Regionalliga Nordrhein
Traumhochzeit auf Hawaii: Warum André Eich jetzt „Atze“ Moser ist
Der Spielmacher der SG Langenfeld und seine Frau Sandra entschieden sich beim Münzwurf für den gemeinsamen Familiennamen.

Der Weg ins Glück: Sandra und André Moser erlebten auf Hawaii eine großartige Zeit. (Foto AE)

Er ist einer, der seinen ganz eigenen Kopf mit ziemlich klaren Vorstellungen von vielem hat – und er ist dafür bekannt, dass ihm immer wieder ungewöhnliche Dinge einfallen. Anders wäre André Eich als Handballer auch kaum in die 3. Liga gekommen. Selbst da war er besonders im ersten Jahr mit der SG Langenfeld (SGL) ein Regisseur, der die Klasse geprägt hat. Das gilt erst recht für die Aktionen des damaligen Aufsteigers, der 2015/2016 die erfolgreichste Saison in der Langenfelder Handball-Geschichte erlebte. Eich war zusammen mit Teamkollegen wie Dustin Thöne oder Tim Menzlaff erstens an der Meisterschaft in der Oberliga beteiligt und zweitens am Triumph im Deutschen Amateurpokal. Kreisläufer Thöne war dabei stark davon abhängig, was ihm Regisseur Eich und Rückraumspieler Menzlaff zuliefern konnten. Hatten diese beiden mal einen etwas schlechteren Tag, litt ganz Langenfeld. Dass die SGL am Ende der Serie 2016/2017 die Rettung in der dritthöchsten Klasse knapp verpasste, lag am wenigsten an jenem Trio. Thöne ist inzwischen wieder für seinen Stamm-Verein Longericher SC aktiv, während der zunächst zum Leichlinger TV zurückgekehrte Menzlaff aus gesundheitlichen Gründen nicht (mehr) an Handball denken kann. Und irgendwo auf dem Weg in die neue Saison 2019/2020 ist der SGL vor Kurzem auch ihr Mittelmann abhandengekommen.

Der 31-Jährige, der heute gemeinsam mit Kapitän Vinzenz Preissegger (ebenfalls 31) eine Art Ältestenrat in der Mannschaft bilden könnte, hatte es im ausgehenden Frühjahr kurz vor dem Ende der vergangenen Serie 2018/2019 bereits angekündigt: „Ein André Eich wird nicht mehr für Langenfeld spielen.“ Das breite Grinsen verrät eigentlich, dass etwas anderes dahinterstecken muss als der Wechsel zu einem anderen Verein, denn den hätte der Spielmacher, der einst mit der SG Solingen sogar Deutscher Jugendmeister war (2005/2007), schon früher haben können. Das „Geheimnis“ kommt dann erst im Sommer richtig ans Licht. Und es hat ganz viel mit dem Winter davor zu tun, als André Eich für sein Leben ein paar Weichen stellt.

Zug zum Tor: André Moser (beim Wurf) ist seit Jahren eine treibende Kraft bei Langenfelds Handballern. (Foto: Burkhard Kasan)

Mit seiner damaligen Freundin Sandra ist er bereits zehn Jahre zusammen. Für beide steht auch längst fest, dass sie ihr weiteres Leben miteinander verbringen wollen. Also gönnen sie sich einen Urlaub der besonderen Art im Pazifischen Ozean. „Das war unser Traum“, sagt Eich, der bei der Heimreise ein anderer sein wird – ein verheirateter Mann, weil sich André und Sandra auf Hawaii das Ja-Wort geben. Es wird eine Trauung im kleinen Kreis. Familie und Freunde zu Hause wissen zwar Bescheid, sind aber nicht dabei, weil der Ort des Geschehens nicht eben um die Ecke liegt. Dass das bei derartigen Anlässen übliche Drumherum fehlt, ist beabsichtigt: „Das ist noch nie unser Ding gewesen. Wir haben es so gemacht, wie wir sind.“

Ein paar Minuten vor der Zeremonie ist beiden klar, dass der Trauredner im 50. Bundesstaat der USA gleich eine ganz bestimmte Frage stellen wird. Wie es mit den Namen für die Eheleute aussehe? „Für uns war nur klar, dass es keinen Doppelnamen gibt“, erzählt André Eich, „wir wollten einen gemeinsamen Namen für unsere kleine Familie, die wir gründen.“ Da beide den Namen des jeweils anderen eigentlich ganz gut finden, ist plötzlich guter Rat teuer. So ermitteln sie eine Minute, bevor es losgeht, wie es weitergeht – per Münzwurf. Das Geldstück fällt auf die Seite, die Sandras Namen darstellt. Also ist alles geklärt. André wird als Eich hineingehen und als Moser wieder herauskommen. Weil das alles in einer märchenhaften Umgebung passiert, sind beide doppelt glücklich.

Zu Hause beginnt später ein bisschen Bürokratie, weil sowohl Eheschließung als auch Namensänderung amtlich festgehalten werden sollen. In Handballer-Kreisen hat es sich inzwischen natürlich herumgesprochen, ist aber noch nicht für jeden offensichtlich – weil die Handballer  vor der Saison beschlossen hatten, auf die Namenszüge auf den Trikots künftig zu verzichten. Also sehen sie da unten nur den Spieler mit der Nummer 23, der einst aus der Langenfelder Jugend nach Solingen ging, dann zur DJK Adler Königshof wechselte und 2011 zurück zur SGL kam. In den offiziellen Spielberichten steht allerdings mittlerweile doch der Name Moser. In einem Steckbrief hat er als Spitznamen früher mal „Atze“ eingetragen, sodass aus André Eich irgendwie ein Atze Moser geworden ist. Auch nicht schlecht.

Als Spieler ist André Moser der alte geblieben und heute genauso wichtig wie früher. Zusammen mit dem Altersgenossen Preissegger soll/muss/will er das auf zahlreichen Positionen umgebaute Team führen. „Wir haben ja so viele junge Leute“, stellt Moser fest, „wir sind keine Mannschaft, die über einen einzigen Shooter kommt. Ich glaube, der Teamgeist ist jetzt noch mehr gefragt.“ Als Spieler will er nicht nur in der Theorie weiter seine Übersicht und individuelle Klasse einbringen, denn er lässt den Worten seit dem Anfang der Saison permanent Taten folgen. „Ich mache weiter, solange es mir Spaß macht“, sagt Moser, der in den bisher vier Spielen immerhin 20 Tore erzielt hat. Wie immer waren ein paar Siebenmeter dabei (sechs) und wie immer in schwierigen Situationen ein paar verrückte Sachen. Herr Eich hat den Staffelstab perfekt an Herrn Moser weitergegeben.