3. Liga Nord-West
Abstiegskampf: Leichlinger betreten die „Handball-Hölle“ Volmetal
Dem LTV, der unbedingt seine Fehlerquote reduzieren muss, macht noch immer die Niederlage gegen Gummersbach zu schaffen. Auch der Longericher SC sollte sich in Ahlen auf extrem kampfstarke Gastgeber einrichten.

Volle Kraft voraus: Die Leichlinger Handballer brauchen auch von Maurice Meurer (mit Ball) mehr Tore im Kampf um den Klassenerhalt. (Foto: Thomas Ellmann)

Richtig gut geht es beiden nicht. Der Unterschied: Beim TuS Volmetal kennen sie das nicht anders, weil die Mannschaft seit dem Aufstieg in die 3. Liga praktisch permanent mit dem Rücken zur Wand steht. Für den Leichlinger TV dagegen ist der Aufenthalt im unteren Drittel der Tabelle immer noch relativ neu, weil er in den vergangenen Jahren irgendwie stets zu den höheren Mächten der Klasse gehörte und sich im Grunde fast immer unter den Top-Teams oder wenigstens knapp dahinter aufhalten konnte. Inzwischen muss der LTV mit einem deutlich reduzierten Budget auskommen, sodass Trainer Lars Hepp den Auftrag zum Umbau des Teams bekam. Stand der Dinge: Der Weg ist offensichtlich schwierig und er gestaltet sich gerade am Anfang der Saison noch steiniger als erwartet. Und jetzt treten die neuen Leichlinger, die das Thema Klassenerhalt in den vergangenen Jahren nie zu diskutieren brauchten, in Volmetal an – einem Verein, der die Kunst des Überlebens nahezu perfektioniert hat.

Diese besondere Qualität nötigt LTV-Coach Hepp viel Respekt ab: „Da kann man nur den Hut vor ziehen, wie sie das schaffen und was sie da auf die Beine stellen.“ Die beiden jüngsten Heimspiele des TuS in der „Handball-Hölle“ Volmetal dürften als zusätzliche Warnung dienen, denn nach dem 27:26-Sensationssieg über den Spitzenreiter Wilhelmshaven gab es ein 22:19 im Kellerduell gegen die SG Menden Sauerland Wölfe. Beide Male zeigten die Hausherren unheimlich viel Leidenschaft – was jetzt gegen die Leichlinger nicht anders sein dürfte. Hepp leitet daraus eine logische Schlussfolgerung ab: Seine Mannschaft muss sich bis an ihre Grenzen reinhängen: „Da geht es nicht um einen Schönheitspreis.“

Unbedingt abstellen muss der LTV seine bisweilen extrem hohe Fehlerquote, die ihn zuletzt beim 26:27 gegen den VfL Gummersbach II um die durchaus sehr realistische Chance zum Erfolg brachte. Dass ein 23:20 am Ende nicht reichte, war doppelt schmerzhaft und wirkte sich massiv auf die Aussichten für die kommenden Wochen aus: Während 7:11 Punkte eine erträgliche Basis gewesen wären, belasten die 5:13 Zähler stark.  Vielleicht hilft es den Pirates ja, kurz auf den 11. Oktober zurückzublicken, als sie mit dem 30:29 beim Zweitliga-Absteiger VfL Eintracht Hagen eine dicke Überraschung schafften. Volmetal gehört als Lokalrivale der Eintracht ebenfalls zu Hagen, das vielleicht ein gutes Pflaster für die Leichlinger ist. Regisseur Valdas Novickis, der nach langer Verletzungspause (Achillessehnen-Riss) gegen Gummersbach ein Kurz-Comeback gab, steht wieder im Kader, soll aber mit dem Blick auf die weitere Saison erneut höchstens sehr dosiert zum Einsatz kommen. Sebastian Linnemannstöns (Kreuzband) und Alexander Senden (Knöchel) fallen aus.

Hand drauf: Trainer Marcel Mutz links) und Bastian Munkel sind sich darüber einig, dass die Panther mit ihrem bisherigen Abschneiden sehr zufrieden sein können. (Foto: Thomas Ellmann)

In einer deutlich komfortableren Situation als der bergische Nachbar Leichlingen befinden sich Trainer Andreas Klisch und der Longericher SC, denn die Kölner liegen als Sechster mit 10:6 Zählern mindestens halbwegs im Zielkorridor. Auf der anderen Seite zeigte sich der LSC zuletzt doch schwankend: Aufs sehr unterhaltsame 27:26 gegen Hagen ließ er das 29:36-Debakel in Gummersbach folgen, ehe beim 31:28 gegen die Rhein Vikings wieder vieles stimmte. „Jetzt wäre es ein Traum, wenn der Knoten auch auswärts mal wieder platzt“, meint Klisch. Sein sehr ernster Hinweis ans Team: „Wir müssen unbedingt den Kampf annehmen. Auf dieses Spiel musst du einfach Bock haben.“ Ohne die richtige Einstellung könnte die sowieso schwierige Aufgabe bei der Ahlener SG tatsächlich doppelt und dreifach kompliziert werden.

Ahlen verfügt auf der Habenseite immerhin über einen Heimsieg gegen den Zweitliga-Absteiger Rhein Vikings (33:29) sowie allgemein über viel Leidenschaft für den Handball und höchste Einsatzbereitschaft. Dass es für die SG mit ihrem Regisseur David Wiencek unter dem Strich bisher nur 4:14 Punkte und der vorletzte Platz geworden sind, entspricht in Klischs Augen nicht dem tatsächlichen Leistungsstand der Hausherren. Mit dem Blick auf die bald bevorstehenden Auftritte bei den Nachbarn Bergische Panther (1. November) und Leichlinger TV (15. November) fände er einen Erfolg in Ahlen trotzdem klasse.

Auf die Rhein Vikings wartet die nicht einfache Mittelfeld-Aufgabe bei LiT Tribe Germania, während die Gummersbacher beim Schlusslicht SG Menden Sauerland Wölfe antreten – und dort eine Woche nach dem wichtigen Sieg in Leichlingen wiederum etwas für ihre Sicherheit tun können. Die auf Rang vier voll im Soll liegenden Bergischen Panther sind beim Fünften SG Schalksmühle-Halver Dragons gefordert – und müssen dort gegenüber dem mageren 25:25 gegen Aurich wieder zulegen, um etwas Zählbares mitzunehmen. Panther-Trainer Marcel Mutz tat jenes Unentschieden auf der einen Seite weh: „Das ist vielleicht das erste Spiel, in dem wir wirklich unnötig einen Punkt verloren haben.“ Auf der anderen Seite bescheinigt er den Panthern bislang eine überragende Saison. Seine „Sorgen“ würde der nur ein paar Kilometer weiter arbeitende LTV-Coach Lars Hepp vermutlich gerne übernehmen.