17. Oktober 2019 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Das soll ja vorkommen, dass der Kölner an sich selbst mitten im Herbst den Karneval für eröffnet erklärt. So war es kürzlich, als der Longericher SC dank einer bemerkenswerten Leistung vor allem in kämpferischer Hinsicht den Zweitliga-Absteiger VfL Eintracht Hagen durch den Last-Second-Treffer von Simon Schlösser mit 27:26 bezwang. Nach der Schluss-Sirene erreichte der Gute-Laune-Pegel fast schwindelerregende Höhen. Genau neun Tage später war dann von der tollen Stimmung nichts mehr übrig und ganz Longerich eher tief betrübt. Eine 29:36-Niederlage beim zuvor in einer echten Ergebnis-Krise steckenden VfL Gummersbach II hätte niemand auch nur für möglich gehalten. Trainer Andreas Klisch konnte noch Tage danach keine rechte Erklärung für den fast blamablen Auftritt finden: „Wir waren einfach nicht da. Wir waren nicht richtig heiß und wir haben nichts auf die Reihe gekriegt. Der Schock sitzt uns immer noch in den Knochen.“ Deshalb wird das Heimspiel am Freitagabend gegen die HSG Rhein Vikings vor allem zum Versuch einer Wiedergutmachung vor den eigenen Fans. „Wir werden mit Sicherheit eine andere Mannschaft auf der Platte haben“, verspricht Klisch.
Seine Ankündigung ist ungewollt doppeldeutig, weil den LSC zum ersten Mal in dieser Saison nachhaltigere personelle Probleme plagen. Die verletzten Dustin Thöne und Bastian Lux fehlten zuletzt sowieso schon, aber jetzt gibt es drei weitere Baustellen. „Im schlimmsten Fall habe ich keinen Torhüter“, sagt der Longericher Coach. Die Übersetzung: Es ist ungewiss, ob und in welcher Verfassung Philipp Ruch und Valentin Inzenhofer zur Verfügung stehen. Beide sind gerade krank und Ruch hat zudem Beschwerden an der Ferse. Angeschlagen sind darüber hinaus Bennett Johnen (Hand) und Daniel Koenen (Finger). Klisch hofft, dass ihm ein möglichst breiter Kader zur Verfügung steht – weil er ihn gegen die Vikings wohl auch brauchen wird.
Der Zweitliga-Absteiger gewann am ersten Spieltag mit 31:30 gegen den Leichlinger TV, ehe er dreimal in Folge verlor und damit bei mageren 2:6 Punkten stand. Anschließend blieb die Mannschaft von Trainer Jörg Bohrmann aber viermal in Folge ungeschlagen und besonders der jüngste Erfolg, der die Vikings ins gesicherte Mittelfeld katapultierte, war sehr überzeugend – 36:31 gegen die zur Spitzengruppe zählende SG Schalksmühle-Halver Dragons. Herausragender Werfer der Partie war Rechtsaußen Dennis Aust, der es insgesamt auf elf Treffer brachte. Vikings-Trainer Jörg Bohrmann zeigte sich überhaupt sehr zufrieden mit dem, was seine Wikinger offensiv alles anstellten: „Dieses Spiel haben wir vorne gewonnen. 36 Tore gegen diesen starken Gegner sind eine super Angriffsleistung.“ Die 237 Tore aus acht Begegnungen machen die HSG vorne zur aktuell zweitbesten Mannschaft, während sie mit 236 Gegentreffern den schlechtesten Wert der Klasse aufweist (zusammen mit dem TSV GWD Minden II).
Zu einer Art Finale im Kampf um mehr Sicherheit treffen sich am Freitagabend bei jeweils 5:11 Punkten der Leichlinger TV und der VfL Gummerbach II. Beide sorgten am vergangenen Wochenende für echte Überraschungen – Leichlingen mit dem 30:29 in Hagen, Gummersbach mit dem 36:29 über Longerich. Ein Prognose für den Ausgang des bevorstehenden Duells ist nahezu unmöglich, weil die Liga ähnlich Unerwartetes fast an jedem Wochenende produziert. So gehört in die Kategorie doppelt und dreifach erstaunlich unter anderem das 27:26 des gefährdeten TuS Volmetal über den Tabellenführer Wilhelmshavener HV. „Das war wie ein Erdbeben“, findet LTV-Coach Lars Hepp. Was er damit ausdrücken will: Niemand kann sich zu irgendeinem Zeitpunkt seiner Sache sicher sein.
Das gilt so auch für die Bergischen Panther, die zuletzt fast wie auf einer Wolke durch die Liga schwebten, obwohl sie am vierten Spieltag eine herbe 18:32-Pleite gegen Wilhelmshaven kassiert hatten. Das Team von Trainer Marcel Mutz stand danach jedoch auf imponierende Art wieder auf – 33:25 gegen Ahlener SG, 27:24 in Minden II, 35:20 gegen SG Menden Sauerland Wölfe, 31:30 bei LiT Tribe Germania. Gelingt den auf Rang drei angekommenen Panthern jetzt am Sonntagabend zum Abschluss des neunten Spieltages der fünfte Sieg hintereinander, stünde das Konto bei herausragenden 14:4 Punkten und es wäre Zeit für Karneval im Bergischen. Der OHV aus Ostfriesland dürfte das allerdings verhindern wollen.