3. Liga Nord-West
Fuß gebrochen: Wolter-Pech schockt nicht nur die Panther
Die HSG hätte beim 27:35 gegen den in allen Belangen besseren Longericher SC sowieso keine Chance gehabt. Aber der Handball war plötzlich unwichtig.

Bitterer Abend: Simon Wolter werden die vielen aufmunternden Worte aller Beteiligten kaum getröstet haben. (Foto: Thomas Ellmann)

HSG Bergische Panther – Longericher SC 27:35 (11:20). Die Uhr bleibt bei 41:00 Minuten stehen. Und plötzlich interessiert niemanden mehr in der Halle Am Schwanen, dass die HSG Bergische Panther beim Stande von 17:25 im Heimspiel gegen den Longericher SC gerade vor einem desaströsen Ergebnis steht. Unten im Sechsmeterraum liegt Simon Wolter am Boden, der sich eben mit letztem Einsatz gegen einen Tempogegenstoß der deutlich überlegenen Gäste gestemmt hat – und sofort weiß, dass wieder etwas Ernstes passiert ist. Der Rückraumspieler, der vor Kurzem erst aus einer monatelangen Verletzungspause zurückgekehrt ist (Schambein-Entzündung), muss minutenlang behandelt werden. Erste Diagnose: Fuß gebrochen. Als ihn die Sanitäter auf der Trage aus der Halle bringen, entwickelt sich plötzlich eine Gänsehaut-Atmosphäre. Klar: Alle Handball-Fans begleiten Wolter mit rhythmischem Klatschen auf seinem Weg nach draußen. Und ein paar Longericher drücken ihm mit Worten und Gesten persönlich die Daumen. Kreisläufer Bennett Johnen ist da, auch Gäste-Trainer Andreas Klisch wünscht dem Pechvogel alles Gute. Irgendwann geht es weiter und die Panther kassieren eine Woche nach dem 25:35 bei der SG Schalksmühle Halver Dragons mit dem 27:35 (10:21) die nächste ganz bittere Niederlage. Die Kölner feiern einen für sie wertvollen Sieg, durch den sie mit nun 14:6 Punkten auf den fünften Platz vorrücken, sind aber nachher immer noch geschockt: „Da rückt der Handball in den Hintergrund“, findet Trainer Klisch.

Die Gäste sorgen von der ersten Sekunde an durch einen sehr entschlossen wirkenden Auftritt für klare Verhältnisse und lassen dem konsternierten Kontrahenten beinahe keine Luft zum Atmen. Die von Bennet Johnen überragend organisierte Abwehr testet aus, wie weit sie gehen kann – und packt immer wieder sehr entschlossen zu. Unter anderem deshalb kommt die Achse mit den Routiniers Jens Peter Reinarz (Rückraum) und Max Weiß (Kreis) bei den Hausherren so gut wie gar nicht zur Geltung. In der zwölften Minute nimmt Coach Marcel Mutz seine erste Auszeit, doch besser wird es nach dem 2:6 nicht. Bis zum 6:10 (16.) sieht das Ergebnis für die Gastgeber immerhin einigermaßen erträglich aus, ehe sich die in allen Belangen überlegenen Kölner immer mehr absetzen – 17:8 (26.), 20:11 (30.). Die Panther wirken in vielen Szenen längst sehr ratlos, weil sie vorne oft vor eine Wand zu laufen scheinen. Zu der gehört nicht zuletzt LSC-Keeper Valentin Inzenhofer, der über weite Strecken starke Paraden und insgesamt eine glänzende Leistung zeigt.

Das einseitige Duell scheint aus Sicht der HSG eine normale Geschichte aus dem Bereich Pleiten, Pech und Pannen zu bleiben. „Wir hätten sicher sowieso richtig einen mitgekriegt“, findet Mutz, „das war so ein Tag, an dem nichts richtig funktioniert hat.“ Ein Beispiel dafür: Reinarz verwirft – was eher eine Seltenheit ist – einen Siebenmeter (32.) und mit dem 11:21 (36.) wird der Abstand zum ersten Mal zweistellig. Ein anderes Beispiel: Die Longericher sind in Unterzahl und sie verlieren den Ball, sodass HSG-Keeper Robin Eidenbrod versucht, ins zu diesem Zeitpunkt verwaiste Gehäuse des LSC zu treffen. Sein Wurf geht allerdings ziemlich deutlich rechts vorbei (37.). Die Szene fasst den Abend aus der Sicht der Panther sehr treffend zusammen und sie war unter dem Strich doch nur eine Randnotiz.

Zweikampf: Simon Wolter (rechts) und die Panther bekamen die Longericher um Simon Schlösser nur selten richtig zu fassen. (Foto: Thomas Schmidt)

Dass Simon Wolter überhaupt von Beginn an ran musste, hatte mit Henrik Heider zu tun, der bereits in Schalksmühle nach einem Verkehrsunfall nicht an Bord war und jetzt wegen der Folgen eines Schleudertraumas lediglich zusehen konnte. Ab jener 41. Minute hatten die Panther dann gar keinen Linkshänder mehr für den Rückraum zur Verfügung, sodass Rechtshänder Justus Ueberholz in den rechten Rückraum wechselte – jener Spieler, der ebenfalls gerade erst aus einer langen Verletzungspause zurück ist. Dass er letztlich mit seinen sechs Treffern, überwiegend erzielt nach Einzel-Aktionen, sogar der erfolgreichste Werfer der Gastgeber war, wird für ihn sicher nicht mal ein schwacher Trost sein. Marcel Mutz wollte sich erst später wieder ums rein Sportliche kümmern, das die Panther (13:9 Zähler) jetzt nur noch auf Rang sieben sieht: „Ich fahre gleich ins Krankenhaus.“

Longerich, das zum dritten Mal hintereinander gewann, zeigte sich extrem gut eingestellt und überzeugte zugleich durch eine Menge Tempo und Spielwitz. Später sorgte Klischs Team mit dem von Simon Schlösser sehenswert vollendeten Kempa-Trick zum 32:24 (25.) zudem für das schönste Tor des Abends. Der Spielmacher hätte das Kunststück allerdings liebend gerne eingetauscht, wenn es Simon Wolter was gebracht hätte. Gegner waren beide in diesem Augenblick nicht mehr.

HSG Bergische Panther: Conzen, Eigenbrod, Fuchs – Reinarz (3/3), Blum, Weiß (4), Padeke, Uerberholz (6), Adams (2/1), Hinkelmann (1), Jesussek (4), Wolter (3), Funccius, Zapf (4), Arnaud.

Longericher SC: Ruch, Inzenhofer – Koenen (5), Peters, Duckert, Pyszora, Hartmann (3), Schlösser (6/2), Mestrum (6), Wolf (1), Tomassini (2), Schulz, Johnen (5), Zerwas (3), Dahlke (4), Falkenreck.