Trainer Weisz wahrscheinlich schon vor der Herbstpause wissen, ob sich sein junger Kader wie im vergangenen Jahr (Dritter) ganz weit vorne etablieren kann.
Hat der Dauer-Favorit SG Ratingen das Zeug zum Titel? Im Prinzip ja. Die Frage ist nur, wann/ob das Aufgebot mit den drei Mazedoniern Petar Angelov, Ace Jonovski und Filip Lazarov tatsächlich ins Rollen kommt. Dass die Ratinger zudem in 42-Tore-Mann Alexander Oelze über den bisherigen Spieler der Saison verfügen, hat ihnen unter dem Strich auch nur zu 3:3 Punkten verholfen – aus denen beinahe 2:4 geworden wären. Beim insgesamt gerechten 28:28 gegen die SG Langenfeld vergaben die Gäste schließlich ein paar Sekunden vor dem Ende bei einem freien Tempogegenstoß den durchaus möglichen Siegtreffer. Ratingen steht aus dem Kreis der Top-Teams am meisten unter Druck und darf sich jetzt keine Ausrutscher mehr leisten – weder beim Aufsteiger HC Weiden (5. Oktober) noch beim MTV Rheinwacht Dinslaken, der ihnen auf der Zielgeraden der Saison 2018/2019 einen so packenden Zweikampf lieferte.
Hat der TV Korschenbroich das Zeug zum Titel? Im Prinzip ja. Die Mannschaft von Trainer Dirk Wolf begann mit einem 33:25 gegen Weiden und machte es anschließend beim 27:26 in Dinslaken nach einer 25:20-Führung in der 50. Minute noch unnötig spannend. Das genaue Gegenteil bot das Giganten-Duell mit den starken Opladenern, als Korschenbroich ein 14:19 ausglich und beim Stande von 23:23 selbst hätte gewinnen können. Der 23:24-Endstand war aus der Sicht des TVK zwar enttäuschend, aber die Hausherren rührten zusammen mit dem TuS 82 insgesamt intensiv die Werbetrommel für den Handball. Trainer Wolf fand später entsprechend keinen Grund, länger in tiefe Trauer zu verfallen: „Natürlich sind wir für den Moment enttäuscht. Aber wir werfen jetzt die Flinte sicher nicht ins Korn. Wir machen weiter.“ Beim TV Rheinbach (5. Oktober) und gegen den TSV Bonn rrh. (12. Oktober) sind die Korschenbroicher als Dritter der klare Favorit – obwohl jene Kontrahenten, für die es in allererster Linie um den Klassenerhalt geht, zurzeit überraschend auf den Rängen drei und vier liegen. Auch das ist übrigens ein Beleg dafür, dass die Regionalliga vor einer ziemlich verrückten Saison steht.