Oberliga Niederrhein
Duisburger Derby: Wölfe Nordrhein gewinnen verdient beim VfB Homberg
Der Tabellenführer hatte in der ersten Halbzeit ein paar Probleme, war aber in den entscheidenden Phasen zur Stelle und bekräftigte seine Titelambitionen.

Ausgebremst: Die Wölfe um Alex Grefer (links) und Julian Kamp (rechts) machten für Marius Brunotte (Mitte) und die Homberger oft alles dicht. (Foto: Herbert Mölleken)

VfB Homberg – HC Wölfe Nordrhein 21:23 (10:11). Es ging um viel und beide Seiten schenkten sich über 60 Minuten lang nichts. Deshalb blieben die Feinheiten des Spiels zwar meistens auf der Strecke, doch dafür betrieben die beteiligten Mannschaften auf ihre eigene Weise viel Werbung für den Handball – mit Leidenschaft und Herz, mit höchstem Einsatz in jeder Szene. Besonders bemerkenswert: Es gab im Grunde keine böse Szene und jeweils nur zwei Zeitstrafen – richtig wenig für ein Duell zwischen den klassenhöchsten Duisburger Klubs, die beide gerne die Nummer eins in der Stadt sein wollen. Am Ende wussten naturgemäß die Gäste mit dem Ergebnis im auf Donnerstagabend vorgezogenen Derby mehr anzufangen, weil sie durch den Erfolg ihr Konto auf 11:1 Punkte schraubten und nun in Ruhe  abwarten dürfen, was die Konkurrenz im Kampf um den Aufstieg am Wochenende anstellt.

VfB-Trainer Sascha Thomas sprang zwar nach der Schluss-Sirene nicht eben euphorisch durch die gute gefüllte Glückauf-Halle, nahm die Niederlage allerdings sehr sachlich hin: „Die Wölfe waren insgesamt einfach cleverer und wir haben dann den einen oder anderen Fehler zu viel gemacht.“ Besonders in der Phase, als sein Rückraumspieler Joshua Rippelmeier aus dem 6:7 (17.) durch drei Treffer hintereinander die 9:7-Führung (21.) für den VfB gemacht hatte, schienen die Hausherren den Spitzenreiter echt ärgern zu können. Was da niemand ahnen konnte: Homberg fand ab jetzt vorne vorübergehend gar nicht mehr statt und erzielte in den 15 Minuten bis zum 11:15 (36.) nur noch zwei Tore – zu wenig, um die hinten zunehmend sicherer werdenden Wölfe noch ernsthaft unter Druck zu setzen.

Weil der Tabellenführer ebenfalls einige Längen in sein Spiel einstreute und ein paar gute Szenen ungenutzt ließ, hätte der VfB das eine oder andere Mal vielleicht wieder für eine spannendere Schlussphase sorgen können. Bezeichnend für das, was Trainer Thomas später mit dem Mangel an Cleverness meinte: Er hatte nach dem 14:17 (41.) gerade eine Auszeit genommen, um die Aktionen seines Teams neu zu sortieren – und sah unmittelbar darauf das 14:18 (42.). So werden die Homberger das in den 60 zur Verfügung stehenden Sekunden wohl kaum besprochen haben. Vor allem Wölfe-Linksaußen Yannik Kamp sorgte jetzt dafür, dass sich die Wölfe fast beruhigend absetzen konnten. Kamp erzielte alle seine fünf Treffer nach der Pause – und er hatte in Hannes Hombrink auf der anderen Seite einen ebenso wirkungsvollen Teamkollegen.

Joshua Rippelmeier (beim Wurf) sorgte mit seinen drei Treffern für eine 9:7-Führung des VfB, der diesen Vorpsrung aber nicht halten konnte. (Foto: Herbert Mölleken)

Die letzte Chance auf eine Wende verpasste der VfB, als Trainer-Sohn Max Molsner bei den Gäste für sein Foul an Julius Thiel für zwei Minuten vom Platz gestellt wurde (49.). Erst leistete sich Homberg schnell einen Ballverlust, ehe es wenig später in Überzahl sogar einen Tempogegenstoß zum 16:21 (50.) hinnehmen musste. Wie die Wölfe den Vorsprung später über die Runden zu bringen versuchten, löste bei Trainer Thomas Molsner so wenig Begeisterung aus wie der gesamte spielerische Auftritt: „Ich bin nur mit dem Ergebnis zufrieden. Aber die Punkte nehmen wir gerne mit. Wir werden uns den Mund abwischen und weitermachen.“ Alex Grefer, der aktiv mitwirkende zweite Teil des Wölfe-Trainer-Duos, trug vor allem als umsichtiger Abwehr-Organisator viel zur Stabilität des Tabellenführers bei. „Schön war es nicht“, fand Grefer, „aber darum geht es in einem Derby auch nicht.“ Besonders angetan hatte es ihm dafür, wie respektvoll beide Seiten trotz hohen Einsatzes miteinander umgingen: „So war das eine Werbung für die Stadt und den Handball.“

VfB-Coach Thomas hatte es vorher betont: „Wir wollen gewinnen, müssen es aber nicht.“ Dann fiel in Tobias Reich, dem spielenden Sportlichen Leiter, auch noch ein wichtiger Routinier fürs Derby aus – und es wurde von vornherein noch ein Stück schwieriger. Außerdem liegen die Homberger nach den turbulenten Wochen im Anschluss an den Abstieg aus der Regionalliga Nordrhein mit 6:6 Punkten weiter im Soll, denn sie streben „nur“ den Klassenerhalt hat. Auch der VfB, der kämpferisch eine tadellose Leistung ablieferte, kann sich nun in Ruhe ansehen, was die Konkurrenz anstellt.

VfB Homberg: Denter, Seemann, Wächter – Adrian (3/3), Rohde (1), Thiel (2), Rippelmeier (3), Wink (4), Hochkeppel, Butry, Werner (6/2), Graw, Brunotte (1), Moritz (1).

HC Wölfe Nordrhein: Otterbach, Lenz – Schwarz, Hombrink (4), Y. Kamp (5), Grefer (1), Kryszun (5/4), F. Molsner (1), M. Molsner (1), Rennings (2), J. Kamp (3), Woyt, Singh Toor (1).