Oberliga Niederrhein
Toller dritter Platz: Aber in Lobberich hebt keiner ab
Das Team um Spielertrainer Christopher Liedtke bleibt auf dem Teppich. Es geht wieder nur um den Klassenerhalt - gerne mit etwas weniger Zittern als in der vergangenen Saison.

Der suchende Blick: Bisweilen bringt Christopher Liedtke (mit Ball) seine Erfahrung als spielender Trainer für Lobberich ein. (Foto: Burkhard Kasan)

Fünf Spieltage ist die neue Saison in der Oberliga Niederrhein alt und wegen der Herbst-Schulferien gibt es schon die erste Unterbrechung. Manches ist wenig überraschend – wie die Spitzenposition der Wölfe Nordrhein, die nie ein Geheimnis daraus gemacht haben, dass sie sich am liebsten ganz oben einsortieren wollen. Etwas anders ist das beim aktuellen Tabellendritten TV Lobberich, der mit 8:2 Punkten fast so etwas wie das Team der Stunde ist – ohne dass die Mannschaft um Spielertrainer Christopher Liedtke daraus Ansprüche für Höheres ableitet. Der krasse Gegensatz: Unten hat der Aufsteiger TSV Aufderhöhe als einzige Mannschaft ohne Sieg und ohne Punkte die Gelegenheit, sich in der Pause ein paar Gedanken über den weiteren Verlauf der Saison zu machen. Teams wie dem LTV Wuppertal wiederum wird der Schnitt vielleicht gar nicht so recht sein, weil er gerade erst vernünftig in Schwung gekommen war. Spielertrainer David Kreckler sah zuletzt zwei hohe Siege seiner Mannschaft, die den durchwachsenen Start hinter sich lassen konnte und bald die Jagd auf den Spitzenreiter Wölfe Nordrhein fortsetzen will.

Lobberich ist ein Stadtteil von Nettetal im Kreis Viersen und offensichtlich die Heimat von Realisten. Deshalb denkt niemand daran, den guten Auftakt in Träumereien umzudeuten – wofür es schließlich eine Reihe von Gründen gibt. Erstens: In der vergangenen Saison holte der TV in der Hinrunde 15 Punkte und schien schon halbwegs in Sicherheit zu sein, ehe er eine fast ewig lange Serie von Spielen ohne Sieg hinnehmen musste und erst auf der Zielgeraden durch drei Erfolge hintereinander den Klassenerhalt unter Dach und Fach brachte. Zweitens: Lobberich verfügt über eine junge Mannschaft mit einem Durchschnittsalter von etwa 23 Jahren, die mit Schwankungen wird leben müssen. „Wenn ich da sehe, wer im Training bei Jung gegen Alt als alt gilt, staune ich echt“, berichtet Liedtke. Ganz klar: Er selbst gehört zu den besonders erfahrenen Handballern in Lobberich und treibt den Schnitt mit seinen 30 Jahren richtig nach oben.

Dritter Punkt für die Bescheidenheit: Lobberich, das eine sehr durchwachsene Vorbereitung absolvierte, gewann bisher vier Mal – 30:27 gegen den TV Angermund, 31:27 bei der HSG Neuss/Düsseldorf II, 24:17 bei der SG Langenfeld II, 26:23 gegen die HSG Hiesfeld/Aldenrade. Jene vier Konkurrenten gehören auf den Rängen elf, 13, zehn und zwölf zur unteren Tabellenhälfte. Die bisher einzige Niederlage gab es beim 28:31 im Heimspiel gegen die DJK Adler Königshof aus der oberen Hälfte (Vierter). „Viele stärkere Gegner kommen jetzt noch“, weiß Liedtke, dessen Team nach der Pause am 2. November mit der Partie beim TV Krefeld-Oppum weitermacht. Die Krefelder gehören zwar als Neunter ebenfalls nicht zu den Top-Teams, holten sich aber zuletzt durch ihren ersten Saison-Erfolg die Bestätigung, dass sie doch die nötigen Spiele für den Klassenerhalt gewinnen können. Ein Duell auf Augenhöhe gilt als wahrscheinlichste Variante.

Durchbruch: Benedikt Liedtke (beim Wurf) war zuletzt wieder der erfolgreichste Werfer des TV Lobberich. (Foto: Burkhard Kasan)

Lobberich hat sich in den vergangenen Partien zunehmend gefestigt und genießt die Moment-Aufnahme in einer trainingsfreien Woche. „Wir nehmen den aktuellen Stand natürlich gerne mit“, betont Liedtke, der insgesamt noch in ein paar Bereichen Luft nach oben sieht, seiner Mannschaft aber eine einwandfreie Einstellung bescheinigt: „Alle ziehen dran.“ Eine der besonders wichtigen Stützen auf dem Feld ist Trainer-Bruder Benedikt Liedtke, der hin und wieder der Top-Torschütze ist – wie jüngst mit zehn Toren (darunter zwei Siebenmeter) gegen Hiesfeld/Aldenrade. „Er tut uns richtig gut“, bestätigt nicht der Bruder, sondern der Trainer Christopher Liedtke. Wichtig ist für die Lobbericher allerdings vor allem, dass sie nicht ständig von einem einzelnen Spieler abhängig sind, sondern als Mannschaft funktionieren.

Ganz andere Ambitionen haben sie beim LTV Wuppertal, der allerdings mit einem Fehlstart aufwartete – 28:30 trotz klarer Führung gegen Langenfeld II. Mittlerweile sind die Langerfelder, die vor der Saison offensiv ihr Interesse an einer Spitzenposition angemeldet hatten, ein Stück vorangekommen. Nach den hart erkämpften Unentschieden beim TV Krefeld-Oppum (28:28) und gegen Unitas Haan (26:26) fertigte der Meisterschafts-Anwärter zunächst das Schlusslicht Aufderhöhe mit 34:20 ab. Es folgte das 36:20 über den Regionalliga-Absteiger VfB Homberg, bei dem zum ersten Mal ganz viele Puzzleteile an den vorgesehenen Platz fielen. „Wir kommen so langsam ins Rollen und wir haben das gespielt, was ich erwarte“, findet Kreckler, „wir haben mit einer guten Abwehr und einem guten Torwart viel Tempo gemacht. Darauf lässt sich aufbauen. Ich hoffe, dass wir daran anknüpfen und uns oben festsetzen können.“

Nach fünf Runden liegt der LTV mit 6:4 Punkten drei Zähler hinter den Wölfen Nordrhein (9:1), die sich an der Tabellenspitze festgebissen haben – und ihre Position sicher nicht freiwillig räumen werden. Zum Kreis der direkten Verfolger zählen auf Dauer nicht die Lobbericher, aber Mettmann-Sport und DJK Adler Königshof (alle 8:2). Um dranzubleiben, müssen die Wuppertaler vor den Wochen der Wahrheit ohne größere weitere Punktverluste bleiben. Spätestens gegen die Adler Königshof (10. November), in Mettmann (7. Dezember) oder gegen die Wölfe (12. Januar 2020) läuft die Hinrunde dann richtig heiß. Alle Teams vor dem LTV warten nur darauf, dass sich der Titelkontrahent noch einen Ausrutscher erlaubt. Und selbst das Jahresfinale am 15. Dezember wird kein Spaziergang, denn es kommen die Lobbericher – jene Mannschaft, die dann vermutlich gar nichts zu verlieren hat. Vielleicht werden die Nettetaler sogar ausnahmsweise mal träumen.