04. Oktober 2019 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Longericher SC – VfL Eintracht Hagen 27:26 (14:15). Köln hat ja einen Fernseh-Tatort, in dem die Herren Ballauf und Schenk ermitteln. Vielleicht können die beiden Kommissare ja gelegentlich mal ermitteln, wie der LSC am Freitagabend den Krimi gegen den Zweitliga-Absteiger zum Happy End bringen konnte. Rund fünf Minuten vor dem Ende schienen sich die Hausherren schließlich beim Stande von 26:25 fast selbst um den Erfolg gebracht zu haben, weil sie sich nach einer Zeitstrafe zu früh wieder vervollständigten. Also musste Simon Schlösser runter – und der drosch wütend auf die Hallenwand ein. Als Bankdrücker sah er dann das Hagener 26:26 (56.) durch Jan Glaubatz, das ein irres Finale eröffnete. Hier stand plötzlich wieder Schlösser im Mittelpunkt. Als die Hausherren einen abschließenden Angriff fast schon verschenkt hatten, nahm er sich einen endgültig letzten Wurf – und brachte den Ball wohl eine Millisekunde vor der Schluss-Sirene zum 27:26 über die Linie. Damit verwandelte Schlösser die Halle in ein Tollhaus und alle, die es mit dem LSC hielten, stürzten sich unverzüglich in den Karnevalsmodus. Auf der anderen Seite machte sich beim Favoriten aus Hagen erkennbar die totale Leere breit – nach dem Ende eines Spiels, das eigentlich keinen Sieger verdient hatte.
LSC-Trainer Andreas Klisch hatte seinem Team vorher jeden Druck genommen: „Wir sind der absolute Mega-Außenseiter.“ In Wirklichkeit hielten die Hausherren allerdings in einem Treffen auf Augenhöhe jederzeit mit, weil sie die Hagener Qualität mit der höchsten möglichen Leidenschaft bekämpften und nie aufgaben – nach dem 11:13 nicht (25.), nach dem 13:15 nicht (30.), nach dem 18:20 nicht (43.) und nach dem 19:21 (46.) oder dem 20:22 nicht (47.). Die Bereitschaft zu höchstem Einsatz und ein bärenstarker Keeper Valentin Inzenhofer sorgten schließlich dafür, dass der LSC in der wahnwitzigen Berg- und Talfahrt mit dem 23:22 (51.) von Matthias Peters zum ersten Mal wieder in Führung ging. Das 26:24 (55.) von Simon Schlösser leitete kurz darauf jenen verrückten Schluss-Akkord ein, der für Unbeteiligte einen hohen Unterhaltungswert hatte und der die Beteiligten an den Rand der Verzweiflung gebracht haben dürfte. Sieg-Torschütze Schlösser brachte es auf den Punkt: „Natürlich war das am Ende ein glücklich. Jetzt könnte das noch ein längerer Abend werden.“ Karneval feiern sie in Köln vermutlich ganzjährig gerne.
Longericher SC: Ruch, Inzenhofer – Peters (4), Duckert, Pyszora (2), Hartmann (2), Schlösser (3/1), Mestrum, Wolf, Tomassini, Schulz (4), Johnen (4), Zerwas (2), Dahlke (5), Falkenreck.
Leichlinger TV – OHV Aurich 22:21 (13:12). Ob der Erfolg verdient oder die Qualität des Spiels in Ordnung war, interessierte die Leichlinger später nicht im Geringsten. Für sie stand das Wichtigste auf der Anzeigetafel: Es war der erste doppelte Punktgewinn, der den bisher sieglosen LTV im Kampf um sicheren Boden unter den Füßen tief durchatmen lässt. Nach der Pause schien die Mannschaft von Trainer Lars Hepp erneut vom Kurs abzukommen, weil sie mit 15:16 (41.), 16:17 (45.) und 17:18 (47.) in Rückstand geriet. Beim 20:19 (54.) und 21:20 (57.) legte der LTV wieder vor, ehe die Gäste aus Ostfriesland in der letzten Minute zum 21:21 ausglichen und Leichlingen noch einmal eine Auszeit nahm. Sekunden vor dem Ende bewies dann Timo Blum Nevenstärke, als er einen Siebenmeter verwandelte – 22:21. „Irgendwo ist das verdient, aber natürlich auch glücklich. Ich habe der Mannschaft vorher gesagt, man muss das Glück auch mal erzwingen, das ist uns heute gelungen“, fand Hepp.
Leichlinger TV: Ferne, Mathes – Schneider (6), Zulauf, Meurer (3), Senden (2), Sivanathan, Linnemannstöns (3/3), Kübler (1), Gelbke (1), Richartz, Blum (3/2), Jagieniak, Graef (1), Natzke (2).