02. Oktober 2019 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Der Kölner als solcher neigt ja wohl eher nicht zu Untertreibungen oder zur großen Zurückhaltung. Auch beim Longericher SC sind sie gewöhnlich bereit, sich eher offensiv zu verkaufen – was ja im eigenen Interesse völlig in Ordnung ist. Diesmal sieht das aber zunächst ein bisschen anders aus. Der LSC, der am vergangenen Wochenende das Treiben der Konkurrenz entspannt beobachten konnte (eigene Partie beim OHV Aurich verlegt), backt vor dem Heimspiel gegen den Zweiten Eintracht Hagen kleinere Brötchen. Trainer Andreas Klisch drückt es in einer Wort-Neuschöpfung drastisch aus: „Wir sind der absolute Mega-Außenseiter.“ Absolut, besonders groß, Außenseiter: Mehr Zurückhaltung geht kaum. Es soll allerdings nur den Respekt vor den Qualitäten des Zweitliga-Absteigers ausdrücken. Ans Verteilen von Geschenken denkt beim LSC keiner: „Wir werden alles raushauen, was wir haben. Wir hoffen auf eine Außenseiter-Chance.“
Klisch sieht die von Ulli Kriebel trainierten Gäste auf allen Positionen mindestens doppelt gut besetzt. Hagens Nils Dresrüsse (29) adelt er sogar zum „besten Torhüter der Liga“. Das will durchaus was heißen, weil im Longericher Kasten immerhin Phlipp Ruch und Valentin Inzenhofer stehen – die ja ebenfalls zu den Top-Keepern der Klasse gehören und das im bisherigen Saisonverlauf bereits mehrmals bestätigen konnten. Drei personelle Baustellen erschweren das Unterfangen des LSC, vielleicht tatsächlich an eine dicke Überraschung denken zu dürfen. Der verletzte Dustin Thöne fehlt als Kreisläufer sowie als wichtige Deckungskraft im Innenblock und Bastian Lux musste noch einmal an der Hand operiert werden. Außerdem ist Daniel Koenen verhindert. Um ausreichend wechseln zu können, wird es die eine oder andere Leihgabe aus der Zweiten geben müssen.
Longerich liegt mit 6:4 Punkten grundsätzlich ganz gut im Plan, zumal es die schwierigen Spiele beim Spitzenreiter Wilhelmshaven (25:27) und bei den auf Rang vier liegenden Dragons in Schalksmühle-Halver (27:31) bereits hinter sich hat. „Die Stimmung bei uns ist gut, die Jungs sind mega-heiß“, betont Klisch, der unter anderem genau auf diesen Faktor Leidenschaft baut. Und am Ende macht er für sich und seine Spieler mit einem interessanten Bild klar, auf was sich LSC-Fans möglicherweise freuen dürfen: „Wenn deren Lkw irgendwann liegen bleibt, werden wir mit unserem Trabbi schön vorbeiziehen.“
Klischs Sorgen würden sie beim Leichlinger TV vermutlich gerne haben, denn hier ist die Mannschaft von Trainer Lars Hepp bislang an niemandem vorbeigezogen. Nach sechs Spielen mit 1:11 Punkten bilden die umgebauten Leichlinger zusammen mit dem TSV GWD Minden II den ganz tiefen Teil des Tabellenkellers. Beide warten relativ verzweifelt auf den ersten Saisonsieg und beide müssen dringend damit beginnen, das eigene Konto ein bisschen aufzupäppeln. Für den LTV wird es nicht zuletzt darum gehen, den Frust aus der Niederlage bei LiT Tribe Germania (25:27 nach 17:12-Halbzeitführung) abzustreifen. Die Partie gegen ausgeruhte Auricher wird wieder schwierig, obwohl die Ostfriesen zuletzt Rätsel aufgaben: Nach vier Spielen ohne Niederlage (6:2 Punkte) kamen sie zuletzt beim Rhein Vikings fast unter die Räder (28:35).
Umgekehrt ließ jener Erfolg gegen Aurich die zuvor vier Mal hintereinander sieglosen Wikinger hörbar aufatmen. Ob sich daraus ein dauerhafter Aufschwung konstruieren lässt, wird sich nun bereits beim Team Handball Lippe II zeigen. Der Tabellenfünfte nahm schließlich am vierten Spieltag selbst den Hagenern beim 27:27 einen Zähler ab. Voll auf Kurs sind bislang die Bergischen Panther, die sich durch einen Sieg über die gefährdeten Sauerland Wölfe endgültig im vorderen Drittel festsetzen können. Der VfL Gummersbach II kämpft in Schalksmühle bei den Dragons eher darum, seine Position knapp über der Abstiegszone irgendwie zu festigen oder wenigstens zu behalten.