Oberliga Mittelrhein
Hochspannung: Krimi im Bergischen ohne Sieger
Der TuS Derschlag und die HSG Refrath/Hand trennten sich nach packenden 60 Minuten mit einem gerechten 33:33-Unentschieden.

Zug zum Tor: Michael Romanov (Foto) und Teamkollege Norman Krause erzielten zusammen 24 Treffer für Derschlag. (Foto: Burkhard Kasan)

TuS Derschlag – HSG Refrath/Hand 33:33 (16:17). Wer schwache Nerven hatte, wäre wohl besser zu Hause geblieben. Wer Krimis mit einem bis zum Schluss völlig ungewissen Ausgang liebt und höchste Spannung ertragen kann, war am Freitagabend goldrichtig in der Halle der Gummersbacher Gesamtschule. Der Tabellenführer TuS Derschlag und die bisher in dieser Saison noch nicht richtig glücklich wirkende HSG Refrath/Hand sorgten über 60 Minuten für ein atemberaubendes Wechselbad der Gefühle, das am Ende beim 33:33 verdient keinen Sieger hatte. Mal sahen die Gäste wie der fast sichere Sieger aus, mal schienen die Hausherren auf den Weg zum Erfolg eingebogen zu sein. Sekunden vor der Schluss-Sirene kam Norman Krause, der überragende TuS-Spieler an diesem Abend, auf der linken Seite noch einmal zu einem freien Wurf – und traf HSG-Keeper Stephan Vatter unbeabsichtigt  am Kopf. Es war bezeichnend für die packende Partie, dass sich der Schütze natürlich unverzüglich beim Schlussmann entschuldigte und Vatter die Szene mit einem kurzen Handschlag für abgehakt erklärte.

Mit der Einordnung des Geschehens taten sich beide Seiten anschließend schwerer, denn alle hatten das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Die Einschätzung traf ja auch zu, weil es eine unter dem Strich zu hohe Fehlerquote gab. TuS-Trainer Ralph Weinheimer fasste es aus seiner Sicht treffend zusammen: „Wir haben mit sieben Toren zurückgelegen. Hätte mir da einer diesen einen Punkt garantiert, hätte ich sofort angenommen. Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen. Wir haben gegen einen Top-Favoriten ein Unentschieden geholt.“ Auch HSG-Coach Mario Jatzke lag mit seinem Urteil nicht falsch: „Wir haben zum Teil wieder zu viele Fehler gemacht. Das ist natürlich ärgerlich, aber man muss der jungen Mannschaft Fehler zugestehen.“ Sein Regisseur Jonny Benninghaus, erneut der klare Dreh- und Angelpunkt, schwankte: „Eigentlich bin ich nicht zufrieden. Wir haben Derschlag wieder ins Spiel zurückgeholt. Irgendwie bin ich dann aber doch zufrieden. Wir haben beim Tabellenführer einen Punkt mitgenommen.“

Was ist hier los: Trainer Mario Jatzke und die HSG Refrath/Hand lagen zwischenzeitlich schon sieben Tore vorne. (Foto: Thomas Schmidt)

Die allgemeine Berg- und Talfahrt begann mit einem 5:1 (8.) für konzentriert startende Refrather. Derschlag verkürzte im Eilverfahren auf 5:5 (11.), erlaubte sich nun aber die nächste Pause – 8:14 (21.), 9:16 (23.). Dass es bereits zur Halbzeit wieder eng war, musste sich die HSG selbst zuschreiben, weil sie nach dem 17:11 (26.) komplett Faden und Konzentration verlor. Das folgende Duell auf Augenhöhe sah bis zum 23:24 (41.) einen knappen Rückstand der Hausherren, ehe Philipp Krefting (42.) und Michael Romanov (43.) mit dem 25:24 für die erste Derschlager Führung im gesamten Spiel sorgten. Trotzdem war es nur der Anfang der nächsten Leidenszeit für sämtliche Beteiligte.

Jan Schallenberg glich das Derschlager 30:28 durch zwei Tore zum 30:29 (54.) und 30:30 aus (55.). Dann kassierte TuS-Rückraumspieler Romanov eine Zeitstrafe – und die Waage schien sich wieder zugunsten der Gäste zu neigen. Es war ein Irrtum, weil Refrath aus seiner Überzahl zu wenig machte und durch Krause sogar das 30:31 hinnehmen musste (56.). In der 58. Minute brachten Michael Wittig und Lennart Niehaus die Refrather erneut nach  vorne – 33:32. Nach dem 33:33 (59.) von Yuri Pishchukhin zogen beide Seiten in Auszeiten letzte taktische Register und der TuS hatte danach den finalen Angriff. Dass er letztlich am HSG-Keeper scheiterte, war ein bisschen Glück für die Refrather – und sorgte unter dem Strich fürs gerechte Resultat.

Beide Seiten hatten eine hohe Fehlerquote zu verzeichnen – und zugleich überragende Kräfte in ihren Reihen. Beim TuS glänzte vor allem Norman Krause, der 13 Treffer erzielte und sich später zugleich leidenschaftlich um die Beschattung des HSG-Spielmachers Benninghaus kümmerte. Eine herausragende Ausbeute steuerte zudem Michael Romanov mit seinen elf Toren bei. Bei Refrath waren Benninghaus (neun/davon sieben per Siebenmeter) und Jan Schallenberg die erfolgreichsten Werfer. Der früh an der Hand verletzte Linkshänder Lennart Niehaus erzielte das 1:0 (1.) und war nach einer langen Pause mit dem 31:31 (56.) und 33:32 (58.) wieder rechtzeitig für sein Team zur Stelle.

TuS Derschlag: Ritter, Sierau – Höffgen, Wandschneider, Weissner, Schneider (2), Romanov (11), Pishchukhin (3), Welke (1), Borisch, Ingnacio Cabrales Vergara (1), Krause (13/2), Krefting (2), Bay.

HSG Refrath/Hand: Trögel, Vatter (1) – Krause (3), Schallenberg (5), Faulhaber, Graf, Wittig (2), Klaus (3), Niehaus (3), Benninghaus (9/7), Wischmeyer, Dordic (2), Asselborn (1), Merz (4).